Mit dem Zug ist man in etwa einer Stunde von Hamburg in Bremen. Wer es langsamer angehen möchte, kann allerdings auch radeln – auf dem 150 km langen Radfernweg zwischen den Hansestädten. Dabei geht es durch eine typisch norddeutsche, meist flache Landschaft und Naturschutzgebiete, durch gemütliche Dörfer und an manchem Melkhus vorbei. Doch auch historische Schätze verbergen sich entlang der Strecke, die sich wunderbar für einen Wochenendausflug anbietet.

Lohnt sich die Tour auf dem Fahrradweg Hamburg – Bremen?

Der Fahrradweg von Hamburg nach Bremen – oder umgekehrt – ist 150 Kilometer lang und gut an einem Wochenende oder in maximal drei Tagen zu schaffen. Der größte Teil des Weges führt über das flache norddeutsche Land und ist sehr gut ausgeschildert.

Wege durch Felder wechseln sich mit schattigen Waldwegen ab, man kommt aber auch durch hübsche Dörfer wie Heidenau, Sittensen oder Fischerhude. Dort gibt es nicht nur die Möglichkeit, sich bei lokalen Speisen oder Kaffee und Kuchen zu stärken, sondern auch einen Einblick in das Dorfleben Norddeutschlands zu bekommen.

Fototipp: Es gibt viele schöne Fotospots entlang der Strecke, doch mein Favorit ist der Vogelbeobachtungsstand im Tister Bauernmoor. Es lohnt sich, das Fahrrad kurz abzustellen und diesen Abstecher zu machen, um den Weitblick über das Moor zu genießen – das zahlreichen Vögeln wie Kranichen, Lachmöwen, Kormoranen und Kanadagänsen als Rastplatz oder Heimat dient.

Anreise nach Hamburg oder Bremen

Lage:Norddeutschland
Anreise:Zug (ÖPNV)
Strecke:150 km
Must-See:Tister Bauernmoor
Einkehrtipp:Puppencafé in Fischerhude

Die Anreise ist sowohl nach Hamburg als auch nach Bremen leicht: Von verschiedenen deutschen Städten gibt es eine Direktverbindung mit der Bahn. Je nach Zug könnt ihr auch eure eigenen Fahrräder mitnehmen, vor allem in den Regionalbahnen – erkundigt euch am besten im Voraus über die Möglichkeiten und besorgt euch auch gleich ein Fahrradticket.

Wenn ihr die Tour in Hamburg beginnen möchtet, lohnt es sich, die paar Stationen bis Harburg mit der Bahn weiterzufahren und dort loszuradeln. Die Kilometerangaben für die gesamte Strecke auf der offiziellen Webseite des Radfernweges Hamburg-Bremen beziehen sich auf die Strecke von Hamburg Hbf nach Bremen Hbf. Auf der Webseite findet ihr zudem genaue Kilometerangaben für die Streckenabschnitte zwischen den einzelnen Dörfern, was die Planung leicht macht.

Unterkünfte unbedingt vorher buchen

Die Planung könnt ihr gut mithilfe der offiziellen Webseite des Fernradwegs vornehmen und euch vorher überlegen, wo ihr übernachten möchtet (z.B. in Zeven auf etwa halber Strecke), im Sommer möglichst auch eine Unterkunft vorbuchen.

Um die Strecke entspannt an einem Wochenende zu schaffen und pro Tag rund 70 km zu radeln, lohnt es sich, am ersten Tag früh aufzustehen. Es bedarf keiner besonderen Ausrüstung für diese Tour: Wenn ihr GPS nutzen möchtet, könnt ihr dies tun, aber die Strecke ist überwiegend sehr gut ausgeschildert mit weiß-rotem Logo mit Aufschrift „Radfernweg HH-HB“. Ein normales Tourenrad reicht aus, ein Mountainbike ist nicht nötig.

Ich habe zwei Fahrradtaschen für mein Gepäck für ein Wochenende mitgenommen sowie ein paar Snacks und ausreichend Wasser, aber entlang der Strecke gibt es auch mehrere Einkehrmöglichkeiten. Wie bei jeder längeren Fahrradtour ist Fahrradkleidung, insbesondere eine gepolsterte Fahrradhose, empfehlenswert, neben Helm und Sonnenbrille.

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Von der Millionenstadt in die Natur

Es ist hinter Hamburg-Harburg, als ich zum ersten Mal auf der Tour Land- statt Stadtluft schnuppere. In den Momenten, als es am Staatsforst Hamburg vorbei und durch das dorfähnliche Vahrendorf mit dem Bauernhaus-Freilichtmuseum Kiekeberg und dem Wildpark Schwarze Berge geht.

Zu meiner Überraschung führt der Weg danach – für Norddeutschland eher ungewöhnlich – steiler bergauf: in den sogenannten Harburger Bergen, die tatsächlich mit Hamburgs höchster Erhebung von 116 m aufwarten!

Wenn ihr durch den Forst Rosengarten mit seinen Buchenwäldern radelt, haltet die Augen offen nach den Findlingen am Wegesrand. Manche tragen Ortsnamen oder Pfeile. Als ich die Appelbecker Teiche erreiche, habe ich das Gefühl, auf dem Land angekommen zu sein und mache das erste Picknick auf einer Bank mit Blick übers Wasser. Zwei Wildgänse mit schwarzen Hälsen schauen mir dabei zu, während der Wind durchs Schilf streicht.

