Ich sitze auf einer großen, hölzernen Terrasse vor einer urigen Hütte. Über mir wehen bunte Gebetsflaggen im Wind. Im Hintergrund ist das Klingeln von Kuhglocken zu hören. Und um mich herum ragen mächtige Berge auf. Kein Wunder, dass dieser Ort als „Klein Tibet“ bekannt ist. Dabei liegt er nicht mal in der Nähe der Zentralasiatischen Region, sondern mitten in Tirol in den Zillertaler Alpen.

Lohnt sich die Wanderung zu Klein Tibet im Zillertal?

Der Zillergrund ist ein Seitental des Zillertals. Weit hinten im Tal auf eine Höhe von über 1.800 Metern liegt der gleichnamige Zillergrund Stausee, der auch als Zillergründl bekannt ist. Rund herum ragen Dreitausender auf. Einigen sind von Gletscherflächen bedeckt. Hier oben ist die Bergwelt bereits sehr hochalpin.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Staumauer liegt die Hohenaualm, die auch „Klein Tibet“ genannt wird. Sie wird von einer Familie bewirtschaftet und deren Papa war vor einigen Jahren in Tibet unterwegs. Als er dann ins Zillertal kam, erinnerte ihn dieser Ort stark an die Region nördlich des Himalaya.

Um die Alm zu besuchen, müsst ihr dem Wanderweg folgen, der direkt am Ufer entlang führt. Nach etwa 3,5 km kommt ihr an die andere Seite des Stausees. Die Höhenmeter sind marginal und der Weg ist breit und gut ausgebaut. Damit ist die Tour auch für eine Familie oder ältere Wanderer gut machbar.

Fototipp: Ein richtig cooles Fotomotiv wartet oberhalb der Valentinskapelle. Die Kapelle liegt zwar nicht direkt auf dem Weg, der Abstecher lohnt sich aber. Denn von hier oben sieht der Stausee noch mehr aus wie ein Fjord und wenn ihr die Kapelle in den Vordergrund nehmt, entsteht ein Motiv wie aus dem Bilderbuch.

Anzeige

2 Frauen genießen das Almfrühstück nach dem Early Bird Skiing an der Seiser Alm

Early Bird Skiing

Early Birds aufgepasst! An fünf Tagen im März und April (mittwochs) könnt ihr schon um 7:00 Uhr auf die Piste und unter der aufgehenden Sonne die erste Abfahrt hinabwedeln. Anschließend wartet ein leckeres Almfrühstück.

Gesponsert von Seiser Alm

Anreise zur Bärenbadalm im Zillertal

Startpunkt:Parkplatz Bärenbad
Höhenmeter:1.111 m
Strecke:18,6 km
Gehzeit:7 Stunden
Beste Reisezeit:Mai-Oktober

Wir nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel zur Anreise in den Zillergrund. Das ist ideal, denn bis nach Jenbach kommen wir bequem mit dem EC und von dort können wir direkt in die Zillertalbahn umsteigen, die im 30-Minuten-Takt bis Mayrhofen verkehrt. Ab da geht es dann mit dem Bus weiter in den Zillergrund hinein.

Wenn ihr mit dem Auto anreist, solltet ihr ausreichend Bargeld einstecken. Die Straße in den Zillergrund ist mautpflichtig. An der Bärenbadalm wartet ein großer Parkplatz. Weiter kommt ihr mit dem PKW nicht mehr. Um zur Staumauer hochzukommen, müsst ihr also entweder in den Bus umsteigen oder aber die Wanderschuhe schnüren. Wir entscheiden uns für Letzteres.

Wie ein Fjord umgeben von Dreitausendern

Bis zur Staumauer gilt es rund 350 Höhenmeter auf einer Strecke von knapp 3 km zu überwinden. Zu Fuß solltet ihr dafür rund 1,5 Stunden einplanen. Schon bald verlassen wir die breite Forststraße und es geht über einen schmalen Wanderweg knackig nach oben. Zuerst über einige steinerne Stufen, dann später durch den Wald und schließlich ragt die imposante Staumauer direkt vor uns auf. Wahnsinn! Sie erhebt sich meterweit nach oben. Ich fühle mich winzig klein vor der mächtigen Mauer.

Mit jedem Schritt nähern wir uns der Wasserlinie und schließlich stehen wir ganz oben. Ich lehne mich über die Brüstung. Aus dieser Perspektive wirkt die Mauer fast noch höher. Über 180 Meter liegen zwischen mir und dem Boden im Tal. Auf der anderen Seite erstrecke sich der Stausee. Er ist etwas länger als 3 km und wird umgeben von steil aufragenden Bergflanken. Die Szenerie erinnert an einen norwegischen Fjord. Die Berge links und rechts des Wassers sind allerdings teilweise von Gletschern überzogen und sind vielerorts höher als 3.000 Meter.

