Das Schloss Versailles in der gleichnamigen Nachbarstadt von Paris gehört zu den größten Palastanlagen Europas und ist mit jährlich etwa 15 Millionen Besuchern das meistbesuchte Schloss in Frankreich. Im berühmten Spiegelsaal und mehr als hundert weiteren Räumen kann man heute die Pracht der früheren Königsresidenz nachvollziehen. Wer anschließend durch die weitläufigen Schlossgärten „lustwandelt“, fühlt sich ein bisschen wie Marie-Antoinette.

Lohnt sich ein Besuch von Schloss Versailles?

787 Hektar groß ist das Gelände von Schloss Versailles. Darauf befindet sich die Königliche Residenz, die heute UNESCO-Weltkulturerbe und Geschichtsmuseum ist, ebenso wie weitläufige Parkanlagen und Marie-Antoinettes Lustschloss „Petit Trianon“. Die Bauarbeiten für Versailles starteten 1634 und dauerten 53 Jahre. Für den Bau wurden 36.000 Arbeiter mobilisiert, Tausende von ihnen starben. Der Palast hat 2.300 Zimmer, 1.944 Fenster und 352 Schornsteine. Berühmt ist der Spiegelsaal mit 357 Spiegeln.

Nicht nur wegen der Größte sollte man für den Besuch einen ganzen Tag einplanen: Versailles befindet sich etwa eine Stunde von Paris entfernt und ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Auch wenn man sich vorher um Tickets gekümmert hat (was jeder unbedingt tun sollte), steht man am Eingang gut und gerne eine halbe Stunde in der Schlange. Aber es lohnt sich: In Versailles kann man die ehemaligen Gemächer der Könige und Königinnen Frankreichs bestaunen, durch den berühmten Spiegelsaal spazieren und die königlichen Gemälde- und Skulpturensammlungen bewundern.

Fototipp: Es gibt so viele pittoreske Ecken im Schloss Versailles, aber ich versuche mich auf drei Favoriten zu beschränken: 1. Natürlich der Spiegelsaal, 2. Blick vom Brunnen im Schlosspark hoch zum Schloss (die Brunnenfigur muss mit aufs Bild!), 3. das kleine Dorf von Marie-Antoinette – Frankreich wie im Märchenbuch!

Anreise zum Schloss Versailles

Öffnungszeiten:9 Uhr bis 18.30 bzw. 17.30 Uhr
Ruhetag:Montag
Ticketpreis:18 Euro, für EU-Bürger unter
26 Jahren kostenlos
Anreise ÖPNV:RER C bis Versailles
Must-See:Spiegelsaal

Eine Anreise mit dem PKW ist eher ungewöhnlich, weil man in Paris ohne Auto wirklich besser dran ist. Wer es trotzdem wagen möchte, kann sein Auto auf folgenden Parkplätzen abstellen: Hameau de la Reine, Petit Trianon, Parking Grand Trianon,Place des Armes, allée de Bailly.

Besser man kommt mit dem RER C zu den Stationen Versailles Château Rive Gauche, Versailles Chantiers oder Versailles Rive Droit. Je nach Startpunkt ändert sich die Endstation, aber egal wo man landet: zum Schloss Versailles ist es nur ein kurzer Fußweg.

Das Schloss hat je nach Saison von 9 Uhr bis 18.30 bzw. 17.30 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag. Die Gärten sind immer von sieben oder neun Uhr an bis 20.30 Uhr bzw. 18 Uhr offen.

Früh aufstehen, Essen einpacken, Ticket vorbestellen

Man sollte früh aufstehen, wer alles sehen will (also die Gemächer, die Galerien, die Wechselausstellungen, die Gärten) ist einen ganzen Tag unterwegs. Unbedingt sollte man vorher online ein zeitgebundenes Ticket kaufen. Der Eintritt kostet 18 Euro inklusive Audioguide. Warten muss man vermutlich trotzdem. Ein Ticket mit Schnelleinlass kostet 55 Euro und beinhaltet eine geführte Tour. EU-Bürger unter 26 Jahren können Versailles kostenlos besichtigen (ebenfalls online buchbar). Wer vor Ort ein Ticket kauft, muss in der Ticketschlange weitere 30 bis 60 Minuten anstehen. Der Besuch der Gärten ist kostenlos.

A propos gut vorbereitet: Natürlich gibt es im Park Versailles zahlreiche Restaurants und Snackbars, nur muss man dort gut und gerne fünfzig Prozent mehr bezahlen, als für ein vergleichbares Angebot in Paris. Daher der Tipp: Boulangerie-Snacks mitbringen und auf einer Bank im Park verzehren.

