Der Himmel ist wolkenverhangen. Einige Regentropfen prasseln auf uns hernieder. Aber das Wetter soll uns heute nicht aufhalten, denn wir haben keinen Gipfelsieg geplant, sondern werden von Lech am Arlberg zum Formarinsee laufen. Es ist die erste Etappe des berühmten Weitwanderwegs Lechweg, aber in entgegengesetzter Richtung.
Lohnt sich die Wanderung zum Formarinsee?
Der Formarinsee liegt auf 1.793 m und ist ein Hochgebirgssee im Lechquellengebiet in Vorarlberg. Durch das Schmelzwasser, das von den umliegenden Bergen im Frühjahr abfließt, bildet sich der See jedes Jahr neu und schwankt in seiner Größe. In der Regel ist der Formarinsee ca. 500 m lang und 400 m breit. Die maximale Tiefe liegt bei 17 m.
Von Lech am Arlberg aus ist die Wanderung zum See möglich. Für die Tour vom Ortszentrum über Zug bis zum Formarinsee solltet ihr zirka 6 Stunden einplanen. Dabei gilt es eine Strecke von 15 km und knapp 500 Höhenmeter zu überwinden.
Instatipp: Den besten Blick auf den See vor der imposanten Roten Wand (2.704 m) habt ihr von der Freiburger Hütte oberhalb des Formarinsees aus. Dazu müsst ihr in 25 Minuten über den Steig an der linken Seeseite aufsteigen.
Anreise nach Lech am Arlberg
Von München kommend ist die Anreise nach Lech am Arlberg in rund 3 Stunden mit dem Auto möglich. Wenn ihr bei Reutte über die Grenze nach Österreich fahrt, müsst ihr außerdem keinen Meter auf österreichischen Autobahnen fahren und könnt euch so die Vignette sparen.
Falls ihr keine Unterkunft vor Ort habt, könnt ihr zum Beispiel etwas außerhalb von Lech in der Parkgarage Mühle parken. Das Parkticket liegt bei 13 Euro für 10 Stunden. Dann beginnt ihr zwar nicht im Ortszentrum, könnt von dort aber direkt die Wanderung zum Formarinsee starten.
Urige Häuser und laute Bäche
Startpunkt: | Lech am Arlberg |
Strecke: | 14,4 km |
Höhenmeter: | 518 Meter |
Gehzeit: | 5 Stunden |
Beste Reisezeit: | Mai bis Oktober |
Als wir loslaufen, tröpfelt es noch leicht. Der Geruch von Regen liegt in der Luft. Hinter mir rauscht der Lech in ohrenbetäubender Lautstärke und um mich herum erblühen Geranien an hölzernen Balkonen. Das Bild beim Aufbruch ist idyllisch. Genau so stellt man sich doch einen Wanderort in Österreich vor.
Durch die Feuchtigkeit in der Luft, sind die Farben sehr satt. Das Gras auf den umliegenden Feldern leuchtet regelrecht, während wir die ersten Kilometer in Richtung Zug zurücklegen. Auch die Wälder wirken frisch und saftig. Immer wieder kommen wir auch an blühenden Blumen vorbei, die in den unterschiedlichsten Farben schillern. All das können wir beobachten, während der Weg noch vorwiegend eben verläuft. Auf der breiten Forststraße ist es auch nicht schlimm, mal nicht vor die Füße zu schauen, sondern den Blick schweifen zu lassen.
Über Stege und Brücken durchs Lechquellengebiet
Wenig später wird der Wanderweg ein bisschen spannender. Der breite Pfad wird durch Brücken und Stege abgelöst. Wir laufen ganz nah am Wasser entlang. Dabei kommen wir immer wieder an verschiedenen Zuläufen vorbei. Kleine Bäche, die von den umliegenden Bergwiesen herunterkommen und den Fluss weiter speisen. Es plätschert an allen Ecken und Enden. Dieses Schauspiel ist so vor allem im Frühsommer zu beobachten, wenn durch die Schneeschmelze noch immer Wasser die Berge hinunterkommt.
