Mittagszeit der besonderen Art: Nein, kein Gipfel, sondern die noch etwas schattige Terrasse der Mordaualm. Vor mir traumhaft cremige Buttermilch und ein Kasbrot, das hier bei Ramsau besonders gut schmeckt. Schließlich kommt die Milch genau hierher. Wie, das erfahre ich bei der Almentour im Berchtesgadener Land. In der Nähe von Ramsau kommen wir bei dieser Rundwanderung an gleich drei Almen vorbei.

Lohnt sich der Almerlebnisweg bei Ramsau?

Die Almwirtschaft hat im Berchtesgadener Land eine lange Tradition. Die frühesten Zeugnisse sind Urkunden aus dem 8. Jahrhundert nach Christus, aber es ist anzunehmen, dass die natürlichen Almen noch viel früher genutzt wurden. Wie sich die Almen im Laufe der Zeit verändert haben und wie das Almleben genau aussieht, erfahre ich auf den vielen Schautafeln bei der Ramsauer Almentour.

In etwa fünf Stunden geht es viel auf und ab, vorbei an vielen Kühen, bewirtschafteten und unbewirtschafteten Almen und zuletzt auch am idyllisch gelegenen Taubensee. Baden könnt ihr da leider nicht, aber packt unbedingt genug Geld ein für die ein oder andere Buttermilch.

Fototipp: Der Taubensee war nicht nur bei Malern des 19. Jahrhunderts beliebt, sondern ist auch ein tolles Fotomotiv am Ende der Tour. Nehmt im Vordergrund ein paar Halme mit ins Bild, den See in den Mittelgrund und den Blaueisgletscher in den Hintergrund.

Anreise zum Taubensee

Strecke:11,1 km
Gehzeit:4:30 Stunden
Höhenmeter:650 hm
Einkehrtipp:Mordaualm
Anreise:ÖPNV

Von Berchtesgaden Hauptbahnhof müsst ihr mit der Buslinie 846 in Richtung Hintersee fahren. Bei der Bushaltestelle „Hochkalter“ steigt ihr um in die Buslinie 845 Richtung Ramsau. Steigt dann bei „Alpenstraße“ aus und geht anschließend zehn Minuten zu Fuß zum Taubensee.

Mit dem Pkw geht es von Berchtesgaden kommend in Richtung Ramsau: Fahrt durch den Ort Engedey und passiert nach ca. 6 km den Fußballplatz Ramsau auf der linken Seite. An der Kreuzung nach dem Sportplatz fahrt geradeaus weiter und folgt der Alpenstraße, bis nach einigen Kilometern der Parkplatz auf der linken Seite erscheint.

Heutiges Ziel: drei Almen

Bei der Almentour kann man auf jeden Fall ausschlafen – und so starten wir erst um 11 Uhr am Parkplatz des Taubensees. Die erste Stunde bis zur Mordaualm ist ziemlich entspannt und könnte auch mit einem Kinderwagen bewältigt werden. Der Weg ist breit und eben, es geht nur gemächlich aufwärts.

Besonders toll ist der Blick auf den Blaueisgletscher auf der anderen Seite des Tals, der jetzt zur frühen Mittagszeit von der Sonne angestrahlt wird. Auf den typischen gelben Schildern der bayerischen Alpen werden die Richtungen und Schwierigkeitsgrade der beteiligten drei Almen aufgezeigt: Mordaualm, Lattenbergalm und Mooseralm sowie andere Ziele auf dem Weg, wie eben der Taubensee.

Dass sie Teil des Almenwegs sind, steht „im Kleingedruckten“ daneben. Ihr erkennt das Motto aber darüber hinaus auch an den vielen Holztafeln, die den Weg säumen.

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Erster Stopp mit Buttermilch

Fangen wir an mit einer Definition: Bergbauern sind laut EU Bauern, die entweder auf einer Höhe von mindestens 800 m NN tätig sind oder auf 600 bis 800 m NN, wenn mindestens die Hälfte ihrer Wirtschaftsfläche eine Hangneigung von 18 Prozent oder mehr aufweist. Darüber hinaus muss der Bergbauer mindestens drei Hektar Fläche bewirtschaften.

