Der Wind ist stark. Die Arme schmerzen. Und trotzdem paddeln wir fleißig weiter. Immer in Richtung Ufer. Bloß nicht zu weit abtreiben lassen. Kräftige Züge durch das Wasser. Wir sind auf dem Rückweg von einer einsamen Insel und der Gegenwind treibt uns zu Höchstleistungen an. Aber es war nicht die ganze Zeit so anstrengend. Am Anfang unserer Rundtour auf dem Strangford Lough in Nordirland war es sogar recht entspannt. Und vor allem sehenswert.
Lohnt sich Kanufahren in Nordirland?





Strangford Lough ist ein Meeresarm südöstlich von Belfast in Nordirland. Gespeist wird er von der Irischen See. Große Teile sind allerdings so flach, dass sie bei Ebbe komplett austrocknen. Dann kann man die einzelnen Inseln, die sich immer wieder auftun, teilweise zu Fuß erreichen. Mit etwas Glück könnt ihr in dem Gewässer außerdem immer mal Robben oder gar Schweinswale sehen.
Das Wasserrevier ist unter Kanufahrern sehr beliebt, weil es verschiedene Kanutrails für alle Schwierigkeitslevel gibt. So könnt ihr beispielsweise das gesamte Strangford Lough, das immerhin 26 km lang ist, bei einer Rundtour erkunden.
Als besonders schwierig gilt der Verbindungskanal zur Irischen See mit seinen schnellen Strömungen. Oder ihr verlasst das abgetrennte Gewässer und paddelt direkt in der Irischen See, immer an der Ostküste, entlang.
Rund um das Kanurevier gibt es auch ein paar kulturelle Attraktionen zu bestaunen. So lohnt sich beispielsweise ein Abstecher zum Millenium Stone. Der 10 Meter hohe Strangford Stone wurde in Anlehnung an alte Traditionen anlässlich der Jahrtausendwende errichtet.
Von hier aus habt ihr einen tollen Blick über große Teile des Meeresarms. Noch geschichtsträchtiger ist der Landingplace, an dem vormals der heilige St. Patrick angekommen ist. Ihm zu Ehren gibt es ja auch jährlich den St. Patrick’s-Day.
Instatipp: Die Kulisse des Strangford Lough bilden die Mourne Mountains. Wenn ihr vor den Bergen entlang paddelt, ist das ein richtig schönes Fotomotiv.
Fertig machen für’s Paddeln!
Mit dabei ist unser Kanuguide John. Gemeinsam transportieren wir zwei Boote zum Einstieg. Die sind groß und schwer. John streckt uns einen wasserfesten Sack zu. Da können wir unsere Sachen, die nicht nass werden sollen, reintun. Ich bin skeptisch. Besteht die Gefahr, dass wir kentern?!
Auf die Frage lacht der Guide nur und reicht mir eine wasserundurchlässige Überhose sowie eine Schwimmweste. Dazu gibt’s noch Neoprenhandschuhe. Denn selbst, wenn wir nicht umkippen und trocken bleiben, kommt immer wieder Spritzwasser vom Paddel ins Boot. Dagegen soll uns die Überbekleidung schützen.
Natürlich könnt ihr aber auch ohne Kanuguide losziehen. Und wenn ihr kein eigenes Kanu oder Kajak besitzt, besteht auch die Möglichkeit, die Boote samt Schwimmwesten vor Ort auszuleihen.
Picknick auf der einsamen Insel
Wir paddeln los. Ich vorne im Boot, meine Begleitung hinten. Der Guide gleitet mit seinem eigenen Boot mühelos nebenher. Immer mal weist er uns an, die Richtung ein wenig anzupassen. Dann wieder beobachtet er mich beim Paddeln und stellt fest: Meine Technik ist nicht sonderlich gut, aber für heute reicht’s wohl. Glück gehabt.
Nachdem wir ein paar Möwen aufgeschreckt haben, erreichen wir dann schließlich auch unser Zwischenziel. Wir legen an der Salt Island an, bringen die Boote an Land und begeben uns zu einer kleinen Hütte. Sie ist verschlossen, kann aber auf Anfrage gemietet werden und sei ähnlich ausgestattet wie eine Hütte mit Winterraum in den Alpen.
Bewirtschaftet ist sie nie. Dafür ist davor eine große Feuerstelle ausgehoben. John fängt an, seinen Rucksack auszupacken. Er hat jede Menge Proviant dabei.
In Scheiben geschnittenes Roastbeef, getrocknete Tomaten, Hummus, Nachos, verschiedene Käsesorten, Salat, frisch gebackenes Brot, regionale Salami sowie verschiedene weitere Köstlichkeiten und Aufstriche. Und Brownies!
Das schwerste kommt zum Schluss!
Frisch gestärkt (“powered by Brownies”) setzen wir uns wieder in die Bootchen. Jetzt kommt der schwierigste Teil. Es ist zugezogen und einer starker Wind peitscht über den Strangford Lough. Ausgerechnet aus der Gegenrichtung kommend! Verdammt.
Wir müssen den ganzen Weg zurück gegen den Wind paddeln. Für mich als Paddel-Anfängerin ist das ganz schön hart. Doch unter Anweisung des Guides landen wir schließlich ganz genau am Ausgangspunkt und werden nicht zu weit abgetrieben.
Fazit
Die Arme tun nach dem Abenteuer auf dem Wasser schon ein bisschen weh, aber wenn man mich fragt, ob es sich gelohnt hat, gibt’s ein klares “Ja”. Ich bin Kanu-Anfängerin. Bin noch nie gepaddelt und hatte trotzdem jede Menge Spaß.
Durch das Picknick auf der Insel hatte ich auch genügend Zeit, um die Kraftreserven wieder aufzufüllen. Somit war’s für mich eine coole Mischung aus sportlicher, körperlich-anstrengender Herausforderung und entspannter Genusstour.
Für wahre Kanufans unter euch, oder wenn ihr nach einer Schnuppertour die Insel weiter im Boot erkunden wollt, gibt es noch mehr Kanutrails in Irland. So gilt beispielsweise der Lough Erne Trail mit seinen zahlreichen Inseln und engen Buchten als sehr lohnenswert. Durch die sanfte Strömung eignet er sich hervorragend für Familien oder Kanu-Anfänger.
Im Südwesten Irlands lockt die Panoramastraße Ring of Kerry zahlreiche Touristen an. Der sehenswerte Roadtrip führt vorwiegend an der Küste entlang. Einen Abschnitt der beliebten Straße könnt ihr auch vom Wasser aus erkunden. Dazu paddelt ihr mit dem Kanu vom Derrynane Harbour in Richtung Grafschaft Kerry.
Lage
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