Wandern mit nur zwei Füßen in der Eifel kann jeder. Doch es wird noch interessanter, wenn es sechs Füße mit Alpakas und Lamas sind. Wanderungen mit Tieren bieten eine ganz besondere Art, die Natur zu erleben – das können alle bestätigen, die einen Hund besitzen. Doch es geht auch mit größeren Tieren: In der Eifel kann man beispielsweise mit Lamas und Alpakas auf Tour gehen. Ich habe diese einzigartige Erfahrung für euch getestet.
Lohnt sich die Lama-Wanderung in der Eifel?





Ein putziges Gesicht, ein rundes Köpfchen und ganz viel Flausch – Alpakas und Lamas muss man einfach lieben. Obwohl diese Tiere ursprünglich aus der Anden-Region in Südamerika stammen, gewinnen sie auch in Europa zunehmend an Beliebtheit.
Oftmals sieht man sie nur auf der Weide, doch im gleichnamigen Nationalpark in Nordrhein-Westfalen, bekannt als Eifel, werden geführte Wanderungen mit Alpakas und Lamas angeboten. Besucher können zwischen Schnupperkursen und Wanderungen verschiedener Länge wählen. Ich habe für euch die große Tour getestet. Insgesamt legt man dabei 9 km in 3 Stunden zurück.
Was ist der Unterschied zwischen einem Lama und einem Alpaka?
Lamas und Alpakas sind beide domestizierte südamerikanische Kameliden und eng miteinander verwandt, weisen jedoch deutliche Unterschiede in Aussehen, Verhalten und Nutzung auf.
Aussehen
Größe und Gewicht: Lamas sind größer und schwerer als Alpakas. Ein ausgewachsenes Lama kann eine Höhe von bis zu 180 cm erreichen und zwischen 130 und 200 kg wiegen. Alpakas sind deutlich kleiner und wiegen zwischen 50 und 80 kg.
Gesicht und Ohren: Lamas haben längere, bananenförmige Ohren und ein länglicheres Gesicht. Im Gegensatz dazu besitzen Alpakas kürzere, spitzere Ohren und ein rundlicheres Gesicht.
Fell: Das Fell von Lamas ist grober und weniger dicht, was sie weniger attraktiv für die Wollproduktion macht. Sie werden hauptsächlich als Lasttiere genutzt. Alpakas hingegen haben ein sehr weiches, dichtes und feines Fell, das besonders geschätzt wird und zur Herstellung hochwertiger Textilien verwendet wird.
Verhalten und Nutzung
Verwendung: Lamas werden primär als Lastentiere eingesetzt, da sie größere Lasten tragen können. Zudem dienen sie oft als Schutztiere für Herden. Alpakas hingegen werden vor allem wegen ihrer Wolle gezüchtet, die als besonders hochwertig gilt.
Temperament: Lamas sind oft unabhängiger und können aggressiv reagieren, wenn sie sich bedroht fühlen. Alpakas zeigen tendenziell ein sanfteres und zurückhaltenderes Verhalten.
Herkunft und Zucht
Herkunft: Beide Tierarten stammen aus den Andenregionen Südamerikas, insbesondere aus Ländern wie Peru, Bolivien, Ecuador und Chile.
Zuchtziele: Lamas wurden ursprünglich für ihre Fähigkeit, Lasten zu tragen, und für ihr Fleisch gezüchtet. Alpakas hingegen wurden hauptsächlich für ihre hochwertige Wolle gezüchtet.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Lamas und Alpakas sich in Größe, Fellbeschaffenheit und Verwendungszweck deutlich unterscheiden. Lamas sind größere Arbeitstiere, während Alpakas vor allem für ihre feine Wolle geschätzt werden.
Fototipp: Selfies mit einem Tier sind auf Instagram immer ein absolutes Highlight. Der Tipp hier ist also ganz klar: Ihr plus der absolut fotogene Gesichtsausdruck eures Lamas oder Alpakas, vielleicht sogar, während es gerade an einer Butterblume kaut. Besser geht es kaum!
Anreise nach Hellenthal in der Eifel
| Lage: | Hellenthal, Eifel |
| Anreise: | Auto |
| Wichtig: | Wasser mitnehmen |
| Preis: | Große Tour: 30 € p.P.* |
| Strecke: | 9 km |
Ich muss es euch ganz ehrlich sagen: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln werdet ihr es hier im Nationalpark Eifel schwer haben. Der nächste Bahnhof, an dem Züge halten, befindet sich in Kall, und von dort sind es immer noch fast 30 Kilometer bis nach Hellenthal. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass ihr euch schon am Startpunkt für eine Lama-Wanderung befindet.
Der eigentliche Treffpunkt liegt zwischen Feldern und Wiesen im Stadtteil Unterpreth, direkt an einer Bushaltestelle, wo der Bus nur einmal stündlich verkehrt. Daher empfehle ich dringend die Anreise mit dem Auto.
Alle notwendigen Informationen zur besten Anfahrtsroute und Parkmöglichkeiten erhaltet ihr von der Betreiberin der Eifel Lamas, Julia, als perfekten Service gleich in der Bestätigungsnachricht.
Erster Kontakt: wenig Privatsphäre
Der Erstkontakt beginnt auf der Weide. Vorsichtig steigt die Gruppe der Gäste durch das Gatter auf der Wiese, und sofort stürmen die Lamas und Alpakas heran. Dies sieht zugegebenermaßen etwas einschüchternd aus, denn die großen Tiere mit ihren langen Hälsen sprinten den Berg hinunter direkt auf die kleine Menschengruppe zu, ohne scheinbar das Tempo zu drosseln. Eine junge Frau keucht erschrocken auf und flüchtet sich hinter ihren Partner.
