Nur 12 Minuten braucht die Fähre von Esbjerg nach Fanø, doch schon in Fanøs Hauptort Nordby fällt alle Schnelligkeit ab. Hier übernimmt dänische Gemütlichkeit. Aber bedeuten Ferien auf Fanø vor allem Entspannen am kilometerlangen Nordseestrand oder in den Dünen? Nein! Ich nehme euch zu Fuß oder per Fahrrad mit zu Fanøs Naturwundern und Sehenswürdigkeiten, Robben und auf Bernsteinjagd. Kommt mit auf die Trauminsel in Dänemark.

Lohnt sich eine Reise auf die dänische Insel Fanø?

Wer Ferien auf Fanø macht, versteht, dass eine Insellänge von etwa 15 Kilometern – an der Westküste überwiegend von Sandstrand und Dünen bedeckt – und eine Breite von maximal fünf Kilometern für viel Abwechslung ausreichen. Die Insel, im 19. Jahrhundert Großmacht der Segelschifffahrt, lässt sich am besten zu Fuß oder per Fahrrad erkunden.

Dabei zählen zu Fanøs Sehenswürdigkeiten nicht nur schmucke Dörfer mit reetgedeckten Häusern, sondern auch eine Brauerei, Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und das Naturgebiet Fanø Klitplantage. Dazu stehen viele Aktivitäten zur Auswahl: zuerst Wattwanderung und Robbenbesuch? Lieber Bernsteinsuche am Strand, Blokart fahren oder surfen?

Fototipp: Wunderschöne Fotospots gibt es auf Fanø vielerorts – zum Beispiel ist das angeblich schönste Inseldorf Sønderho mit seinen historischen Reetdachhäuschen so pittoresk, dass ich mit dem Fotografieren nicht mehr aufhören wollte. Und dennoch … als großer Fan von Sonnenuntergängen habe ich mir keinen Abend am Weststrand entgehen lassen, um abzulichten, wie die Sonne in stets neuen Farbnuancen in der Nordsee abtaucht. 

Anreise nach Fanø

Lage:gegenüber der Stadt Esbjerg
Anreise:Fähre
Fahrtdauer:12 Minuten
Beste Reisezeit:Mai bis September
Einwohner:ca. 3.500

Ich bin mit der Bahn über Flensburg mit Umsteigen in Lunderskov nach Esbjerg gefahren. (Von Hamburg etwa 3:30 Std.) Vom Bahnhof Esbjerg fahren Busse in gut zehn Minuten zum Fährhafen, wo die „Fanølinjen“ im Sommer alle 20 und im Winter alle 40 Minuten nach Nordby, Fanøs Hauptort, übersetzt. Als Fußgänger findet man auch ohne Vorbuchung Platz.

Man kann das Auto auf die Fähre mitnehmen (dann gerade im Sommer vorbuchen!). Jedoch würde ich dies nur Menschen raten, die nicht gut zu Fuß bzw. per Fahrrad unterwegs sind. Nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch, weil ein Auto auf Fanø nicht nötig ist. Die Insel ist so überschaubar, dass ein durchschnittlich fitter Urlauber alle Sehenswürdigkeiten per Fahrrad erreicht und vieles sogar zu Fuß bzw. in Form kleinerer Wanderungen. Am Check-in der Fähre gibt es sichere Kurz- oder Langzeitparkplätze. 

Einige Unterkünfte, wie Ferienwohnungen oder Ferienhäuser auf Fanø, verleihen Fahrräder, ansonsten kann man u. a. auch in Nordby welche leihen. Auf der Insel verkehrt ab Norby zudem ein Bus in Richtung Fanø Bad, Rindby Strand sowie Sønderho.  

