Kristallklares, blaues Wasser schimmert vor uns und ich erkenne den dunklen Eingang zur ATM Höhle im Westen von Belize. Nachdem wir unseren Weg durch den Dschungel gebahnt haben, geht das Abenteuer erst richtig los. Ich mache die ersten Schritte ins kalte Wasser und beginne zu schwimmen. Was uns in dieser Höhle erwarten soll, findet man nicht allzu oft: Menschliche Überreste und alte Artefakte, die von Maya-Zeremonien zeugen. Wir sehen Fledermäuse an den Wänden und staunen über beeindruckende Stalaktit-Formationen, die von unseren Stirnlampen angeleuchtet werden. Wer in Belize ist, der sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.
Lohnt sich die ATM Cave Tour in Belize?






Der Name ATM Cave ist eine Abkürzung für die Actun Tunichil Muknal Höhle. Die Kalksteinhöhle wurde erst im Jahr 1989 im Dschungel von Belize am Roaming Creek River entdeckt und ist ca. 5 Kilometer groß, wovon ca. 2 Kilometer auf den Touren erkundet werden.
Die archäologischen Funde wie Skelette, Keramikkrüge und tausende Artefakte in der Hauptkammer weisen auf Opfergaben hin. Eine Theorie sind Maya-Zeremonien aus den Jahren 700–900 n. Chr. speziell in den Dürrezeiten. Heutzutage ist Actun Tunichil Muknal noch weitgehend so erhalten, wie die Maya sie hinterlassen haben. National Geographic und Discovery Channel haben sie als eine der heiligsten Höhlen der Welt bewertet.
Die Regierung von Belize erlaubt nur wenigen lizenzierten Veranstaltern Führungen unter strengen Auflagen durchzuführen, um Artefakte und Skelette zu schützen. Wegen ihrer Lage und einfachen Zugänglichkeit im Tapir Mountain Nature Reserve des Cayo Districts ist die ATM Cave gut für Touristen erreichbar und hat sich seitdem zu einer der bekanntesten Höhlen in ganz Belize entwickelt. Die ATM Cave kann nur schwimmend und kletternd erkundet werden.
Fototipp: Nach einem Vorfall im Jahr 2012, bei dem ein Tourist seine Kamera auf einen jahrhundertealten Schädel fallen gelassen hat, ist die Mitnahme von Kamera- und Videogeräten ausdrücklich seitens der Regierung verboten. Ich empfehle daher, nach der Tour am Parkplatz ein cooles Erinnerungsfoto mit den nassen Klamotten zu machen.
Anreise zur Actun Tunichil Muknal
Lage: | Westliches Belize |
Anreise: | Von Belmopan oder San Ignacio |
Ausrüstung | Stirnlampe, Helm, Wasserschuhe |
Gut zu wissen: | Nur mit lizensierten Führern |
Besonderheit: | Skelett “Crystal Maiden” |
Die Fahrtzeit beträgt von San Ignacio ca. eine Stunde, ab dem Parkplatz muss man dann noch mal eine Gehzeit von ca. 40 Minuten einplanen. Wir sind morgens um viertel vor 8 in San Ignacio gestartet und waren um 14:30 Uhr zurück im Hotel.
Die Tour ist nur mit einem zertifizierten Guide möglich und dauert 6–8 Stunden. Für das Höhlenerlebnis sollte man körperlich fit sein und schwimmen können, um sich in der Höhle fortbewegen zu können. Die Tour lässt sich sowohl online buchen als auch an zahlreichen Touristenständen in den Städten und Unterkünften. Insgesamt muss man mit einem Preis von mindestens 100 Euro (inkl. Eintritt, Guide, Shuttle, Mittagessen, Getränke, Stirnlampe/Helm) rechnen.
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Die wichtigsten Reisetipps für das Höhlenabenteuer
Um das bestmögliche Erlebnis zu gewährleisten, erhält man vor der Tour eine Stirnlampe und einen Helm, die für die Tour zwingend notwendig sind, da man sich in der Höhle leicht stoßen kann. In der Höhle gibt es keine Lichtquelle und man sieht ausschließlich mithilfe der Stirnlampen.
Als Kleidung empfehle ich eine kurze, bequeme (Sport-)Hose und ein T-Shirt. Man sollte sich dessen bewusst sein, dass man am ganzen Körper nass wird und dass es recht kühl in der Höhle ist. Daher ist es wichtig, Wechselklamotten mitzubringen, die man nach der Tour anziehen kann.
Als Schuhwerk kann man normale Sneaker anziehen, noch besser sind Wasserschuhe mit einer verstärkten Sohle, die sowohl für die 40-minütige Wanderung als auch für das Schwimmen und Klettern in der Höhle geeignet sind. Im hinteren Teil der Höhle wird man dazu aufgefordert, die Schuhe auszuziehen. Man kann ab diesem Punkt nur noch auf Socken oder barfuß weitergehen. Für diesen Part empfehle ich dunkle Socken (meine weißen Socken sind seitdem durch den Lehm verfärbt), die einen ein wenig vor Steinchen schützen.
