Als ich mit der ersten Gondel hinauffahre, liegt die Weißsee-Gletscherwelt noch still im Morgenlicht. Der Bergsee unter mir schimmert tiefgrün, und die umliegenden Gipfel spiegeln sich makellos in seiner glatten Oberfläche. Weiter oben eröffnet sich dann der Blick auf den türkisblauen Weißsee, eingerahmt von frisch angezuckerten Dreitausendern. Ich kann es kaum erwarten, bei diesem Panorama die Rundwanderung um den Speichersee zu machen, hinauf zum Sonnblickkees, wo man die ganze Schönheit der Hohen Tauern vor sich hat.
Lohnt sich die Rundwanderung um den Weißsee?




Ob im Hochsommer oder im Herbst, die Panoramarundwanderung in der Weißsee-Gletscherwelt ist ein purer Genuss. Die rund fünf Kilometer lange Tour startet an der Bergstation der Gondelbahn Rudolfshütte II und führt mit gut 300 Höhenmetern und mittlerem Schwierigkeitsgrad um den türkisblauen Speichersee.
Dabei kommt man den umliegenden Dreitausendern mit ihren imposanten Gletschern zum Greifen nahe und bewegt sich gleichzeitig im geschützten Raum des Nationalparks Hohe Tauern. Mit etwas Glück kann man sogar Steinböcke und Murmeltiere beobachten. Für trittsichere Genusswanderer wird diese Höhenwanderung zu einem der schönsten Naturerlebnisse.
Fototipp: Haltet schon bei der Auffahrt mit der Gondel die Kamera bereit. Der Grünsee zeigt sich wie ein smaragdgrüner Spiegel – perfekte Aufnahmen von oben, ganz ohne Drohne, denn diese sind nicht erlaubt. Der zweite Spot befindet sich am höchsten Punkt der Wanderung, wenn der türkisgrüne Weißsee im Sonnenlicht leuchtet und die imposanten, schneebedeckten Gipfel dahinter einen tollen Kontrast bilden.
Anreise nach Uttendorf im Salzburger Land
| Ausgangspunkt: | Rudolfshütte |
| Höhenmeter: | 300 Hm |
| Länge: | 5,2 km |
| Dauer: | 2 Std. |
| Schwierigkeit: | anspruchsvoll |
Von München aus erreicht man Uttendorf im Salzburger Land in rund zweieinhalb bis drei Stunden mit dem Auto. Dazu fährt man auf der A8 bis Rosenheim und dann über die Landesgrenze nach Österreich bis zur Ausfahrt Kufstein-Süd. Nach Kitzbühel geht es über den Pass Thurn nach Mittersill und weiter auf der Zeller Straße nach Uttendorf. Von dort aus sind es noch etwa 30 Minuten ins Stubachtal hinein und über viele Serpentinen hinauf zum Parkplatz Enzingerboden, wo sich die Talstation der Seilbahn befindet.
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, nimmt am besten den Zug bis Zell am See. Von dort aus verkehrt die Pinzgauer Lokalbahn bis nach Uttendorf. Im Sommer gibt es außerdem die Postbuslinie 672, die direkt zur Talstation fährt. Die Tickets für die Berg- und Talfahrt mit den Seilbahnen Rudolfshütte I und II hinauf zum Weißsee kosten 35,00 € pro Person (Stand: 2025).
Panoramaauffahrt in die Weißsee-Gletscherwelt
Wenn ihr rund um den Weißsee auf die Gipfel steigen wollt, benötigt ihr alpine Erfahrung und die entsprechende Ausrüstung. Für unsere Rundwanderung um den See hingegen sind feste Wanderschuhe, Trittsicherheit und wetterfeste Kleidung ausreichend. Bedenkt, dass ihr euch dabei auf bis zu 2.500 Meter Seehöhe bewegt, das Wetter hier schnell umschlagen kann und die Temperaturen deutlich frischer sind als im Tal.
Wir steigen um 9:00 Uhr in die erste Gondel, und schon die Auffahrt ist ein tolles Erlebnis. Besonders schön ist es im Bereich der Mittelstation, denn der Grünsee liegt hier direkt unter der Seilbahn. Bei klarer Luft spiegeln sich die umliegenden Gipfel im See. Hier könnt ihr also gleich die Aussicht genießen und das erste Foto wie aus der Vogelperspektive schießen.
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Erster Blick auf den türkisblauen Weißsee
Wir fahren mit der Gondel bis zur Bergstation, wo sich gleichzeitig die Rudolfshütte befindet. Diese ist eher ein riesiges Berghotel als eine Hütte. Beim Rausgehen bleibt mein Blick sofort am türkisblauen Weißsee hängen. Der Kontrast zwischen dem klaren Wasser und den schneebedeckten Bergen ist einfach atemberaubend.
Wir wandern zunächst ein paar Höhenmeter bergab bis ans Ufer und nehmen dann den Wanderpfad nach links, um den See zu umrunden. Einige Wolken hängen an den hohen Dreitausendergipfeln und verdecken teilweise den Blick auf den Gletscher. Die ersten eineinhalb Kilometer der Wanderung bis zum Südufer des Weißsees verlaufen in einem gemütlichen Auf und Ab. Kurz bevor es steil wird, zeigt ein Schild, dass wir nun die Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern betreten. Ich blicke den stufigen Steig hinauf und bin nun richtig gespannt, welcher Ausblick mich dort oben erwarten wird.
Türkisblauer Bergsee vor Gletscherkulisse
Beim nun steileren Aufstieg komme ich etwas außer Atem. Es ist aber nicht mehr weit, und nachdem ich eine kleine Brücke über einen Bach gequert habe, eröffnet sich vor mir ein Landschaftsbild, das auf einer Postkarte nicht schöner sein könnte. Der Speichersee glitzert und glänzt in intensiven Türkistönen, und dahinter breitet sich die Gletscherwelt in ihrer vollen Pracht aus.
Ich bleibe stehen und kann kaum fassen, wie nah man den Gletscher hier erleben kann. Das Wasser in den kleinen Gletscherlacken ist eiskalt, die Luft ist ganz klar, und der Farbkontrast zu den Bergen ist im Herbst noch intensiver. Auf der Hochebene wandern wir weiter, stets mit dem Blick hinunter auf den Weißsee. Nun sind auch die Gipfel von Granatspitze und Stubacher Sonnblick frei von Wolken, und wir können erahnen, wie weit der Gletscher früher heruntergereicht hat.
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Fazit
Beim Abstieg zur Staumauer muss man ein paar Eisenleitern hinabsteigen, aber keine Sorge – diese wackeln nicht und sind mit einem Drahtseil zum Festhalten gut gesichert. Auf der Panoramarundwanderung um den Weißsee erlebt man die Hohen Tauern in ihrer ganzen Vielfalt: stille Bergseen, imposante Dreitausender und beeindruckende Gletscher. Von hier aus kann man beispielsweise auch zum Kalser Törl wandern, das die Grenze zwischen Salzburg und Osttirol markiert.
Wer in der Weißsee-Gletscherwelt einen Gipfel ohne Gletscherkontakt besteigen möchte, dem empfehle ich den 2.762 Meter hohen Medelzkopf, der allerdings etwas anspruchsvoller ist. Es lohnt sich also, einen Ausflug in die versteckte Naturperle rund um den Weißsee zu machen.
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