Wipptal: Panorama-Wanderung zum Nösslachjoch

Weite Ausblicke auf schneebedeckte Gipfel, kühle, klare Luft, absolute Stille und wilde Natur – nein, ich befinde mich nicht in Norwegen oder Neuseeland, sondern nur etwa eine Stunde von Innsbruck entfernt. Hier im Wipptal findet man noch ganz viel Einsamkeit und Ursprünglichkeit – ein Stück Skandinavien mitten in den Tiroler Bergen. Ich nehme dich mit auf eine aussichtsreiche Panorama-Wanderung zum Nösslachjoch.

Lohnt sich die Wanderung zum Nösslachjoch im Wipptal?

Wer schon einmal auf der Brennerautobahn durch das Wipptal Richtung Italien gefahren ist, würde wahrscheinlich nicht vermuten, dass sich hier ein echter Geheimtipp für einsame Wanderungen und unberührte Natur versteckt. Zu einer der schönsten Touren der Region gehört ein Höhenweg, der sich vom kristallklaren Lichtsee im Westen bis zum aussichtsreichen Gipfel des Nösslachjochs im Osten erstreckt und landschaftlich verblüffend an die norwegische Hardangervidda erinnert.

Die Wanderung verläuft über rote, mittelschwierige Bergwege am breiten Kamm entlang und erfordert etwas Kondition – ideal also für geübte Wanderer, die Ursprünglichkeit, Weitblick und Stille suchen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, mit der Bergbahn abzukürzen. Die Wanderung lässt sich außerdem wunderbar mit Einkehrmöglichkeiten in den umliegenden Almen verbinden.

Fototipp: Ein besonders schönes Fotomotiv ergibt sich etwas oberhalb des Lichtsees. Beim Blick zurück erheben sich hinter ihm majestätisch die schroffen Gipfel der Tribulaune, wodurch ein beeindruckendes Panorama entsteht. Mit etwas Glück ist es windstill, und die Berge spiegeln sich sogar in der Wasseroberfläche. Die beste Zeit für die Wanderung ist ab Mitte Juni, wenn die Alpenrosen blühen und einen tollen Farbkontrast in den Aufnahmen erzeugen.

Anreise nach Obernberg am Brenner

Strecke:14,5 km
Höhenmeter:ca. 1.000 hm
Gehzeit:6 Stunden
Einkehrtipp:Nösslachhütte
Beste Reisezeit:Juni-Oktober

Die Tour eignet sich ideal für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Von Innsbruck aus gelangt man mit der S-Bahn in nur 30 Minuten nach Steinach am Brenner. Von dort fährt mehrmals am Tag ein Bus nach Obernberg am Brenner, dem Ausgangspunkt der Wanderung.

Wenn ihr mit dem Auto anreist, parkt ihr am besten am Bahnhof in Steinach und fahrt von dort mit dem Bus weiter nach Obernberg.

Unbedingt Wetterbericht für das Wipptal checken

Wenn ihr die Kammwanderung zwischen Nösslachjoch und Lichtsee machen möchtet, erfordert das zuvor etwas Planung, da Ausgangs- und Endpunkt der Tour nicht identisch sind. Ich entscheide mich für den Start in Obernberg am Brenner. Der Weg zum Lichtsee beginnt nur wenige Meter hinter der Haltestelle „Berghotel“. Er verläuft relativ steil über den Südhang, und ich komme ganz schön ins Schwitzen. Wanderstöcke können hier definitiv eine Erleichterung sein.

Wer sich gerne ein paar Höhenmeter sparen möchte, kann aber auch in Steinach am Brenner starten, mit der Bergeralmbahn bis kurz unter den Gipfel fahren und dann in die entgegengesetzte Richtung wandern. Dann solltet ihr jedoch unbedingt die Uhr gut im Blick behalten, denn der Bus in Obernberg zurück nach Steinach fährt nur stündlich, und der letzte Bus gegen 18 Uhr. Oder ihr wandert einfach auf demselben Weg wieder zurück zur Bergstation. Denkt an ausreichend Schutz gegen Sonne, Wind und Regen – der Höhenweg ist sehr exponiert und bietet wenig Schutz. Checkt daher unbedingt vorher das Wetter und startet im Sommer früh am Tag. Ein Gewitter kann hier oben sehr unangenehm werden.

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Der Lichtsee – ein Verstecktes Naturjuwel

Nach etwa 1,5 Stunden erreiche ich das erste Highlight der Wanderung: Auf etwa 2.100 Metern Seehöhe schimmert der Lichtsee, eingebettet in Almwiesen, die gerade erst aus dem Winterschlaf erwachen. Schon bald werden hier Alpenrosen und Krokusse blühen und einen tollen Kontrast zu den grauen Kalkgipfeln der Tribulaune bilden, die hinter dem See aufragen.

Ich mache eine kurze Pause und genieße die beeindruckende Szenerie. Ich bin komplett allein, und es herrscht eine magische Stille hier oben. So einen idyllischen Natursee hätte ich in der Region nicht erwartet. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg wäre ein kurzes Bad durchaus verlockend, aber das Baden im Lichtsee ist aufgrund seiner empfindlichen Hochmoor-Umgebung leider nicht erlaubt.

Aussichtsreiche Kammwanderung im Wipptal zum Nösslachjoch

Nun beginnt die eigentliche Kammwanderung. Ein gut markierter Höhenweg führt vom Lichtsee über das Eggerjoch bis zum Nösslachjoch – durch Heideflächen und Felsen, vorbei an Latschenfeldern und Holzhütten. Zu allen Seiten bietet sich ein grandioser Blick auf die noch schneebedeckten Gipfel der Tuxer und Zillertaler Alpen – ein Bild, das mich an norwegische Fjell-Landschaften erinnert. Der Weg ist zwar stellenweise etwas schmaler und erfordert mehr Konzentration, aber die meiste Zeit kann ich entspannt gehen und den Blick schweifen lassen.

Nach gut zwei Stunden erreiche ich das Nösslachjoch (2.231 m). Der Gipfel selbst ist nicht unbedingt spektakulär – ein flacher Wiesenrücken mit einem Holzkreuz – aber die Aussicht ist dafür umso beeindruckender. Zu allen Seiten ragen die Berge imposant in den Himmel. Bei guten Bedingungen kann man sogar bis zu den Dolomiten blicken.

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Fazit

Nur wenige Meter unterhalb des Gipfels befindet sich die Bergstation der Bergeralmbahn, mit der man entspannt zurück nach Steinach am Brenner schweben kann. Ich entscheide mich jedoch für den Abstieg nach Gries am Brenner über den Bergwerksweg – ein interessanter Themenweg rund um den Steinkohleabbau in der Region. Wer möchte, kann hier auch noch in der gemütlichen Nösslachhütte für eine Tiroler Brettljause einkehren. Die Höhenwanderung vom Lichtsee zum Nösslachjoch hat mich vor allem landschaftlich absolut überrascht. Sie ist nicht nur empfehlenswert für Liebhaber einsamer und wilder Panoramawege, sondern auch für Norwegen-Fans auf Entzug.

Ein weiteres Highlight im Wipptal ist der Obernberger See, in dem man im Sommer auch wunderbar baden kann. Der Höhenweg ist übrigens auch Teil der mehrtägigen Gschnitztaler Hüttentour – für alle, die gerne noch länger in diese ursprüngliche Bergwelt eintauchen möchten.

Lage

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