Natürlich kommt es zu keiner Kollision mit der Gruppe; die Tiere passen schon auf. Doch viel Respekt für den persönlichen Freiraum zeigen sie nicht. Ein junges, weißes Lama steckt sofort seinen Kopf unter die Achsel eines Gastes. Julia, die Betreiberin der Lama-Farm, muss darüber lachen.
Eigentlich sind die Tiere nicht die größten Fans von Streicheleinheiten und Berührungen, aber es gibt natürlich immer Ausnahmen, die direkt auf Menschen zugehen. Sie erklärt weiter, wie wir unser Tier führen, die Leine halten und als Gruppe wandern sollen. Es geht darum, die Rangordnung innerhalb der Gruppe zu sortieren.
Währenddessen wählt sie aus der Gruppe mehrere Tiere aus, zäumt sie auf und teilt Wissenswertes über deren Charakter, Alter und Eigenarten mit. Mir wird Samson zugeteilt, ein hellbrauner Riese mit einem langen, weißen Hals, der schon eine Weile hinter mir gestanden und mich beobachtet hat.
Losgehen und sortieren
Nach der Einführung beginnen wir unsere Wanderung auf der Landstraße und gehen in den Wald hinein. Der Start verläuft etwas wuselig, da auch zwei jugendliche Lamas dabei sind, die noch nicht recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Jedes Tier schreitet in seinem eigenen Tempo voran.
Zwar halten sie am Anfang auch öfter an, um zu schauen, wo der Rest der Herde bleibt, doch Samson lässt sich leicht führen und geht brav neben mir. Sein Tempo ist zwar nicht das schnellste, aber während der Tour offenbart sich immer wieder die Persönlichkeit der Tiere. Oskar, der Leithengst, schätzt seine Ruhe und wenn er meint, von zu vielen Menschen und Tieren umgeben zu sein, bleibt er einfach stehen und lässt das Chaos an sich vorüberziehen, um dann in Ruhe wieder alles im Blick zu haben.
Während wir weiterziehen, ermahnt uns Julia, dass die Tiere unterwegs nicht vom Wegesrand fressen sollen. Das hält sie allerdings nicht davon ab, es trotzdem zu versuchen. Ich kann Samsons Gedanken fast laut hören.
Ein kurzer Blick zur Seite: „Oh, das sieht lecker aus. Vielleicht kann ich da mal kurz …“ In solchen Momenten ist es wichtig, schnell zu reagieren und seinen Kopf wieder sanft anzuheben, bevor er überhaupt auf dumme Ideen kommt. Denn wie Julia erklärt: Wenn sie einmal anfangen zu fressen, könnten wir den Rest des Tages hier verbringen, ohne weiterzukommen.
Schöne, sportliche Wanderung mit ein bisschen Liebe
Da an dem Tag die Sonne scheint, wird mir recht schnell klar, dass dies eher eine Wanderung als ein einfacher Spaziergang ist. Ja, ich weiß, es war so angekündigt, doch hatte ich das Ausmaß etwas unterschätzt. Wir gehen zwischen Feldern hindurch, und die Sonne brennt gnadenlos. Selbst im schattigen Wald geht es ziemlich steil bergauf. Eine klügere Person als ich hätte sicherlich wenigstens eine Flasche Wasser mitgenommen.
Neben mir brummt Samson zufrieden und gibt niedliche Quietschgeräusche von sich. Irgendwann beginnt er, sein Gesicht an meine Schulter zu reiben. Trotz Julias Hinweis, dass Lamas und Alpakas eigentlich keine großen Fans von Berührungen sind, springt mein Herz vor Freude. Es ist definitiv Liebe, daran besteht kein Zweifel. Plötzlich kommt von hinten Julias Stimme: „Ach, guck mal, dem Samson juckt die Nase …“ Aber ich bleibe dabei: Es war ganz sicher Liebe 🙂
Die Tour dauert mehr als drei Stunden und umfasst etwa neun Kilometer. Wir machen auch immer wieder Pausen: am Bach zum Trinken, beim Grasen und zum Ausruhen. Die Tiere scheinen sich nicht zu sehr anzustrengen und gehen gemütlich mit. Nur auf dem letzten Stück zurück zur Weide, wo es bergab geht, legen sie plötzlich ein schnelleres Tempo ein.
Einer der Teenager-Lamas rennt plötzlich los, und die junge, zarte Frau, die die Leine hält, ist gezwungen, hinterher zu sprinten. Dabei hätte sie auch einfach die Leine loslassen können, wie Julia erklärt hat. Die Tiere laufen in der Regel nicht davon, und das Suchen ist besser als das Risiko, dass sich jemand verletzt. Am Ende erhält jedes Lama eine Schale Futter und die Menschen einen „Lama-Führerschein“ mit Fotos der Tiere darauf.
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Fazit
Generell bin ich, wahrscheinlich aufgrund mehrerer negativer Erfahrungen auf meinen Reisen durch verschiedene Kontinente, sehr skeptisch gegenüber Unterhaltungsangeboten, die Tiere einschließen. Ich bin der Überzeugung, dass andere Lebewesen nicht zu meiner Unterhaltung existieren, besonders wenn die Haltung miserabel ist.
Umso erfreuter war ich festzustellen, dass es den Tieren bei den Eifel Lamas offensichtlich sehr gut geht und dass der Besitzerin das Wohl der Tiere wirklich am Herzen liegt. Menschen, die sich nicht angemessen verhalten, werden von der Gruppe ausgeschlossen. Daher glaube ich, dass diese Lama-Wanderung eine wunderbare Möglichkeit bietet, die Natur der Eifel auf eine ganz neue Art zu erleben und innerlich zur Ruhe zu kommen. Die entspannte Art der Tiere wirkt sich zweifellos auch auf die Menschen aus.
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