Von außen wirkt das Königshaus am Schachen unscheinbar. Aber als hineingehe, tauche ich umgehend in eine andere Welt ein. Im Erdgeschoss ein luxuriöses Ein-Personen-Apartment im Alpen-Stil, im oberen Stock ein Raum aus Tausendundeiner Nacht. Violett-goldene Diwane, mit Pfauenfedern besetzte und vergoldete Wasserpfeifen, ein mächtiger Kronleuchter. Und dann ein Blick vom Balkon. Da ist es wieder: das Bayerische Voralpenland.

Lohnt sich die Wanderung zum Königshaus am Schachen?

Das Königshaus am Schachen ist wahrscheinlich das unbekannteste Schloss des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Kein Wunder: Wer die von außen unscheinbare Berghütte besuchen möchte, muss erst mal dreieinhalb Stunden aufsteigen. Über den Königsweg geht das unschwer und mit bestem Panorama über das Wettersteingebirge.

Den Weg hat sich König Ludwig II. damals selbst bauen lassen, um mit seiner Kutsche bequem sein Schloss zu erreichen – entsprechend einfach ist die Wanderung auf dem ebenen Weg. Oben werden Wanderer von der wohl ungewöhnlichsten Hütte der bayerischen Alpen überrascht: im Inneren befindet sich ein maurischer Saal voller Samt und Seide, mit Pfauenfedern besetzter Wasserpfeifen und edel bestickten Diwanen.

Fototipp: Leider darf man im Inneren des Schlosses keine Fotos machen, deshalb fotografiere ich es von außen. Am schönsten ist der Blick, wenn ihr noch ein Stück weiter Richtung Meilerhütte aufsteigt. Nach unten fotografiert, bekommt ihr das Schloss und das Schachenhaus zusammen aufs Bild.

Anreise zum Wanderparkplatz Elmau

Gehzeit:6 Stunden
Strecke:20,7 km
Höhenmeter:870 hm
Einkehrtipp:Schachenhaus
Must-See:Botanischer Alpengarten

Die Wanderung über den Königsweg startet am Wanderparkplatz Elmau. Den erreicht ihr ausschließlich mit dem Auto. Wer das Schachenhaus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen möchte, kann über die Partnachklamm aufsteigen.

Mit dem Auto von München aus folgt ihr der A95 bis zum Autobahnende bei Eschenlohe. Dann geht es weiter auf die B2, vorbei an Oberau und Farchant; und schließlich Garmisch-Partenkirchen. Von hier aus fahrt ihr auf der B2 weiter in Richtung Klais bis zum Ausgangspunkt, dem Wanderparkplatz Elmau.

Mehr Ausdauer als Technik gefragt

Eines meiner Mottos bei Wandern ist normalerweise: Der Weg ist das Ziel. Hier soll es ausnahmsweise anders sein und es geht tatsächlich, vor allem um das Ziel. Das ist nämlich außergewöhnlich. Während der Aufstieg über den Königsweg locker mit anderen leichten Wanderungen in den Bayerischen Alpen mithalten kann. Also, ihr benötigt bei dieser Tour wenig alpines Geschick, aber etwas Ausdauer, schließlich sind wir knapp sechs Stunden unterwegs und überwinden dabei 870 Höhenmeter.

Zunächst geht es gemütlich bergauf. Wir sind noch im Wald unterwegs, links von uns plätschert der Elmauer Bach. Ein Tipp, wenn ihr diese Stelle beim Rückweg wieder passiert: Hier kann man an mehreren Stellen die Füße baden! Der Weg ist recht eben, bleibt stets mehrere Meter breit und ist daher durchweg sonnig (sofern die Sonne scheint). Deshalb ist er übrigens auch eine beliebte Strecke für Mountainbiker, die uns jetzt schnaufend und strampelnd oder leicht und beschwingt mit E-Antrieb überholen.

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Über die Wettersteinalm zum Königshaus am Schachen

Nach etwa anderthalb Stunden verzweigt sich der Weg: Rechts geht es weiter auf dem breiten Königsweg, links über das Königstor und an der Wettersteinalm vorbei. Genau dieser Abstecher zur Wettersteinalm lohnt sich. In zwei urigen Hütten servieren die Wirtsleute Kuchen und Buttermilch – für Bier ist es noch zu früh.

Panorama-mäßig kann sich der Königsweg rein gar nichts nachsagen lassen. Gesäumt von Wald und vereinzelten Nadelbäumen geht es stetig aufwärts, vorbei an Almen und immer wieder neugierigen jungen Kühen. Wer kraxeln mag, nimmt lieber den anderen Abzweig – dafür sind wir hier auf königlichen Pfaden unterwegs.

