Geführte Gletscher-Wanderung in Österreich: Jamtalferner

Ganz weit hinten im Paznauntal, oberhalb von Galtür, lege ich die Steigeisen an. Ich stehe an den Ausläufern des mächtigen Jamtalferners. Einst war der Gletscher riesig, heute bedeckt er noch immer die höheren Lagen. Im Rahmen eines geführten Gletscher-Trekkings begeben wir uns auf das nicht mehr ganz so ewige Eis. Auf der Wanderung geht an imposanten Gletscherspalten vorbei bis zum Russkopf hinauf. Spektakulär!

Lohnt sich die geführte Gletscher-Wanderung im Paznaun?

Insgesamt gibt es in den Alpen noch rund 5.000 Gletscher. Einer davon liegt im Paznauntal. Dort befindet sich der Jamtalferner oberhalb der gleichnamigen Jamtalhütte. Vor 200 bis 300 Jahren reichte der Gletscher noch bis zur Hütte, heute muss eine Stunde Fußweg zurücklegen, um das Eis zu erreichen. Der Gletscherschwund ist also deutlich sichtbar. Und Jahr für Jahr schwindet das Eis ein bisschen mehr. Dementsprechend ist das Gletscher-Trekking eine Aktivität, die vielleicht bald nicht mehr möglich sein wird.

Wenn ihr durchschnittlich fit seid, könnt ihr an der geführten Tour teilnehmen. Auf dem Weg über die Eisfläche bis zum Rußkopf gilt es insgesamt rund 650 Höhenmeter zu überwinden. Ein Bergführer begleitet euch und sorgt unterwegs für die Sicherheit. Außerdem werden spannende Erklärungen geliefert.

Fototipp: Am Gipfel selbst könnt ihr sehr eindrucksvolle Aufnahmen machen. Es gibt eine Art Nebengipfel, auf dem sich der Fotograf postieren kann. Dann kann man wunderschön das Gipfelkreuz vor der vergletscherten, hochalpinen Landschaft abbilden. Und auch das imposante Gletschertor unterhalb des Gipfels ist eine Motiv, das in Erinnerung bleibt!

Anreise zur Jamtalhütte im Paznauntal

Höhenmeter:630 m
Strecke:10 km
Dauer:ca. 5 Stunden
Einkehrtipp:Jamtalhütte
Beste Reisezeit:Juni bis Oktober

Start der Tour ist an der Jamtalhütte, oberhalb von Galtür. Die DAV-Hütte liegt auf 2.165 m Höhe. Mit dem PKW ist die Zufahrt nicht gestattet. So bleiben mehrere Möglichkeiten. Ihr könntet bereits am Vortag aufsteigen und auf der Hütte übernachten. Dann parkt ihr an den Parkflächen an der Menta-Alm. Achtet darauf, auch am Parkplatz immer die Zäune zu schließen, denn rund um die Alm grasen Kühe. Als ich da war, haben sich einige Kühe im wahrsten Sinne des Wortes die Hörner an einem VW-Bus abgestoßen.

Meine Empfehlung ist die Auffahrt mit dem Hüttentaxi. Das könnt ihr vorab telefonisch reservieren und dann geht’s zur vereinbarten Uhrzeit zur Hütte hinauf. Oder ihr reserviert euch ein E-Bike über die Jamtalhütte. So könnt ihr die breite Forststraße ebenfalls in rund 45 Minuten überwinden.

Ausrüstung für die Wanderung über den Gletscher

Um 7:30 Uhr sind wir abmarschbereit. Der Rucksack ist verhältnismäßig schwer. Kein Wunder, denn diesmal ist neben Verpflegung, ausreichend Wasser und wetterfester, sowie warmer Kleidung auch die Gletscherausrüstung im Gepäck. Als Teilnehmer benötigen wir Steigeisen und Klettergurt. Das könnt ihr euch beides auch vom Bergführer ausleihen, wenn ihr es selbst nicht habt. Ansonsten bringt der Bergführer auch ein Seil mit, um sich am Gletscher anseilen zu können.