Das Mitbringen von Kameras und Actioncams ist nach einem Vorfall 2012, bei dem ein Tourist eine Kamera auf eines der Skelette fallen lassen hat, nicht mehr gestattet, diese müssen noch auf dem großen Parkplatz zurückgelassen werden.
Die Tour wird meistens von einem Fahrer und einem Tourguides durchgeführt, wobei der Fahrer am Auto bleibt und auf die Wertsachen aufpasst, während man sich gemeinsam mit der Gruppe und dem Tourguide die mehrstündige Höhlenwanderung begibt. Dadurch konnte ich mit ruhigem Gewissen meine Wertsachen zurücklassen.
Größere Wertsachen sollte man generell in seiner Unterkunft lassen und nicht mit auf die Tour bringen. Wasser sollte man definitiv mit auf die Wanderung nehmen, die Flasche lässt man dann vor dem Höhleneingang zurück, da man beide Hände zum Klettern und Schwimmen benötigt.
Parkplatz als Ausgangspunkt für die Wanderung
Pünktlich um Viertel vor 8 werde ich von einem kleinen Bus abgeholt, in dem bereits drei andere Touristen, der Tourguide und der Fahrer sitzen. Der Guide begrüßt uns allesamt herzlich und erzählt uns, dass uns ein riesiges Höhlensystem erwartet, wir eine kleine Gruppe sein werden und dass unsere Tour extra früher als anderen Touren startet, um eine der Ersten in der Höhle zu sein.
Das klingt vielversprechend und ich freue mich auf die nächsten Stunden. Wir starten die 40-minütige Fahrt zunächst auf der Hauptstraße und machen noch einen kurzen Stopp am Supermarkt, damit der Guide die letzten Lebensmittel für das Mittagessen organisieren kann. Dann biegen wir rechts ab auf eine sandige Straße und führen unseren Weg fort, vorbei an Teeplantagen, Feldern, grünen Palmen und Flüssen.
Als wir schlussendlich auf einem großen Parkplatz ankommen, haben wir eine letzte Möglichkeit, die Toiletten aufzusuchen und uns umzuziehen. Uns werden die Helme mit den Stirnlampen gereicht, wir lassen unsere Kameras im Auto und dann starten wir die Wanderung.
Durchquerung von 3 Flüssen als Start der Tour
Nach nicht mal einer Minute muss ich grinsen, denn direkt zu Beginn der Wanderung erwartet uns die erste Hürde: ein Fluss, den wir überqueren müssen. Ehrlich gesagt, ist das ein ziemlich cooler Start einer Höhlenwanderung. Wir schwimmen und waten durch den Fluss, werden also schon in den ersten Minuten klitschnass und erhalten einen ersten Eindruck von dem, was uns in der Höhle erwarten wird.
Das kalte Wasser umgibt mich, während ich weiter in den Fluss reingehe. Die Strömung ist nicht allzu stark, sodass ich nicht auf das Seil angewiesen bin, was über den Fluss zum Festhalten gespannt ist. Auf der anderen Seite angekommen, wandern wir weiter und durchqueren noch zwei weitere Flüsse. Auf dem Weg über den gut ausgebauten Pfad stoppt unser Guide immer wieder, um uns über die Flora und Fauna aufzuklären.
Während sich dieser Pfad bestimmt vor einigen Jahren noch wirklich wie ein echter Pfad durch den Dschungel angefühlt hat, ist er jetzt eher Mittel zum Zweck, breit und staubig und weniger spannend. Aber dann ist es endlich soweit: Nur ein paar Meter vor dem Eingang der Höhle trinken wir ein letztes Mal, legen unsere Wasserflaschen ab und bahnen uns den Weg zu einem kleinen blauen Fluss, in dem sich kleine Fische tümmeln.
Video-Tipp
Tour durch die ATM Cave in Belize
Ein Tour-Guide zeigt euch die komplette Tour
durch die berühmte Höhle in Belize.
Glitzernde Mineralien und bizarre Tropfsteinformationen
„Welcome to the underground!“, ruft unser Guide, als wir schwimmend die Höhle und damit Xibalba, die Unterwelt der Mayas und damit den Zugang zu den Göttern betreten. Es wird immer dunkler um uns herum und wir lassen das Tageslicht hinter uns zurück. Ich bin froh über die verstärkte Sohle meiner Wasserschuhe, als ich die Steine am Boden merke.
Generell ist beim Schwimmen Vorsicht geboten, damit man sich nicht die Knie an schwer erkennbaren Felsen aufschürft. Die Luft in der Höhle ist kühl. Bereits nach einer kurzen Zeit zeigt uns unserer Guide beeindruckende und glitzernde Stalaktiten und Stalagmiten hinter zahlreichen Ecken, kleine Lebewesen wie Skorpionspinnen und Fledermäuse an den Felsen, an denen wir hinaufklettern.