Abstecher zur Valentinskapelle

Für eine besonders schöne Aussicht empfiehlt sich ein Abstecher zur Valentinskapelle. Dazu steigen wir ab dem Gasthaus Adlerblick noch rund 400 weitere Höhenmeter auf. Der Weg ist steil. Es geht in vielen kleinen Serpentinen zwischen Lawinenverbauungen hinauf. Je nach Wetterlage kann der Pfad etwas rutschig sein. Immer mal wieder muss ich meinen Weg durch weiche Schlammpfützen bahnen. Ein Stein, der vermeintlich fest wirkte, gibt nach und ich stehe mit einem Fuß in einer Pfütze. Zum Glück habe ich mich für wasserfeste Schuhe entschieden. So balanciere ich mehrfach am Rande von Pfützen entlang.

Es lohnt sich allerdings den Blick, trotz der matschigen Situation, nicht nur auf den Weg zu heften. Immer wieder bleibe ich bewusst stehen, hebe den Kopf und genieße die Aussicht auf den türkisblauen See unter mir. Der wirkt aus jeder Perspektive immer größer und größer.

Schließlich erreiche ich die Valentinskapelle. Die kleine Kirche ist ein Ort der Ruhe. Achtet beim Verlassen darauf, dass ihr die Tür wieder abschließt. Wir steigen noch rund 30 Meter höher. Hier ergibt sich nämlich das perfekte Fotomotiv mit Kapelle im Vordergrund und dem See im Hintergrund. Wunderschön!

Gemütliche Wanderung nach Klein Tibet

Nach dem kurzen Abstecher zur Kapelle, den ihr natürlich auch weglassen könnt, folgt der gemütliche Teil der Tour. Über einen breiten Weg spazieren wir geradewegs in einen Tunnel hinein. Der Tunnel ist nicht beleuchtet, man benötigt allerdings keine Taschenlampe. Es fällt trotzdem genug Licht durch die großen Ein- und Ausgänge.

Anschließend steigt die breite Forststraße kurz an. Das ist die letzte anstrengende Steigung auf dem Weg zur Hohenaualm auf der anderen Seite des Zillergründls. Falls ihr hier noch eine Pause benötigt, laden zahlreiche Bänke zum Rasten und Aussicht genießen ein. Viele von ihnen haben klangvolle Namen wie „Bank’l der Entscheidung“ oder „Das schaff’ ich noch Bank’l“.

Und während wir immer so am Ufer entlangwandern, vergeht die Zeit bis zur Hohenaualm wie im Flug. Schließlich kommen wir hölzernen Buchstaben vorbei, die uns in „Klein Tibet“ Willkommen heißen. Die steinerne Hütte liegt urig in der Bergwelt. Vor der Tür picken Hühner Körner auf, Schweine grunzen freilaufend und im Hintergrund klingeln unzählige Kuhglocken. Außerdem flattern bunte Gebetsfähnchen im Wind und es gibt Gebetsmühlen. Diese sind mit Mantras und Gebeten bedruckt und dürfen nur im Uhrzeigersinn, also nach links, gedreht werden. Dreht man sie andersherum, verpufft die Wirkung.

In dieser ursprünglichen Umgebung lassen wir uns eine leckere Brettljause mit Käse, Schinken und Wurst schmecken. Die Zutaten kommen alle aus der eigenen Landwirtschaft. Ich stoße mit einer frischen Holunderblütenschorle an. Hier kann man wirklich die Seele baumeln lassen.

Fazit

Ich empfehle den Besuch von Klein Tibet am Nachmittag. Als wir im Zillergrund waren, sind viele Wanderer und Ausflugsgäste morgens direkt gestartet. Zur Mittagszeit war es an der Hütte am vollsten. Abends lassen die Besucherströme wieder nach. Dann könnt ihr die Landschaft mit mehr Ruhe genießen.

Ansonsten ist die Strecke von der Staumauer zur Hohenaualm auch für Familien mit Kindern und ältere Bergliebhaber gut machbar. Wenn ihr es sportlicher mögt, könnt ihr die Tour so wie wir noch erweitern und sowohl den Aufstieg zur Staumauer als auch den Abstecher zur Valentinskapelle noch erwandern. Oder ihr ergänzt die Tour um eine Erweiterung zur Plauener Hütte.

Falls ihr abends noch auf der Suche nach einem Einkehrtipp seid, können wir das Restaurant „Guat’z Essen“ empfehlen. Hier werden fast alle Zutaten aus dem Permakulturgarten nebenan geerntet. Daraus wird dann ein vegetarisches Menü aus mehreren Gängen gezaubert. Ich habe lange nicht mehr so gut gegessen.

Lage

Praktische Links

Kommentar verfassen