Ich lasse den Blick über die Dächer der Stadt schweifen. Ganz Kassel liegt zu meinen Füßen. Die Aussicht vom Gipfel des Karlsberg im Bergpark Wilhelmshöhe ist phänomenal. Hinter mir erhebt sich die spitze Pyramide, auf der die massive Herkules-Statue thront. Kann die Aussicht dort oben noch besser werden? Die Pyramide kann man auch besichtigen. Und mit den Wasserspielen gibt es noch weitere Attraktionen im Bergpark Wilhelmshöhe zu entdecken.

Lohnt sich der Besuch des Herkules in Kassel?

Seit 2013 ist der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel UNESCO Weltkulturerbe. Dort wacht die 8,30 m hohe Herkules-Figur über Kassel. Sie ist auf dem 530 m hohen Karlsberg errichtet. Das gesamte Bauwerk, das am Gipfel errichtet wurde, misst 71 Meter. Darunter beginnen die Kaskaden.

Ebenfalls sehenswert sind das Schloss Wilhelmshöhe, das riesige Gewächshaus und die Löwenburg, der Nachbau eines barocken Lustschlosses. Auch die fürstlichen Räume im Inneren scheinen dem Mittelalter entsprungen zu sein, dabei ist die Löwenburg erst zwischen 1793 und 1801 entstanden. Das Gebäude kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Für 6 Euro gibt es ein Tagesticket, mit dem ihr die Löwenburg gemeinsam mit Schloss Wilhelmshöhe, dem Weißensteinflügel und den Herkules besichtigen könnt.

Während der Saison von Anfang Mai bis Anfang Oktober finden im Bergpark Wilhelmshöhe jeweils mittwoch, sonntags und an Feiertagen die sogenannten Wasserspiele statt.

Seit über 300 Jahren gibt es die Inszenierung mit dem Wasser nun schon. Ende des 17. Jahrhundert hat Landgraf Carl die Barocke Anlage erbauen lassen. Bis heute funktioniert das Schauspiel ohne Pumpen. Wenn ihr dem Wasser von oben nach unten an den verschiedenen Stationen vorbei folgt, legt ihr eine Wegstrecke von 2,3 Kilometern zurück. Dabei geht es an Wasserfällen und Aquädukten vorbei.

Instatipp: Besonders beeindruckend und fotogen finde ich das Aquädukt. Wenn dort Wasser herunter rauscht, lohnt es sich, die Kamera bereitzuhalten.

Anreise mit Auto oder Bahn

Die Wasserspiele beginnen am Herkules-Monument. Um hier hin zu kommen, könnt ihr entweder direkt hinter dem Herkules parken, oder aber das Auto am unteren Rande des Bergparks in der Nähe von Schloss Wilhelmshöhe abstellen. Das Tagesparkticket kostet 7 Euro.

Die Anreise ist auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Dazu müsst ihr vom Bahnhof Wilhelmhöhe in die Straßenbahn der Linie 4 umsteigen und bis zur Endstation Druseltal durchfahren. Von dort bringen euch die Buslinien 22 und 23 zum Herkules hinauf.

Übrigens könnt ihr den Bus Nr. 23 an Wasserspieltagen auch mit dem Parkticket kostenlos benutzen und euch so vom Parkplatz zum Herkules-Monument fahren lassen. Zusätzlich gibt es einen Shuttle für all jene, die generell nicht so gut zu Fuß sind. Das Bergpark-Shuttle bringt mobilitätseingeschränkte Besucher zur Löwenburg, zum Besucherzentrum und zu den unteren Wasserspielstationen.

Endlose Treppe hinauf zum Herkules

Lage:Kassel
Aussichtspunkt:Herkulespyramide
Einkehrtipp:Kaskadenwirtschaft Grieschäfer
Must-See:Wasserspiele
Beste Reisezeit:Mai bis Oktober

Wir nehmen den Fußweg zum Denkmal in Kauf. Dadurch kommen wir direkt an Schloss Wilhelmshöhe vorbei. Die Gemäuer sehen von außen sehr herrschaftlich aus. Im Inneren befinden sich mehrere Ausstellungsräume. So könnt ihr beispielsweise Gemälde der Alten Meister bestaunen oder im Weißensteinflügel die repräsentativen Räumlichkeiten des 18. Jahrhunderts bestaunen.

Auch das große Gewächshaus passieren wir. Es ist eine der ersten Stahl-Glas-Konstruktionen Deutschlands. Mittlerweile ist das riesige, lichtdurchflutete Gebäude eine beliebte Hochzeits-Location. Dann wird zwischen Palmen und tropisch anmutenden Blumen gefeiert. Nachts leuchtet es in den buntesten Farben. Ich selbst werfe nur einen kurzen Blick durch die riesigen Glasscheiben ins Innere, bevor ich den Anstieg in Richtung Herkules-Denkmal antrete.

Über gut ausgebaute Wege, die durch dichten Wald führen, geht es nach oben. Bereits da geht es ordentlich bergauf und ich drossle das Tempo, um nicht wie eine Dampflok zu schnaufen. Eine gute Taktik, wie sich wenig später herausstellt. Denn bald darauf, beginnt eine schier endlose Treppe.

