Ich stehe auf der Brücke der Wimbachklamm und starre in die Wasserwirbel. Das Wasser kommt von überall – es rauscht durch die Schlucht, tropft von den Moospolstern und strömt aus Ritzen und Spalten. Drei Stunden später werde ich es vermissen – das Wimbachgries ist ein ausgetrocknetes Flussbett, umgeben von den mächtigen Gipfeln des Watzmann- und des Hochkaltermassivs. In diesem wunderschönen Tal befindet sich die Wimbachgrieshütte, die uns mit riesigen Kuchenstücken erwartet.

Lohnt sich die Wanderung zur Wimbachgrieshütte?

Wer eine einfache, aber trotzdem spektakuläre Wandertour machen möchte, ist hier genau richtig. Nacheinander die Highlights: Ganz zu Beginn laufen wir durch, meiner subjektiven Meinung nach, die schönste Klamm Deutschlands. Unter uns rauscht der mächtige Wimbach, der über die Jahrtausende hier eine tiefe Schlucht gegraben hat. Die kleinen und großen Strudel sowie Wasserfälle beobachtet man bequem von einem befestigten Steig aus.

Je weiter wir uns seinem Ursprung nähern, desto zahmer wird der Wimbach. Der Weg führt an seinem Ufer entlang und bringt uns – zugegebenermaßen schleppend – schließlich zum Wimbachschloss, wo man unter blau-roten Regenschirmen ein Bier oder eine Buttermilch genießen kann. Den Kuchen-Hunger solltet ihr euch aber aufsparen – dafür ist unser Ziel, die urige Wimbachgrieshütte auf 1.327 Metern, genau die richtige Adresse.

Fototipp: Fotografisches Highlight auf dieser Wanderung ist die Wimbachklamm. Den spannendsten Blick auf den rauschenden Bach bietet eine Brücke über die Klamm, die zwar in einer Sackgasse endet, aber die perfekte Perspektive für Fotos bietet.

Anreise zur Wimbachbrücke

Strecke:17 Kilometer
Höhenmeter:699 hm
Gehzeit:5:30 Stunden
Einkehrtipp:Wimbachgrieshütte
Must-See:Wimbachklamm

Um von München mit der Bahn zur Wimbachbrücke zu gelangen, starte deine Reise am München Hauptbahnhof. Dort nimmst du einen Zug Richtung Berchtesgaden Bahnhof. Die Gesamtfahrtzeit beträgt etwa 2,5 Stunden, einschließlich des Umstiegs in Lenggries. Vom Bahnhof Berchtesgaden aus kannst du dann die Buslinie 846 nehmen und an der Haltestelle Wimbachbrücke aussteigen, um dein Ziel zu erreichen. Prüfe die Verbindung am besten selbst noch einmal vor der Fahrt, zum Beispiel im DB Navigator.

Für die Anreise mit dem Auto von München aus zur Wimbachbrücke beginne deine Fahrt auf der Autobahn A8 in Richtung Salzburg. Verlasse die Autobahn an der Ausfahrt Pieding und folge dann der B305 nach Berchtesgaden. Die Route führt dich schließlich zur Wimbachbrücke. Hier gibt es kostenpflichtige Parkplätze.

Durch die wildromantische Wimbachklamm

Wimbachbrücke, Wimbachklamm, Wimbachschloss, Wimbachtal, Wimbachgrieshütte – die Namen meiner Zwischenziele kann ich mir leicht merken. Heute folge ich dem mal wilden, mal einladenden und mal ziemlich trockenen Wimbach durch seine Heimat.

Los geht es mit einem Highlight: Die Wimbachklamm ist nur etwa 20 Minuten von der Bushaltestelle und dem Parkplatz entfernt. Etwa 50 Meter weiter bezahlt man an einem Automaten die Eintrittsgebühr und erhält ein Ticket in Form einer geriffelten Münze, die das Eingangstor öffnet.

Die Wimbachklamm in Bayern hat ihre Wurzeln in der Vergangenheit, als Arbeiter den Wimbach nutzten, um Bäume aus den Bergen zu transportieren. Der Holztransport endete 1847, und der damalige Steg wurde für den Tourismus geöffnet. Die Schlucht ist über 10.000 Jahre alt.

Mich beeindruckt sie sehr mit ihren wilden Wasserstrudeln, zahlreichen Wasserfällen und feucht bewachsenen Felswänden. Die Schlucht ist kühler als die Umgebung. Der Weg führt über Stege und Stufen entlang der Schlucht und endet an einer Brücke, die eigentlich nur der Aussicht dient.

