Die Felswände des Latemar sind zum Greifen nah. Ganz kurz berühre ich sie mit der flachen Hand, denn der Weg schlängelt sich direkt unterhalb entlang. Auf der anderen Seite haben wir einen genialen Weitblick über das Eggental und bis zu Südtirols höchstem Berg, bis zum Ortler.

Lohnt sich die Wanderung über den Latemar-Höhenweg?

Der Latemar ist eines der bekanntesten Gebirgsmassive der Dolomiten. Viele von euch kennen wohl die Abbildung, auf der der Latemar schroff hinter dem türkisgrünen Karersee in die Höhe ragt. An diese Felswände kommt ihr über den Latemar-Höhenweg ganz nah heran. Der aussichtsreiche Pfad folgt der Wegführung ehemaliger Bergknappensteige. So sind wohl Bergbauern vormals zu den Stollen gelangt.

Hier habt ihr je nach Fitnesslevel mehrere Möglichkeiten, um den Höhenweg zu erkunden. Ihr könnt beispielsweise nur den Westabschnitt erwandern. Dann könnt ihr euch einen Großteil der Höhenmeter sparen und mit der Oberholz-Seilbahn nach oben fahren. Anschließend folgt ihr dem Höhenweg in Richtung Rifugio Passo Feudo. Von dort steigt ihr über einen Rundweg zurück nach Obereggen ab.

Wenn euch ein paar Höhenmeter nichts ausmachen, könnt ihr es uns nachmachen. Wir sind ab Obereggen rund 600 Höhenmeter durch den Herrenwald aufgestiegen. Anschließend sind wir über den östlichen Teil des Höhenwegs bis zum Oberholz-Lift spaziert.

Fototipp: Ein genialer Fotospot befindet sich am Übergang vom Herrenwald zum Latemar. Hier, in dieser schroffen Bergwelt, gibt’s allerlei sehenswerte Motive. Die beste Aussicht aufs Eggental habt ihr am Latemarium.

Anreise nach Obereggen im Eggental

Auf der Höhe von Bozen verlassen wir die Brenner-Autobahn. Es folgt eine schmale Bergstraße. Wobei schmal hier definitiv Auslegungssache ist. In Italien gibt es noch deutlich schmalere Straßen. Dennoch kann es passieren, dass die Einheimischen auf diesem Stück viel schneller unterwegs sind als ihr es seid. Wenn ihr also merkt, dass sich hinter euch eine lange Schlange bildet, lasst die Italiener besser an geeigneter Stelle vorbei. Glaubt mir, das ist am Ende für alle Beteiligten stressfreier.

Nach etwas mehr als 20 Minuten erreichen wir schließlich Obereggen. Und sehen endlich den Latemar. Der taucht er kurz vor Schluss auf. Dafür ist der beeindruckende Gebirgsstock dann in seiner ganzen Pracht zu sehen und wir fahren geradewegs auf ihn zu. Direkt davor liegt der kleine, idyllische Ort mit seinen Hotels. Ein großer Parkplatz befindet sich direkt am Eingang des Dorfes. Hier könnt ihr das Auto abstellen.

Aufstieg durch den Herrenwald

Höhenmeter:742 m
Kilometer:7,6 km
Dauer:4 Stunden
Einkehrtipp:Oberholz-Hütte
Beste Reisezeit:Mai-Oktober

Wir starten an einem heißen Sommertag auf die Tour zum Latemar. So bin ich froh, dass es die ersten Meter durch den Wald hindurch geht. Genauer gesagt durch den Herrenwald. Das ist ein Hochwald direkt am Fuße des Latemar. Ein schmaler Steig führt uns zwischen den Bäumen hindurch. Ich habe das Gefühl, dass wir ganz alleine unterwegs sind. Zumindest, was andere Wanderer betrifft. Dafür scheint der Wald übermäßig belebt zu sein.

