Antermoiasee im Rosengarten: Wanderung in den Dolomiten

Ich lasse das kleine Bergdorf Mazzin im Val di Fassa hinter mir, folge dem schmalen Pfad aufwärts, vorbei an Bachlauf und Wasserfall. Das Ziel ist der glasklare Lago d’Antermoia – ein Bergsee inmitten zerklüfteter Dolomitfelsen im Rosengarten. Daneben wartet das gleichnamige Antermoia-Hütte, die wie eine kleine Festung aus Stein in der Landschaft ruht. Nach einer Polenta geht es abwärts durch das Val de Dona – ein stilles Hochtal, das wirkt, als sei es einem Gemälde entsprungen.

Lohnt sich die Wanderung zum Lago di Antermoia?

Die Wanderung zur Antermoia-Hütte (2.497 m) und dem gleichnamigen Bergsee führt durch eine urtümliche Bergwelt. Die Hütte wurde 1911 von der SAT-Sektion (Società degli Alpinisti Tridentini) errichtet und liegt eingebettet zwischen Geröllfeldern und Karstformationen, umgeben von der beeindruckenden Kulisse des Rosengarten-Massivs.

Die Wanderung führt durch das Val de Dona, eines der ursprünglichsten Seitentäler des Fassatals: keine Seilbahnen, keine Après-Hütten – nur alpine Ruhe, klare Pfade und das Gefühl, eins zu sein mit der Natur. Frühaufsteher werden mit einzigartigen Lichtstimmungen und menschenleeren Wegen belohnt – mit etwas Glück zeigen sich Murmeltiere oder sogar Gämsen auf den Hängen. Der krönende Abschluss: der smaragdgrüne Antermoia-See auf 2.496 Metern – still, glasklar und eingerahmt von kargen Felsen.

Fototipp: Das Besondere am Lago di Antermoia ist das glasklare Wasser, das den Blick unter die Oberfläche freigibt. Besonders eindrucksvoll wirkt ein Bild, wenn man eine niedrige Perspektive direkt am Ufer wählt. Früh aufstehen lohnt sich – vor allem, wenn sich der Himmel in zarten Pastelltönen zeigt.

Anreise nach Mazzin im Fassatal

Strecke:15,8 km
Höhenmeter:1.255 hm
Gehzeit:6 Stunden
Einkehrtipp:Rifugio Antermoia
Schwierigkeit:schwer

Startpunkt der Wanderung ist das Bergdorf Mazzin, gelegen im oberen Val di Fassa in Trentino. Der Ort ist mit dem Auto gut erreichbar – die nächstgrößere Stadt ist Canazei, rund zehn Minuten entfernt.

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, erreicht Mazzin bequem mit dem Linienbus ab Bozen (180, B104) oder Trient (B104). Von der Bushaltestelle in Mazzin führt ein beschilderter Wanderweg am Bach entlang hinauf. Parkmöglichkeiten gibt es am Ortseingang, allerdings sind sie begrenzt – wer früh startet, hat hier die besten Chancen.

Wanderung an großem Wasserfall vorbei

Hinter Mazzin schlängelt sich ein schmaler Pfad durch das breite, stille Tal – links und rechts ragen Dolomitwände auf, vereinzelt stehen Lärchen wie ehrwürdige Wächter in der Landschaft. Das Licht ist weich, fast golden, während das Gras im Wind tanzt.

Ein besonderes Highlight auf dem Weg ist der eindrucksvolle Wasserfall „Cascate di Soscorza“ am oberen Talschluss, der über Felsen herabstürzt und sich in den klaren Bachlauf des Dona-Tals ergießt. Ein guter Ort für eine Rast – und wir sind auch nicht die Einzigen, die es sich hier schon gemütlich gemacht haben.

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Glasklarer Antermoia-See im Kessel

Der Wanderweg wird jetzt steiler und die Vegetation spärlicher. Wir erreichen eine Art Hochebene. Hier wächst nur noch Gras – wie eine große grüne Matte auf dem Berg. So ähnlich muss die Vegetation auf Island aussehen. Hier oben hat man bereits einen tollen Blick auf die charakteristischen Dolomiten-Zacken des Rosengarten-Massivs.

Über den Passo Dona geht es nun hinauf. Nur noch ein großer Fels muss umrundet werden – und da liegt er vor mir: der Lago d’Antermoia. Ein türkisblaues Auge inmitten grauer Felsen – ruhig, fast ehrfürchtig und aus der Ferne noch verdammt klein. Die Füße abkühlen, vielleicht sogar schwimmen? Das schlage ich mir hier oben schnell aus dem Kopf – es ist ziemlich kalt. Ich ziehe mir meine Windjacke über und setze mich ans Ufer, starre hinauf zu den Felsen der Rosengarten-Gruppe. Das Wasser ist so klar, dass man sogar die großen Steine auf dem Grund sehen kann.

Einkehr in der Antermoia-Hütte

Nur wenige Minuten vom See entfernt steht das Rifugio Antermoia auf 2.497 Metern Höhe. In schlichtem Dolomitstein erbaut, fügt es sich fast unauffällig in die Landschaft ein. Ich bin schon auf dem Hinweg an der Hütte vorbeigekommen – auf dem Rückweg kehre ich ein. Wir bestellen das typische Essen der Region: Polenta, Spiegeleier und Pilzragout.

Drinnen erzählen alte Schwarz-Weiß-Fotos von Bergsteigern vergangener Zeiten. Die Hütte wurde seither mehrfach umstrukturiert und erweitert, doch ihr Charme ist geblieben: schlicht, funktional, herzlich. Wer mag, kann hier übernachten und frühmorgens den Sonnenaufgang über den Dolomiten erleben.

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Fazit

Ich entscheide mich, über das Val de Dona wieder nach Mazzin abzusteigen – ein Abstieg über weite Wiesen, die jetzt im warmen Abendlicht liegen. Vom lieblichen Almtal bis zum kargen Hochgebirge ist bei dieser Wanderung alles dabei. Ihr seid hier definitiv nicht die Einzigen, aber so überlaufen wie an den Drei Zinnen ist es hier längst nicht. Am besten früh starten, die Kamera bereithalten und oben am Antermoia-See einfach still dasitzen – denn das ist der wahre Luxus dieser Tour: Stille, Weite und das Gefühl, ganz klein zu sein inmitten dieser grandiosen Landschaft.

Wer den Zauber der Berge ohne große Menschenmengen erleben will, kann eine Übernachtung im Rifugio Antermoia buchen (Achtung: ist schnell ausgebucht!). So lässt sich die Wanderung sogar zur Hüttentour erweitern. Von der Antermoia-Hütte aus führen verschiedene Wanderwege zurück ins Tal oder weiter zu anderen Hütten, etwa zur Grasleitenpasshütte oder zum Tierser Alpl. Für Abenteuerlustige bietet sich auch der Übergang zur Seiser Alm (etwa sechs Stunden) oder der Klettersteig zum Kesselkogel an (höchster Gipfel im Rosengarten).

Lage

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