Mystische Natur, ins Meer abfallende Klippen – süße kleine Badebuchten, in denen Fischerboote liegen. Und das alles direkt vor den Toren einer Großstadt! Der Nationalpark Calanques ist weltweit einzigartig und nur wenige Kilometer der südfranzösischen Metropole Marseille entfernt. Nicht umsonst gelten die vielen Buchten – oder Calanques, wie sie in Frankreich heißen – zwischen Marseille und Cassis als der schönste Küstenabschnitt an der Côte d’Azur. Wir verraten euch, wie ihr sogar ohne Auto hinkommt und welche Tour besonders empfehlenswert ist.

Lohnt sich eine Wanderung im Nationalpark Calanques?

Die Frage ist hier nicht, ob sich eine Tour durch den Nationalpark lohnt, sondern eher: welche? Die Calanques sind wirklich beeindruckend. Die fjordähnlichen Buchten im Kalkgestein des Mittelmeers, gelten als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Südfrankreich. Gute 20 Kilometer erstreckt sich das Massif de Calanques mit seinen Kalksteinklippen von der Kleinstadt Cassis bis an den Stadtrand von Marseille, nach Paris Frankreichs zweitgrößte Stadt. 

Die Calanques sind im Jahr 2012 zum Nationalpark gemacht worden, um die Tier- und Pflanzenwelt, trotz des Tourismus und der Fischerei in der Region, besser schützen zu können. Seitdem sind die Calanques der zehnte Nationalpark in Frankreich. Besonders ist vor allem, dass der Nationalpark eine deutlich größere Meeres- als Landfläche umfasst: rund 140.000 Hektar Meer stehen 87.000 Hektar Wald, Felsen und Buschland gegenüber.

Um die Calanques mitsamt den umwerfenden Buchten kennenzulernen, empfehle ich euch eine Wanderung von Luminy aus, einem Stadtteil am Rande von Marseille, zur Calanque de Morgiou.

Fototipp: Die schönsten Bilder auf der Tour macht ihr am kleinen Hafen der Calanque de Morgiou und wenige Meter weiter von der Anhöhe! Vom Hafen aus geht es eine Steintreppe nach oben. Von dort aus bekommt ihr die Bucht, den Hafen und ein bisschen Landschaft auf euer Foto.

Anreise zum Nationalpark Calanques an der Côte d’Azur

Lage:zwischen Marseille und Cassis
Anreise:Buslinie B1 ab Metrostation Castellane
Strecke:8 km
Höhenmeter:300 hm
Gehzeit:ca. 2 Std.

Unsere Tour hat gleich drei Vorteile: Zum einen reicht sogar schon ein halber Tag aus, um sie zu schaffen. Zum anderen kommt ihr sowohl von Marseille als auch von Cassis mit öffentlichen Bussen relativ schnell hin. Außerdem ist die Wanderroute nicht sonderlich stark frequentiert, dafür, dass sie so gut erreichbar ist.

Von Marseille aus ist die Anfahrt besonders leicht: von der Metrostation Castellane aus fährt die Buslinie B1 ohne Umstieg bis zur Haltestelle Luminy PN des Calanques. Die Fahrt dauert etwas weniger als eine halbe Stunde. Die Station Castellane wiederum wird von beiden U-Bahnlinien (M1 + M2) in Marseille angefahren. Wenn ihr eine Wochen- oder Tageskarte für den ÖPNV habt, ist die Fahrt sogar schon inklusive, weil Luminy noch zum Stadtgebiet von Marseille gehört.

Von Cassis aus gibt es die Möglichkeit, mit der Buslinie L 078 ab Belsunce zunächst bis Valmante zu fahren und von dort aus weiter mit der Linie B1 bis zur Haltestelle Luminy PN des Calanques. Trotz des Umstiegs dauert die Fahrt auch von Cassis aus gerade mal 40 Minuten. Von der Bushaltestelle aus sind es nur wenige Meter zum Gate in den Nationalpark. Alternativ ist natürlich auch eine Anreise mit dem Auto möglich. Kostenlose Parkplätze gibt es genug.

