Epischer und poetischer kann man ein Opernhaus wohl nicht gestalten: Auf dem Theaterplatz in der Dresdner Altstadt wacht König Johann auf seinem Ross mit Blick in Richtung Hofburg. Hinter ihm erhebt sich über der bogenförmigen Tür eine gewaltige Quadriga. Dionysos und Ariadne werden darauf von vier schwarzen Panthern gezogen. Rechts und links des Eingangs sitzen Goethe und Schiller, ein wenig weiter Shakespeare und Molière. Die Szenerie ist gigantisch. Komm mit zu meinem Besuch in die Semperoper, das bedeutendste Opernhaus Deutschlands!

Lohnt sich ein Besuch der Semperoper in Dresden?

Ein Gebäude in der Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen hat es wahrlich zu Weltruhm geschafft – die Semperoper gilt als eines der schönsten Opernhäuser der Welt. Das finden zahlreiche Touristen auch, weshalb schon auf dem Theaterplatz ein ständiges Kommen und Gehen herrscht. Hier befindet sich auch einer der Top-Fotospots in Dresden, da das Gebäude in einer bekannten Bier-Werbung zu sehen ist.

Die Oper in Dresden blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Erbaut wurde sie von 1871 bis 1878 im Neorenaissancestil von Architekt Gottfried Semper. Hier wurden zahlreiche Stücke von Richard Strauss, Carl Maria von Weber und Richard Wagner uraufgeführt. Auch für mich ist der Besuch eine Premiere, denn ich habe zum ersten Mal Karten für ein Opernstück.

Geschichte der Semperoper im Überblick

Die Oper in Dresden blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 1548 gründete Kurfürst Moritz von Sachsen die Sächsische Staatskapelle. 1667 errichtete man ein Opernhaus auf dem Theaterplatz im Zentrum der Altstadt, in dem diese spielen konnte. 1817 gründete Carl Maria von Weber den Sächsischen Staatsopernchor. Irgendwann musste schließlich ein neues Haus her, und Gottfried Semper vollendete 1841 den ersten Bau der Semperoper an der Stelle, wo heute das König-Johann-Denkmal steht. Leider fiel dieser bereits 1869 einem Feuer zum Opfer.

Weil der Kulturszene Dresdens ihre Oper jedoch sehr am Herzen lag, errichtete man bereits wenige Wochen später ein Interimstheater aus Holz, von den Dresdnern liebevoll „Bretterbude“ genannt. In dieser wurde bis 1877 regulär gespielt. 1878 wurde schließlich der neue Bau, so wie er heute zu sehen ist, fertiggestellt.

Wie die gesamte Dresdner Altstadt wurde auch die Semperoper in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges durch Bomben fast vollständig zerstört, und es dauerte 40 Jahre, bis sie 1985 mit der Aufführung von Webers „Der Freischütz“ wieder eröffnet werden konnte. Glücklicherweise kann man sie heute genauso sehen, wie Gottfried Semper sie geplant hatte, denn man fand alte Vorlagen und Originalpläne und konnte das Haus detailgetreu restaurieren.

Fototipp: Die besten Fotos ohne viele Touristen vor dem Gebäude kannst du am Morgen und in den Vormittagsstunden aufnehmen. Abends ist der Theaterplatz zwar gut gefüllt, aber das Gebäude ist aufgrund der Illumination noch fotogener.

Anreise zur Semperoper

Lage:Theaterplatz, Dresden
Anreise:ÖPNV
Kapazität:1.300 Sitzplätze
Kleidungsstil:leger bis elegant
Besonderheit:bedeutendstes Opernhaus Deutschlands

Die Straßenbahnlinie 8 (Richtung Hellerau) führt vom Hauptbahnhof zum Theaterplatz. Ab der Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof-Nord fährt die S9 (Richtung Kaditz). Mit der S11 (Richtung Zschertnitz) gelangt man vom Bahnhof Dresden-Neustadt bis zum Postplatz. Von hier ist es nur ein kurzer Spaziergang zur Oper.

Wenn du Eintrittskarten für die Oper hast und diese das VVO-Logo tragen, berechtigen sie im Rahmen des Vorstellungsbesuches zur Nutzung des gesamten öffentlichen Nahverkehrs im Gebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO). So musst du kein extra Ticket für den Stadtverkehr kaufen.

Mit dem Auto gelangt man über die A4 nach Dresden. Wenn du die Ausfahrt „Altstadt“ nimmst, ist es nicht mehr weit bis zur Oper. In der historischen Altstadt ist das Parken grundsätzlich verboten. Allerdings gibt es mehrere Parkhäuser, unter anderem eines direkt hinter der Semperoper.

Kleiderordnung in der Semperoper

Die Zeiten, in denen nur ältere Herrschaften und Damen in Abendrobe die Oper besuchen, sind vorbei. Ordentlich gekleidet, kann man durchaus auch leger in Jeans zur Aufführung gehen. Laut Kleiderordnung sollte die Bekleidung angemessen sein.