Wir passieren einen Abzweig zum Schachensee, in dem der „Kini“, wie die Bayern König Ludwig nennen, unterwegs gerne Rast gemacht haben soll. Nach ein paar Kurven und einem tollen Blick auf die steinerne Bergflanke des Wettersteinmassivs linker Hand, erreichen wir unser Ziel.

Nur per Führung durch das Königshaus am Schachen

Über uns thront das Schachenhaus auf einer grünen Anhöhe. Fest fokussiert, lassen wir den Alpengarten einfach „links liegen“ und gehen direkt auf die herrschaftlich wirkende, aber doch hölzerne Berghütte zu. Am Eingang werden wir ausgebremst: Der Eintritt ist nur mit Führung erlaubt und die gibt es zu jeder vollen Stunde (um 11, 13, 14 und 15 Uhr).

Bis 13 Uhr haben wir noch etwas Zeit, also geht jetzt doch erst zum botanischen Alpengarten zurück. Für einen kleinen Obulus kann man hier über 1.000 Pflanzen aus den Bergen aller Welt bestaunen. Dazu gibt es Schautafeln rund um Gebirgsvegetation und die Beziehung von Wildnis und Kulturlandschaft hier im Alpenraum. Der Alpengarten besteht seit 1901 und ist eine Außenstelle des Botanischen Gartens in München. Er wird aktuell von einer netten Gärtnerin versorgt, die uns auch gleich mit allerlei Informationen ausstattet.

Das Königshaus am Schachen ist älter. König Ludwig II. von Bayern ließ es in der Zeit von 1869 bis 1872 erbauen, um die bayerischen Alpen mit allem Komfort genießen zu können. Das Gebäude folgt äußerlich dem Stil eines „Schweizerhauses“, das im 19. Jahrhundert bei Adeln und wohlhabenden Bürgern beliebt war.

Es ist zweistöckig. Im Erdgeschoss gibt es fünf Wohnräume, die nach Landhaus aussehen, aber zirbenholzgetäfelt und luxuriös ausgestattet sind. Darunter ein Salon, ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer, in dem tatsächlich nur einmal ein Gast genächtigt haben soll (wer sich für den „Kini“ interessiert, weiß, dass dieser kein besonders sozialer Mensch war).

Reise in Tausendundeine Nacht

Die völlige Pracht hingegen erwartet uns im türkischen Saal im oberen Stockwerk: Der Raum wurde einem historischen Saal im Palast von Eyüp (Istanbul) nachempfunden und ist völlig in violett, rosé und gold gehalten. Die Wände sind vergoldet und mit zahlreichen Ornamenten ausgestattet. Daran lehnen aufwendig bestickte Diwane und Hocker.

Besonders ins Auge fallen aber die mit Pfauenfedern bestückten Wasserpfeifen und der Springbrunnen in der Mitte des Raumes. Uns wird erklärt, dass König Ludwig hier alljährlich seinen Geburtstag und Namenstag feierte – mit seinen bayerischen Dienern in orientalischer Kleidung, um die Illusion perfekt zu machen. Unsere Reise in Tausendundeine Nacht endet auf dem königlichen Balkon mit Ausblick in die mindestens genauso schönen Bayerischen Alpen.

Ein Portion Käsespätzle im Anschluss holt uns dann endgültig zurück nach Bayern – Im Kontrast zum Königshaus am Schachen geht es in der Berghütte Schachenhaus nebenan weitaus bürgerlicher zu. Hier gibt es Bio-Produkte vom eigenen Bauernhof der Wirtsleute im Tal und phänomenal große Kuchenstücke. Wer heute nicht mehr absteigen will, kann übrigens auch hier übernachten.

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Fazit

Ist die Tour zum Königshaus am Schachen eine Wanderung oder ein Kulturausflug? Da geht es wohl um den persönlichen Geschmack. Ich habe schon jahrelang davon geträumt, endlich das vierte Königsschloss von Ludwig zu besuchen. Es ist einfach etwas vollkommen anderes, nur Fotos vom berühmten türkischen Saal zu sehen, als tatsächlich selbst darin zu stehen – inmitten der bayerischen Alpen! In meiner Gruppe gab es aber auch Leute, die den Besuch ausgelassen haben, sich dafür jedoch umso mehr über den leichten, aber Panorama-starken Königsweg gefreut haben. Wir sind die Tour übrigens als Rundweg gegangen. Wer das ebenfalls tun möchte, sollte aber besser über das Schachentor aufsteigen und den Königsweg für den Abstieg aufheben.

Ihr wollt noch höher hinaus? Vom Schachenhaus aus kommt ihr in einer guten Stunde weiter zur Meilerhütte, der höchstgelegenen Berghütte Deutschlands. Dort lohnt sich eine Übernachtung und am nächsten Morgen der Aufstieg zur Partenkirchner Dreitorspitze.

Lage

Praktische Links

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