Badesachen, Picknick und viel Wasser mitnehmen

Ich rate euch, die Tour gleich in der Früh oder am Vormittag zu starten, idealerweise an einem trockenen Tag im Sommer. Am besten frühstückt ihr nochmal ausgiebig in eurem Hotel und macht euch dann auf den Weg nach Luminy. Spätestens am Mittag solltet ihr aufbrechen. Bedenkt, dass es sich bei den Calanques um weitgehend unberührte Natur handelt. Es gibt keine Beleuchtung an den Wegen. Entsprechend solltet ihr unbedingt vor Sonnenuntergang wieder im Bus sitzen. Wir raten auch davon ab, die Tour allein zu machen, damit ihr euch bei den Abstiegen gegenseitig stützen könnt, falls erforderlich. Es gibt nämlich keine Geländer.

Auch Einkehrmöglichkeiten: Fehlanzeige. Es ist also wichtig, dass ihr mit einem Rucksack unterwegs sein. Darin solltet ihr definitiv mindestens zwei Liter Wasser pro Person haben, lieber mehr! Ansonsten empfehlen wir euch ganz klar eine kleine, französische Brotzeit als Stärkung für zwischendurch: Baguette, Käse, Salami oder Hummus – je nachdem wonach euch der Sinn steht. Am kleinen Strand der Calanque de Morgiou werdet ihr Gelegenheit finden, euer Picknick auszupacken und in schönster Umgebung zu genießen.

Die Wege sind teilweise sehr steil. Ihr werdet schwitzen. Wählt also luftige Kleidung. Darüber hinaus ist festes, geschlossenes Schuhwerk mit Profil absolut notwendig. Flip-Flops oder Sandalen sind nicht geeignet, auch weil immer wieder Steine aus dem Boden ragen und ihr in rutschiger Umgebung Gefahr lauft, euch ordentlich anzustoßen. Auch wenn die Funkverbindung im Nationalpark an den meisten Stellen gut ist: schaut, dass ihr die Route vorher herunterladet, dann kann nichts passieren.

Auf keinen Fall solltet ihr eure Badekleidung und ein Handtuch vergessen. Die Abkühlung im Meer tut wahnsinnig gut. Außerdem würde euch etwas entgehen, denn das Baden in der idyllischen Bucht ist wirklich etwas ganz Besonderes. 

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Zirpende Zikaden im Calanques Nationalpark

Wenn ihr mit dem Bus angekommen seid, lauft ihr leicht bergauf. Die Bäume und das Grün könnt schon beim Ausstieg sehen. Auf der linken Seite neben dem Gehweg findet ihr einen schönen, kleinen Brunnen aus weißem Kalkstein. Dort könnt ihr eure Trinkflaschen bei Bedarf nochmal ordentlich auffüllen. Wenige Meter weiter kommt ihr zum Gate. Direkt davor steht eine Tafel mit Infos zum Nationalpark. Darauf findet ihr auch eine Karte mit den Wanderrouten und den verschiedenen Calanques. Auch unsere Route zur Calanque de Morgiou ist eingezeichnet. Nachdem die Beschilderung im Nationalpark durchaus zu wünschen übrig lässt, macht es Sinn, die Tafel sicherheitshalber abzufotografieren und euch wenige Meter nach dem Eingang eine der kostenlosen Karten mitzunehmen.

Mich hat der Calanques Nationalpark von Anfang an in seinem Bann gezogen: das omnipräsente, laute Zirpen der Zikaden im Sommer hat eine sehr entspannende Wirkung. Ich fühle mich schon nach wenigen Metern wie in einer anderen Welt. In den Bäumen nisten die verschiedensten Vogelarten, die ebenfalls in das Konzert mit den Zikaden einstimmen. Die Sonne spitzt bisher nur zaghaft hinter einer größeren Wolke hervor, aber kündigt schon mal einen warmen Tag an – perfekt zum Baden.

Wanderung zur Bucht der Calanque de Morgiou

Die Tour beginnt auf einem relativ breiten, lehmigen Weg. Lasst euch davon nicht täuschen: schon nach kurzer Zeit wird die Strecke verschlungen, steiler und steiniger. Wenn sich der Weg zum ersten Mal gabelt, müsst ihr euch rechts halten und dem Wegweiser zur Calanque de Morgiou folgen. Anschließend ist der Weg erstmal selbsterklärend.

Nachdem ihr den breiten Weg verlassen habt, geht es nur noch bergab und die Wege werden zunehmend schmal. Passt auf, dass ihr immer mit eurer Gruppe zusammenbleibt und einander beim Abstieg helfen könnt. Ihr steht jetzt mitten in den mit Bäumen bewachsenen Kalkfelsen. Genießt den Ausblick, den ihr über die felsige, aber sehr grüne Landschaft habt.

