Die Aussicht vom Gipfel ist phänomenal. Obwohl der Hohe Kranzberg mit knapp 1.400 Metern nicht der höchste Berg der Umgebung ist, so ist die Aussicht kaum zu toppen. Es fühlt sich an, als könne ich über die gesamten Bayerischen Alpen blicken. Und das nach einer einfachen Wanderung.

Lohnt sich die Wanderung zum Hohen Kranzberg?

Der Hohe Kranzberg ist der Hausberg von Mittenwald im Wettersteingebirge in den Bayerischen Alpen. Obwohl der Name „Hoher“ Kranzberg es vermuten lässt, zählt er mit seinen 1.397 m nicht zu den höchsten Bergen der Umgebung. Dafür hat die Wanderung zum Gipfel dennoch einiges zu bieten.

Knapp 500 Höhenmeter gilt es auf der leichten Wanderung zur hölzernen Hütte am höchsten Punkt zu überwinden. Dabei habt ihr die Wahl, ob ihr den direkten Weg aufsteigt, oder ob ihr es wie wir macht. Denn wir sind einen kleinen Umweg gelaufen und dafür zuerst noch an malerischen Bergseen vorbeigekommen.

Instatipp: Eines meiner liebsten Fotomotive der Tour war am Lautersee. Dort spiegelt sich an windstillen Sommertagen das Wettersteinmassiv in der Wasseroberfläche.

Anreise nach Mittenwald

Von München aus sind es knapp 1,5 Stunden Autofahrt bis zum Ausgangspunkt der Wanderung in Mittenwald. Ihr müsst gar nicht in den Ort reinfahren, sondern folgt der Beschilderung zum Kranzberg Sessellift oder gebt direkt „Parkplatz Hoher Kranzberg“ bei Google Maps ins Navi ein. Vor Ort gibt es einen Parkscheinautomat. Den müsst ihr entweder mit 6 Euro in Münzen füttern, oder ihr nutzt die Bezahlmethode übers Smartphone. Das hat in unserem Fall sehr unkompliziert und ohne Anmeldung funktioniert.

Alternativ könnt ihr natürlich auch mit der Bahn anreisen. Dann solltet ihr vom Hauptbahnhof in München bis zum Bahnhof nach Mittenwald ungefähr zwei Stunden Fahrzeit und weitere 15 Minuten Fußweg zur Talstation des Sessellifts einplanen.

Morgenstimmung über den Dächern Mittenwalds

Startpunkt:Parkplatz Hoher Kranzberg
Höhenmeter:500 m
Strecke:11 km
Dauer:4 Stunden
Beste Reisezeit:April bis Oktober

Der Parkplatz liegt bereits erhöht. Es ist als blickt man von einem Podest auf die Häuser Mittenwalds hinab. Noch liegt der Ort im Schatten. Wir sind das erste Auto am Parkplatz und es liegt eine magische Stimmung in der Luft. Leichte Nebel steigen auf und hüllen die Häuser in einen milchigen Dunst.

Dahinter ragen die imposanten Felswände des Karwendelgebirges empor. Wir blicken geradewegs auf die Westliche Karwendelspitze, die in der Dämmerungsstimmung mit ihrer nächtlich-schwarzen Bergflanke noch riesiger und fast schon bedrohlich wirkt. Doch das düstere Bild wird durch die ersten Sonnenstrahlen aufgeweicht. Denn ganz langsam schiebt sich die Morgensonne über den Bergkamm hinweg und das Licht bahnt sich seinen Weg in Richtung Tal. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre in diesem Moment.

Doch wir wollen wandern. Also reiße ich meinen Blick schweren Herzens los und schultere den Rucksack. Ich bin diesmal mit leichtem Gewicht unterwegs. Die Wanderung ist vorwiegend einfach. So habe ich neben einer Brotzeit und ausreichend Wasser nur eine Windjacke zum Überziehen dabei.

Vorbei am Ferchensee und Lautersee zum Gipfel

Wir folgen einem breiten Weg mit mäßigem Anstieg. Dabei passieren wir eine Ansammlung von Steinen. Die sind teilweise gezielt aufgereiht und an anderer Stelle scheinbar wahllos verstreut. Einige von ihnen tragen Tafeln, die die Herkunft der Felsbrocken beschreiben. So wurden an dieser Stelle Findlinge aus sämtlichen Regionen der Alpen, wie aus dem Pitztal, aus der Silvretta oder aus dem heimischen Wettersteingebirge, zusammengetragen.