Über unseren Köpfen zwitschern Vögel in verschiedenen Tonlagen und auch am Wegesrand herrscht wildes Treiben. Es summt und brummt, egal wo ich hinschaue. Waldameisen kreuzen den Weg, schleppen dicke Tannennadeln von A nach B und flauschige Hummeln suchen nach den besten Blüten. So eine Vielzahl an Insekten habe ich lange nicht mehr gesehen. Neben den zahlreichen Tierchen, ist der Wald allerdings vor allem für seine Klanghölzer bekannt, die hier wachsen. Das bedeutet konkret, dass das Holz ideal ist, um daraus Musikinstrumente, wie zum Beispiel Geigen zu fertigen.

Ich denke gerade noch darüber nach, welche Bäume rechts und links wohl ideales Geigenholz hergeben würden, als ich plötzlich durch eine geniale Aussicht unterbrochen werde. Der Wald endet abrupt. Und direkt vor mir tauchen die schroffen Wände des Latemar auf. Wie beeindruckend!

Durch Felsen und Geröll steil nach oben zum Höhenweg

Ich befinde mich mitten in einer Art Kessel, umgeben von Felswänden. Statt Wald erwartet mich hier eine Landschaft aus Felsen und Geröll. Wir balancieren über einige Steine hinweg. Dann muss ich mich erst nochmal umschauen. Um mich herum ragen steile Türme nach oben. Die Szenerie wirkt mächtig und imposant. Auf Fotos kommt die Atmosphäre nicht ansatzweise so rüber, wie ich sie in diesem Moment wahrnehme. Ich fühle mich klein zwischen den mächtigen Wänden.

In dieser Landschaft legen wir die nächsten Meter zurück, schlängeln uns nun unter der Sonne in vielen Serpentinen nach oben. Dieses Stück ist schweißtreibend. Vor allem, weil ich dachte, dass wir die Haupt-Höhenmeter schon überwunden hätten. Doch diese knapp 140 hm schaffe ich nun auch noch.

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Panoramaweg zur Oberholz-Hütte

Anschließend kann ich durchschnaufen. Der Weg führt nun vorwiegend eben hin. Besser noch: Es gibt eine wundervolle Aussicht über das Eggental. So wie hier oben stelle ich mir eine Genusswanderung vor. Ich bin in der Natur, vor einer krassen Felswand unterwegs und blicke in die Weite. Am Horizont ist sogar die Ortler-Gruppe mit Südtirols höchstem Berg, dem Ortler zu sehen.

Diesen Blick können wir gleich noch intensiver genießen. Denn nach rund 20 Minuten erreichen wir das Latemarium. Das ist eine hölzerne Terrasse. Am Geländer befinden sich Tafeln mit beschrifteten Bergpanoramen. Wir sehen also nicht nur bis zum Ortler, sondern auch die Stubaier sowie die Ötztaler Alpen. Und vor uns ragen das Weißhorn und das Schwarzhorn auf. Diese beiden freistehenden Felsen wirken zum Greifen nah.

Mit diesem Blick geht es weiter am Latemar-Kino mit seinen hölzernen Stühlen vorbei. So könntet ihr nun bis zum Rifugio Passo Feudo weiterspazieren. Wir lassen lieber die Aussicht noch länger auf uns wirken und kehren in die Oberholz-Hütte ein. In der Berghütte mit den riesigen Panoramascheiben lasse ich mir einen Apfelstrudel schmecken. Ein guter Abschluss des Tages.

Fazit

Zurück ins Tal geht’s mit der Seilbahn. Die Bergstation des Sessellifts befindet sich direkt neben der Oberholz-Hütte. Die Bahnen fahren übrigens bis 18:00 Uhr. Man kann sich also Zeit lassen für die Tour. Und meiner Meinung nach sollte man das auch tun, denn der Latemar zeigt sich immer wieder von verschiedenen Seiten. Ich musste regelmäßig die Kamera zücken, um alles festzuhalten.

Wer konditionell fit ist, sollte an sich auch keine Probleme haben. Klar, der Anstieg ist anstrengend, aber dann weiß man am Ende des Tages auch, was man geschafft hat. Ansonsten ist der Weg nicht zu anspruchsvoll und auch mit sportlichen und trittsicheren Kindern und Teenagern machbar.

Lage

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