Vietnamesische Gerichte sind auf der ganzen Welt bekannt, dabei hat das Land kulinarisch noch so viel mehr zu bieten als nur Frühlingsrollen und Pho. Die Hauptstadt Hanoi ist der perfekte Ort, um sich durch sämtliche Gerichte zu testen – von dem typischen südostasiatischen Street Food bis hin zum für Europäer etwas gewöhnungsbedürftigen Egg Coffee.
Die vietnamesische Küche in Hanoi im Überblick
Wie fast überall in Asien sind Reis und Reisnudeln Grundnahrungsmittel und die vietnamesische Küche ist dabei keine Ausnahme. Zwar ist sie historisch stark durch chinesische Speisen beeinflusst, zeigt aber auch viele Einflüsse der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich.
Dies zeigt sich besonders in Varianten von Baguettes und Kaffee. Im Vergleich zu Thailand oder Indien sind vietnamesische Speisen allerdings weniger scharf. Chili wird meist zur Verfeinerung auf den Tischen angeboten, ist allerdings optional.
Durch die Vielzahl vietnamesischer Gerichte ebenso wie die Fülle der Restaurants, Garküchen und Imbissen in der Hauptstadt kann die Auswahl für Touristen etwas überwältigend sein. Daher wächst die Menge der Agenturen vor Ort stetig, die mehrstündige geführte Touren über Märkte und durch die Gastronomie-Szene.
Banh Mi und Egg Coffee: Das Frühstück
Tipp: | Hanoi Food Tour |
Dauer: | 3 Std. |
Kosten: | ca. 20 USD / Person |
Restaurants: | 9 Stopps |
Mahlzeiten: | 12 Gerichte |
Baguette und Cafe au lait? Nicht ganz, aber schon ziemlich nah dran. Banh Mi ist die vietnamesische Variante des französischen Baguette und wird zum Frühstück oder als Snack am Vormittag gegessen.
Anders als in Europa basiert das Brot allerdings nicht auf Weizenmehl, sondern zu 80 Prozent auf Reismehl. Gefüllt wird es mit Schweinefleisch, geschnittenen Gurken und Möhren, Ei und einer Sauce, die je nach Restaurant immer ein bisschen variiert.
Dazu gibt es den typischen Egg Coffee, der, wie der Name schon sagt, aus einer Creme aus Eigelb besteht. Kuhmilch wird nicht verwendet, da sie im vietnamesischen Klima kaum frisch zu halten wäre. Auch dienen Kühe einzig als Fleischlieferanten, jedoch nicht für Milch.
Sorgen wegen Salmonellen muss sich aber keiner machen, da der heiße Kaffee das Eigelb erwärmt und die Tasse oft zusätzlich in einer Schale mit heißem Wasser steht.
Anleitung: So trinkt man den Egg Coffee in Vietnam
Glücklicherweise erklärt unser Guide dem recht ahnungslosen Haufen Touristen, wie man den Egg Coffee trinkt, ohne den Geschmack zu ruinieren. Dazu nimmt sie meine Tasse und führt es vor. Da ich schon am Vortag den Kaffe probiert habe, muss ich mir jetzt eingestehen, dass der eher mäßige Geschmack meinem eigenen Unwissen zuzuschreiben war. Der Kaffee wird also nicht umgerührt, denn so bleibt der bittere Kaffee am Boden der Tasse. Stattdessen wird das Ganze mit dem Löffel vier- oder fünfmal untergehoben. Danach bleibt der Löffel in der Tasse stehen.
Bun Cha: Fleisch-Nudel-Suppe
Beim nächsten Stop zeigt sich, dass es selbst in Sachen Nudelsuppen erhebliche Unterschiede in der vietnamesischen Küche geben kann. So hat die berühmte Suppe Pho mit dem Gericht Bun Cha Ta nur entfernt etwas zu tun.
Anders als bei Pho stehen nämlich bei der Variante, die jetzt serviert wird, alle Zutaten einzeln auf dem Tisch. Jeder Gast erhält dabei einen Teller mit Reisnudeln, eine Schüssel mit Brühe und Reis-Essig und Schweinefleisch und auf dem Tisch steht eine große Schüssel Grünzeug, das sich als Salatblätter, Minze und vietnamesischen und thailändisches Basilikum herausstellt.
Wieder gibt es vom Guide Instruktionen, wie man Bun Cha Ta richtig isst. Zuerst werden mit dem Löffel die Nudeln und das Fleisch zerkleinert, dann werden Knoblauch, Chili (auf Wunsch) und verschiedene grüne Blätter aus der Salatschüssel in die Brühe gegeben, in der sich schon Möhren und grüne Papaya befinden. Anschließend werden die Reisnudeln mit den Stäbchen auf den Löffel gelegt und andere Zutaten aus der Brühe darauf gestapelt.
