Filmgeschichte wurde nicht nur in Hollywood geschrieben! Bereits seit über 100 Jahren gehen auch in Babelsberg die Stars ein und aus, werden große Momente auf Zelluloid gebannt. Lasst euch im Filmmuseum Potsdam in die Welt der Traumfabrik entführen und bewundert originale Requisiten, Filmtrophäen und Kostüme, bevor ihr in Samtsesseln Platz nehmt und große Szenen aus Babelsberg über die Leinwand flimmern seht.

Lohnt sich der Besuch im Filmmuseum Potsdam?

In Potsdams grünem Stadtteil Babelsberg werden seit 1912 Filme produziert. Mehrere tausend Produktionen für Kino und TV entstanden bereits in den legendären Studios, in denen längst nicht nur deutsche Stars mitwirkten. Die ereignisreiche Historie des Ortes wird in der Stadt im ältesten Filmmuseum Deutschlands gewürdigt, das sich seit seiner Gründung 1981 in dem zum ehemaligen Stadtschloss gehörigen Marstall direkt in der Altstadt befindet.

Doch das Filmmuseum Potsdam ist mehr als nur eine Ausstellung für Filmenthusiasten, mit Kostümen und allerlei Requisiten – hier können Besucher auch selbst aktiv werden. Zudem werden im Kino Kinderfilme, aktuelle Produktionen und auch Stummfilme mit Orgelbegleitung gezeigt und ihr könnt regelmäßig an Führungen teilnehmen.

Fototipp: Die Lichtverhältnisse in der Ausstellung sind nicht die besten und ihr dürft kein Blitzlicht verwenden. Spannender zu fotografieren ist auch ohnehin das Marstall des Potsdamer Stadtschlosses, in dem das Museum untergebracht ist.

Anreise zum Filmmuseum Potsdam

Lage:Altstadt, Marstall
Anreise:ÖPNV bis Potsdam, Schloßstraße
Must-See:Casting-Box
Dauerausstellung:Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg
Eröffnet:1981

Die Anreise zum Filmmuseum in Potsdam solltet ihr ohne Auto planen, denn es befindet sich in der historischen Mitte und es gibt in der Umgebung nur sehr wenige und zudem kostenpflichtige Pkw-Parkplätze. Die Möglichkeiten, die Attraktion mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, sind allerdings besonders groß. Ab Berlin könnt ihr beispielsweise über den Hauptbahnhof Potsdam kommen und den Rest einfach laufen, denn dabei gibt es einiges zu entdecken.

Wer lieber noch ein bisschen näher ran fahren möchte, der steigt am Hauptbahnhof in eine Tram der Linien 91, 92 oder 93 bis zur Haltestelle „Alter Markt/Landtag“. Dort halten ebenfalls die Buslinien 604, 605 und 614.

Von dort seht ihr das Museum direkt auf der anderen Straßenseite. Quasi bis vor die Eingangstür gelangt ihr mit den Buslinien 580 und 695 über die Haltestelle „Potsdam, Schloßstraße“. Vor dem Gebäude befinden sich außerdem zahlreiche Ständer, falls ihr mit eurem Rad kommen solltet.

Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg

Direkt wenn ihr das Foyer des Museums betretet, könnt ihr einen wahren Meilenstein der Geschichte des Films bewundern: das Skladanowsky Bioscop. Mit diesem Projektor zeigten die Brüder Emil und Max Skladanowsky im Jahr 1895 im Varieté Wintergarten in Berlin erstmals selbst aufgenommene Filme – sozusagen die Geburtsstunde des Kinos in Deutschland.

Die Dauerausstellung „Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg“ setzt etwas später an und entstand zum Jahrhundert-Jubiläum 2012. Sie ist damit nicht auf dem allerneuesten Stand, aber da der Fokus ohnehin eher auf der Anfangszeit des Studios liegt, ist das kein Problem.

Eingeteilt ist die Dauerausstellung in sieben Themenräume, angefangen mit der Ideenschmiede. Dort könnt ihr anhand von einigen ausgewählten Filmen wie „Emil und die Detektive“, dem NS-Propagandafilm „Jud Süß“, der nicht öffentlich gezeigt werden darf, oder auch dem DEFA-Klassiker „Solo Sunny“ nachvollziehen, wie aus Ideen Filme entstehen.

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Mimen, Masken, Filmbaumeister

Danach geht es weiter mit 15 Frauen und 15 Männern, die zu den Stars der Potsdamer Filmgeschichte zählen. Der Schwerpunkt liegt hier bei Casting-Geschichten aus den Sammlungen von UFA, DEFA und den Studios Babelsberg. Ein tolles Extra für Besucher*innen: ihr könnt in einer Casting-Box selbst vorsprechen und euch beispielsweise in den Film „Sonnenallee“ reinkopieren.