Erst die Aussicht, dann der Steingarten. Bisher sind wir noch nicht weit gekommen. Und obwohl wir uns vornehmen, nun zügiger zu wandern, dauert es nicht allzu lange, bis wir wieder rasten. Denn vor uns taucht eine kleine Kapelle auf. Sie liegt auf einem Hügel am Ufer des Ferchensees. Im Inneren und an der Decke ist sie mit der sogenannten Lüftlmalerei verziert, die typisch für die Region ist. So werden auf den Wandflächen biblische Geschichten durch gemalte Szenerien erzählt.

Der See nebenan zieht als nächstes seine Aufmerksamkeit auf sich. Obwohl große Teile noch zugefroren sind, blicken wir vor allem in der Uferregion auf glasklares Wasser. Im Sommer ist das übrigens ein beliebter Badesee. Und er hat sogar Trinkwasserqualität.

Fast noch ein bisschen idyllischer ist der Lautersee, der zunächst folgt. Zumindest wenn man denn Bildern im Internet Glauben schenkt. Denn dann spiegelt sich an Windstillen Tagen die beeindruckende Kulisse des Wettersteinmassivs in der Wasseroberfläche. Das sehen wir leider nicht. Zum Zeitpunkt unserer Wanderung ist der See nämlich noch vollkommen mit Schnee bedeckt. Hier auf 1.013 m Höhe herrscht Ende März noch tiefster Winter.

Ganz Bayern im Blick: Sensationelle Aussicht am Gipfel

Nur wenige Schritte später fühlt es sich gar nicht mehr nach Winter an. Denn ab dem Lautersee geht es steil bergauf und zudem brennt mittlerweile die Sonne von oben herab. Es ist warm, fast schon sommerlich. Sobald ich den Wald verlasse, kommen mir sogar andere Wanderer in T-Shirt und kurzer Hose entgegen. Doch anstatt darüber zu staunen, staune ich lieber über die Aussicht.

Mich trennen nur noch wenige Meter von der Hütte am Gipfel. Vor der Hütte stehen hölzerne Sonnenliegen, die allesamt belegt sind. Wir sind definitiv nicht die einzigen. Doch sobald ich den Blick über die Landschaft hab schweifen lassen, wundert mich das auch nicht mehr. Das Panorama ist gigantisch. Der Hohe Kranzberg zählt wahrlich nicht zu den Riesen der Region. Aber wohl zu den aussichtsreichsten.

Ich lasse den Blick von der Zugspitze, über die Alpspitze und die Wettersteinspitze gleiten, blicke dann auf das Karwendel mit der Westlichen Karwendelspitze und weiter bis zur Soiernspitze. Weiter im Hintergrund kann ich die Bayerischen Voralpen sehen. Dort liegen Benediktenwand, Herzogstand und Heimgarten. Es fühlt sich fast so an, als könne ich über die gesamten Bayerischen Alpen, oder gar über ganz Bayern blicken.

Fazit

Es ist natürlich nicht so, dass man vom Hohen Kranzberg komplett über Bayern sehen kann. Die Aussicht ist dennoch phänomenal und nur die Krönung einer schönen Wanderung. Schon der Weg lohnt sich. Plant ein bisschen mehr Zeit ein. Im Hochsommer lohnt es sogar, Schwimmsachen einzupacken, um sich anschließend abzukühlen. Denn für den Rückweg könnt ihr entweder wieder über die Seen absteigen, oder den direkten Weg zurück zum Ausgangspunkt wählen.

Allerdings solltet ihr euch darauf einstellen, euch das Gipfelerlebnis mit anderen Wanderern zu teilen. Die gute Aussicht gepaart mit dem schnellen Anstieg zieht nicht nur Urlauber, sondern auch Einheimische nach der Arbeit an. Um möglichst viel Ruhe zu haben, solltet ihr also zumindest die Wochenenden meiden und – falls möglich – abseits der Ferienzeit unterwegs sein.

Lage


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