Das nächste Dorf, Hollenstedt, ist ein besonderer Ort – nicht nur wegen seiner hübschen Kirche St. Andreas, deren Fundament auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Auf dem dortigen Friedhof liegt auch die Boxlegende Max Schmeling begraben. Darüber hinaus soll Karl der Große im Jahr 804 mit seinen Männern in Hollenstedt sein Sommerlager errichtet haben.

Das Moor und das Melkhus

Wenn ihr auf den nächsten Kilometern einen strengen Geruch wahrnehmt, seid ihr bald an einer Gänsefarm. Auf der nächsten Weide wird eine Schafsherde von wütend bellenden Hütehunden zusammengetrieben, und bald erreiche ich das Schild zum Tister Bauernmoor.

Den Abstecher von 1,7 km nehme ich in Kauf, habe ich doch über die Schönheit dieses Naturschutzgebietes gelesen, einst ein Torfabbaugebiet, heute ein Wasservogelparadies. Ich stelle das Fahrrad am Café ab und gehe den Pfad zu Fuß weiter, durch Wollgräser und düstere Gewässer. Vom Vogelbeobachtungsstand erspähe ich zahlreiche Vögel, die über die ruhigen Gewässer im Moor gleiten.

Im nächsten Dorf, Sittensen, gibt es nicht nur ein Heimathaus, ein Handwerkermuseum und eine Wassermühle, sondern auch das erste der zahlreichen Melkhäuser entlang des Weges. Es sind meist grüne Häuschen mit rotem Ziegeldach, und wenn sie geöffnet sind, verkaufen die Landwirte dort ihre Leckereien aus Milch. Ihr könnt euch bei einem Glas frischer Milch, einem frisch gemixten Milch-Drink oder einer Quarkspeise stärken.

Das nächste Melkhus steht in Heeslingen, doch ich habe fürs Erste genug Milchiges getankt und radele weiter zum Kloster und Museum von Zeven. Die mittelalterliche Klosteranlage ist eine Top-Attraktion am Radfernweg Hamburg-Bremen. Wenn ihr ungefähr auf halber Strecke übernachten möchtet, ist Zeven ein guter Ort dafür.

Ich hingegen fahre noch einige Kilometer weiter, bis nach Nartum. Vorbei an weiteren Schildern der Dorfbauern, die Landeier, Heidekartoffeln oder Wildbratwurst anbieten. An unzähligen Reetdachhäusern, die manchmal Sprüche in Sütterlinschrift zieren, wie „Noch Geld, noch Fleiß, noch Arbeit, nützt, wenn Gott der Herr das Haus nicht schützt.“

Auf nach Bremen

Auf dem restlichen Stück nach Bremen hält manches Dorf eine Überraschung bereit: Vorwerk rühmt sich mit seinem 31 Tonnen schweren Findling, der mitten im Dorf auf einem Stück Rasen liegt. In Wilstedt steht dagegen eine gelbe Telefonzelle, in deren Innerem ein Imker einen Honigladen zur Selbstbedienung eröffnet hat.

Das Geld für den Honig werft ihr einfach ins Sparschwein. Danach erwartet mich das schönste Dorf der Fahrradtour, Fischerhude, bekannt für seine wunderschönen Fachwerkhäuser, das Heimathaus, den Buthmanns Hof von 1735, die Liebfrauenkirche und die Fischerhuder Galerie. Ein weiteres Highlight dort ist Kaffee und Kuchen im gemütlichen Puppencafé.

Danach führt die Strecke zurück in die Natur, in das Naturschutzgebiet Wümmewiesen – mit knapp 680 Hektar Bremens größtes Naturschutzgebiet. Nur wenige andere Radler sind unterwegs, und ich genieße das Spiel von Licht und Schatten unter den Bäumen. Dann erspähe ich das erste Schild „Freie Hansestadt Bremen“, am Ortsteil Borgfeld.

Zum krönenden Abschluss führt der Radweg über einen Deich bis zur Kuhsielschleuse mit Restaurant und Paddelboot-Verleih, wo die Bremer wohl gerne ihren Sonntag verbringen. Obwohl es dort voller ist als auf der gesamten vorherigen Strecke, genieße ich die Aussicht über die von Kanälen durchzogenen Felder und den größeren Kuhgraben-Kanal, auf dem Boote schaukeln.

In Bremen sehe ich zuerst den Stadtwaldsee mit seiner Windmühle, dann den St.-Petri-Dom. Ich lasse mir die Chance nicht entgehen, auch den vier berühmtesten Bremern einen Besuch abzustatten: den Bremer Stadtmusikanten – oder ihrer Statue hinterm Rathaus. Ich bin am Ziel und müde, aber unglaublich zufrieden, zwischen den zwei Hansestädten ein authentisches Stück norddeutsches Landleben kennengelernt zu haben, von dem ich bisher nicht einmal etwas geahnt habe.

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Fazit

Ich finde den Fahrradweg Hamburg-Bremen eine tolle Ausflugsidee für ein Wochenende. Tipp: Wer einen Tag mehr Zeit mitbringt, könnte die Tour entspannter machen und sich mehr Abstecher gönnen. Die Strecke ist leicht zu befahren und zwischen Frühling und Herbst haben auch die meisten Gaststätten und Unterkünfte am Wegesrand geöffnet.

Falls ihr Windmühlen liebt, hier noch eine Idee für den zweiten Tag: Macht vor Fischerhude einen Abstecher nach Quelkhorn, denn dort steht eine rosafarbene Erdholländer-Windmühle von 1880. Vor Sittensen ist außerdem Burgsittensen sehenswert, eine historische Hofanlage, die auf das 12. Jahrhundert zurückgehen soll.

Lage

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