Gustav-Adolf-Stabkirche: Nordische Mystik im Harz

Stell dir vor, du trittst in eine andere Welt ein und das mitten in Deutschland: Eine mächtige Stabkirche aus dunklem Holz erhebt sich mitten im Harz, eingebettet in die stillen, sagenumwobenen Wälder von Hahnenklee. Hier, in der Gustav-Adolf-Stabkirche, trifft nordische Mystik auf deutsche Landschaft – mit jedem Schritt knarrt der Boden leise, als würde er Geschichten längst vergangener Zeiten flüstern. Begleite mich auf die Suche nach den verborgenen Geheimnissen dieser Kirche!

Lohnt sich der Besuch der Gustav-Adolf-Stabkirche?

Die Gustav-Adolf-Stabkirche im Nordwesten des Harzes wurde nach norwegischem Vorbild gebaut und nach zehnmonatiger Bauzeit im Jahr 1908 fertiggestellt. Namensgeber ist ein schwedischer König. Die Kirche fasziniert durch ihre hölzerne Bauweise; als Material wurde ausschließlich Fichtenholz aus dem Harz verwendet.

Mit 240 Sitzplätzen ist sie etwas größer als ihre Vorbilder aus dem Norden und wurde damit an die Bedürfnisse der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde angepasst. Sowohl innen als auch außen erinnern die aufwändigen Holzschnitzereien und die markante Architektur an nordische Drachenköpfe und Wikingerschiffe. Die Holzbauweise war zudem deutlich günstiger als der ursprünglich geplante Backsteinbau. Es finden regelmäßig Konzerte und Gottesdienste statt. Der Eintritt ist frei, Spenden aber erwünscht.

Fototipp: Von außen fotografiert man die Kirche am besten von hinten, nicht von der Treppe vorne. Dort ist die Fassade viel schöner, und die Holzbauweise kommt besser zur Geltung. Innen benötigt man ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv, um den düsteren Innenraum komplett abzulichten. Blitz ist nicht erlaubt. Wer Zeit hat, kann bis zur blauen Stunde warten, denn dann wird die Kirche von außen beleuchtet.

Anreise zur Stabkirche in Hahnenklee

Lage:Hahnenklee bei Goslar
Erbaut:1907 – 1908
Konfession:evangelisch-lutherisch
Eintritt:frei
Baumaterial:Fichtenholz aus der Region

In Seesen fährt man von der A7 ab in Richtung Hahnenklee-Bockswiese und erreicht nach einer halben Stunde den Parkplatz Bocksbergweg. Von dort läuft man nur 300 Meter zur Stabkirche.
Der Parkplatz hat E-Ladestationen und sogar Wohnmobilstellplätze.

Per ÖPNV gehts aber auch: Vom Bahnhof in Goslar kann man die Buslinie 830 nehmen und steigt nach knapp 30 min an der Haltestelle Hahnenklee-Friedhof aus. Ab da sind es noch 400 Meter zu Fuß bis zur Stabkirche.

Norwegisches Flair im Harz

Solche Stabkirchen sind typisch für Norwegen. Sie heißen so, weil lange Bretter und Balken wie Stäbe aufgestellt werden und man so schnell auf eine beachtliche Höhe kommt. Warum eine solche Kirche im Harz errichtet wurde, beantwortet sich mir auch nach dem Besuch nicht so richtig. Es scheint der profane Grund gewesen zu sein, dass Holz aus der Region günstiger war als Backsteine für eine gotische Bauweise.

So kam Prof. Karl Mohrmann, Konsistorialbaumeister der Hannoverschen Landeskirche, darauf, sich die nordischen Stabkirchen zum Vorbild zu nehmen. Heute gibt es noch circa 30 authentische Stabkirchen, von denen die Kirche Wang in Polen wohl die größte außerhalb Norwegens ist.

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Kirche fügt sich harmonisch in die Landschaft ein

Vom Parkplatz aus laufe ich auf die Stabkirche zu. Sie fügt sich hervorragend in die Landschaft des Harzes ein. Das dunkle Fichtenholz und die Schindeln passen perfekt zu den mystischen Wäldern rund um die Kirche. Die spitzen Türme und die Schnitzereien wirken keineswegs wie ein Fremdkörper – ganz im Gegenteil.

Wenn man die Straße aus dem Ortskern von Hahnenklee nach oben läuft, sieht man bereits die Dächer der Kirche. Sie strahlt eine gewisse Atmosphäre aus, jedoch nicht imposant, sondern eher einladend. Eine solche Kirche ist wirklich außergewöhnlich und begeistert mich schon von außen. Man kann einmal komplett um sie herumlaufen. Staunend begutachte ich die vielen Verzierungen und mache Fotos von der schönen Rückseite der Kirche.

Plötzlich schlägt der Glockenturm. Darin befindet sich ein Carillon. Dieses Instrument besteht aus 49 Glocken, die auch über einen Stockspieltisch mit Händen und Füßen gespielt werden können. Das ist wohl mein Zeichen, einzutreten. Übrigens finden von Mai bis Oktober jeden Donnerstagabend Konzerte mit Kammermusik und Orgelbegleitung statt.

Warme Holzkunst im Herzen der Stabkirche

Die Tür knarzt beim Öffnen. Sofort strahlt mir warmes Licht entgegen, und ich erblicke den schummrigen, komplett hölzernen Innenraum. Das Fichtenholz verleiht dem Raum eine wohlige Wärme. Durch kleine bunte Fenster fällt Licht von außen herein, und überall sind Verzierungen und bemalte Holztafeln zu sehen.

Der Innenraum wirkt zugleich feierlich wie in einer Kirche und gemütlich, ein bisschen wie in einem Wohnzimmer. Ich fühle mich jedenfalls wohl. Bei genauerem Hinsehen erkennt man die Schiffssymbolik wieder: Das Dach könnte auch der Kiel eines Wikingerschiffs sein, der Kronleuchter ist ein großes Steuerrad, und die Fenster ganz oben unter dem Dach sind so rund wie Bullaugen eines Segelschiffs.

Aufgemalte Wellenlinien im und am Gebäude symbolisieren die Ewigkeit. Diese ungewöhnliche Symbolik und die einladende Atmosphäre beeindrucken mich. Nordische Wesen habe ich nur in geschnitzter Form als Drachenköpfe gesehen – vielleicht haben sich noch mehr Kreaturen in der Arche Noah versteckt, die als verglastes Mosaik in einer Seitentür eingelassen ist.

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Fazit

Die Gustav-Adolf-Stabkirche in Hahnenklee orientiert sich mit ihrem nordischen Baustil an den Stabkirchen Norwegens. Komplett aus einheimischem Fichtenholz gefertigt, fügt sie sich harmonisch in die Harzer Landschaft ein. Mit ihrem dunklen Holz und den kunstvollen Schnitzereien schafft die Kirche eine einladende Atmosphäre, die Geborgenheit und Wärme ausstrahlt – eine Wirkung, die man von großen Steinbauwerken nicht kennt. Im Inneren herrscht eine wohlige Stimmung, die Symbole aus dem Schiffsbau der Wikinger aufgreift. Das ist in Deutschland etwas ganz Besonderes. Die Stabkirche ist ein Highlight im Harz und ideal für einen kurzen Nachmittagsausflug. Wer noch mehr unternehmen möchte, kann zum Beispiel von Hahnenklee mit der Gondelbahn auf den Bocksberg fahren. Dort gibt es unter anderem einen Bikepark und eine Rodelbahn.

Lage

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