Die Beschaffenheit der Wege verändert sich ständig. Während sie erstmal noch erdig-lehmig sind, bestehen sie später aus Schotter oder ihr lauft auf blankem Felsen auf abschüssigem Gelände.

Wenn ihr den teils steilen und steinigen Abstieg hinter euch gebracht habt, biegt ihr links auf einen gepflasterten Weg ein, der durch einen kleinen Fischerort führt. Einer der Bewohner zeigt mir den Weg und deutet auf den Hafen am Ende der Siedlung. Hier liegen die Boote der Fischer. Ihr seid in der Bucht der Calanque de Morgiou angekommen. Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter bis zum Strand.

Abkühlung im türkisfarbenen Wasser

Bevor ihr am Hafen links die Treppe hochsteigt, lohnt es sich kurz innezuhalten und den Blick ein bisschen schweifen zu lassen. Wenn ihr zurückschaut, könnt ihr sehen, welchen Abstieg ihr vollbracht habt, aber auch, was noch vor euch liegt, denn der Weg zurück ist exakt derselbe und es gibt keine gute Alternative, wenn ihr auch wieder mit dem Bus zurückfahren möchtet.

Der Fotospot oberhalb des Hafens, nachdem ihr die Treppe hochgestiegen seid, ist wirklich ein Traum! Mich fasziniert vor allem, wie sich die Bäume teilweise jahrzehntelang einfach so auf den Klippen halten können, ohne dabei richtig angewurzelt zu sein.

Von der Anhöhe aus, seht ihr schon den kleinen Strand, den ihr über eine Treppe links erreichen könnt. Überlegt euch, ob ihr das Picknick schon hier oben auspacken wollt oder ob ihr es direkt am Wasser genießen möchtet. Die Kiesel am steinigen Strand gehen in hellblaues Wasser über. Bevor wir das Essen aus dem Rucksack holen, können wir es nicht erwarten, uns abzukühlen und gehen erstmal eine Runde schwimmen.

Baden in einer der schönsten Buchten Frankreichs

Das Meer ist auch im Sommer hier sehr erfrischend und kühler als weiter Richtung Marseille. Nach der kräftezehrenden Strecke ist das genau das Richtige. Weil das Wasser wirklich außergewöhnlich klar ist, erkenne ich schon von oben, wo unter Wasser größere Felsen zu erwarten sind.

Nach der Schwimmeinlage schmecken mir das knusprig-frische Baguette sowie Salami und Käse ganz besonders gut. Ich habe eine gepolsterte Decke dabei. In Anbetracht der steinigen Umgebung eine Wohltat, sich da drauf setzen zu können. Alternativ gibt es aber auch einige größere Felsen, auf die ihr euch auch ohne Unterlage gut setzen könnt, um zu picknicken.

Nach etwa einer Stunde breche ich auf und mache mich auf den Rückweg zum Eingang des Nationalparks in Luminy. Den Müll müsst ihr wieder mitnehmen, weil es im Park keine Mülleimer gibt. Die findet ihr dafür an der Bushaltestelle. Auch wenn ihr jetzt den Anstieg nach oben zu bewältigen habt: Mir ist der Rückweg leichter gefallen! Der Tau ist weg, es ist deswegen weniger rutschig und das steile Gelände ist in diese Richtung irgendwie einfacher zu bewältigen.

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Fazit

Die Wanderung im Nationalpark Calanques war das persönliche Highlight meiner Provence-Côte d’Azur-Reise. Die Landschaft ist wirklich etwas ganz Besonderes und gerade wenn ihr vorher in Marseille oder Nizza unterwegs wart, tut die Ruhe und Abgeschiedenheit wahnsinnig gut. Ihr werdet beeindruckt sein, wie glasklar das Wasser in den Calanques ist, obwohl mit Marseille die nächste Großstadt nur wenige Kilometer entfernt ist.

Die Tour in den Calanques lässt sich gerade im Juli wunderbar mit einer Tour durch die Lavendelfelder in der angrenzenden Provence verbinden. Wenn ihr interessiert seid, lohnt sich ein Abstecher ins nahegelegene Aix en Provence. Von der Tourist-Info der äußerst sehenswerten Kleinstadt starten die meisten geführten Lavendeltouren der verschiedenen Anbieter.

Lage

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