In meinen Augen ist dieser Bergsee einer der schönsten, die Österreich zu bieten hat. Wie eine Perle liegt der Drachensee uns zu Füßen und leuchtet in unterschiedlichen Türkistönen, während wir über den steilen, gerölligen Wanderweg von der Grünsteinscharte absteigen. Wir sind mittendrin in der Mieminger Kette in Tirol und der See ist zwar das Highlight der Tour, aber unser Tour ist noch lange nicht das Ende.

Lohnt sich die Rundwanderung zum Drachensee?

Der Drachensee liegt auf einer Höhe von 1.910 m in der Mieminger Kette. Erreichbar ist er über verschiedene Aufstiegvarianten. So könnt ihr beispielsweise aus Ehrwald kommend über den Seebensee hochwandern, oder von Biberwier über die Biberwierer Scharte aufsteigen. Oder ihr macht es wie wir, und beginnt die Wanderung am Mieminger Plateau und stellt euch auf eine landschaftlich super abwechslungsreiche aber auch sehr lange Rundtour durch die Mieminger Kette ein.

Denn insgesamt ist diese Tour über die Grünsteinscharte zum Drachensee und weiter in Richtung Marienbergalm über 19 km lang und es gilt zirka 1.500 hm zu überwinden. Falls euch das für einen Tag zu lang vorkommt, könnt ihr die wunderschöne Wanderung allerdings auch auf zwei Tage aufteilen und direkt am Drachensee, auf der Coburger Hütte, übernachten.

Fototipp: Besonders schön leuchtet der Drachensee, wenn die Sonne scheint. Falls also einige Wolken am Himmel sein sollten, lohnt es sich, geduldig zu bleiben und das Sonnenfenster abzuwarten. Die perfekte Position ist am Ufer gegenüber der Coburger Hütte. Hier gibt es etwas erhöht einen kleinen Wanderweg. Und wenn es windstill ist, könnt ihr sehen, wie sich die Hütte und die dahinter aufragenden Sonnenspitze in der Wasseroberfläche spiegeln.

Anreise ans Mieminger Plateau

Startpunkt:Arzkasten, Obsteig
Höhenmeter:1.533 m
Strecke:19,2 km
Gehzeit:9 Std.
Schwierigkeit:Schwer

Los geht’s am Gasthaus Arzkasten auf dem Mieminger Plateau. Dort gibt es einen großen, kostenpflichtigen Wanderparkplatz. Hier kommt ihr am besten mit dem Auto oder per Taxi hin. Die Anreise ist zwar auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, denn ab Innsbruck fährt ohne Umstieg ein Bus regelmäßig zum Mieminger Plateau, dann müsst ihr allerdings in Obsteig schon aussteigen. Daraufhin geht es noch rund 2 km zu Fuß weiter. Und dieses Stück lässt die Strecke insgesamt nochmals länger werden. Wenn ihr die Tour auf zwei Tage plant, ist das vielleicht machbar. Für einen Tag wird es dann insgesamt wohl schon anstrengend.

Von Arzkasten geht es dann die ersten Meter zum Lehnberghaus nach oben. Hier habt ihr die Wahl, ob ihr über einen schmaleren Pfad am Wasser aufsteigt, oder euch über die Forststraße nach oben schlängelt. Falls ihr nur zum Drachensee aufsteigt und über den selben Weg wieder zurückwandert, ohne die Rundtour weiter zu gehen, könnt ihr die ersten 400 Höhenmeter auch mit dem E-Bike zurücklegen und die Räder am Lehnberghaus bis zum Nachmittag anschließen.

Anstrengender, steiler Anstieg zur Grünsteinscharte

Das erste Stück zum Lehnberghaus ist wohl auch noch das einfachste. Danach wird es direkt steiler. Wir laufen direkt auf die Grünsteinscharte zu. Die Scharte liegt hoch über uns, über einem Geröllfeld. In ruhigem Tempo setzen wir einen Fuß vor den anderen und folgen unendlich vielen kleinen Serpentinen durch die schier endlose Gesteinswüste. Diese Passage ist anstrengend. Denn hin und wieder rutscht das Profil auf dem losen Schutt weg. Gleichzeitig laufen wir auf diesem Stück unter der prallen Sonne. Sonnencreme und gutes Schuhwerk sind also ein Muss.

Ich werfe einen bewundernden Blick in Richtung der Gämsen, die plötzlich rechts von uns leichtfüßig über die Gesteinsbrocken balancieren. So möchte ich bitte auch hier durchlaufen. Trotzdem bin ich froh, dass es bergauf geht. Bergab stelle ich mir diese Passage noch viel bescheidener vor.

An der Grünsteinscharte selbst bin ich erleichtert. Über 1.000 Höhenmeter liegen nun schon hinter uns. Wir haben von der Steigung her also schon mehr als zwei Drittel zurückgelegt. Darauf können wir doch stolz sein. Und deshalb legen wir auch direkt eine kleine Pause ein, ich beiße in einen Snack und genieße die Aussicht über die schroffe Landschaft. Hinter uns ragen die Ötztaler Alpen auf. Vor uns liegen der Hintere und der Vordere Tajakopf. In diese Richtung geht es nun auch weiter. Auf zum Drachensee.