Ankunft im Paradies

Kennt ihr diese Orte, wo man ankommt und sich sogleich zu Hause fühlt? So ging es mir, als ich in Nordby von der Fähre ging. Duft nach gegrilltem Fisch stieg mir in die Nase, wurde jedoch bald von einem Hauch nach ofenfrischem Brot überlagert. Inmitten der farbenfrohen Reetdachhäuschen fühlte ich mich um ein paar Jahrhunderte zurückversetzt – kein Wunder, immerhin soll Nordbys Altstadt seit 1820 nicht mehr verändert worden sein! Mehr über die Geschichte lernte ich im Fanø Museum, dessen Gebäude schon gut 300 Geburtstage gefeiert hat.

Dort verstand ich auch, warum mich aus vielen Häuserfenstern zwei Porzellanhunde traurig anschauten: Diese stammen aus der Zeit, als Fanø Segelschifffahrts-Großmacht war. Sie waren ein Geschenk der Seeleute an ihre Frauen. Als Zeichen der Treue! 

Auf dem Drahtesel zu Fanøs Naturherz

In meinem gemütlichen Ferienhaus auf Fanø leihe ich ein Fahrrad und mache mich, ausgerüstet mit der Karte „cykelruter“ (Fahrradtouren), von der Touristeninformation auf Erkundungstour. Fünf verschiedenfarbige Tourenvorschläge zwischen zehn und 45 Kilometern führen dich innerhalb weniger Tage zu sämtlichen Best-ofs der Insel. Oder du wählst eine oder zwei aus, z. B. Route 4, „Big five“, die alle fünf Aussichtspunkte Fanøs anfährt.

Besonders pittoresk soll der als „Panoramarute“ bezeichnete Weg mit der Nummer 404 sein – auch meine persönliche Empfehlung. Er führt von Nordby über Rindby tief hinein ins Naturgebiet „Fanø Klitplantage“, eins meiner Highlights. Hier wechseln sich Dünen mit Wald, Seen und Heidelandschaften ab. Das Glück, im Naturgebiet lebende Rehe oder Damwild zu sichten, habe ich nicht, selbst wilde Kaninchen wollen sich nicht zeigen. Schade, aber wenn sich dir ein Vierbeiner zeigen sollte – Informationen weisen immer wieder darauf hin, die Tiere nicht zu füttern, da die Natur ihnen genug gibt und das Futter von Menschenhand bei den Wildtieren zu Problemen führen könnte.  

Nach der Tour durchs Grüne geht es an den Weststrand. Zurück nach Norden radelt ihr entspannt über den Strand (der Sand ist meistens schön fest!) und biegt bei Fanø Vesterhavsbad nach rechts ab auf den Strandvägen, der zurück nach Nordby führt. 

Wetter


Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell auf Fanø ist und die Vorhersage der nächsten 3 Tage aussieht.

Das Leben ist ein Strand?

Könnte man denken, wenn man auf dem 12 Kilometer langen Weststrand aufschlägt. Dass dort auch Autos fahren dürfen, gefällt mir allerdings nicht. Da sind mir die Drachenflieger sympathischer, denn Fanøs zuverlässiger Wind ist für jeden Drachen wie Wind in einem Segel. Apropos: Auf einem mit Segel ausgestatteten Blokart sause ich über den Strand und habe bald den Dreh raus, in welche Richtung mich der Wind wann treibt. Nur ein paar Surfer lenken mich ab. 

Das Surfen lasse ich für ein anderes Mal, auch Bernstein finde ich im Sommer auf Fanø leider nicht. Dafür müsste ich im Winterhalbjahr zurückkehren, denn dann soll sich am Strand das eine oder andere violette Steinchen finden – zumindest dann, wenn das Zusammenspiel von Wind aus der richtigen Richtung und zurückgehender Flut stimmt.

