Kaum zu glauben, aber die Westmännerinseln fühlen sich wie Island in Miniatur an. Sie liegen südlich der Südküste von Island, nur etwa 40 Fährminuten vom Festland entfernt. Obwohl es insgesamt 15 Inselchen gibt, ist nur die größte davon, Heimaey, bewohnt. Sie ist auch das beliebteste Reiseziel für Touristen und bietet vielseitige Attraktionen. Dazu gehören ein zu besteigender Vulkan, der die jüngere Inselgeschichte prägt, spektakuläre Klippenwanderwege und einige Monate im Jahr Papageientaucher-Kolonien.

Lohnt sich ein Besuch der Westmännerinseln?

Während es auf dem isländischen Festland gerade im Sommer voll wird, verirren sich weitaus weniger Reisende auf die Westmännerinseln. Dabei ist die gut 13 km² große Hauptinsel, Heimaey, in nur 40 Minuten mit der Fähre vom Hafen Landeyjahöfn zu erreichen. Heimaey ist ein Paradies für Outdoorfans, voller Wanderwege mit Weitblick über die Insel samt ihrer markanten grünen Felsen.

Die spektakulärste Wanderung führt auf den Vulkan Eldfell, der 1973 ausbrach und dessen Lava einen Teil des Inseldorfes unter sich begrub. Und nicht nur das: Zwischen etwa Mitte April und August kann man auf den Westmännerinseln Papageientaucher beobachten, denn dort befindet sich die angeblich größte Papageientaucher-Kolonie der Welt.

Fototipp: Auf Heimaey gibt es nicht nur einen, sondern sogar zwei Top-Spots zum Fotografieren: Einer ist von der Spitze des Felsens Heimaklettur, mit Blick über die gesamte Insel, darunter der Hafen von Heimaey und der Vulkan Eldfell im Herzen der Insel. Der zweite wunderschöne Fotospot befindet sich auf dem Vulkan Eldfell selbst. Er ist deshalb so besonders, weil die Aussicht von dort in den Krater, über das Vulkangestein bis ins Tal und über die grüne Felsenlandschaft der Westmännerinseln reicht.

Anreise nach Heimaey

Lage:an der Südküste Islands
Anreise:per Fähre ab Landeyjahöfn
Must-Do:Besteigung Vulkan Eldfell
Einwohner:4.000
Must-See:Fels- und Vulkanlandschaft

Die Anreise auf die Westmännerinseln erfolgt immer auf die Hauptinsel Heimaey. Von dort gibt es organisierte Bootstouren rund um einige der anderen unbewohnten Inselchen. Nach Heimaey gelangt man mit der Fähre ab dem Hafen Landeyjahöfn an der isländischen Südküste – Dauer ca. 40 Minuten. Alternativ gibt es Direktflüge ab Reykjavik.

Wer Island über die Straße 1 (Ringstraße) rund um die Insel erkundet, ist von der Ringstraße in nur wenigen Kilometern in Landeyjahöfn an der Südküste und kann den Mietwagen sicher am Hafen parken – sei es für einen Tag oder mehrere Tage (um die Insel Heimaey wirklich zu erkunden, lohnen sich 2–3 Übernachtungen). Aber Achtung: Falls starker Sturm mit hohem Seegang aufkommt, fahren die Fähren nicht mehr und der Inselurlaub verlängert sich notgedrungen!

Wetterplanung & wasserfeste Kleidung

Um die Westmännerinseln bzw. Heimaey zu besuchen, sind vor allem zwei Dinge wichtig: Erstens sollte man genug Zeit mitbringen, falls das Wetter, das auf Island bekanntlich besonders schnell umschlägt, Fährfahrten unmöglich macht. Deswegen empfiehlt es sich, ein oder zwei Tage mehr einzuplanen, falls man später als gewünscht auf die Insel übersetzt oder von dort zurückkommt.

Zweitens gehört ausreichend wasserfeste Kleidung ins Gepäck, wie wasserfeste Schuhe – am besten gute Wanderschuhe – sowie Regenkleidung. Die Westmännerinseln werden nämlich häufig von Regenschauern heimgesucht.