Um zum mächtigen Herkules aufzusteigen, muss man Stufe um Stufe in Richtung Denkmal erklimmen. Bewundernd blicke ich dem sportlichen Pärchen nach, die mir auf den Treppenstufen bereits zum zweiten Mal begegnen und ihr Workout in diesen Teil des Parks verlagert haben. Also ich für meinen Teil bin froh, hier nicht hochsprinten zu müssen. Aber schon ein kleiner Blick über die eigene Schulter verrät, dass sich die Anstrengung auszahlen wird.

Sensationeller Rundumblick

Dann stehe ich auf der Aussichtsterrasse. Bis auf den kurzen Blick zurück habe ich mir keine Aussicht angesehen bisher. Ich wollte mich überraschen lassen. Und es ist sogar noch besser als erwartet. Ich blicke über weite Teile der riesigen Parkanlage. Unter mir liegen Wälder und Wiesenflächen. Ich sehe das Schloss und ich blicke über ganz Kassel. Hausdächer leuchten in der Sonne. Ganz im Hintergrund blitzt der silberne Mercedes-Stern des Stern-Hochhauses heraus. Zudem kann ich die umliegenden Mittelgebirge Harz und Rhön entdecken.

Die Pyramide des Herkules könnt ihr sogar noch weiter emporsteigen. Die Aussicht ändert sich dadurch aber nicht mehr wirklich.

Mit den Wasserspielen wieder bergab

Langsam füllt sich der Platz um mich herum. Zahlreiche Schaulustige haben sich anlässlich der Wasserspiele versammelt. Um Punkt 14:30 Uhr beginnt das Spektakel unterhalb des Herkules. Im Artischokenbecken schießen die ersten Fontänen in die Höhe und Wasser läuft die steinernen Kaskaden herunter. Es gluckert und spritzt. Und jeder, der schon einmal einen Wasserfall beobachtet hat, weiß, dass man einfach ewig in die kleinen Strudel schauen und sich darin gedanklich verlieren könnte.

Die Besucherströme folgen dem Wasser abwärts. Jetzt geht es die Treppenstufen, die wir eben noch nach oben gelaufen sind, wieder runter. Zwischen den beiden Treppen läuft das Wasser Stufe um Stufe ab 14:35 Uhr hinab. Um 15:05 Uhr geht es am Steinhöfer Wasserfall weiter. Ihr müsst euch für die Strecke nicht beeilen, auch wenn ihr gemütlich geht, erreicht ihr den zweiten Punkt rechtzeitig und könnt zusehen.

Der Wasserfall soll einen Steinbruch darstellen, der vom Wasser zurückerobert wird. Fasziniert beobachte ich, wie zuerst nur wenig und dann immer mehr Wasser in das Becken des künstlichen Steinbruchs einfällt. Wenn nicht so viel los ist, könnt ihr auch mal den Standort wechseln. Je nachdem, wo ihr steht, ändert sich die Perspektive ein wenig.

Das Wasser versiegt und ich trete den weiteren Weg an. Um 15:20 Uhr geht es unter der Teufelsbrücke weiter und dann schießt das Wasser über ein Aquädukt in die Tiefe. Während ich zusehe, vergesse ich, dass die Nachbildung einer römischen Wasserleitung erst Ende des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Für mich wirkt es tatsächlich so, als sei es ein Überbleibsel aus der Zeit des römischen Reichs.

Dann nähern wir uns dem Höhepunkt. Um 15:45 Uhr geht die gewaltige Fontäne im Fontänenteich los. Über 50 Meter schießt das Wasser in die Höhe. Genial!

Auch interessant: Die spektakulärsten Wasserfälle der Welt

Fazit

Die Wasserspiele sind faszinierender, als ich anfangs dachte. Ehrlichweise habe ich es mir langweiliger vorgestellt und bin sehr positiv überrascht nach Hause gefahren. Es lohnt sich also meiner Meinung nach definitiv, sich die Wasserspiele einmal anzusehen und über die Aussicht auf Kassel zu staunen. Noch spektakulärer könnte es übrigens bei Nacht aussehen. Im Sommer 2020 wurde das sogenannte Bergparkleuchten eingeführt. Dann erscheinen die Wasserspiele zusammen mit Lichtshows.

Insgesamt 6 Kilometer hab ich an dem Tag zurückgelegt. Das könnt ihr aber noch beliebig erweitern. Einheimische nutzen den Park mit seinen zahlreichen Wegen als Joggingstrecke. Wenn ihr etwas abseits der Hauptwege unterwegs seid, könnt ihr sogar an gut besuchten Sonntagen einsame Pfade erkunden. Denn es gibt auch einen Vielzahl an kleinen Wegen durch die schier unendliche Waldfläche.

Beim nächsten Mal möchte ich dann auch noch die Löwenburg besichtigen …

Lage

Praktische Links

Kommentar verfassen