Direkt vor uns ragen die markanten Drei Zinnen auf. Drei frei stehende Felsnadeln direkt nebeneinander. Diese Szenerie kann einem den Atem rauben! Ich bin in den Sextner Dolomiten unterwegs und habe eine wundervolle Rundtour hinter mir. Vielleicht ist die Wanderung vom Fischleintal über die Zsigmondyhütte und die Oberbachernspitze zur Dreizinnenhütte sogar die schönste in Südtirol?
Lohnt sich die Wanderung zu den Drei Zinnen in Südtirol?
Zugegeben, es gibt schnellere Wanderwege, um zu den markanten Drei Zinnen zu kommen. Die Frage ist, ob die dann auch schöner sind? Die Wanderung vom Fischleintal über die Zsigmondyhütte und das Oberbachernjoch bis zur Oberbachernspitze und schließlich zur berühmten Dreizinnenhütte ist zwar eine lange, ausdauernde Wanderung. Es gibt allerdings keine Kletterstellen auf dem Weg zu meistern. Wer mit schwarzen, teils gerölldurchsetzten Wanderwegen, 1.300 Höhenmetern und knapp 20 km kein Problem hat, wird die Tour mit Sicherheit gut finden. Vor allem, weil der Weg verhältnismäßig einsam ist.
Gerade, wenn ihr im Herbst unterwegs seid, in der Zeit nach den Sommerferien, könnt ihr die Wanderung nahezu ungestört genießen. Nur ein paar andere Wanderer sind dann noch unterwegs und die Natur sieht super schön aus. Die Bäume verfärben sich langsam und die tief stehende Herbstsonne taucht die Felsflanken in ein warmes Licht. Einziger Nachteil: Ab Oktober sind die Hütten, die am Wegesrand liegen, bereits geschlossen.
Fototipp: Besonders spektakulär ist natürlich die Formation der Drei Zinnen selbst. Hier finde ich es noch einen Tick schöner, wenn man das Bergmassiv unterhalb der Dreizinnenhütte fotografiert und die Hütte in den Vordergrund rückt.
Anreise ins Fischleintal bei Sexten
Höchster Punkt: | 2.677 m |
Strecke: | 20,1 km |
Höhenmeter: | 1.315 hm |
Gehzeit: | 9 Stunden |
Beste Reisezeit: | Mai – Oktober |
Start der Wanderung ist im Fischleintal bei Sexten. Etwa zwei Kilometer vor dem Talschluss befindet sich ein kostenpflichtiger Parkplatz nahe der Fischleinbodenhütte. Die Parkfläche ist durch eine Schranke getrennt und ihr müsst einen Parkschein ziehen. Die Parkgebühr ist relativ teuer, trotzdem kann es an schönen Tagen in der Hauptsaison passieren, dass der Parkplatz schnell voll ist. Deshalb gilt, besser früh kommen.
Alternativ ist die Anreise mit dem Bus möglich. Vom Busbahnhof in Toblach gibt es eine Verbindung, die stündlich zum Fischleintalboden fährt. Der Bus fährt über Innichen und Sexten. Ab Toblach dauert die Fahrzeit 45 Minuten, von den beiden anderen Orten ist es entsprechend kürzer. Ansonsten gibt es am Fischleinboden auch ein Hotel. Wenn ihr hier im Dolomitenhof übernachtet, könnt ihr morgens direkt zu Fuß auf die Tour starten.
Rundwanderung zu den Drei Zinnen
Die Wanderung startet einfach. Wir spazieren über eine breite Forststraße zum Talschluss. Dieser Einstieg ist gut zum „Reinkommen“, täuscht aber über die eigentliche Schwierigkeit der Tour ein wenig hinweg. Festes Schuhwerk mit einer guten Profilsohle sind Pflicht. Es geht hauptsächlich über große Steine und durch loses Geröll hinweg. Hier ist Trittsicherheit erforderlich und Schwindelfreiheit vor allem im Gipfelbereich der Oberbachernspitze gefragt.