Die Bergbauern der Mordaualm erfüllen diese Vorgaben ohne Probleme: Wir sind hier auf 1.200 Metern Höhe. Hier gibt es rund 200 Hektar Weidefläche, auf der in 80 Tagen im Jahr 40 bis 50 Rinder weiden. Für die Einkehr kann man sich hier zwischen zwei verschiedenen Kasern entscheiden.

Meine Mama und ich setzen uns beim Kederbachkaser in den Halbschatten und bestellen herrlich cremige Buttermilch und ein liebevoll angerichtetes Kasbrot. Während wir essen, beobachten wir die Tiere auf der Weide und hören einem Stammtisch Alteingesessener am Nebentisch zu. Hier in den Bergen schmeckt alles von der Kuh einfach besonders gut.

Erklärschilder säumen den Weg

Ab jetzt wird der Weg schmaler und steiler. Etwas über eine Stunde brauchen wir zur unbewirtschafteten Lattenbergalm. Diese Alm steht in direktem Zusammenhang zur Mordaualm, sie ist nämlich der zugehörige Hochleger.

Auch das wird auf den Schautafeln erklärt: In den Bergen befinden sich Almen auf unterschiedlichen Höhenlagen. Im Winter sind die Tiere im Tal, im Frühling und Herbst im Tiefleger, also einer niedrig gelegenen Alm, wo der Frühling und Sommer früher beginnen. Ist das Gras erst einmal abgefressen, geht es für sie entweder direkt zur Hochleger-Alm oder dazwischen zu einem Mitterleger. Wenn der Hochsommer um ist, geht es in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück ins Tal.

Die Moosenalm ist die letzte Alm auf dieser Tour. Sie ist ebenfalls ein Hochleger, aber zu den Almen Dalsen und Schwarzbach, die wir auf dieser Tour nicht ansteuern werden. Aufgeteilt auf zwei verschiedene Kaser verbringen etwa 40 Rinder den Sommer hier oben. Die Hälfte sind Kühe, der Rest Jungrinder und zwei Bullen.

Wir gehen auf eines der beiden Holzhäuser zu und landen im Kuhstall, so wie es sich für einen historischen Kaser gehört. Dabei wärmt das Vieh im Stall die Menschen in der Stube. Die „Menschen“ ist in diesem Fall nur eine junge Sennerin, die vertretungsweise die Rinder vor Ort betreut. Sie verkauft uns zwei Flaschen Bier und ein Stück Käse.

Kunstexkurs am Taubensee

Es geht noch ein Stückchen flach weiter, dann beginnt der Abstieg. Rechter Hand gibt es ein Geländer und einen tollen Blick ins Tal. Wir laufen am Hang entlang und schlängeln uns immer wieder in Serpentinen hinab. Der einzige Wermutstropfen dieser Tour erwartet uns am Ende, wenn wir eine kurze Passage an einer Landstraße entlanglaufen müssen.

Doch keine Sorge, das Stück ist nicht lang und wird sehr bald durch einen Weg durch den Wald zum Taubensee ersetzt. Dort kann man zwar nicht schwimmen, aber ein ganz tolles Foto schießen.

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Fazit

Almentour klingt erst einmal nach purem Genuss, doch man sollte das hier nicht unterschätzen. Wir überwinden doch einige Höhenmeter und sind viereinhalb Stunden unterwegs. Die Natur ist natürlich wie immer toll – damit kann man im Berchtesgadener Land ohnehin nichts falsch machen. Ich empfehle die Wanderung aber vor allem, weil man dabei echt viel lernt. Mir war zum Beispiel nicht klar, wie so eine Alm früher aufgebaut war und dass mehrere Almen auf unterschiedlichen Höhen zur kleinen Rinderherde gehören.

Und als wäre das nicht genug, kann man am Ende eine kleine Zeitreise ins 19. Jahrhundert machen: Eine kleine Schautafel zeigt ein Gemälde des berühmten österreichischen Biedermeiermalers Ferdinand Georg Waldmüller, der 1836 mehrere Gemälde in Ramsau und am Hintersee anfertigte. Da hat sich schon einiges verändert: Der Blaueisgletscher im Hintergrund war größer, und heute wächst rund um den See viel mehr Schilf. Vielleicht findet ihr ja noch mehr Unterschiede.

Lage

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