Die Nudeln schwimmen bei dem ganzen Prozess nie in der Suppe, da das den Geschmack ruiniert. Stattdessen wird alles löffelweise gegessen und die Suppenschüsse gilt eher als Materiallager.
Nam Bo Kho: Ein Salat mit Trockenfleisch
Obwohl die vietnamesische Küche (vielleicht einmal von den Mengen an Zucker abgesehen) schon gesund ist, gibt es trotzdem zahlreiche Varianten von Salat, so beispielsweise den Dried Beef Salad, den wir auf kleinen, bunten Plastikhockern am Straßenrand essen.
Auf Vietnamesisch heißt das Ganze Nam Bo Kho und zeitgleich lernen wir auch, dass in örtlichen Restaurants und Garküchen draußen auf dem Namensschild immer das Gericht namensgebend ist, das an diesem Ort am besten zubereitet wird.
Der Salat besteht aus geschnittener grüner Papaya und Möhren, mit Erdnussstücken, Beef Jerky und Schweinefleisch auf einer Fisch-Sauce. Das Ganze wird dann mit den Essstäbchen einmal gewendet und dann auf die kleinen Schälchen aller Gäste verteilt.
Mein bisheriger Favorit: Denn der Mix aus dem rauchigen Geschmack des Trockenfleisches, der Süße der Papaya und der Säure der Fisch-Sauce mit Reis-Essig ist schlicht der Wahnsinn.
Hauchzart ist die nächste vietnamesische Spezialität, die allerdings nicht wie normale Pfannkuchen in einer Pfanne zubereitet werden, sondern sie werden auf einem Stück Seide über einem Topf kochendem Wasser gedünstet. Anschließend werden die feinen Teigstücke mit Schweinefleisch und Koriander gefüllt und in die bereits bekannte Fisch-Sauce mit Reis-Essig getaucht.
Und mir wird allmählich klar, dass ich von jetzt an wahrscheinlich bei jeder neuen Station der Food Tour verkünden werde, dass das aktuelle Gericht mein neuer Favorit ist.
Vietnam Fried Chicken: Mahlzeit für Zwischendurch
Bei einer derart reichen und hochwertigen Landesküche verwundert es kaum, dass amerikanische Fast-Food-Ketten eher Schwierigkeiten haben, sich in Vietnam durchzusetzen.
Trotzdem haben die Vietnamesen ihre eigene Variante von KFC, scherzhaft Vietnam Fried Chicken genannt, obwohl es eigentlich fermentiertes Schweinefleisch ist. Das sogenannte Nem chua ran schmeckt aber genau wie Chicken Nuggets. Dazu gibt es den sogenannten Pillow Cake Banh Goi, eine Teigtasche gefüllt mit Reisnudeln und Schwein.
Als kleines Dessert zwischendurch dient Banh Ran, eine Kugel aus frittiertem Sticky Rice mit einer Füllung aus süßer Bohnenpaste und einem Sesammantel. Die Süßigkeit wird auch als vietnamesischer Donut bezeichnet und von Händlern auf der Straße verkauft.
Und zum Dessert?
Sollte man meinen, dass nach all den kulinarischen Highlights die vietnamesische Küche ja zumindest beim Dessert schwächeln müsste … falsch gedacht. Zum Abschluss der Tour gibt es noch eine Kugel Kokos-Eis mit frischen Kokos-Raspeln und frittierten Kokos-Chips auf süßem Klebereis.
Und selbst nach 3 Stunden Essen und 12 verschiedenen Gerichten wird mir klar, dass ich nur einen sehr kleinen Teil dessen gesehen und gekostet habe, was die vietnamesische Küche wirklich zu bieten hat. Wer also die Möglichkeit hat, das Land zu bereisen, wird schon allein wegen der lokalen Delikatessen gar nicht wieder weg wollen.
Achtung! Vorsicht bei der Aussprache
Die vietnamesische Sprache hat 6 verschiedene Tonarten, in denen Worte ausgesprochen werden und jede Variante bedeutet etwas anderes. Besondere Vorsicht gilt dabei bei dem Wort Pho, also bei der traditionellen Nudelsuppe. Obwohl es mit o geschrieben wird, ist die Aussprache eher ein a.
Bei Nutzung des Lautes o sagt der unerfahrene Tourist eher etwas, was keine Frau sehr gerne als Bezeichnung hört. Bei dem Ausdruck für Danke kann es ebenso passieren, dass man seinem Gegenüber aus Versehen sagt, er solle gefälligst den Mund halten.
Im Zweifelsfall also vielleicht lieber auf die abgebildeten Gerichte in der Speisekarte zeigen.
Lage
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