Nonnensteig: Alpiner Klettersteig im Zittauer Gebirge

Vorsichtig balanciere ich über das dünne Drahtseil, das zwischen zwei Felsen gespannt ist. Unter mir geht es ca. 10m in die Tiefe und mein Herz pocht schneller. Man könnte meinen, ich befände mich mitten in den Alpen. Dabei wandere ich hier durch das kleinste Mittelgebirge Deutschlands. Im Zittauer Gebirge in Sachsen können Kletter- und Wanderfans ein wenig Alpenflair erleben. Hier gibt es alpine Klettersteige, skurrile Felsformationen, aussichtsreiche Gipfel und sogar eine Alpenvereinshütte. Ich nehme euch mit auf den Nonnensteig, der über den eindrucksvollen Nonnenfelsen bei Jonsdorf verläuft.

Lohnt sich der Klettersteig „Nonnensteig“ bei Jonsdorf?

Für Klettersteig-Fans ist das Zittauer Gebirge ein tolles Ausflugsziel für einen Tag oder ein Wochenende in Deutschland. Hier erwartet euch neben unzähligen Wanderwegen auch Sachsens längster Klettersteig, der in puncto Schwierigkeit problemlos mit dem Alpenraum mithalten kann. Am Südwesthang des Nonnenfelsens führt er 350 m und 80 hm über Leitern, Steighilfen, Brücken und ausgesetzte Vertikalpassagen abwechslungsreich bis zum Gipfelplateau, wo ein schöner Ausblick über das Zittauer Gebirge und eine Gaststätte warten.

Der Nonnensteig ist eine mittelschwere Route, überwiegend mit der Schwierigkeit B, bei der es aber nicht an Nervenkitzel fehlt. Auf dem Weg zum Gipfel muss man sogar einen kleinen Überhang (Schwierigkeit C/D) bewältigen. Davor gibt es einen Notausstieg, sodass der Steig bis dorthin auch für Anfänger machbar ist. Neben der passenden Klettersteig-Ausrüstung benötigt man aber definitiv Armkraft, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit.

Fototipp: Ein besonders beeindruckendes Foto-Motiv ergibt sich direkt am Gipfel vom Nonnensteig. Von hier blickt man über den gesamten Nonnenfelsen und hinab in die Felsengasse, über die eine Dreiseilbrücke verläuft. Im Hintergrund sind klein die Dächer von Jonsdorf zu erkennen. Achtet beim Gipfelfoto aber unbedingt auf einen festen Stand und bleibt gesichert.

Anreise nach Jonsdorf

Schwierigkeit:C/D
Länge:350 m
Dauer:ca. 60 min
Höhenmeter:80 hm
Anfänger-geeignetBis zum Überhang

Der Einstieg zum Nonnensteig befindet sich unweit von Jonsdorf im Zittauer Gebirge. Von Zittau aus erreicht man den Luftkurort mit dem Bus oder der historischen Schmalspurbahn. Die Fahrt in der Dampflok ist schon ein Erlebnis für sich und dauert rund 45 Minuten. Aber Vorsicht: Wer im vorderen offenen Teil sitzt, muss damit rechnen, nach der Fahrt mit vielen kleinen Rußpartikeln übersät zu sein.

Vom Bahnhof Jonsdorf sind es noch 2 km bis zum Nonnenfelsen. Wer mit dem Auto anreist, kann in der Nähe des Gondelteichs parken und benötigt dann nur wenige Minuten bis zum Nonnensteig.

Via Ferrata Nonnensteig mit alpinem Charakter

Der Einstieg in den Nonnensteig erfolgt über eine kurze Eisenleiter. Diese ist zwischen Anfang Dezember und Ende April hochgeklappt und der Klettersteig gesperrt. Davor befindet sich eine Bank, die ich nutze, um meine Ausrüstung samt Hüftgurt, Klettersteig-Set, Helm und Handschuhe anzulegen und nochmal etwas zu trinken. Dann geht es die ersten Meter steil bergauf.