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Baden im Wimbach

Obwohl ich viel Zeit mit Staunen, Fotografieren und Filmen verbringe, erreiche ich sehr bald ein zweites Metalltor. Die Wimbachklamm ist nur 200 Meter lang und damit die kürzeste Klamm Bayerns. Ich habe die Wimbachklamm schon als Sechsjährige zu meiner Lieblingsklamm auserkoren und war seitdem sicherlich schon fünfmal hier.

Als kleines Mädchen mit meinen Großeltern haben wir es meist bei dieser spektakulären Erfahrung belassen und sind anschließend irgendwo Kuchen essen gegangen. Jetzt bin ich alt genug, um mir den Kuchen zu erarbeiten, finde ich. Deshalb geht es jetzt weiter am Bach entlang zur Wimbachgrieshütte.

Das hätten meine Großeltern übrigens auch geschafft, denn der Weg ist die ganze Zeit flach und eben. Nur Kondition braucht man; die Strecke ist nämlich gegen Ende ein ganz schöner Hatscher. Aber eins nach dem anderen.

Linker Hand fließt der Wimbach. Er ist jetzt nicht mehr so eine Naturgewalt wie zuvor in der Klamm. Im Gegenteil: Da drüben am Ufer zieht gerade sogar ein Paar die Schuhe aus, um durch das nicht mal kniehohe Wasser zu waten. Das will ich auch!

Beim nächsten kleinen Strand mache auch ich eine Pause und traue mich dann in den eiskalten Wimbach. Ich halte es nicht einmal drei Minuten aus. Kaltes Wasser ist einfach nichts für mich. Stattdessen setze ich mich lieber eine Weile ans Ufer und verspeise meinen Apfel.

Die richtige Pause kommt dann kurz danach: Auf einem jetzt leicht ansteigenden Weg gelange ich zum Waldgasthof Wimbachschloss. Der Wanderweg führt direkt durch den rot-blau beschirmten Biergarten, da ist es wirklich schwer, sich zurückzuhalten. Eine Buttermilch geht immer!

Das Wimbachschloss ist vergleichsweise teuer, dafür stimmt aber die Qualität und das Rahmenprogramm. Gerade findet hier eine Lesung statt. Lene Koch präsentiert ihren Bildband „In den Bergen Dahoam – Gedichte aus Berchtesgaden“.

Spinatknödel in der Wimbachgrieshütte

Bis zu meinem Ziel brauche ich jetzt nur noch anderthalb Stunden. Es geht weiter flach durch den Wald tiefer ins Wimbachtal hinein. Die Strecke, auf der ich jetzt unterwegs bin, ist üblicherweise auch der letzte Teil der Watzmann-Überquerung.

Die Vegetation ändert sich: Hier wachsen viele aufrecht stehende Latschenkiefern, die auch Spirken genannt werden. Linker Hand erhebt sich das Watzmannmassiv, rechter Hand befindet sich das nicht minder beeindruckende Hochkaltermassiv. Und dazwischen laufe ich und staune.

Das Wimbachtal ist geprägt durch riesige Schuttströme, weshalb der obere Teil des Tals auch Wimbachgries genannt wird. Wasser sehe ich nicht mehr, dafür aber endlich die Wimbachgrieshütte. Für diese Hütte gibt es eine klare Empfehlung: schöner Biergarten, riesige Kuchenstücke und wahnsinnig leckere Spinat- und Kaspressknödel. Die Hütte gehört nicht zum Alpenverein, deshalb gibt es hier bei der Übernachtung keinen DAV-Rabatt. Die Übernachtung lohnt sich aber trotzdem.

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Fazit

Zur Wimbachgrieshütte ist wahrscheinlich jeder Berchtesgaden-Urlauber schon einmal gelaufen, schließlich ist sie das ideale Ziel, um das vergleichsweise kurze Highlight, die Wimbachklamm, zu einer tagesfüllenden Wanderung auszubauen. Dabei stellt die Klamm die anderen Ziele keineswegs in den Schatten. Ein Kneipp-Gang im Gebirgsfluss lohnt sich schließlich immer, und die Umgebung sowie die Vegetation im Wimbachtal sind etwas ganz Besonderes. Besonders geeignet ist die Tour aber, wenn man zwischen zwei Bergtouren in den Berchtesgadener Alpen mal seine Oberschenkel schonen möchte.

Wem die Tour zu weit ist, kann sie auch beim Wimbachschloss beenden. Eine weitere schöne Alternative führt von der Wimbachklamm zum Hintersee. Dazu folgt ihr einfach den Wegweisern. Wer nicht zurücklaufen möchte, nimmt anschließend den Wanderbus 846 zurück zur Wimbachbrücke oder nach Berchtesgaden.

Lage

Praktische Links

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