Außerdem trinken wir aus einer unterirdischen Quelle reines Wasser. Ich bekomme Gänsehaut, denn ich fühle mich wie mitten in einem Abenteuerfilm, als ob die Szenen aus Filmen und Büchern mit verborgenen Schätzen auf einmal zur Realität geworden wären und wir die Entdecker sind.
Das Skelett Crystal Maiden in der ATM-Höhle
Nicht allzu lange lassen die Schätze dieser Höhle auf sich warten: Unser Guide zeigt uns viele Relikte wie Tonkrüge und Scherben aus der Zeit der Mayas, die Opferungen an ihre Götter darstellten. Es handelte sich dabei besonders um Opferungen an den Regengott Chac, da zu der Zeit der Maya Dürreperioden herrschten.
Wir klettern weiter empor und ziehen unsere Schuhe aus, da in dem nächsten Raum der Boden geschützt bleiben soll: ein imposanter kathedralenartiger Raum, in dem zahlreiche historische Elemente in verschiedenen Höhen zu sehen sind. Die Größe und Schönheit dieser Kammer verschlägt mir den Atem, staunend lasse ich meinen Blick schweifen.
Das Highlight der Tour erkennen wir im letzten Part unserer Höhlenwanderung: Mehrere knöcherne Überreste, die über 1.000 Jahre alt sind und noch fast komplett erhalten auf dem Boden liegen. Etwas mulmig wird mir, als ich erfahre, dass nicht nur Krüge und Lebensmittel, sondern auch diese unschuldigen Menschen an die Götter geopfert wurden.
Das bekannteste Skelett Crystal Maiden der ATM-Höhle ist von einer 20-jährigen Frau und noch fast ganz erhalten. Ehrfürchtig und beeindruckt lasse ich die diese außergewöhnliche Situation auf mich wirken. Ich spüre, dass dieses Erlebnis definitiv auf die Liste meiner außergewöhnlichsten Abenteuer kommen wird.
Touristen-Stau beim Aufstieg in der Höhle
Inzwischen sind rund zwei Stunden in der Höhle vergangen. Als Gruppe sollen wir immer dicht zusammenbleiben und machen uns auf den Rückweg. Dieser führt über den gleichen Weg zurück. Immer mehr Touristen-Gruppen bahnen sich inzwischen ihren Weg in die Höhle, sodass das Wasser eine trübe Farbe annimmt und die Geräuschkulisse durch die Stimmen steigt.
An einer Stelle, an der geklettert werden muss, fühlt es sich regelrecht wie eine volle Autobahn an. Der Charme und die Ruhe vom Morgen sind definitiv verflogen und ich bin froh, dass unsere Tourguides die Tour bereits am frühen Morgen begonnen haben.
Schwimmend erkenne ich wieder das Tageslicht, denn einzelne Sonnenstrahlen funkeln im Eingang zur Höhle. In der warmen Außentemperatur fühlt es sich gut an, sich wieder aufzuwärmen und von unseren Wasserflaschen wieder etwas zu trinken. Grinsend laufe ich mit der Gruppe den Weg durch den Dschungel zurück. Wir unterhalten uns darüber, wie eindrucksvoll wir diese Erfahrung fanden und stärken uns bei einem Mittagessen auf dem Parkplatz, bevor wir zurück zu unseren Unterkünften gebracht werden.
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Fazit
Wer auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Abenteuer ist, der sollte sich das Höhlenabenteuer in der Actun Tunichil Muknal Höhle nicht entgehen lassen. Die Höhlenerkundung hat sich zu 100 % gelohnt und ist zu Recht eine der Top-Höhlen in Belize und wahrscheinlich der ganzen Welt. Was unsere Tour noch ein bisschen spezieller gemacht hat: Wir waren eine der ersten Gruppen am frühen Morgen. So war es noch sehr ruhig und dunkel in der Höhle und das Wasser war noch kristallklar.
Auf diesen Zeitfaktor würde ich beim Buchen einer Tour achten. Generell werde ich bei einem nächsten Besuch noch weitere Höhlen in Belize (Barton Creek Cave oder das Nohock Che’en Caves Branch Archeological Reserve) erkunden.
Außerdem kann ich einen Ausflug ins Pine Ridge Reserve zu den natürlichen Pools empfehlen, kombiniert mit einer Erkundungstour zu umliegenden Maya-Stätten. Dafür eignet sich die archäologische Stätte Xunantunich im westlichen Belize oder eine geführte Tour zur Maya-Stätte Caracol im Chiquibul-Regenwald.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Website: Belize
- Reise- und Sicherheitshinweise: Belize
- Die besten Sehenswürdigkeiten in Belize
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