Kurz darauf wartet auch schon das erste Highlight: Eine etwa 10 m lange Hängebrücke. Mit vorsichtigen Schritten laufe ich über die Aluminiumbleche – und bin froh, dass es heute sonnig und trocken ist. Diese Art Hängebrücke ist derzeit noch einmalig in Sachsen. Gut gesichert klettere ich weiter über Eisenstifte und auf einem schmalen Felsband entlang bis zu einem kleinen Plateau.

Ich nehme mir einen Moment zum Durchatmen und bestaune den vor mir liegenden Felsturm, den es gleich zu besteigen gilt. Die wild aufeinander gestapelten Steine bilden ein wahres steinernes Kunstwerk und einmal mehr bin ich beeindruckt, was die Natur hervorbringt.

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Per Seilbrücke über die Felsengasse am Nonnensteig

Am Ende des Felsturms erwartet mich die schwierigste Stelle des Nonnensteigs. Für den Überhang sind definitiv Klettertechnik und Armkraft notwendig und mein regelmäßiges Bouldertraining macht sich bezahlt. Eine Umgehung ist aber ebenfalls möglich. Rechts führt ein Alternativweg um den Felsen herum zum Gipfel oder direkt weiter zum Ende des Klettersteigs.

Oben gönne ich mir eine kleine Pause und verewige mich im Gipfelbuch. Von hier habe ich einen grandiosen Blick auf den gesamten Nonnenfelsen und den Rest des Klettersteigs. Ich schaue hinab in eine Felsengasse und beobachte, wie eine andere Person gerade auf einer Seilbrücke in ca. 10 Meter Höhe über sie hinüber balanciert. Dieser besondere Adrenalinkick ist aber optional. Man hat ebenfalls die Möglichkeit, direkt zur Aussichtsplattform weiterzugehen. Für mich war die Dreilseilbrücke aber definitiv das Highlight und der krönende Abschluss einer tollen Klettersteigtour.

Gipfelplateau mit Aussichtsplattform

Um dorthin zu gelangen, muss man jedoch erstmal wieder ein Stück steil bergab klettern. Nach dem wortwörtlichen Drahtseilakt laufe ich wieder ein Stück hinauf zum höchsten Punkt des Nonnenfelsens auf 537 Metern. Dabei komme ich auch am Berggasthof vorbei, der jetzt am späten Nachmittag allerdings schon geschlossen hat. Dafür ist es aber angenehm leer und ich habe die Aussichtsplattform ganz für mich allein.

Die Abendsonne taucht die umliegende Landschaft in ein warmes Licht. Ich lasse den Blick über das grüne Baumkronenmeer und die Dächer von Jonsdorf schweifen, wo meine Tour endet. Dort befindet sich auch eine Selbstversorgerhütte des Deutschen Alpenvereins, in der Mitglieder kostengünstig übernachten können. Die Buchung erfolgt ganz einfach über das Reservierungssystem des DAV. Gerade für Wochenenden sollte man aber unbedingt frühzeitig reservieren.

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Fazit

Wer Klettersteig-Spaß sucht, aber keine weite Anreise in die Alpen auf sich nehmen möchte, kommt im Zittauer Gebirge definitiv auf seine Kosten. Der Nonnensteig ist dank verschiedener alpiner Elemente sehr kurzweilig und abwechslungsreich. Es fehlt nicht an ausgesetzten Stellen und trotzdem findet man einige nette Plätzchen für eine Brotzeit oder um die umliegende Landschaft zu genießen.

Die Tour lässt sich außerdem super mit dem Klettersteig „Alpiner Grat“ in der Nähe von Oybin verbinden, wo ebenfalls das Burgkloster einen Besuch wert ist. Dazwischen liegt eine rund zweistündige Wanderung, die unter anderem vorbei an den beeindruckenden Kelchsteinen führt. So lässt sich der Besuch im Zittauer Gebirge auch zu einem erlebnisreichen Wochenendtrip ausweiten.

Lage

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