Auf der Suche nach einem neuen Hobby im Sommer bin ich aufs Kiten gekommen. Auf der Suche nach einem Platz zum Üben, wurde mir die Ostsee in Deutschland empfohlen. Zuversichtlich packe ich meine Ausrüstung zusammen, während im Hintergrund ein Lehrvideo übers Kitesurfen auf YouTube läuft. Es kann ja nicht schaden, sich vorab schon zu informieren. Vielleicht gibt’s ein paar Tipps für Anfänger? Das hätte ich mir sparen können, denn wie immer ist vor Ort im Kitesurfkurs alles anders.

Lohnt sich Kitesurfen an der Ostsee?

Wind und Wasser, das sind die beiden Elemente, die man zum Kitesurfen braucht. Theoretisch gibt es beides sogar im Süden Bayerns, in der Nähe meines Wohnorts. Die Seen sind groß genug, um seine Bahnen zu ziehen und an besonders windstarken Tagen ziehen sie etliche Kiter und Windsurfer von nah und fern an. Zum Lernen ist es jedoch nicht windsicher genug. Deshalb ging es für mich an die Ostsee in eine Kiteschule. Dort wollte man mir bei den ersten Versuchen im 5-tägigen Kitekurs für rund 300 Euro  behilflich sein.

#ostsee #kitesurfen

Instatipp: Zum Fotografieren darf die Action-Cam nicht fehlen. GoPro und Co. sind wasserdicht und machen coole Actionaufnahmen von den ersten Versuchen.

Anreise zur Ostsee

Aus München sind es bis nach Zingst knapp 850 Kilometer. Einen Bahnhof gibt es dort nicht. Spätestens ab Ribnitz-Dammgarten oder Barth müsst ihr also auf den Bus umsteigen. Von Barth aus sind es dann noch knapp 30 Minuten Fahrzeit bis auf die Halbinsel. Auf der Suche nach öffentlichen Verkehrsmitteln stoße ich per Zufall auf eine Mitfahrgelegenheit. Und zwar direkt von München nach Zingst. Richtige Zeit, richtiger Ort. Wie viel Glück kann man nur haben? Mit dem Auto, ohne umsteigen zu müssen, geht es für mich in knapp 9 Stunden einmal quer durch Deutschland bis in den hohen Norden.

Einfacher, zweckmäßiger Campingplatz

Die Kiteschule Learn2Kite liegt unmittelbar in der Nähe zum Strand. Kitelehrer hausen in Wohnwagen, für Schüler werden Zelte bereitgestellt, die man mieten kann. Die Toilettenanlagen und Duschen sind in einem Container untergebracht. Warmes Wasser gibt es nur mit vorher gekauften Duschmarken. Handynetz gibt es keins. WLAN auch nicht. Der Zeltplatz ist also funktional. Trotzdem beschwert sich niemand über die doch recht einfachen Verhältnisse. Im Gegenteil. Jeder scheint ein bisschen abzuschalten und sich auf das einfache Leben zwischen Wind und Wasser einzulassen.

Ausrüstung kann man leihen

Das Übungsgelände ist nicht in der Ostsee, sondern am Bodden. Etwa 10 Minuten dauert morgens die Anreise, um im Stehgewässer trainieren zu können. Zu zweit wird sich der geliehene Kite geteilt. Die Versicherung kostet ein paar Euro. Beide Schüler tragen ein sogenanntes Trapez, an dem der Schirm befestigt ist. Das Wasser ist kalt. Der dicke Neoprenanzug braucht eine Weile, um die Körperwärme wiederzugeben. Aber die Vorfreude ist groß und dadurch blende ich die Kälte um mich herum kurz aus.

Der erste Boardstart

Die Aufregung steigt. Der riesige Schirm wirkt bedrohlich auf mich. Das Board klemmt unter dem anderen Arm. Wir balancieren das Monstrum über unseren Köpfen ins Wasser. Immer wieder steht der Kite so ungünstig im Wind, dass er mich nach vorne katapultiert. Ich schlucke Wasser, huste und mache weiter. Bis ich irgendwann so weit bin und das erste Mal aufs Board hoch kann. Ich lege mich ins Wasser, wie es mir gezeigt wurde. Der Kite steht ruhig über mir. Jetzt keine hastigen Bewegungen machen. Vorsichtig bringe ich die Füße in die vorgesehenen Schlaufen, gehe dabei fast unter und bringe den Schirm schließlich in Position. Ich fliege die Kurve zum Starten und … werde meterweit über das Board hinweggezogen. Das muss ich wohl noch üben.

Fazit

Ganz so windsicher ist die Ostsee leider doch nicht. 6 Tage ging der Unterricht. Zwei Tage saßen wir Däumchen drehend im Camp, weil nicht ein Hauch von Wind zu spüren war. Zwei weitere Tage gab es gerade so viel, dass der Schirm aufsteigen konnte, aber nicht genug, um sich davon ziehen zu lassen. Und die restlichen zwei Tage konnten wir immerhin üben. So fahre ich nach Hause mit nur wenig Training, dafür mit zwei Gutscheinen für zwei weitere Tage. Ich werde also wiederkommen.

Lage

Praktische Links

Gut zu wissen

Kiten geht nicht nur am Meer. Am Walchensee in Bayern, am Chiemsee sowie am Achensee in Österreich sind ebenfalls viele Kiter anzutreffen, sobald Wind und Wetter passen. Auch in der Mitte Deutschlands ist Kitesurfen in der Nähe von Erfurt am Alperstedter See möglich. Nahe Dortmund gibt es außerdem den Möhnesee, der als Kitespot bekannt ist. Und im Winter sind Kitesurfer mit Ski und Snowboard statt Kiteboard auf großen Freiflächen überall in der Bundesrepublik im Schnee anzutreffen.

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