Und schon taucht ihr ein in die Welt des Kulissenbaus. Hier stehen nicht nur Modelle, ihr lernt auch Filmarchitekten wie Otto Hunte, Alfred Hirschmeier und Uli Hanisch kennen. Ein besonderer Fokus liegt außerdem auf dem großen Babelsberger Außenset Berliner Straße, das für etliche Produktionen immer wieder umgebaut wurde.

Achtung Aufnahme! Von Lang bis Tarantino

Anhand von drei Regisseuren aus drei unterschiedlichen Epochen wird das Herzstück jedes Films aufgezeigt: die Dreharbeiten. Den Anfang macht Fritz Lang, der allein durch seinen monumentalen Stummfilm „Metropolis“ unsterblich wurde.

Über Heiner Carow geht es weiter zu Quentin Tarantino, der in Potsdam 2009 den Blockbuster „Inglourious Basterds“ mit Stars wie Brad Pitt, Christoph Waltz und Daniel Brühl drehte. Welche Filmtechnik stand ihnen in ihrer Zeit zur Verfügung, was hatten sie für Teams und wie war die Atmosphäre am Set? Darauf gibt es hier Antworten.

Montage, Musik und Ton

Nach den Dreharbeiten geht es an den Schnitt. In diesem Bereich der Produktion arbeiten besonders viele Frauen, die man anfangs Kleberinnen nannte, inzwischen allerdings Schnittmeisterinnen. An einer Fotowand könnt ihr einige von ihnen kennenlernen, etwa Flora Franke, die 1912 die erste Kleberin in Babelsberg war.

In einigen Filmausschnitten könnt ihr euch von ihnen erklären lassen, wie ihre Arbeit funktioniert. Als historisches Exponat steht hier ein Schneidetisch aus den 1960er-Jahren und ihr könnt auch wieder selbst aktiv werden und einen kleinen Teaser selbst zusammenstellen.

Interaktiv geht es auch im Themenbereich Musik und Ton zu. In einem akustisch abgeschirmten Tonstudio könnt ihr allerlei ausprobieren und auch per Karaoke einen Filmsong aufnehmen. Ich habe innerlich richtig gejubelt, weil es „Nur nicht aus Liebe weinen“ von Zarah Leander aus dem Film „Es war eine rauschende Ballnacht“ gab. (Wer das nicht kennt: gibt’s auch bei YouTube). Die Aufnahme könnt ihr euch danach im Duett mit dem Original anhören – ich fand mich nicht schlecht! Schade, dass man sich das nicht auch schicken lassen kann.

Ich habe es mir außerdem noch eine Weile auf einem Sofa gemütlich gemacht und mir Ausschnitte aus Autobiografien angehört. Beispielsweise von Marlene Dietrich, die vom Casting zu dem Sternberg-Film „Der blaue Engel“ und von dem psychopathischen Hauptdarsteller Emil Jannings erzählt.

Oder von Heinz Rühmann, der von der 1943 gedrehten „Feuerzangenbowle“ berichtet, deren Premiere nach einer Nacht im Bombenhagel stattfand. Insgesamt gibt es im gesamten Museum so viele Audio- und Bildausschnitte zu hören und zu sehen, dass ihr definitiv nicht alles schaffen werdet!

Film ab im Filmmuseum Potsdam

Am Ende steht dann die Premiere, wenn sich zeigt, wie der Film beim Publikum ankommt. In einem kleinen Kino könnt ihr euch hinsetzen und von einem Film mit Ausschnitten aus Babelsberg-Produktionen berieseln lassen. Falls möglich, dann werft aber auch einen Blick in das Kino auf der anderen Seite des Foyers, wo neben aktuellen Streifen auch historische Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt werden.

Das Besondere ist die originale Welte-Kino-Orgel aus den 1920er-Jahren. Im Kinosaal sieht sie unscheinbar aus, allerdings befindet sich hinter der Leinwand noch ein kompletter Raum, wo damit Geräusche wie Regen, Donner, Schiffssirenen und viele weitere erzeugt werden.

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Fazit

Wer sich für Filme und deren Geschichte jenseits der aktuellen Blockbuster interessiert, der kommt im Filmmuseum Potsdam auf jeden Fall auf seine Kosten. Ein bisschen Vorwissen zu den Entwicklungen in Babelsberg – von Bioscop über UFA und DEFA zu den Studios Babelsberg – schadet nicht, ist aber auch kein Muss. Toll fand ich vor allem, dass die Ausstellung über so viele interaktive Stationen verfügt.

Nicht nur Historisches zum Anhören und Ansehen, sondern eben auch Spaßiges wie das Karaoke-Studio. Das macht das Ganze für alle, die nicht so tief in der Materie drinstecken, etwas greifbarer als es beispielsweise in der Deutschen Kinemathek Berlin der Fall ist, deren Sammlung dafür deutlich größer ist. Ich war ca. 2 Stunden im Museum, habe aber viele Audios auch ausgelassen.

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