Wer auf Heimaey wandern möchte, was sich nahezu aufdrängt, sollte die übliche bequeme Wanderkleidung sowie festes Schuhwerk dabeihaben, denn die teils felsigen Wege können gerade bei Nässe anspruchsvoll werden. Warme Kleidung sollte man ebenfalls dabeihaben, da es auf Heimaey oft frisch ist.

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Auf Heimaey bestimmt das Wetter den Tag

„Heute ist mal kein Wind, da musst du unbedingt den Heimaklettur besteigen, unseren Inselfelsen! Das geht bei Wind zwar auch, ist aber viel schwieriger“, legt mir die junge Rezeptionistin meines Hotels ans Herz. Tatsächlich war schon die 40-minütige Fährüberfahrt vom Festland über den Atlantik so sanft wie ein Bootsausflug auf der Hamburger Alster.

Obwohl ich nicht vorhatte, schon am ersten Tag auf Heimaey einen Felsen zu besteigen, habe ich in meinen Tagen in Island eines gelernt: Dort bestimme nicht ich, was wann gemacht wird, sondern das Wetter. Außerdem soll der Heimaklettur nur 283 Meter hoch sein, ein Kinderspiel!

Keine halbe Stunde später stehe ich vor einem nahezu senkrecht in den Himmel ragenden Felsungetüm am Hafen, überzogen von einer Mischung aus düsterem Geröll und Gras. Ich akzeptiere die Herausforderung. Habe ich einen steilen, steinigen Pfad erwartet, führt stattdessen eine etwa zwei Meter lange Holzleiter in die Höhe. Und nach einer Stufe zum Durchschnaufen noch eine Leiter.

Ich bin dankbar, dass kein Wind ist – und dass ich schwindel- und höhenangstfrei bin. Auf Wege warte ich lange vergebens, denn wenn die Leitern aufhören, folgen an ihrer Stelle Seile, an denen man sich leichter den nächsten Felsen hochziehen kann.

Irgendwo habe ich gelesen, dass die Bewohner von Heimaey besonders zäh sein sollen. Schon in diesen ersten Stunden auf der Insel begreife ich, was gemeint ist. Immer wieder lege ich Stopps ein, um die Aussicht aufzusaugen. An diesem Tag ist es nicht nur windstill, sondern auch sonnig, beides gleichermaßen rar auf den Westmännerinseln.

Der Hafen sowie die ganze Insel mit ihren zwei Bergen, darunter der Vulkan Eldfell, breiten sich mir zu Füßen aus. Schaue ich dagegen in die andere Richtung, erheben sich dort die Gletscher des Festlandes.

Ich traue meinen Augen nicht, als Einheimische in Shorts und Turnschuhen die Leitern hochhetzen, über Felsen hüpfen und mir schon wieder von der Spitze des Heimaklettur entgegenkommen, als ich gerade mal auf halber Strecke bin.

„Mittagspausensport!“, ruft mir ein Mann zu, als ich mit verblüfftem Gesichtsausdruck zur Seite springe. Dabei ist der Heimaklettur-Sprint noch nicht mal der offizielle Inselsport – es geht noch verrückter.

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Das Bild zeigt eine dramatische Küstenlandschaft mit großen Felsformationen, die aus dem ruhigen, blauen Meer ragen. Im Vordergrund befindet sich ein massiver Felsen, der teils von Gras und Erde bedeckt ist. Die Felsen haben schroffe, unregelmäßige Formen und sind von mehreren kleinen Wasserfällen durchzogen. Im Hintergrund sind weitere Felsformationen im Meer zu sehen, die wie kleine Inseln wirken. Der Himmel ist überwiegend bewölkt, mit einigen Lücken, die ein diffuses Licht durchlassen und eine mystische Atmosphäre schaffen.
Hinein in einer andere Welt: Die Westmännerinseln bei Island ©luigimorbidelli

Inselsport Westmänner-Stil

Als ich die Aussicht vom Gipfel des Heimaklettur lange genug bewundert habe, kraxele ich zurück und lande bei Felsen, an denen Männer an Seilen schwingen. „Sprangan“ steht auf einem Schild bei den Klippen, und ich erinnere mich, darüber gelesen zu haben.

