Über Fels und niedriges Gras steigen wir ab, sind umgeben von Berggipfeln und den massiven Gletschern Hornkees, Waxeggkees und Schwarzensteinkees. Da sehen wir die Berliner Hütte. Das denkmalgeschützte Steinhaus, das seit dem 19. Jahrhundert hier im Zillertal in Österreich steht, ist ein großartiges Wanderziel für eine lange oder wie in meinem Fall eher kurze Hüttentour. Bei der Wanderung hinauf überqueren wir die Melkerscharte, hinab geht es durch den Zemmgrund.

Lohnt sich die Wanderung zur Berliner Hütte?

Die Berliner Hütte im Zillertal in Österreich ist eigentlich ein denkmalgeschütztes, vierstöckiges Steinhaus aus dem 19. Jahrhundert. Eingeweiht wurde es von der Berliner Sektion des Deutschen Alpenvereins als erstes Schutzhaus im Zillertal. Heute gibt es hier 177 Übernachtungsplätze und einen davon sollte man sich auch unbedingt reservieren, die Hütte ist nämlich mehr als nur ein Stützpunkt auf dem Berliner Höhenweg in den Zillertal Alpen.

Man kann sich richtig verlaufen in den vielen verschiedenen Lagern, auf keinen Fall aber verpasst man das Prunkstück des Hauses: den fünf Meter hohen, holvertäfelten Speisesaal mit Kronleuchtern an der Decke. Wer selbst einmal in diesem Museum der Gründerzeit übernachten möchte, kann durchs Gunggltal hinauf wandern und durch den Zemmgrund absteigen.

Fototipp: Ich fand vor allem den Gletscher beeindruckend. Eine besonders schöne Sicht habt ihr beim Abstieg zur Berliner Hütte, kurz bevor ihr das Haus erreicht. Mit der richtigen Perspektive bekommt ihr Hütte und Eis gleichermaßen aufs Bild.

Anreise nach Ginzling im Zillertal

Gehzeit:9 Stunden
Strecke:23,1 km
Höhenmeter:1.968 hm
Höchster Punkt:Melkerscharte (2.814 m)
Schwierigkeit:mittel

Wer mit dem Zug anreisen möchte, muss oft umsteigen. Zunächst geht es von München aus mit dem EC81 bis Jenbach und von dort weiter in die Regionalbahn nach Mayrhofen. Von dort nehmt ihr den Bus 4120 bis Ginzling. Von München benötigt ihr rund 3 Stunden.

Wer mit dem Auto kommt, fährt in München in südöstlicher Richtung auf die Autobahn A8 bis zur Ausfahrt 97. Von dort geht es auf die B318 in Richtung Holzkirchen, Bad Tölz und Jenbach bis zur österreichischen Grenze. Setze deine Fahrt auf der B171 fort und folge den Schildern nach Zell am Ziller, weiter über Mayrhofen, Finkenberg und schließlich nach Ginzling. Am Naturparkhaus Ginzling sind kostenlose Parkplätze vorhanden.

Ausrüstung für die Nacht auf der Berliner Hütte

Natürlich benötigst du die Standard-Wander-Ausrüstung. Dazu gehören feste Wanderschuhe und ein Rucksack, außerdem genügend Wasser, Proviant und handliche Snacks, wie Müsliriegel oder Studentenfutter. Zur Sicherheit solltest du genügend Bargeld dabeihaben, um die Übernachtung und Verpflegung bezahlen zu können. Ich würde empfehlen, zur Sicherheit mindestens 150 € einzupacken.

Wenn du jedoch nicht vorhast, sehr luxuriös zu essen und zu trinken, benötigst du nicht so viel. Denke auch an Sonnenschutz, wie Sonnencreme und einen Sonnenhut, sowie einen Regenschutz für dich und deinen Rucksack. Außerdem wichtig: Ein Erste-Hilfe-Set mit einer Zeckenzange oder Zeckenkarte. Für die Übernachtung sind ein Schlafsack oder Hüttenschlafsack wichtig, Wechselkleidung für den Tag und die Nacht sowie die persönlichen Hygieneprodukte.

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Von Ginzling zur Melkerscharte

Ginzling im Zillertal, acht Uhr morgens: Wir sind heute extra früh aufgestanden, damit es mit der Anfahrt und der langen Wanderung auch klappt. Es nieselt, aber das macht nichts, denn wir sind gleich im Wald. Auf einem mittelbreiten Steig steigen wir zwischen Fichten aufwärts. In der Ferne hören wir bereits den wilden Gungglbach rauschen. Kurz vor der Maxhütte begegnen wir ihm. Der Weg macht eine Linkskurve und da eröffnet sich vor uns das wildromantische Gunggltal. Eine Brücke führt über den Bach zur bewirtschafteten Maxhütte. Wir waren erst etwa eine Stunde unterwegs – bisher ist keine Einkehr geplant.

