Das Purtschellerhaus liegt in den Berchtesgadener Alpen. Und weil wir hier in direkter Nachbarschaft zu Österreich sind, kommt es ziemlich oft vor, dass eine Staatsgrenze auf einem Berg verläuft. Das ist also nichts Besonderes. Eine Berghütte mit einer Terrasse in Deutschland und einer in Österreich, aber schon. Und so genieße ich heute hier oben eine Brotzeit mit Grenzerfahrung.

Lohnt sich die Wanderung zum Purtschellerhaus?

Die Sonne strahlt bereits über den Gipfeln der Berchtesgadener Alpen, als meine Mutter und ich uns auf den Weg machen. Für sie ist diese Wanderung auch eine Reise in die Vergangenheit, zurück in die Zeit, als sie als kleines Mädchen mit ihren Eltern, also meinen Großeltern, hier Urlaub machte. Das Purtschellerhaus ist auch für sie etwas ganz Besonderes: „Ich war so begeistert, dass da eine Linie durchs Haus führte und ich mit einem Bein in Österreich stehen konnte und mit dem anderen Bein in Deutschland.“

Das Haus, welches auf Ausläufer des Hohen Gölls auf knapp 1.700 Metern liegt, ist nicht nur Stützpunkt für eine Wanderung auf den Hohen Göll, sondern auch schönes Ziel für eine Halbtages-Wandertour. Oben muss man sich entscheiden: Bier in Bayern, oder in Österreich?

Fototipp: Wenn ihr beim Purtschellerhaus ein bisschen höher aufsteigt, habt ihr einen tollen Blick auf die Terrasse und die mächtigen Bilder drum herum. Besonders schön ist das natürlich, wenn es dämmert (dafür solltet ihr aber in der Hütte übernachten).

Anreise zur Klaushöhe nach Berchtesgaden

Strecke:5 Kilometer
Gehzeit:2:45 Std.
Höhenmeter:489 Höhenmeter
Einkehrtipp:Purtschellerhaus
Besonderheit:Haus in zwei Ländern

Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, startet in der Regel am Berchtesgadener Hauptbahnhof. Von München aus erreichst du den mit einem Umstieg in Freilassing. Nimm dann den Bus Nr. 838, in Richtung Berchtesgaden-Hinterbrand und steige an der Haltestelle Klaushöhe aus.

Wenn du von München aus mit dem Auto kommst, folge der Autobahn Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall. Fahre dann weiter nach Berchtesgaden und folge den Schildern Richtung Kehlstein & Obersalzberg.

Nimm die Rossfeldpanoramastraße und biege dann rechts ab auf die ‚Panoramastraße Südauffahrt‘ (Maut ca. 8€), fahre weiter bis zur Enzianhütte und parke dort am Straßenrand. Von dort aus kannst du deine Wanderung beginnen. Beachte: Dieser Weg ist etwas kürzer als bei der Anreise mit dem ÖPNV. Du kannst daher das erste Stück in der Tourenbeschreibung überspringen.

Aufstieg bis zum Perlerkaser durch malerischen Wald

Unsere Wanderung beginnt an der Klaushöhe. Nach einer kurzen Strecke entlang der Straße biegen wir rechts ab und folgen einem Kiesweg bergauf. Links von uns plätschert ein Bach. Diesen überqueren wir und wandern dann durch einen malerischen, naturbelassenen Wald.

Meine Mutter entdeckt Pilze, eine Leidenschaft von ihr. Die letzten Wochen waren allerdings eher trocken; deshalb erwartet sie heute keine große Ausbeute und hat weder einen Korb noch ein Pilzmesser dabei.

Nach etwa zwanzig Minuten Waldweg erreichen wir die Brotzeit-Hütte Perlerkaser mit einem atemberaubenden Blick auf das Bergpanorama. Doch wir machen keine Pause, sondern gehen weiter. Die Pause kommt dann an der Enzianhütte, wo der Berchtesgadener Bergbrenner manchmal die dunkelblauen Blüten zu Schnaps verarbeitet. Aktuell ist aber alles zu.

Wir schauen uns durch die geschlossenen Fenster die rustikale Einrichtung an und setzen uns dann auf die sonnige Bank vorm Haus, um unsere Butterbrote zu genießen. Für die Autofahrer befinden sich übrigens hier die Parkmöglichkeiten.

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579 Treppenstufen zum Purtschellerhaus

Nach der Enzianhütte folgt eine breite, geteerte Forststraße und nach dreißig Minuten erreichen wir den Eckersattel. Jetzt sind wir schon an der österreichischen Grenze! Hier gibt es ein kleines Gipfelkreuz und mehrere mögliche Wege, darunter rechter Hand gleich zwei zum Purtschellerhaus.