Willkommen am Drachensee!

So steil wie wir hochgelaufen sind, müssen wir nun auch absteigen. Es dauert noch zwei drei Kehren bis wir endlich den See vor uns erkennen können. Dann haben wir plötzlich freie Sicht. Einige Meter unter uns liegt der Drachensee in seiner vollen Pracht. Von hier oben wirkt er noch dunkelblau, je näher wir kommen, umso türkisgrüner wird die Farbe. Davor liegt noch ein weiterer, kleinerer See. Die Szenerie ist gigantisch.

Am Ufer selbst komme ich natürlich nicht umhin, die Wassertemperatur zu testen. Ich habe es schon fast geahnt. Das Wasser ist trotz sommerlicher Temperaturen auch im Juli noch mega kalt. Zum Baden lädt das Gewässer also nicht unbedingt ein. Dafür ist es ein schöner Platz zum Verweilen und zum Genießen. Und dazu nehmen wir auf der Sonnenterrasse der Coburger Hütte Platz.

Coburger Hütte mit Bestlage

Mit einem kühlen alkoholfreien Weißbier vor mir staune ich nicht schlecht, als ich auf der anderen Seite der Hütte noch einen weiteren See liegen sehe. Wir blicken nämlich zusätzlich noch auf den Seebensee hinab. Daneben ragt schroff und felsig die Zugspitze auf. Damit hat die Hütte eindeutig Bestlage.

Hier an der Coburger Hütte könnt ihr auch übernachten. Dann solltet ihr allerdings vorab reservieren, denn die Hütte ist in der Regel sehr gut besucht. Außerdem müsst ihr dann natürlich noch Dinge zum Schlafen mittransportieren. Ein Hüttenschlafsack ist Pflicht, Waschbeutel mit Zahnpasta wären gut und ggf. Wechselklamotten, bzw. noch eine warme Schicht für die kühleren Abendstunden.

Weiter bergauf zur Biberwierer Scharte

Mit Blick auf die Uhr geht es für uns weiter. Wir haben streckentechnisch gerade mal die Hälfte der Tour gemeistert. Als nächstes wartet der Aufstieg zur Biberwierer Scharte. Und während am Drachensee viel los war, sind wir hier schon bald wieder alleine unterwegs. Denn rund um den bekannten See findet ihr etliche ruhige Wanderwege. Einzige Gesellschaft sind die Schafe am Wegesrand. Einige sind so nah, dass man die Hand ausstrecken und sie streicheln könnte. Ich will sie allerdings nicht erschrecken und lasse die Hände bei mir.

Wenige Minuten später erreichen wir die Biberwierer Scharte und danach folgt einer der anspruchsvollsten Abstiege der Tour. Viel zu lange müssen wir uns durch loses Geröll nach unten mühen. Dieses Teilstück gleicht stellenweise einer Rutschpartie und ich bin froh, als wir die Waldkante erreichen und es einfacher wird.

Höhenweg zur Marienbergalm

Immer wieder geht es hoch und runter. Es kommt mir vor, als hätten wir alle Höhenmeter schon längst gemeistert und trotzdem gibt es immer wieder einen Gegenanstieg. Dafür haben wir auf dieser Passage nochmals ganz andere Ausblicke. Wir sehen den Fernpass unter uns liegen und können den Blindsee erkennen.

Dann verschwindet langsam die Sonne hinter den umliegenden Berggipfeln. Und genau in diesem Moment sehen wir erstmals die Marienbergalm vor uns liegen. Das ist die dritte und letzte Hütte auf unserem Weg. Auch hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten. Aber von der Alm ist es nur noch eine knappe Stunde bergab bis zum Ausgangspunkt. Ich bin trotzdem froh, eine kleine Pause einzulegen.

Zum Glück gibt es auch noch kühle Getränke. Falls die Hütte geschlossen hat, stehen übrigens Kästen zur Selbstbedienung in einer hölzernen Tränke. Hier kann man sich dann einfach was nehmen, und in die Kasse nebenan den Betrag an Bargeld einwerfen. Cheers! Auf diesen genialen Tag!

Fazit

Die Rundtour ist für einen Tag durchaus recht lang, aber absolut lohnenswert. Wenn ihr konditionell fit seid und Trittsicherheit mitbringt, werdet ihr die Runde bestimmt genauso genießen können. Und durch die Möglichkeit, an verschiedenen Hütten zu übernachten, könnt ihr sie euch auch so einteilen, wie es für euch passt.

Das Highlight ist für mich der Drachensee. Aber rundherum wird es nicht etwa langweilig. Durch immer neues Gelände und immer neue Ausblicke bleibt die Wanderung bis zum Schluss interessant. Selbst die letzten Meter von der Marienbergalm ins Tal sind noch einmal sehenswert. Denn hier steigen wir geradewegs neben einer steil abfallenden Schlucht ab. Spannend!

Lage

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