Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein Gesamtkunstwerk. Gleich mehrere Schlösser und Parks bilden eine außergewöhnliche Kulturlandschaft, die im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde und eines der schönsten Reiseziele in Sachsen-Anhalt darstellt. Hier könntet ihr locker einen kompletten Urlaub verbringen – ich nehme euch mit zu den kulturellen Highlights und an lauschige Orte in idyllischer Natur.

Lohnt sich der Besuch im Gartenreich Dessau-Wörlitz?

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz erstreckt sich über eine gigantische Fläche von 142 Quadratkilometern im Biosphärenreservat Mittelelbe und ist weit mehr als ein Schloss mit Garten. Das UNESCO-Weltkulturerbe umfasst gleich eine ganze Reihe von herrschaftlichen Anwesen, Parks und Gartenarchitekturen. Viele der Sehenswürdigkeiten liegen direkt am Wasser und laden neben Kulturgenuss auch zum Flanieren und Entspannen in der Natur ein.

Zu entdecken gibt es mehrere Anlagen im Wörlitzer Park, Schloss Mosigkau, Schloss Oranienbaum, Schloss Luisium, Schloss Georgium, Schloss Großkühnau und den Park am Sieglitzer Berg – einige der Bauwerke könnt ihr auch individuell oder per Führung von innen besichtigen.

Fototipp: Wer im Frühjahr anreist, sollte ein gutes Objektiv mitbringen und sich im Wörlitzer Park rund um das Gotische Haus etwas Zeit nehmen. Dort tummeln sich etliche Pfauen, die mit etwas Glück ihr farbenfrohes Rad schlagen – haltet aber ausreichend Abstand, um die Tiere nicht zu stressen; das Motiv ist sonst obendrein weg.

Anreise zum Gartenreich Dessau-Wörlitz

Lage:Sachsen-Anhalt
Anreise:Pkw, ÖPNV, Rad
Must-Do:Gondelfahrt
Must-See:Gotisches Haus
Besonderheit:UNESCO-Welterbe

Da es sich um eine ganze Reihe von Anlagen handelt, kann man die Anfahrt nicht pauschal beschreiben. Vorteilhaft ist auf jeden Fall ein eigener Pkw. Die einzelnen Parks verfügen über Parkplätze.

Für alle, die mit dem ÖPNV anreisen, ist der Hauptbahnhof Dessau, der auch an den Nah- und Fernverkehr angebunden ist, ein optimaler Ausgangspunkt. Von dort könnt ihr mit Regionalbahnen und Bussen weiterfahren; Schloss und Park Georgium liegen sogar wenige Gehminuten hinter dem Hauptbahnhof.

Beachtet bei eurer Planung unbedingt, dass der öffentliche Nahverkehr zwischen den Sehenswürdigkeiten des Gartenreichs teilweise nur im 1- bis 2-Stunden-Takt verkehrt und teilweise nicht bis in die Abendstunden fährt. Viele der Strecken könnt ihr mit dem Fahrrad gut zurücklegen; damit seid ihr deutlich flexibler und könnt etwas mehr an einem Tag schaffen.

Kurze Geschichte des Gartenreiches

Prinz Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau wurde im Jahr 1758 Regent eines kleinen Fürstentums an der Elbe. Wenige Jahre später startete er zu ausgiebigen Reisen nach Großbritannien, Italien und Frankreich. Inspiriert von seinen gewonnenen Eindrücken, begann er 1765 mit intensiver Landschaftsgestaltung.

Angefangen hat er in Wörlitz mit einem Landschaftsgarten, der sich bewusst von den Barockgärten unterschied und an der Natur orientiert war, sowie mit dem ersten klassizistischen Bauwerk Deutschlands. Über einen Zeitraum von rund 40 Jahren ließen er und Familienangehörige zahlreiche weitere Anlagen gestalten, die alle in ein Gesamtkonzept einbezogen wurden, gespickt mit Kleinarchitekturen, Plastiken und Sichtachsen.

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Start ins Gartenreich Dessau-Wörlitz in Dessau

Ich wollte möglichst viel schaffen und starte meine Tour in Dessau, wo man recht zentral das Schloss Georgium besuchen kann. Das klassizistische Anwesen und der umliegende Park im englischen Stil mit etlichen kleineren Architekturen wie der Römischen Ruine oder dem Ionischen Tempel wurden vom jüngeren Bruder des Fürsten, Prinz Johann Georg, erbaut.

Ihr könnt hier ganz schön spazieren; ich habe den Park allerdings recht schnell abgehakt. Im Schloss Georgium ist die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau untergebracht, mit dem Schwerpunkt auf Gemälden der Alten Meister. Wer sich dafür begeistert, sollte neben einem kleinen Rundgang noch ein oder zwei Stunden Museumsbesuch einplanen.

Pfauen in den Wörlitzer Anlagen

Vom Hauptbahnhof Dessau bin ich dann mit einer kleinen (und ständig sehr laut hupenden) Bimmelbahn nach Wörlitz getuckert. Vom dortigen Bahnhof ist es nicht weit bis zum Parkeingang, wo ihr direkt eine Vielzahl geschichtsträchtiger Bauwerke findet.