Begleitet vom Gackern der Hühner passieren wir das Holzhaus und laufen weiter ins Tal hinein. Ein gelbes Schild weist uns den Weg: Bis zur Melkerscharte brauchen wir noch viereinhalb Stunden. Zur Berliner Hütte sind es noch acht. Wir werden in beiden Fällen eine Stunde schneller sein. Um uns herum türmen sich die Gipfel auf. Geradeaus werden wir irgendwann einen Wasserfall erreichen.

Wahnsinns-Blick auf die Gletscherwelt

Plötzlich bin ich umringt von braun-weiß-gefleckten Ziegen. Streicheln lassen sie sich leider nicht, ein Foto kann ich aber schießen. Danach laufen wir auf großen Schuttplatten und zwischen niedrigen Sträuchern weiter bergauf bis zur Melkerscharte.

Die Melkerscharte ist der hochalpine Übergang zwischen den Tälern Gunggl, aus dem wir gerade kommen, und Zemmgrund, sowie den Berggipfeln Zsigmondyspitze und Plattenkopf. Wir befinden uns jetzt auf einer Höhe von 2.880 Metern – dem höchsten Punkt unserer Wanderung. Von hier haben wir einen Wahnsinns-Blick auf die Gletscher. Im Zemmgrund erstrecken sich die Gletscher Waxeggkees, Hornkees und Schwarzensteinkees, die leider sehr unter dem Klimawandel leiden. Wie ein Mahnmal fließen Bäche vom Eisfeld hinab.

Video-Tipp


YouTuberin marlenesleben nimmt euch mit auf den Berliner Höhenweg und gibt spannende Einblicke in die Berliner Hütte.

Übernachtung auf der Berliner Hütte

Ab jetzt geht es abwärts. Wir laufen über einen schmalen Pfad durch niedriges Gras, gemeinsam mit einer Horde Schafe, die sich kein bisschen für uns interessiert. Wir kommen an mehreren Gletscherseen vorbei und erhaschen schließlich unseren ersten Blick auf die Berliner Hütte.

“Hütte” ist nicht korrekt. Das Steingebäude aus dem Jahr 1879 ist stattlich: vier Stockwerke plus Dachstuhl. Hier können knapp 200 Leute übernachten. Auch im Innern erwartet uns Prunk: Die Decken sind hoch, edel verkleidet und beleuchtet mit riesigen Kronleuchtern.

Die Berliner Hütte ist natürlich auch tagsüber schön, ich empfehle aber unbedingt eine Übernachtung. Natürlich vor allem, weil das für einen einzigen Tag eine echt lange Wanderung wird. Aber auch, um in den Genuss des reichhaltigen Salatbuffets am Abend und dem Frühstück am Morgen zu kommen und sich auf der Suche nach eurem Lagerplatz in den Gängen des historischen Gebäudes zu verlieren.

Abstieg durch den Zemmgrund

Wer nach dem ersten, sehr langen Tag noch richtig Energie hat, kann einen Abstecher zum Gipfel Schönbichler Horn (3.134 m) machen. Für diesen Weg ist Trittsicherheit unbedingt nötig, denn es geht über breite Steinplatten direkt am Abhang entlang. Dafür kommt ihr ganz nah an die Gletscher heran.

Ansonsten geht es durch den Zemmgrund wieder abwärts. Ihr gelangt erst zur bewirtschafteten Alpenrosehütte (1.878 m) und erreicht anschließend, entlang des Zemmbaches, den Almgasthof Breitlahner, wo ihr mit dem Bus 4102 wieder nach Ginzling zurückfahren könnt. Insgesamt dauert diese Etappe etwa zwei Stunden. Der Weg durch den Zemmgrund ist in anderer Richtung übrigens der kürzeste Aufstieg zur Berliner Hütte.

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Fazit

Als ich zur Berliner Hütte aufgebrochen bin, war ich beruflich ziemlich im Stress und nicht sicher, ob ich mir eine Hüttentour zeitlich erlauben kann. Aber der Zauber der Berge wirkt einfach jedes Mal. Kaum lässt man Komfort und Handyempfang hinter sich, wird die Welt wieder übersichtlicher und die irgendwelche Deadlines weniger relevant. Zwischen Melkerscharte und Berliner Hütte, mit Gletscherblick und Schafbegleitung habe ich mich gefühlt wie Frodo auf seiner Heldenreise.

Die Realität hat mich danach natürlich doch wieder eingeholt – mit schmerzenden Waden, fantastischen Handybildern und den Kopf voller guter Erinnerungen.

Lage

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