Verpflegungstechnisch habe ich den Rucksack prall gefüllt. Riegel, Apfel, Brotzeit und ausreichend Wasser sorgen dafür, dass ich relativ viel Gewicht dabeihabe. Das liegt vor allem daran, dass wir erst Mitte Oktober auf die Tour gestartet sind und die Hütten am Wegesrand bereits geschlossen haben. Wenn ihr früher im Jahr kommt, warten gleich vier Möglichkeiten zur Einkehr auf euch. Da kann man sich zwischendurch mit leckeren Südtiroler Speisen stärken oder auch das Wasser auffüllen.
Die Talschlusshütte, Zsigmondyhütte, Büllelejochhütte und die Dreizinnenhütte bieten jeweils auch Übernachtungsmöglichkeiten an. Während der Sommersaison kann man dadurch die Tour auf zwei Tage aufteilen, oder eine weitere Tour anschließen. Allerdings sind die Plätze häufig ausgebucht. Wenn ihr eine längere Tour mit Übernachtung plant, solltet ihr den Schlafplatz besser bereits im Voraus reservieren.
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Durch das Fischleintal zur Zsigmondyhütte
Nachdem wir die Talschlusshütte erreicht haben, wird der Weg schlagartig steiler. Wir schlängeln uns über zig Serpentinen nach oben. Noch ist es schattig und kühl zwischen den Felswänden. Nach rund 500 Höhenmetern bahnen sich dann die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg über die steil aufragenden Berggipfel hinweg.
Wir halten kurz inne und genießen die Schönheit der Natur. Denn wir sind mittlerweile schon mittendrin in den Sextner Dolomiten. Umgeben von Felsen, während dazwischen Laubbäume mit gelben und orangen Blättern einen tollen Kontrast bilden. Außerdem sehen wir bereits die Zsigmondy-Comici-Hütte (2.224 m) über uns liegen.
Wir laufen durch die schroffe Bergwelt hindurch. Vor uns ist niemand, hinter uns ist niemand. Ganz einsam geht es weiter hinauf zur Hütte. Dort angekommen, legen wir eine erste Rast ein. Denn die Hütte liegt sensationell. Es gibt eine Sonnenterrasse mit einer hölzernen Bank, auf der wir uns niederlassen.
In den Sommermonaten, wenn die Hütte geöffnet und gut besucht ist, soll es hier sehr leckeres Essen geben und man kann wohl auch mit Karte bezahlen. Ich beiße stattdessen in meine Brotzeit, trinke einen Schluck und dann geht’s auch schon weiter.
Über das Oberbachernjoch und durch dunkle Tunnel
Die Landschaft bleibt wild und spektakulär. Wir folgen dem schmalen Pfad über steinerne Stufen hinauf und teilweise spazieren wir durch enge Spalten hindurch. Manchmal habe ich den Eindruck, als seien wir in einer Art Canyon unterwegs. Dadurch, dass der Weg so abwechslungsreich ist, merke ich die Höhenmeter gar nicht so sehr. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, über die Landschaft zu staunen. Erst recht, als wir dann das Oberbachernjoch (2.519 m) erreichen.
An diesem Joch sehen wir erstmals auch auf die andere Seite und staunen über noch mehr Gipfel. Vor uns liegt ein Meer aus Dolomiten. Ein markanter Berg zieht unsere Aufmerksamkeit an. Dieser Gipfel dort vor uns ist bereits die Große Zinne. Von hier sieht sie der bekannten Felsformation, die man von den Drei Zinnen kennt, allerdings gar nicht ähnlich. Na ja, das werden wir ja später noch sehen.
Wir passieren die Büllelejochhütte (2.528 m), die kleinste und höchstgelegene Hütte in den Sextner Dolomiten und schrauben uns dann die letzten Meter weiter zur Oberbachernspitze (2.677 m) hinauf. Auf dem Wanderweg kommen wir an geschichtsträchtigen Überresten aus dem 1. Weltkrieg vorbei. In den Fels geschlagene Tunnel und Schützengräben erinnern an eine dunkle Vergangenheit. Nach dem Leitsatz „wer die Gipfel besetzt, der beherrscht die Täler“ hat man sich hier erbitterte Kämpfe geliefert. Etliche Menschen haben damals ihr Leben gelassen. Vor allem im Winter, wenn es in diesen Höhen zweistellige Minusgrade hatte.