Ihr passiert die imposante Sankt-Petri-Kirche, den Marstall, die Probstei, die Galerie, das Graue Haus, den Englischen Gartensitz sowie das ehemalige Küchengebäude, in dem heute passenderweise ein Restaurant mit großem Außenbereich untergebracht ist. Hinter dem Küchengebäude seid ihr dann auch schon direkt am Schloss Wörlitz, das 1773 fertiggestellt wurde.

Da es gerade saniert wird, kann es innen nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Die ursprüngliche Einrichtung ist in großen Teilen im Original erhalten; es sind zudem eine Gemäldesammlung, eine Antikensammlung sowie Keramiken vorhanden. Der Fürst hat sich hier übrigens gar nicht so gerne aufgehalten und das Anwesen schon zu Lebzeiten für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Gegen einen kleinen Obolus konnte man es schon im 18. Jahrhundert per Führung besichtigen. Leopold III. hat sich lieber in das Gotische Haus zurückgezogen, das ursprünglich das Wohnhaus des Gärtners war. Er ließ das neugotische Schmuckstück mehrfach erweitern und lebte dort gemeinsam mit der Familie des Gärtners, dessen Tochter er heiratete und mit der er drei gemeinsame Kinder hatte. Die Besichtigung von innen kann ich euch nur empfehlen. Sie ist mit und ohne Führung möglich und vor allem durch die kunstvollen Glasfenster spannend.

Rund um das Gotische Haus waren zu meiner Überraschung sehr viele Pfauen unterwegs, die dort ein Futterhaus haben. Ihre markanten Schreie könnt ihr aber auch schon von weit weg durch den Park hallen hören.

Die Tiere haben wenig Scheu vor Menschen; der eine hat mich sogar bedrängt, als ich auf einer Bank saß. Da bin ich lieber schnell weiter. Ein Pfaubiss tut bestimmt ganz schön weh. Je nach Jahreszeit seht ihr die anmutigen Tiere vielleicht sogar ihr wunderschönes Rad schlagen.

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Statue im Wörlitzer Park: Venus-Tempel mit Wasser und Bäumen
Dessau-Wörlitzer Gartenreich: Der Venus-Tempel im Wörlitzer Park ©️saturn06

Durch den Wörlitzer Park

Neben den größeren Highlights des Parks verstecken sich auch hier überall kleinere Architekturen, von denen viele an die Antike angelehnt sind. Besonders schön ist der kleine Venustempel mit Statue auf einer Anhöhe. Hier bin ich eine ganze Weile geblieben, denn ganz in der Nähe war ein Tümpel, von dem das lauteste Froschkonzert herüberklang, das ich jemals gehört habe. Überhaupt scheinen sich hier viele Tiere wohlzufühlen. Ich konnte auch Graureiher und sogar einen Storch erspähen, der am Palmenhaus herumspazierte.

Wenn ihr viel Zeit im Gepäck habt, dann könnt ihr euch übrigens von einer Gondel über den Wörlitzer See schippern lassen. Überhaupt gibt es hier sehr viel Wasser. Zu Fuß bringen euch etliche Brücken von einem zum anderen Ufer.

Etwas abenteuerlich ist die Kettenbrücke, die man nur einzeln betreten darf. Außerdem gibt es auch noch eine Fähre, für die ihr 1 Euro in der Tasche haben solltet. Das Bootchen wird von Hand von einer zur anderen Seite gekurbelt.

Schloss und Park Mosigkau

Meine nächste und letzte Gartenreich-Station war Schloss Mosigkau im gleichnamigen Ortsteil von Dessau-Roßlau. Das Schlösschen trägt den Beinamen „kleines Sanssouci“ und diente Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau, einer Tochter von Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau, als Sommerresidenz.

Das Anwesen im Stil des Rokoko könnt ihr auch innen besichtigen. 24 Räume sind teilweise noch mit Originalausstattung erhalten, als Höhepunkt gilt der Galeriesaal mit seiner barocken Gemäldehängung. Ich habe es mir allerdings im Garten auf einer Bank im Schatten gemütlich gemacht und ein bisschen ausgeruht – es war heiß und insgesamt viel zu viel Programm. Das Gartenreich ist wunderschön, aber wirklich riesig!

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Fazit

Ich hatte vorab grandios unterschätzt, wie viel es im Gartenreich Dessau-Wörlitz zu sehen gibt und wie viel ich laufen muss. Ein oder zwei Tage reichen nicht ansatzweise, denn es handelt sich ja nicht um eine Sehenswürdigkeit, sondern um eine Ansammlung von Kulturstätten und Landschaftsparks, und ich hätte so gerne alles gesehen. Aber ok, so bleibt noch mehr als genug für weitere Besuche übrig. Auf jeden Fall noch auf meiner To-do-Liste: direkt im Gartenreich übernachten. Es gibt dort eine ganze Reihe von historischen Gebäuden, die als Ferienwohnung buchbar sind.

Wer das Ganze nicht zu einer Gewalttour machen und lieber auch richtig genießen möchte, der sollte entweder gleich mehrere Tage für den Trip einplanen oder ein paar wenige Highlights auswählen. Falls ihr nur kurz Zeit habt, dann empfehle ich euch, dass ihr euch auf die Anlagen in Wörlitz beschränkt. Dort gibt es mehr als genug für einen Tag zu sehen und auch die meisten Gastro- und Freizeitangebote.

Lage

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