Schon das Bild der Aguas Turquesas hebt sich von allem ab, was ich bisher in Peru gesehen habe. Auf der Landkarte sieht es genauso aus: Die Gegend liegt abseits der gängigen Route, zwei Flüge und ein ganzer Morgen Autofahrt von Cusco entfernt. Doch wer würde nicht vom geplanten Weg abweichen, wenn zwanzig türkis schimmernde Juwelen zwischen Felswänden rauschen? Lohnt sich der aufwendige Abstecher?
Lohnt sich ein Besuch der Aguas Turquesas de Millpu in Peru?





Im Herzen der Region Ayacucho in Peru verbergen sich zwischen den imposanten Andengipfeln türkisfarbene, terrassierte Becken, bekannt als die „Aguas Turquesas de Millpu“. Die rund 20 kalkweißen, natürlichen Pools bilden einen auffälligen Kontrast zu den kargen Bergen, die hoch in den Himmel ragen. Mineralreiches Quellwasser speist die Schlucht und schimmert dabei in faszinierenden Jadegrün- bis Marineblautönen.
Das Wasser stammt aus unterirdischen Quellen der umliegenden Berge und fließt nach den Terrassen des Río Millpu über kleine Bäche schließlich in den Río Pampas. Seit 2018 ist das Betreten der Becken und damit das Baden untersagt, um das empfindliche Ökosystem zu schützen und die ursprüngliche Farbe des Wassers zu bewahren. Besucher können die Pools jedoch vom Wanderweg aus bewundern.
Fototipp: Spaziere hinunter zu den Terrassen und setz dich an den Rand, sodass die Felswände dich und die türkisfarbenen Becken einrahmen. Warte, bis die Sonne ganz durchbricht – dann leuchten die Wasserfarben am intensivsten.
Anreise zu den Aguas Turquesas in Peru
| Lage: | Ayacucho, Peru |
| Anreise: | Geführte Tour von Ayacucho |
| Beste Reisezeit: | April – Oktober |
| Eintrittspreis: | 15 Soles* |
| Anzahl Naturpools: | 20 |
Um die Aguas Turquesas de Millpu zu erreichen, reise ich einen Tag zuvor in die Stadt Ayacucho. Mit einem Direktflug aus Lima dauert es etwa eine Stunde, die Anreise mit dem Bus ist ebenfalls möglich. In Ayacucho entscheide ich mich, eine geführte Tour zu den Terrassen zu buchen. Die vierstündige Fahrt durch die Andenlandschaft gleicht einer Achterbahnfahrt durch ein Action-Bilderbuch. Der Tourvan hält direkt am Wasserfall des Flusses Millpu. Von dort aus führt ein 15-minütiger Spaziergang bergauf zur Schlucht mit den türkisfarbenen Pools.
Am Eingang wird ein Eintrittspreis von 15 Soles (ca. 3,50 €) erhoben, der der lokalen Gemeinschaft zugutekommt. Alternativ kannst du eigenständig von Ayacucho nach Circamarca reisen. Von dort aus wanderst du etwa eine halbe Stunde zu den Aguas Turquesas.
Vorab ein bis zwei Tage akklimatisieren
Nach zahlreichen Touren in Peru, die oft vor Sonnenaufgang starten, bin ich froh, dass die Tour zu den Aguas Turquesas de Millpu erst um 8 Uhr beginnt. Ich empfehle, leicht zu frühstücken oder einen Snack einzupacken, um während der holprigen Fahrt auf über 3.800 Metern nicht in Schwindel zu geraten. Dazu passt eine Tasse Kokatee oder ein paar Kokablätter zum Kauen.
Sonnencreme und eine leichte Zwischenschicht zum Überziehen sind im Hochland der Anden immer willkommen, da das Wetter schnell umschlagen kann. Schließlich rate ich, sich vorab ein bis zwei Tage in tieferer Lage zu akklimatisieren (Ayacucho liegt auf 2.761 Metern).
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Abseits der Route
Vier Stunden schlängelt sich die Straße im Zickzack um die Berge, bis wir die ersten Wasserfälle des Río Millpu sehen. Von dort führt ein 15-minütiger Aufstieg zum Naturphänomen. Die Strecke ist zwar kurz, doch die dünne Luft im Andenhochland fordert ihren Tribut.
Wir passieren wenige Gaststätten und einen einzigen Souvenirstand. Rechts vom Pfad zieht ein Fischzüchter ein Netz voller Forellen aus dem Zuchtbecken. Mein Appetit wächst, während das Tosen des Wassers lauter wird.
Eine Palette schimmernder Türkistöne
Bald glitzert es hinter dem Gebüsch in Türkisblau. Wasser stürzt von Kaskade zu Kaskade über weiße Kalkbecken. Türkise Terrassen steigen wie eine majestätische Treppe durch die karge Schlucht. Der Anblick entspringt der schlichten Umgebung wie eine Oase in der Wüste. Zwar ist es leicht bewölkt, doch die Sonne setzt sich durch und verwandelt die mineralischen Becken in eine Palette schimmernder Türkistöne.
So sehr ein Bad in dieser Kulisse verlockend klingt, ergreift mich zugleich der Gedanke, wie bewusst die lokale Gemeinschaft ihre Umgebung schützt. Auch die Wassertemperatur, höchstens 18 Grad, rät eher vom Baden ab. Vom Rand aus bewundern wir das Zusammenspiel von Licht und Mineralien im Gestein und füllen unsere Handygalerien. Weiter steigt ein Pfad die Schlucht hinauf, und bald erblicke ich den 15 Meter hohen Wasserfall, der die Terrassen speist.
Ichu-Gras reicht mir bis zu den Knien, während die stille Natur durch Bäche und Becken rauscht. Der Genuss der Landschaft geht über das rein Visuelle hinaus; spätestens in dem Moment, als ich vor dem Wasserfall mit einem Teller herzhaft angerichteter Causa mit Forelle sitze.
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Fazit
Zwar liegen die Aguas Turquesas abseits der gängigen Route, doch der Abstecher in diese abgelegene Gegend lohnt sich definitiv. Der Kontrast zwischen den kargen Felswänden und den türkisblau schimmernden Becken fesselt die Augen und lässt auch keinen Fotografen unbeeindruckt. Die peruanische Kulinarik glänzt wie gewohnt mit hervorragenden Forellengerichten – serviert mit Aussicht auf den Wasserfall.
Auch die Stadt Ayacucho ist einen Besuch wert. Ursprünglich nur als Zwischenstopp auf dem Weg zu den Aguas Turquesas geplant, entpuppt sich die Stadt als angenehme Überraschung. Zwischen imposanten kolonialen Fassaden spürt man den ländlichen Charme. Ein Muss ist der Mercado de Ayacucho im Stadtzentrum: Zwischen den bunten Marktständen pulsiert die Seele der Stadt, und wer lokale Spezialitäten probieren oder Souvenirs finden möchte, wird garantiert fündig. Alternativ lohnt es sich, einfach durch die Stadt zu schlendern und die über 30 kolonialen Kirchen zu entdecken.
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