Es dämmert. Ich stehe auf der Terrasse der Meilerhütte in den Alpen, schaue erst in Richtung Österreich, wo morgen die Sonne aufgehen wird und dann zu den deutschen Bergen, zwischen denen uns gleich ein wunderschöner Sonnenuntergang erwartet. Obwohl es hier weder Duschen noch eine umfangreiche Abendkarte gibt, ist die zweithöchste Berghütte Deutschlands komplett ausgebucht. Und so wird es am Abend bei Kaiserschmarrn und Weißbier noch urgemütlich, ehe wir alle erschöpft ins Bett fallen.
Lohnt sich die Wanderung zur Meilerhütte?




So viel vorab: Diese Hüttenübernachtung ist auf den ersten Blick keine der Superlative. Die höchste Berghütte Deutschlands befindet sich natürlich auf dem höchsten Berg, der Zugspitze. Nur kommt man da eben ganz bequem mit Zahnradbahn oder Seilbahn hinauf, während man die 2.366 Meter hohe und damit zweithöchste Meilerhütte nur mit eigener Muskelkraft erreicht.
Und dann wird es eben doch zu einem einmaligen Bergerlebnis. Die Wanderung, die in Elmau startet, dauert viereinhalb Stunden und ist eher schwer einzustufen. Wer früh aufsteht, schafft am nächsten Tag noch den leichten Klettersteig zur Partenkirchener Dreitorspitze und auf dem Rückweg vielleicht sogar noch einen Besuch ins berühmte Königshaus am Schachen.
Fototipp: Die Meilerhütte bietet beste Sicht auf wunderschöne Sonnenuntergänge. Die besten Fotos gelingen von der Terrasse aus. Achtet unbedingt darauf, dass euer Handy voll geladen ist, in der Meilerhütte gibt es nämlich nur wenige Lademöglichkeiten.
Anreise zum Wanderparkplatz Elmau
| Gehzeit: | 4:30 Stunden |
| Strecke: | 12,9 km |
| Höhenmeter: | 1.377 hm |
| Einkehrtipp: | Schachenhaus |
| Achtung: | kein fließendes Wasser |
Die Wanderung zur Meilerhütte beginnt am Wanderparkplatz Elmau, der ausschließlich mit dem Auto erreichbar ist. Wer öffentliche Verkehrsmittel nehmen möchte, kann über die Partnachklamm aufsteigen.
Für die Anreise mit dem Auto von München aus folgt man der A95 bis zum Autobahnende bei Eschenlohe. Anschließend führt die Route weiter auf die B2, vorbei an Oberau und Farchant, bis schließlich Garmisch-Partenkirchen erreicht wird. Von dort aus setzt man die Fahrt auf der B2 in Richtung Klais fort, bis man den Ausgangspunkt der Wanderung, den Wanderparkplatz Elmau, erreicht.
Vergesst nicht eure Hüttenausrüstung, also neben der üblichen Wanderausstattung (Hut, Sonnenschutz, Wanderschuhe – ihr wisst schon) auch einen Hüttenschlafsack, Hygiene-Produkte und unbedingt viel Trinkwasser, das müsst ihr nämlich sonst oben bezahlen.
Junge Kühe auf der Wettersteinalm
Wir laufen erstmal gemütlich bergauf durch den Wald, begleitet vom sanften Plätschern des Elmauer Bachs auf der linken Seite. Der Weg bleibt angenehm eben und stets mehrere Meter breit. Hin und wieder müssen wir ihn uns mit Mountainbikern teilen. Die kommen aber vor allem vom Königsweg, der nach etwa anderthalb Stunden rechts abzweigt.
Für uns geht es weiter über das Königstor. Wir kommen zur Wettersteinalm mit zwei urigen Hütten, in denen Kuchen und einfache Brotzeiten serviert werden. Obwohl es super früh ist, sind alle Tische voll: Es sind Bauern, die an diesem Wochenende die Jungrinder hier hinauf getrieben haben.
Auf der Wettersteinalm sollen sich die jungen Kühe und Bullen ans Almleben gewöhnen, bevor hier oben auch für sie die „Arbeit“ losgeht. Wir füllen an der Tränke nur schnell unsere Flaschen auf und setzen dann unseren Weg über das Schachentor fort. Wichtiger Tipp übrigens, auf der Meilerhütte gibt es das Trinkwasser nur in Flaschen zu kaufen.
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Deftige Einkehr im Schachenhaus
Sobald wir vom breiten Königsweg runter sind, geht es kraxeliger aufwärts – trittsicher sollte man hier sein. Das mächtige Wettersteinmassiv weist immer noch so allerhand Schneefelder auf. Schließlich erblicken wir das Schachentor in rund 2.000 Metern Höhe und müssen noch einmal einige Höhenmeter überwinden.
Oben angekommen belohnt uns der atemberaubende Blick auf unsere alpine Umgebung und vor allem auf das Königshaus am Schachen. Für uns ist das wunderschöne Bergschloss von König Ludwig heute nur Zwischenziel, aber es lohnt sich auch, eine Wanderung extra dafür zu planen.
