Einen wahren „Hidden Gem“ unter den Wanderwegen Spaniens bietet die unberührte Schlucht Congost de Mont-Rebei. Der Fluss Noguera Ribagorzana hat sich hier durch die Bergkette der Sierra del Montsec gebohrt und damit eine erstaunliche Kulisse erschaffen – steil aufragende Felswände, Gesteinsschichten in verschiedensten Farbtönen und türkis-grünes Wasser. An den abenteuerlichen Klippen entlangzuwandern ist zweifellos nichts für Höhenangstgeplagte. Ich nehme euch mit auf eine der schönsten Wanderungen Spaniens!

Lohnt sich eine Wanderung am Mont-Rebei in Spanien?

Mitten im Nirgendwo – und doch nur ca. 3 Stunden von der beliebten Stadt Barcelona entfernt – liegt der spektakuläre Naturpark „Espai Natura Congost de Mont-Rebei“, der eine der schönsten Wanderrouten Spaniens bietet. Der von den Pyrenäen kommende türkis-grüne Fluss trennt genau die beiden autonomen Gemeinschaften Katalonien und Aragonien und hat über Millionen von Jahren eine außergewöhnliche Landschaft erschaffen.

Die Wanderung entlang des Flusses beinhaltet viele Auf- und Abstiege und sollte nicht unterschätzt werden. Die Wege sind oft sehr schmal und liegen direkt an der Felswand auf der einen Seite und am tiefen Abgrund auf der anderen Seite. Deswegen eignet sich die Wanderung weniger für Familien mit kleinen Kindern. Wanderschuhe sind definitiv von Vorteil – feste Schuhe ohnehin ein Muss. Die beste Zeit, um die optimalen Wetterbedingungen zu erwischen, liegt im Frühjahr und Herbst, denn bei hohen Temperaturen kann die Strecke zur Herausforderung werden.

Fototipp: Die Schlucht wird an einer Stelle sehr eng, und nur noch knapp 20 Meter trennen die Felswände voneinander. Hier ist die Kulisse besonders magisch und lässt sich perfekt im Hochkantformat einfangen.

Anreise zum Congosto de Mont-Rebei

Lage:Provinz Lleida
Strecke:9,4 km
Gehzeit:4 Std.
Höhenmeter:598 hm
Startpunkt:La Masieta

Der Naturpark Mont-Rebei liegt nicht weit von Andorra entfernt und grob eingeordnet zwischen den Städten Barcelona und Saragossa in Nordspanien. Da die Gegend kaum bewohnt ist, ist die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln leider, gelinde ausgedrückt, nicht vorhanden.

Ich bin mit einer Gruppe von Freunden aus Saragossa per Auto angereist, was sehr problemlos geklappt hat. Die Fahrt hat etwas weniger als 2,5 Stunden gedauert. Parken konnten wir am touristischen Zentrum La Masieta für rund 10 Euro.

Hierzu allerdings hinzugefügt: Wir waren im Februar dort, was in der Nebensaison liegt. Es kann also in der Hauptsaison etwas schwieriger werden, einen Parkplatz zu finden. Hier bei La Masieta ist übrigens auch die letzte Möglichkeit vor der Wanderung, noch einmal zur Toilette zu gehen.

Proviant und Sonnenschutz nicht vergessen

Bevor ihr euch freudig ins Auto setzt und Richtung Mont-Rebei losdüst, solltet ihr auf jeden Fall genügend Wasserflaschen, Proviant und Snacks vorbereiten, denn vor Ort gibt es keine Möglichkeiten, sich etwas zu besorgen.

Außerdem empfehle ich, genügend Sonnenschutz zu verwenden und je nach Saison auch eine Kopfbedeckung zu tragen. Obwohl wir im Frühjahr unterwegs waren, hat die Sonne den ganzen Tag geschienen und uns auch ordentlich zum Schwitzen gebracht.

Richtige Wanderschuhe wären sicherlich praktisch, da die Tour an einigen Stellen über unebene, lose Wege führt – und nah am Abgrund, wo man wirklich nicht ausrutschen möchte. Aber ehrlich gesagt, habe ich die Wanderung auch in meinen Sportschuhen gemeistert, weil ich während meines Auslandssemesters keine Wanderschuhe dabeihatte. Es hat auch so gut funktioniert, wenn ich es auch nur bedingt empehlen würde. Übrigens gibt es auch Stellen, an denen ihr baden könnt – also Schwimmsachen einpacken, wenn ihr eine Abkühlung wollt.

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Atemberaubende Landschaft in Spanien

Als wir die Wanderung starten, habe ich wirklich gar keinen blassen Schimmer, was mich erwartet. Meine Freunde planen den Ausflug, und ich lasse mich einfach mitziehen. Also gehe ich komplett ahnungslos und unvoreingenommen los:

Wir starten durch eine wüstenartige Landschaft mit viel Gestrüpp, aber es dauert nicht lange, bis wir das türkis-grüne Wasser des Flusses glitzern sehen. Schon hier ist meine Kamera im Dauereinsatz. Nach kurzer Zeit überqueren wir die erste metallische Hängebrücke, die eine kleine Mutprobe für Menschen mit Höhenangst darstellen kann.