Denkt daran, dass es in der Nähe des Eises und in der Höhenlage kühl werden kann. Ich war ganz dankbar um Handschuhe und Stirnband. Aber auch der Sonnenschutz ist gerade im reflektierenden Schnee super wichtig. Sonnencreme und Sonnenbrille sind also Pflicht. Wer mag, packt noch Wanderstöcke ein. Damit lässt es sich durch das Geröll und über das Eis ein bisschen besser laufen.

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Mit Steigeisen über den Gletscher

Sobald wir den Jamtalferner erreichen, legen wir die Ausrüstung an und werden vom Bergführer angeseilt. Die Seilschaft ergibt vor allem im steileren Gelände Sinn. Und dann, wenn Gletscherspalten durch Schnee verdeckt sind. Denn dann besteht das Risiko eines Spaltensturzes. Und in solch einer Situation möchte man sicher nicht ungesichert feststecken.

Das Gehen auf Steigeisen ist etwas ungewohnt. Man muss breitbeiniger laufen, um mit den scharfen Metallkrallen nicht im Hosenbein hängenzubleiben. Und ihr solltet darauf achten, den Fuß so aufzusetzen, dass möglichst alle Spitzen sich ins Eis bohren können. Dann habt ihr den besten Halt. Ich gewöhne mich alsbald an die Bewegung. Und so steigt meine Aufregung wegen etwas anderem. Denn ich darf einmal in eine Spalte hineinschauen. Dazu werde ich gesichert am Klettergurt einige Meter hinabgelassen. Hui! Ein bisschen Mut erfordert das schon. Bergführer Stefan zieht mich aber zum Glück anschließend auch wieder raus.

Sensationeller 360-Grad-Blick am Rußkopf

Dann liegen die letzten Höhenmeter vor uns. Durch loses Blockgelände bahnen wir uns den Weg zum Gipfelkreuz des Rußkopfes hinauf. Der Berg war schon von unten gut sichtbar. Es ist eigentlich eher ein unscheinbarer Vorgipfel. Aber sobald wir den höchsten Punkt erreichen, bin ich überwältigt von der sensationellen Aussicht.

Wir sind umgeben von Dreitausendern. Da liegen die Vordere und die Hintere Jamspitze, die Dreiländerspitze und der Ochsenkopf in greifbarer Nähe. Und auch der Piz Buin (3.312 m) ist sichtbar. Außerdem werden von hier oben erst die Dimensionen der Gletscherfläche deutlich. Ein großer Teil der Felsflanken ist noch mit Eis überzogen. Trotzdem wird hier auch spürbar, dass das wohl nicht mehr allzu lange so bleiben wird. Und so ist wie mit vielen Dingen im Leben: Man steht inmitten purer Naturgewalt und begutachtet es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

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Fazit

Es lohnt sich, einmal über den Jamtalferner zu wandern. Die Tour ist nicht super kräftezehrend und trotzdem mega beeindruckend. Ich kann es Naturliebhabern auf jeden Fall empfehlen, vor allem, weil man auch viel über die Entstehung und die voraussichtliche Entwicklung der Gletscher in den Alpen erfährt. Anschließend gibt’s leckeres Essen in der Jamtalhütte. Ich hatte hier den vegetarischen Flammkuchen und der war super gut!

Wenn ihr an der Jamtalhütte übernachtet, könnt ihr am nächsten Tag noch auf eine weitere Tour starten und drei Dreitausender an einem Tag erklimmen. Alternativ kann ich auch noch die Wanderung über den Paznauner Höhenweg empfehlen. Meine Lieblingsetappe ist die Etappe 5, die von Ischgl nach Galtür führt. Und das, fernab des Skigebiets in wunderschöner Natur. Ein Stopp am malerischen Berglisee ist Pflicht.

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