Immer mal wieder macht der Weg einen kleineren Bogen. Erst dann fällt auf, wie laut das Wasser eigentlich ist. Solange man daran entlangläuft, wirkt es gar nicht so. Doch die Stille, sobald der Weg kurz abzweigt, ist auffällig. Plötzlich hören wir wieder Insekten summen und Vögel zwitschern. Die Natur nehme ich auf dem Weg also nicht nur mit den Augen, sondern vielmehr mit allen Sinnen wahr.
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Wie im Zirkus!
Noch spektakulärer wird es aber, als ein Donnern aufzieht. Skeptisch werfe ich den Blick gen Himmel. Nichts. Keine dunklen Wolken. Ich folge mit den Augen dem Geräusch und bleibe an einer Bergflanke hängen. Zwischen einzelnen Bäumen kommen plötzlich Pferde hervorgesprintet. Im Galopp saust eine Herde Haflinger die Böschung hinunter.
Etwas skeptisch bleibe ich in sicherer Entfernung stehen. Den kräftigen Hufen möchte ich gerade nicht zu nahe kommen. Andersherum beirren wir die Pferde aber augenscheinlich nicht. Knapp 20 Stück traben nun munter vor uns im Kreis. Einige lassen sich Fallen und rollen sich spielerisch über den Rücken ab. Es ist ein bisschen so, als geben sie uns eine private Vorstellung. Besser als jeder Zirkus!
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Spartipp
Mit der Lech Card habt ihr freie Fahrt mit allen geöffneten Seilbahnen in Lech und Warth. Auch die Fahrt mit dem Bus zum Formarinsee ist inklusive.
Einkehrtipp
Der Fischteich in Zug ist euer Treffpunkt nach der Wanderung zum Formarinsee. Fischen für Jedermann, Kinderspielplatz, gemütlich Sitzen und bodenständige Küche.
Malerischer Bergsee in Traumkulisse
Die letzten Meter ziehen sich ein bisschen. Hinter jedem Hügel vermute ich den Formarinsee. Doch der Bergsee hat sich gut versteckt. Dann erreichen wir ihn trotzdem. Beschwingt geht es zum Ufer hinab. Das Wasser glitzert in der Sonne und die umliegende Bergwelt spiegelt sich im kühlen Nass. Ich tauche meine Hände ein. Es ist erfrischend. Wäre es ein paar Grad wärmer, wäre der Formarinsee sicher eine tolle Abkühlung nach der Tour.
Wir begnügen uns mit dem Blick aufs Wasser und steigen sogar noch ein bisschen höher auf. Am linken Seeufer führt ein schmaler Steig in weiteren 30 Minuten zur Freiburger Hütte hinauf. Dem Weg folgen wir und staunen wenig später aus der Vogelperspektive über den See. Die Farbe des Wassers wirkt von hier oben noch blauer. Dahinter ragt die schroffe Felswand der Roten Wand empor. Es ist ein sensationeller Ausblick.
Ein wenig beneide ich all die, die in der Freiburger Hütte übernachten. Die können abends mit diesem Panorama einschlafen und am nächsten Morgen wieder mit gigantischer Aussicht aufwachen.
Fazit
Der Weg zum Formarinsee ist ein einfacher Wanderweg. Zwar zieht es sich durch die Länge ein bisschen, aber es gibt so viele natürliche Highlights zu bestaunen, dass die Zeit am Ende doch wie im Flug vergeht. Weil es technisch nicht anspruchsvoll ist, eignet sich die Tour auch für Familien.
Weil es mit dem Bus wieder zurückgeht, könnt ihr euch Zeit lassen. Dann könnt ihr zwischendurch an einem Grillplatz halten oder mitgebrachtes Picknick an einem der zahlreichen Bänke genießen. Hetzt euch nicht ab, sondern lasst die Natur einfach ein bisschen wirken. Das haben wir auch gemacht. Beachtet, dass das Busticket 18 Euro kostet. Mit der Lech Card ist die Fahrt inklusive.
Der Weg wird übrigens meistens andersherum begangen. Dann geht es zuerst mit dem Bus in Richtung Formarinsee und anschließend am Wasser entlang stetig bergab in Richtung Lech. Wer es so rum läuft, geht gleichzeitig die erste Etappe des Lechwegs, der als Fernwanderweg durchs gesamte Lechtal vom Formarinsee bis nach Füssen führt.
Lage
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