Wer wie ich einen Rundweg gehen möchte, sollte auf dem deutschen Weg aufsteigen und auf dem österreichischen wieder herunterkommen. Wer nur eine Strecke geht, etwa bei der sehr herausfordernden Überquerung des Hohen Göll, sollte besser den österreichischen Weg nehmen, da dieser schöner ist.

Auf deutscher Seite wird es jetzt erstmal steil, denn hier geht es die Treppe hoch. Wir zählen die Stufen; meine Mutter kommt auf 579. Das ist ganz schön zäh… aber dann erreichen wir endlich das auf 1.692 Metern gelegene Purtschellerhaus.

Die Hütte, die sich am Fuße des Hohen Gölls befindet, ist zweigeteilt: Die österreichische Seite ist komplett holzvertäfelt, während die deutsche Seite teilweise aus Stein besteht. Die Grenze verläuft tatsächlich mitten durch das Haus, genau wie meine Mutter es erinnert

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Das Bild zeigt eine idyllische alpine Landschaft mit Blick auf den Untersberg und die dahinterliegende Stadt Salzburg. Im Vordergrund erstrecken sich grüne Hügel und Hänge, die mit zahlreichen Nadelbäumen bestückt sind. Mehrere Wanderwege schlängeln sich durch die Szenerie. Der blaue Himmel wird von einigen weißen Wolken über den Gipfeln verziert. Im Hintergrund erhebt sich der majestätische Untersberg, dessen felsige Oberfläche durch den Lichteinfall markante Schatten wirft. Unterhalb des Berges breitet sich das flachere Land aus, wo Salzburg als Siedlungsraum erkennbar ist, der durch seine Bebauung und die weiten, offenen Flächen charakterisiert ist.
Blick vom Purtschellerhaus auf Salzburg ©Martin Erdniss

Im Purtschellerhaus gibt’s hauptsächlich Tagestouristen

Im Purtschellerhaus gibt es hauptsächlich Tagestouristen. Es gibt zwei Terrassen. Platz finden Mama und ich auf der österreichischen Seite. Die Hütte lebt vor allem vom Tagestourismus, erzählt uns Hüttenwirt Sigi Hinterbrandner.

„Bei uns übernachten eigentlich nur solche, die eine weite Anreise haben. Oder, was auch gern genutzt wird bei uns, ist die Übernachtung mit Kindern, weil es einfach leicht erreichbar ist. Das ist halt oft ein Reiz oder Anreiz für Eltern mit Kindern, dass sie den Kindern mal zeigen, wie so eine Hüttenübernachtung funktioniert.“

Wer über den Hohen Göll geht, macht das in der Regel in einem Tag. Der 2.522 Meter hohe Berg ist berüchtigt. Hier kommen jedes Jahr Bergsteiger ums Leben, sagt Hinterbrandner: „Wir kriegen’s leider Gottes sehr oft mit. Es ist eigentlich fast jede Woche was los.“ Der Hohe Göll ist sehr anspruchsvoll und man sollte schon ein bisschen Bergerfahrung mitbringen, wenn man ihn besteigen will.

Zwei Terrassen in zwei Ländern am Purtschellerhaus

Da bleiben wir doch lieber hier. Die Grenze verläuft tatsächlich mitten durch das Haus. Hinterbrandner erzählt uns auch, wie es eigentlich zu der ungewöhnlichen Position kam: Das Haus wurde um 1900 von der Sektion Sonnenberg aus Thüringen gebaut und im Laufe der Jahre immer wieder erweitert. Damals wusste man anscheinend noch nicht so genau, wo der genaue Grenzverlauf ist. Bei Nachmessungen hat man dann festgestellt, dass die Grenze mitten durchs Haus geht.

Wir bleiben noch eine Weile auf der Terrasse sitzen, genießen den Bergblick, den fantastischen Kaiserschmarrn und die Gesellschaft der anderen Wanderer. Dann geht’s auf österreichischer Seite wieder nach unten. Ich habe ja so meine Zweifel, dass das Mamas letzte Tour zum Purtscheller Haus gewesen ist.

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Fazit

Ich habe ja schon öfter gesagt, dass ich Rundtouren liebe. Die Wanderung zum Purtschellerhaus hat sich wunderbar in unseren Berchtesgaden-Urlaub eingefügt: Sie ist nicht zu lang, eher gemütlich und damit ideal für einen Verschnauf-Tag. Und sie ist natürlich ein absolutes Highlight, denn viele Hütten auf der Grenze gibt es schließlich nicht!

Wenn euch die knapp drei Stunden zu kurz sind und ihr genug Bergerfahrung mitbringt, könnt ihr natürlich überlegen, im Purtschellerhaus nur einen Stopp zu machen und danach den Hohen Göll zu überqueren.

Lage

Praktische Links

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