Hier gehen die Inselbewohner ihrem Lieblingssport nach. Dafür stellt man sich auf einen Felsvorsprung, hält sich an einem Seil fest und dreht sich im freien Flug so, dass man dabei nicht an die Felsen klatscht, sondern elegant auf dem nächsten Felsvorsprung landet.

Ich schaue minutenlang zu, wie sich die Männer gekonnt drehen und fröhlich lachend landen. So gerne ich auch Neues an verschiedenen Orten der Welt ausprobiere, verzichte ich doch auf die Einladung der Männer, das Seil-Felsenspringen selbst auszuprobieren. „Aber wir haben ein sehr gutes Inselkrankenhaus!“, rufen sie mir noch nach.

Der letzte Ausbruch vom Vulkan Eldfell

Als ich am nächsten Morgen auf die Straße trete, schlägt mir der Wind meine Haare ins Gesicht und schiebt mich sogleich in die Richtung, in die ich glücklicherweise auch will: zum Sagnheimar Heimatmuseum zur Geschichte der Westmännerinseln.

„Wir stellen unsere Möbel so auf, dass sie nachts nicht auf jemanden fallen können, vor allem nicht auf ein Kinderbett“, erklärt mir eine ältere Dame, die im Museum arbeitet. Auf Heimaey gibt es nur einen, der gerne mal Möbel verrückt, und das ist der Vulkan Eldfell, was übersetzt „Feuerberg“ heißt.

Ich lerne, wie er zuletzt Ende Januar 1973 ausbrach und dabei etwa 100 Häuser unter sich begrub. Doch während beim Seilhüpfen am „Sprangan“ öfter mal jemand zu Schaden kommt, war es bei dem Vulkanausbruch kein einziger!

An den Tagen zuvor sei das Wetter schlecht gewesen, und alle Fischerboote hätten deshalb im Hafen gelegen und sämtliche Menschen sofort ans Festland bringen können. Nur ein Pferd sei umgekommen. Dass der Vulkan erneut ausbricht, ist prinzipiell möglich.

Wanderung auf den Eldfell

Nun möchte ich den mächtigen Eldfell, der Heimaey 1973 einäscherte, natürlich besteigen. Bei rund 60 km/h Windgeschwindigkeit keine gute Idee. Ist der Aufstieg generell einfach, wird er bei Sturm zum intensiven Beine-Po-Training, während ich mich gegen den Wind auflehne.

Doch ich erhasche einen schnellen Blick in den Vulkankrater und auf das Lavageröll, das bis zur Ostküste reicht. Um nicht im Vulkankrater zu landen, gehe ich schnell wieder zurück und fliehe ins Museum Eldheimar, dessen audiovisuelle und interaktive Ausstellung alles zum Thema Vulkan vermittelt, was man im Heimatmuseum noch nicht erfahren hat. Besonders faszinierend: ein halb von Asche verschüttetes Haus neben dem Museumseingang, das seit 1973 so belassen wurde.

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Fazit

Als ich nach drei Tagen auf die Fähre warte, vermute ich schon, dass sie wegen Sturm und dem unruhigen Atlantik ausfällt. Aber die Fähre kommt. Und ich bin ein wenig enttäuscht, denn Heimaey und seine zähen Menschen haben sich in nur wenigen Tagen in mein Herz geschlichen. Bis heute ist die Insel meine liebste Erinnerung an Island.

Die Westmännerinseln bzw. insbesondere die Insel Heimaey sind eine Reise wert. Die Hauptinsel bietet tatsächlich eine Art Miniaturversion von Island; mit spektakulärer Landschaft und Küsten, mit Felsen und Wanderwegen, einem Vulkan und vielen Informationen zu der spannenden Inselgeschichte. Außerdem sind die Menschen nicht nur zäh, sondern auch liebenswürdig. Im Inseldorf findet man alles, was man zum Überleben braucht, von Unterkünften bis zu Restaurants (Tipp: Gott Restaurant) und kleinen Geschäften.

Wer weitere Westmännerinseln erkunden möchte, kann an einer Bootstour teilnehmen. Um die Papageientaucher vor Ort zu erleben, solltet ihr die Insel zwischen Mitte April und August besuchen. Ein weiterer Tipp ist das Beluga Whales & Puffin Sanctuary.

Lage

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