Obwohl es noch am Morgen ist und die Luft eine angenehme Temperatur hat, wird mir durch die Bewegung und Sonne schon richtig warm, und ich stopfe meinen Pullover in den Rucksack. Nach etwa einer halben Stunde stehen wir auch schon am Eingang der Schlucht. Die Felswände scheinen ab hier immer näher aneinanderzurücken.

Nach kurzer Zeit – und viel Schnauferei – befinden wir uns auch schon einige Hundert Meter über dem Flussbett, im Schatten des ockerfarbenen Felsbands. Ich bleibe kurz stehen, lasse meinen Puls wieder etwas runterfahren und beobachte die atemberaubende Landschaft.

Unten im Fluss gleiten einige leuchtende Farbkleckse entlang: gelbe und orangefarbene Kajaks. Aus der Luft über uns hören wir Vogelgeschrei – einige Vögel kreisen am Himmel, und ich glaube sogar, einen Steinadler erkannt zu haben.

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Das Bild zeigt eine beeindruckende Schlucht mit steil aufragenden Felswänden auf beiden Seiten. Ein ruhiger Fluss mit türkisfarbenem Wasser fließt in der Mitte der Schlucht und windet sich durch die Landschaft. Der Himmel darüber ist klar mit einigen dezenten Wolken, und am unteren Rand des Bildes sieht man üppiges grünes Gebüsch und Bäume. Die Felswände haben eine natürliche, abwechslungsreiche Farbpalette von blassen bis zu dunkleren Sandtönen. Es ist ein Bild, das sowohl die rohe Kraft der Natur als auch ihre ruhigen und friedlichen Aspekte einfängt.
Mont Rebei am Noguera Ribagorzana Fluss in Spanien ©joma

Gefährliche Höhe am Abgrund im Mont Rebei

Weiter geht es am schmalen Felsband entlang. Der Abgrund ist sehr nah und tief, und nur ein dünner Draht am Felsen bietet etwas Sicherheit. Sobald uns Leute entgegenkommen, müssen wir auf jeden Schritt achten. Ich merke so langsam, dass ich unterschätzt hatte, wie anstrengend die Wanderung werden würde, aber die Aussicht in die bildschöne Schlucht lässt mich das hinunterschlucken.

An einer der Holzbänke, die an einigen Stellen entlang des Weges erscheinen, machen wir unsere Pause und verputzen unsere Sandwiches. Eine solche Landschaft zu sehen, hätte ich mir nicht erträumen lassen.

Ein letztes Highlight der Wanderung ist eine sehr beeindruckende und gleichzeitig beängstigende Holztreppe, die den steilen Abstieg in die Schlucht ermöglicht. Hier wird der Respekt vor der Höhe dann noch einmal richtig auf die Probe gestellt. Die Treppe ist äußerst schmal und eng an der Felswand entlang gebaut.

Aber diese letzte Herausforderung lassen wir uns nicht entgehen und machen uns Schritt für Schritt hinunter an der steilen Wand. Unten angekommen, klatschen wir uns glücklich ab und schauen stolz von unten am Felsen hoch. Ich frage mich bei solchen Konstruktionen wie dieser Treppe: Wie baut man so etwas?

Leider folgt nach der Begeisterung schnell eine etwas ernüchternde Enttäuschung: Wir müssen wieder hoch, um den Weg zurückzugehen. Glücklicherweise ist die Aussicht auf der gesamten Strecke überall so malerisch, dass es nicht wirklich stört, die gleiche Strecke zurückzulaufen.

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Fazit

Die Wanderung entlang der Schlucht am Mont-Rebei ist definitiv nichts für Anfänger oder diejenigen, die es lieber gemütlich angehen lassen. Der Weg ist anspruchsvoll und an einigen Stellen ziemlich herausfordernd, mit steilen Abhängen und schmalen Pfaden, die einen oft nah am Abgrund entlangführen. Trotzdem kann ich die Strecke jedem empfehlen, der die Natur liebt und nach einem kleinen Abenteuer sucht. Die Landschaft ist einfach atemberaubend und der geringe Andrang von anderen Wanderern macht die Erfahrung umso authentischer.

Je nach Jahreszeit kann das Flussbett relativ leer sein, besonders im trockenen Sommer. Wer also das türkis-grüne Wasser bewundern möchte, sollte lieber zu einer anderen Zeit kommen. Beim nächsten Besuch in der Gegend plane ich, das Kajakfahren auszuprobieren, um die Schlucht auch vom Wasser aus zu erkunden. Ich kann es kaum erwarten, diese beeindruckende Landschaft aus einer neuen Perspektive zu erleben.

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