Es geht weiter an der Bergflanke entlang, ehe wir das hölzerne Schlösschen erreichen. Für eine Führung und einen Besuch im alpinen botanischen Garten reicht unsere Zeit heute nicht, wohl aber für ein Mittagessen im bewirtschafteten Schachenhaus nebenan. Egal, was ihr bestellt, euch erwarten hier riesige Portionen!
Ich hatte Spinatspätzle, zwei Freunde aus meiner Gruppe gigantische Kuchenstücke und eine riesige Tasse Eiskaffee. Viele der verwendeten Produkte kommen vom Biobauernhof im Tal und das schmeckt man auch. Gestärkt gehen wir die letzten anderthalb Stunden zur Meilerhütte hinauf. Die Konditionen des Weges bleiben soweit unverändert – kraxelig, ein bisschen wild und mit tierischer Gesellschaft.
Spartanisch-alpine Nacht in der Meilerhütte
Auf dem Dreitorspitzgatterl sehen wir endlich die mächtige Meilerhütte, die sich an eine Felswand schmiegt. Das Gebäude ist groß, aus Stein und teilweise holzvertäfelt. Die Hütte steht hier schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts, der letzte Anbau wurde aber erst Ende der 1990er-Jahre fertig.
Man sollte früh am Tag hier ankommen, sodass man noch die große Sonnenterrasse genießen kann, denn gegen Abend wird es hier zapfig. Ein paar Wanderer trotzen der Kälte mit dicken Jacken und Schnapps, wir gehen erstmal rein, Check-in bei Marisa Sattlegger.
Die Hüttenwirtin prüft unsere Alpenvereins-Mitgliedsausweise und informiert uns, welches Bett wir beziehen können. Außerdem gibt’s ein paar Hinweise. Etwa können wir hier nicht duschen, weil es kein fließendes Wasser gibt. Zum Händewaschen wird Regenwasser gesammelt, dafür muss man aber einmal hinaus und in den Waschraum neben der Hütte gehen.
Außerdem gibt es im ganzen Haus nur zwei Plumpsklos, die nach einer Nacht natürlich nicht mehr ganz so angenehm riechen. Echtes Hüttenleben also! Marisa Sattlegger hat sich daran längst gewöhnt. Die blonde Frau ist seit 1994 hier Hüttenwirtin. Davor hatten ihre Eltern das Haus bereits gepachtet.
Wir müssen uns etwas beeilen, bis 19 Uhr das Abendessen vorzubestellen, sind beim Blick auf die Karte aber etwas ernüchtert. Die Auswahl besteht im Wesentlichen aus Fleischpflanzern (Frikadellen), Würstchen, Bratkartoffeln und Eiern. Das liegt daran, dass alles hier mit der Materialseilbahn angeliefert wird, die natürlich nur begrenzte Kapazitäten hat.
Gemüse und vegetarische Kaspressknödel gibt es normalerweise auch, versichert uns die Hüttenwirtin, nur ist die Hütte gerade das erste Wochenende geöffnet und sie sind noch nicht dazu gekommen alle Lebensmittel hinauf zu transportieren. Aber immerhin: Es gibt Bier!
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Sonnenuntergang in Deutschland, Sonnenaufgang in Österreich
Nun geht es erst einmal hinaus zum Sonnenuntergang. Nach und nach trudelt die Hüttengesellschaft auf der Terrasse ein, eingepackt in dicke Jacken, Mützen, Schals. Es ist wunderschön. Die Berge sind in gleißend goldenes Licht getaucht, das sich langsam ins rosa- und schließlich lilafarbenes Licht entwickelt.
Wissende haben sich vor Ende des Spektakels bereits in der warmen Stube einen Platz gesichert. Meine Freunde und ich kommen zu spät und alle Tische sind besetzt, deshalb müssen wir unser Abendessen draußen essen. Pünktlich zum vorzüglichen Kaiserschmarrn ist aber drinnen wieder Platz.
Wir schlafen im zweiten Stock. Die Zimmer sind groß, mit pfiffig angeordneten Betten, sodass man dem Nachbar nicht zu nahe kommt. Auch gibt es hier Fenster zur deutschen und österreichischen Seite.
In Österreich geht am nächsten Tag die Sonne auf. Die meisten Wanderer sind früh auf den Beinen, denn viele wollen heute noch hinauf zur Partenkirchner Dreitorspitze. Danach kommen die meisten noch einmal an der Meilerhütte vorbei, haben vielleicht Zeit für ein wenig Sonne auf der Terrasse, ehe sie sie anschließend wieder ins Tal absteigen.
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Fazit
Die Wanderung zur Meilerhütte ist perfekt für ein sonniges Wochenende. Beide Etappen sind lang genug, um einen Tag auszufüllen (vor allem, wenn man auf dem Hin- oder Rückweg noch das Schachenhaus und den angrenzenden botanischen Garten besucht). Obwohl die Meilerhütte eigentlich gar nicht so weit von der Zivilisation entfernt ist, fühlt man sich dort oben so richtig abgelegen. Packt unbedingt warmen Sachen ein, am Abend erwartet euch nämlich ein toller Sonnenuntergang, dafür wird es hier nämlich ziemlich kalt!
Wenn ihr möchtet, könnt ihr den Weg zumindest in weiten Teilen als Rundweg gehen, indem ihr über den Königsweg vom Schachenhaus absteigt.
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