Feine Abendkleider und Smokings sind vor allem bei Premieren und Galaveranstaltungen angesagt. Dennoch spricht die Semperoper grundsätzlich von einer „festlichen Atmosphäre“. Die Garderobe in der Oper ist übrigens kostenlos.

Erstaunliche Führung durch die Semperoper

Beim Betreten des Opernhauses verschlägt es mir die Sprache. So viele Einzelheiten, Fresken, Gold, Samt, Marmor und Holz habe ich noch nie zuvor gesehen. Vor der Aufführung habe ich eine Kurzführung gebucht und werde von einer kompetenten älteren Dame mit einer kleinen Gruppe durch das Haus geführt.

Sie erklärt, dass all der Marmor gar kein Marmor ist und all das Holz gar kein Holz. Ungläubig blicke ich auf die Wände und Säulen. Tatsächlich wäre das viel zu teuer gewesen, weshalb Semper damals bereits Kunstmaler engagierte, die mit einer speziellen Technik, in unzähligen Arbeitsschritten und Schichten, die Marmor- und Holzmuster aufmalten.

Unglaublich, wie täuschend echt es wirkt! Eine besondere Herausforderung bei der Restaurierung war es schließlich, auch Künstler zu finden, die in der Lage waren, die alten Zeichnungen zu lesen und handwerklich umzusetzen. Es ist ihnen gelungen!

Wir gehen durch das Haus, von unten nach oben, betrachten Stuck, Decken- und Wandgemälde und können uns nicht sattsehen. Schließlich öffnet sich der Saal. 1.300 Gäste haben hier Platz. Ringsum sitzt man auf vier Rängen. In der Mitte thront die Königsloge. Auch im Saal ist alles reich verziert und über allem schwebt ein 1,9 Tonnen schwerer Kronleuchter. Schon wieder bin ich sprachlos!

Von jedem einzelnen Platz aus hat man einen perfekten Blick auf die Bühne, die 34 m hoch ist und eine Gesamtbühnenfläche von 1.643 m² hat, inklusive Hinter- und Seitenbühne. Damit ist die Bühne sogar noch größer als der Besucherraum. Herr Semper dachte damals schon in ganz anderen Dimensionen – ein wahrer Pionier. Ich bin stark beeindruckt und äußerst gespannt auf die bald beginnende Aufführung.

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Oper für Anfänger

Endlich ist es so weit. Das Licht geht aus. Prinz Tamino betritt die Bühne, kurze Zeit später erscheint der Vogelfänger Papageno. Ich habe mich bei meinem allerersten Opernbesuch für „Die Zauberflöte“ entschieden. Die Handlung ist nachvollziehbar, Mozarts Musik ist eingängig und nicht allzu schwere Kost. Das traue ich mir zu, zumal ich unsicher bin, ob mir diese Art der Musik tatsächlich gefallen kann.

Zugegeben: Für jemanden, der noch niemals in der Oper war, sind die ersten Minuten eine kleine Herausforderung. Die Art und Weise zu singen ist anfangs befremdlich, und ich verstehe nicht allzu viel von den Texten. Zum Glück habe ich mich vorher mit der Handlung vertraut gemacht. Doch nach und nach kann ich mich darauf einlassen und finde Gefallen daran.

Ich fiebere mit, bin gerührt und lache über Papagenos Scherze. Dann erscheint die Königin der Nacht in einem schwarz-glitzernden Kleid, das so pompös ist, dass es aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Sie singt eine Arie, die für Gänsehaut sorgt. So extrem hoch, so extrem voluminös und so laut, dass man meint, sie müsse irgendwo ein Mikrofon versteckt haben. Doch hier wird nicht mit Tricks gearbeitet.

Tatsächlich sind die spezielle Konstruktion der Ränge und der Einsatz von muschelförmigen Ornamenten verantwortlich für die unvergleichliche Akustik. Und natürlich die ausgewählten, weltweit renommierten Künstler, die hier auftreten. Ich bin fasziniert. Die Königin der Nacht, obwohl sie die Böse in der Geschichte ist, trifft mich mitten ins Herz!

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Fazit

Ich kam mit zahlreichen Zweifeln angesichts der Opernaufführung und saß beim Applaus am Ende mit Tränen in den Augen im Saal. Mich hat die Semperoper überzeugt und berührt. Ich kann dir also nur raten: Trau dich! Wem die Abendveranstaltungen zu fein sind, der hat die Möglichkeit, am Nachmittag eine Familienvorstellung ganz ohne Zwänge und Konventionen zu besuchen, so wie auch ich es getan habe. Die im Rahmen einer Aufführung kostenlos zubuchbare Führung solltest du dir dabei nicht entgehen lassen.

Und wenn du einmal in Dresden bist, besuche unbedingt die Frauenkirche. Bei einem Kuppelaufstieges hast du von oben einen wunderbaren Blick über Dresden bis zu den Weinbergen am Elbufer.

Lage

Praktische Links

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