Doch eine Wattwanderung, die geht auch im Sommer, und immerhin liegt Fanø im Wattenmeer-Nationalpark. Besonders schön ist eine geführte Tour ab dem malerischen Dorf Sønderho an der Südspitze. Dabei lerne ich u. a. sogenannte Queller kennen, eine Wattmeerpflanze, und sehe mich plötzlich einer Kolonie von etwa 500 Seehunden und Kegelrobben auf einer Sandbank gegenüber. Wahnsinn! Und ich dachte schon, die Seehunde, die vor der Promenade von Nordby herumlungerten, seien an Fotogenität nicht zu überbieten! 

Fanøs Bunker – ein wichtiges Stück Geschichte

Wundert euch nicht, wenn ihr beim Dünenspaziergang auf Fanø plötzlich vor einem Bunker steht, meist verziert mit reichlich Graffiti! Diese Bunker sind nämlich Überbleibsel des Atlantikwalls von Fanø. Die deutsche Wehrmacht errichtete den Wall im Zweiten Weltkrieg als von Nordnorwegen bis Spanien führende Verteidigungsanlage. Warum? Um die westlichen Alliierten am Vorankommen zu hindern. Historisch interessant: Esbjerg war als Hafenstadt strategisch besonders wichtig, und Fanø wurde gleich mit einbezogen in die Verteidigung.

Besonders schön zu beobachten finde ich, dass die Natur sich die Bunker über die Jahrzehnte mehr oder weniger stark einverleibt hat. Teils ist Gras darüber gewachsen, teils sind sie im Sand versunken. Andere, noch gut sichtbare, dienen Pärchen und Sonnenuntergangs-Fotografen hingegen als wunderbare Sunset-Spots. 

Video-Tipp


Dänemarks Süden mit dem Campervan
Von der Ostsee zur Nordsee

Auf ein Bier in Fanøs Brauerei

Auf Fanø wird eins der besten Biere Dänemarks gebraut! Davon, dass das kein Witz ist, muss ich mich selbst überzeugen – im Fanø Bryghus, das 2009 eröffnete. Das deutsche Reinheitsgebot sucht man bei Fanøs Bier vergeblich, denn da kommen auch mal Milchschokolade, Pfeffer und Salatgurken ins Getränk.

Die Kreativität der Insel-Bierbrauer scheint unermüdlich, jedes Jahr kommen neue Sorten auf den Markt. Schon die Aufkleber auf den Flaschen laden zum Probieren ein. Nach einem „Red Wedding Bier“ und einem „Sex in a bottle“ bin ich schließlich sicher: Fanøs Bier kann ich empfehlen!

Fanø mit Kindern

Fanø ist nicht nur für Erwachsene spannend, sondern ebenso für Kinder. Außer Strandspaß, Watterkundung und Sandburgenbauen in den Dünen gibt es ein besonderes Highlight für Kinder auf Fanø: den Waldspielplatz am Naturgebiet „Fanø Klitplantage“. Alle Spielgeräte wurden aus dem Holz des Inselwaldes gebaut, außerdem überraschen handgeschnitzte Fantasiefiguren, wie Trolle. Wer danach Hunger bekommt, findet nebenan viel Platz zum Picknicken und sogar die Möglichkeit, Feuer zu machen und zu grillen. 

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Fazit

Die Verbindung von Gemütlichkeit und Beschaulichkeit sowie von vielseitigen Aktivitäten in der Natur oder am Strand machen Fanø zu einer idealen Urlaubsinsel. Dank der Rad- und Wanderwege ist es leicht, das Auto stehenzulassen oder gar nicht erst auf die Insel mitzunehmen und Fanø umweltfreundlich zu Fuß oder per Fahrrad zu erkunden. Ob ihr gerne am kilometerlangen Strand liegt, Action am Wasser sucht, eine Wattwanderung macht, umgeben von Natur entspannt, malerische Dörfer bewundern oder Bier verkosten möchtet – Ferien auf Fanø bieten euch all dies und mehr. 

Solltet ihr Lust auf Inselhopping verspüren, heißt euch knapp 70 Kilometer südlich von Esbjerg die nicht minder attraktive Insel Rømø willkommen! 

Lage

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