Ich bin schon auf viele verschiedene Arten über Grenzen gereist. Zu Fuß, mit dem Auto, mit dem Flugzeug oder mit dem Fahrrad. Aber das hier ist neu. Ich treibe nämlich auf dem Mekong, an ein gekentertes Kayak geklammert, auf die kambodschanische Grenze zu. Dabei sah es ganz so aus, als würden die paar Tage in dem Gebiet der 4000 Islands in Laos alles andere als aufregend werden.

Kajakfahren an den Mekongfällen in Laos

Ohne Zweifel, hier läuft die Zeit langsamer. Hühner laufen über die Sandwege, jeder fährt Fahrrad (Autos gibt es so gut wie keine) und in Meterabstand bietet ein Restaurant Hängemattenplätze mit Blick über die Seitenarme des Mekong an. Hier kann man die Zeit vergessen und viele scheinen das auch zu tun. Tagsüber sieht man auf der Insel Don Det in Südlaos kaum eine Menschenseele, es ist ohnehin zu heiß, und erst am Abend zeigt sich Leben, aber dann werden auch nur die nötigsten Schritte zum Abendessen oder zur nächsten Bar gegangen.

Wer die Inselgruppe aber nun mit Koh Phi Phi in Thailand verwechselt, der wird sehr enttäuscht werden. Spätestens um elf Uhr abends ist hier das Licht aus (buchstäblich, denn Straßenbeleuchtung gibt es nicht und im Inneren der Insel ist es stockdunkel) und wenn es überhaupt Unterhaltung gibt, dann höchstens eine Bar mit ein bisschen Live-Musik.

Die Flussdelfine im Mekong

Lage:Mekongfälle, Südlaos
Aktivitäten:Kayak oder Fahrradfahren
Must-See: Big Waterfall
Geheimtipp: Live-Musik in der One More Bar
Gut zu wissen:Keine Bankautomaten

Es ist jedoch nicht nur die Entschleunigung, die Reisende nach Don Det und an die Mekongfälle zieht, sondern auch die berühmten Bewohner der Region – und da sind jetzt nicht die mit zwei Beinen gemeint. Stattdessen werden vor Ort von zahlreichen Agenturen Kayak-Touren angeboten, um die Fluss-Delfine zu sehen, die im Mekong zwischen Kambodscha und Laos leben.

Diese sollen allerdings das Grand Finale der Tour darstellen, so dass der Morgen erst einmal mit sanftem Paddeln flussaufwärts beginnt, das aber schon heftig in die Schultern geht, mit einem Stop für eine Wanderung zum Little Waterfall mit kurzer Abkühlungspause und Lunch am Sandufer während Wasserbüffel träge im Wasser dümpeln und ihre massigen Köpfe immer wieder minutenlang in den Fluten versenken.

Danach stehen zwischen den Delfinsichtungen und den Reisenden immer noch einige Kilometer auf dem Fluss und ziemlich heftige Stromschnellen.

Über die Grenze getrieben

Ich schaue mich nach den Guides um. Keiner scheint unser Kentern bemerkt zu haben. Alleine umdrehen können wir das Boot nicht, dafür ist das Wasser zu tief. Auch wenn wir Schwimmwesten tragen, verschwinden wir immer wieder in den tiefen Tälern der Stromschnellen, schlucken Wasser und als ich für einen kurzen Moment die Panik im Gesicht meines Bootsmannes sehe, wird klar, wir brauchen Hilfe und zwar ziemlich schnell.

Wie heftig sie wirklich sind, zeigt sich im Fall unseres Kayaks schon nach nur wenigen Sekunden. Eine ungeschickte Bewegung des hinten sitzenden Steuermanns und das Boot steht parallel zu den Wellen. Die linke Seite des Kayaks kommt hoch und ich fliege in relativ weitem Bogen aus dem Kayak, bevor es knapp neben mir umschlägt. Ich klammere mich mit Mühe mit einer Hand an dem nassen Rand fest, suche Halt, rutsche immer wieder ab und spüre, wie die Kraft des Wassers an mir zerrt, während das Gewicht des Bootes mich vor sich herschiebt. Wie bei einem Computerspiel kann ich vor meinem geistigen Auge sehen, wie der Balken meiner Kraftreserven in beunruhigendem Tempo der Null entgegenrast.

Rückenflossen und herabstürzende Wassermassen

Am Ende hat man uns aber doch rausgefischt, sonst könnte ich das ja kaum schreiben. Als ich auf Händen und Knien auf dem Kayak um Atem ringe, schnauft es neben mir heftig. In wenigen Metern Entfernung taucht eine Gruppe Delfine auf und taucht dann wieder ab.

Die Gruppe aus Kayaks stellt das Paddeln ein und treibt geräuschlos in Erwartung der nächsten Sichtung. Wenige Minuten verbleiben wir so, dann haben die Tiere das Interesse verloren. Am nahen Ufer werden die Kayaks in Trucks verladen und mit den Autos geht es zum letzten Stop der Tour, zu den Big Waterfalls. Schwimmen ist nicht erlaubt, Staunen dafür schon, denn die Ausmaße der Wassermassen, die hier herabstürzen, sind wirklich beeindruckend. Sie gehören zu den größten Wasserfällen in ganz Asien. Mittlerweile hat sich auch mein Adrenalin-Level wieder normalisiert.

Fazit

Auf der letzten Teilstrecke mit dem Kayak geht es dann wieder sehr gemütlich zu. Nur noch die letzten Meter zurück zur Anlegestelle der Insel Don Det während sich der Himmel langsam gelb, orange und rot färbt. Das Wasser ist klar und die Strömung schiebt uns sanft voran. Über der Insel liegt wieder diese typische Ruhe, hier ist in unserer Abwesenheit nicht viel passiert.

Lage

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