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360-Grad-Blick von der Oberbachernspitze
Nach rund 4 Stunden Gehzeit stehen wir dann am Gipfel der Östlichen Oberbachernspitze (2.677 m). Das Gipfelkreuz befindet sich am höchsten Punkt und ich traue mich kaum ranzugehen. Denn direkt dahinter fällt die Felswand steil ab. Es geht etliche Meter in die Tiefe. Dieser Abgrund sorgt für ein mulmiges Gefühl, hier ist Vorsicht geboten. Man kann aber auch einfach ein paar Meter weiter vorn stehen bleiben und den Ausblick genießen. Und die Aussicht hier oben ist sensationell.
Die Oberbachernspitze hält einen 360-Grad-Blick bereit. Wir sehen direkt gegenüber die Dreischusterspitze aufragen und können ins Pustertal hinabblicken. Am Horizont sehen wir die vergletscherten Flächen von Großvenediger und Großglockner in den Hohen Tauern und direkt neben uns ragt der Einserkofel als frei stehende Felsnadel in die Höhe. In meinem Rücken befindet sich der markante Zwölferkofel, dieser Berg ist auch nicht zu übersehen und auch die Drei Zinnen können wir wieder gut erkennen. Da geht es nun als Nächstes hin.
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Die berühmten Drei Zinnen im Blick
Etwas mehr als eine Stunde Gehzeit ist es von der Oberbachernspitze zur Dreizinnenhütte. Mir kommt dieses Teilstück viel länger vor. Es zieht sich, dabei geht es vorwiegend eben hin und sogar leicht bergab. Wir queren eine schier endlose Bergflanke. Auf unserer linken Seite ragen Felstürme spitz in die Höhe. Eine Erhebung ist der Paternkofel. Dort hinauf führt auch ein spektakulärer Klettersteig. Auf der rechten Seite sehen wir malerische Bergseen liegen. Die Wasseroberfläche ist ruhig und die umliegenden Gipfel spiegeln sich in der türkisblauen Fläche. Wunderschön!
Dann taucht vor uns die Dreizinnenhütte auf. Wir stehen direkt davor und ich bin einen Moment perplex. Sollten hier nicht die Drei Zinnen sein? In genau diesem Moment drehe ich meinen Kopf bereits nach links und da liegen sie. Wunderschön ebenmäßig, als hätte man sie extra aufgestellt. Drei Felsnadeln nebeneinander. Die Große Zinne misst 2.999 Meter und alle drei Türme sind nur von Kletterern zu bezwingen. Wanderwege führen nicht hinauf.
Das macht nichts. Dieser Ort an sich ist super schön. Und das zeigt sich auch an dem größeren Menschenaufkommen vor der Hütte. Hier ist deutlich mehr los als auf der restlichen Wanderung und das, obwohl die Dreizinnenhütte auch schon geschlossen hat. Im Hochsommer ist es bestimmt noch viel voller. Aber ich kann all die Wanderer verstehen. Ich wollte dieses Bild ja auch unbedingt live sehen.
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Fazit
Nach der Dreizinnenhütte folgt ein langer Abstieg ins Fischleintal zurück. Durch das lose Geröll ist auf den letzten Metern der Tour nochmals Vorsicht geboten. Ich selbst bin voller Glücksgefühle und muss aufpassen, nicht zu leichtsinnig zu werden und weiter konzentriert zu bleiben. Denn die Tour hat all das erfüllt, was ich mir vorgestellt habe. Es ist eine der schönsten Wanderungen, die ich bisher in den Dolomiten gegangen bin und ich würde sie sofort noch mal gehen. Fitten, konditionsstarken Wanderern kann ich die Tour wärmstens empfehlen.
Vielleicht würde ich beim nächsten Mal noch eine Nacht in der Dreizinnenhütte buchen und abends den Sonnenuntergang vor diesem Panorama genießen. Am nächsten Morgen könnte man so noch den Klettersteig zum Paternkofel anschließend und danach erst wieder ins Tal absteigen.
Gut zu wissen für alle Hundefreunde: Uns sind einige Wanderer mit Hund begegnet. Wenn der Vierbeiner fit ist und gut über Geröll laufen kann, ist die Tour also auch in tierischer Begleitung gut zu begehen.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Website von Südtirol
- Wanderkarte mit GPS-Track zur Tour
- Unentdeckte Ausflugsziele in Südtirol
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