Vorbei an Figuren, Gemälden und wechselnden Ausstellungen

Nach dem Eingang geht es zunächst durch eine Sicherheitskontrolle und vorbei an der Ausgabe der Audioguides. Anschließen gelangt man in den Petit Cours, den Innenhof von Schloss Versailles. Hier kann sich zwischen verschiedenen Eingängen entscheiden. Am besten betritt man das Schloss auf der gegenüberliegenden Seite. Hier geht es zunächst einen langen Flur entlang, der von Marmorfiguren gesäumt ist. Nach rechts die Treppe hinauf geht es zur Wechselausstellung. Noch bis 19. Februar 2023: „Ludwig XV – Leidenschaften eines Königs“. Mit vielen Bildern und historischen Aufzeichnungen wird hier das Leben von Louis XV vorgestellt, der mit nur fünf Jahren zum König wurde (seine Großeltern und Eltern starben zuvor kurz hintereinander). Die Ausstellung handelt von seinen privaten Interessen und Einstellungen zur Kunst, Wissenschaft und Religion und ist sehr persönlich und empfehlenswert.

Die meisten Besucher kommen aber vor allem, um die königlichen Gemächer und den berühmten Spiegelsaal zu besichtigen. Dafür geht man an der Ausstellungsfläche vorbei (man kommt nach der Ausstellung sowieso wieder zum Ausgangspunkt) und bald eine Marmortreppe hinauf.

Auch interessant: Besuch im Louvre in Paris

Der 73 Meter lange Spiegelsaal

Jetzt geht es in vielen Räumen erst einmal vorbei an etlichen Gemälden von Schlachten, Adligen und Porträts des Sonnenkönigs Ludwig XIV aus allen Perspektiven – übrigens der Urgroßvater von Ludwig XV. Neben den Bildern lohnt sich auch der Blick nach oben zu den prunkvollen Deckengemälden. In den Räumen stehen allerdings kaum Möbel. Am Ende des Korridors befindet sich ein Eckzimmer. Ich biege nach links ab und gelange in den Spiegelsaal.

Der Spiegelsaal ist über 300 alt und der berühmteste Raum im Schloss Versailles. Er ist 73 Meter lang und 10,5 Meter breit. Insgesamt sind hier 357 Spiegel verbaut, die zu 17 großen Spiegelflächen zusammengesetzt wurden. Die Spiegelflächen befinden sich gegenüber von 17 Fenstern, die Richtung Schlosspark zeigen. Außerdem gibt es wieder beeindruckende Deckengemälde und ganz schön viel Gold. Im Spiegelsaal wurde mehrfach europäische Geschichte geschrieben, etwa wurde hier 1919 der Friedensvertrag von Versailles unterschrieben.

Direkt hinter dem Spiegelsaal befinden sich auch die möblierten Gemächer von König und Königin, ebenso deren Vorzimmer und persönliche Bibliotheken. Am Ende des Ganges in unmittelbarer Nähe der Treppe liegt auch das Krönungszimmer, in denen große Gemälde von Napoléon und Napoléon Bonaparte zu bewundern sind.

Anschließend steige ich ab zum ersten Stock. Hier befinden sich die Gemächer der Dauphins, der Prinzen und Prinzessinnen. Auch die sind voll eingerichtet, jeweils mit dominierenden Farben und Porträts der damaligen Bewohner. Ich war leider zu spät und habe zwei Highlights verpasst: die Schlachtengalerie und die Oper innerhalb des Schlosses, in der auch heute noch Konzerte stattfinden. An dieser Stelle also definitiv der Appell: Für den Besuch in Versailles sollte man gut vorbereitet sein und früh aufstehen!

Lustwandeln im Schlosspark wie Marie-Antoinette

Der Park ist sehr weitläufig und sollte keinesfalls ausgelassen werden. Direkt vor dem Schloss befinden typisch französische Beete, akkurate Buchsbaumhecken und zahlreiche Brunnen mitsamt Brunnenfiguren. Insgesamt stehen im Park 386 Freiluftskulpturen. Im hinteren Teil des Parks gibt es Waldstücke und den großen Kanal. Zu Fuß schafft man kaum, alles an einem Tag zu sehen. Alternativ könnt ihr euch vor Ort aber ein kleines Golfcart oder ein Fahrrad ausleihen.

Richtig spannend ist die „Domaine de Trianon“, ein Teil des Parks, der für Marie-Antoinette gestaltet wurde. Hier befindet sich ihr persönliches Lustschloss, kleine Seen, ein Amphitheater sowie das Hameau der Königin, ein idealisiertes Dörfchen mit kleinen reetgedeckten Häusern und einer Farm. Auch dieser Bereich des Anwesens kann besichtigt werden.

Fazit

Ein erster Paris-Besuch sollte mindestens fünf Tage dauern, und einen Tag davon sollte man sich für Versailles freihalten. Das Schloss ist ein beeindruckendes Zeugnis französischer und europäischer Geschichte, Architektur und Kunst – nicht umsonst haben Könige überall in Europa versucht, das Schloss zu kopieren. Vor allem gefällt mir der Kontrast: Es gibt nicht nur alte Gemächer zu sehen, nicht nur Gemälde und nicht nur Brunnen und Buchsbaumhecken. Besonders viel nimmt man mit, wenn man sich vorher ein wenig mit der französischen Geschichte beschäftigt, sodass man mit den Biografien der damaligen Herrscher und den Umständen der Zeit vertraut ist. Unbedingt sollte man den Besuch gut planen – also das Ticket vorher kaufen, früh aufstehen und genug zu essen und zu trinken dabei haben.

Lage

Praktische Links

Kommentar verfassen