Die dänische Ostseeinsel Møn ist vor allem wegen ihrer beeindruckenden Kreidefelsen, den Møns Klint, ein beliebtes Reiseziel. Doch Møn hat mehr zu bieten als nur landschaftliche Schönheit: 2017 wurde die Insel zusammen mit der Nachbarinsel Nyord als erster International Dark Sky Park und zur International Dark Sky Community in Skandinavien ausgezeichnet. Ich zeige dir, was Sterngucker auf den Inseln erwartet und warum sich Nachtwanderungen hier gleich doppelt lohnen!
Lohnt sich ein Besuch von Dark Sky Møn & Nyord?






Møn ist eine 218 km² große Ostseeinsel im Süden Dänemarks. Brücken verbinden sie mit ihren Nachbarinseln, darunter die 5 km² große, autofreie Insel Nyord. Im Jahr 2017 ernannte die International Dark Sky Association, eine US-amerikanische Nichtregierungsorganisation, die sich gegen weltweite Lichtverschmutzung einsetzt, Møn und Nyord zu Skandinaviens erstem International Dark Sky Park und zur International Dark Sky Community.
„Community“ bezeichnet dabei die lokale Bevölkerung, die ebenfalls dazu beiträgt, die Lichtverschmutzung vor Ort zu reduzieren. Dank dieser Initiativen habt ihr heute die Gelegenheit, auf den Inseln einen der schönsten Sternenhimmel Nordeuropas zu bewundern – und echte Dunkelheit zu erleben.
So bekommt ein Ort das offizielle Zertifikat der International Dark Sky Association
Zwar hatte ich schon vor meiner Reise nach Møn von Dark Sky Parks in verschiedenen Teilen der Welt gehört, doch mir war nicht bewusst, welche Ehre das offizielle Zertifikat der International Dark Sky Association für einen Ort wirklich bedeutet.
Erst als ich las, dass Dark Sky Parks nicht nur für einen außergewöhnlich sternenklaren Nachthimmel stehen, sondern laut Møn Tourismus auch als „natürliches, pädagogisches und kulturelles Erbe“ besonders geschützt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, wurde mir dies klar.
Demnach gelten unter anderem der östliche Teil von Møn, einschließlich Møns Klint, und Nyord als Dark Sky Park, während der Rest von Møn als Dark Sky Community ausgewiesen ist. Als ich in den späten Abendstunden über die Insel fahre, verstehe ich, was mir viele Einheimische erzählt haben: Die Menschen tun selbst viel, um die Lichtverschmutzung auf ihrer Insel einzudämmen.
Das beginnt bei der Art der Haus- und Gartenbeleuchtung, die meist gedimmt ist, und setzt sich bei den Straßenlaternen fort. Von diesen scheint es auf Møn nicht viele zu geben, denn selbst an den längsten Tagen des Jahres, Ende Juni, wird es nach Sonnenuntergang so dunkel auf Møn und Nyord, dass ich das Fernlicht des Autos einschalte.
Fototipp: Die besten Fotos vom Sternenhimmel machst du in klaren Nächten (und bestenfalls zwischen September und März, wenn es am dunkelsten ist). Einer der Top Spots ist Møns höchster Berg, der Aborrebjerg mit 143 m und 360-Grad-Weitblick. Für die Sternenhimmelfotografie solltest du ein lichtstarkes Objektiv dabeihaben und natürlich ein stabiles Stativ.
Anreise nach Møn und Nyord
| Lage: | Ostsee, Süd-Dänemark |
| Anreise: | Fähre/Auto ab Puttgarden |
| Must-Do: | Nachtwanderung |
| Restaurant-Tipp: | Lolles Gaard, Nyord |
| Besonderheit: | Kaum Lichtverschmutzung |
Die Anreise nach Møn erfolgt von Deutschland aus am schnellsten über Puttgarden auf Fehmarn. Von dort bringt euch die Fähre in 45 Minuten ins dänische Rødbyhavn. Aufgrund der Mobilität und Flexibilität vor Ort lohnt es sich, das Auto mitzunehmen und von Rødbyhavn über die Inseln Lolland und Falster weiter nach Møn zu fahren. Alle Inseln sind über Brücken verbunden, sodass keine weitere Fähre nötig ist.
Nyord liegt im Norden von Møn und ist nach dem Hauptort Stege ebenfalls über eine Brücke erreichbar. Allerdings muss das Auto auf dem Parkplatz am Ortseingang stehenbleiben, da der Rest der Insel autofrei ist. Obwohl Møn von seiner Größe her überschaubar ist, solltet ihr für Fahrten zur Ostküste, beispielsweise nach Møns Klint, mehr Zeit einplanen, da dort langsames Fahren auf teils engen Straßen angesagt ist.
Geduld und ein lichtstarkes Objektiv einpacken
Packt ins Gepäck auf jeden Fall genug Geduld und Gelassenheit ein, denn Attraktionen wie ein sternenreicher Nachthimmel lassen sich nun einmal nicht garantieren, wenn ihr eure Reise bucht. Für den Fall, dass ihr Glück habt und euch die Natur Møns und Nyords ihr nächtliches Best-of präsentiert, solltet ihr ein lichtstarkes Objektiv dabeihaben sowie ein standfestes Stativ.
Falls ihr keine Fotoexperten seid, macht euch vorab mit einigen Regeln der Sternhimmelfotografie vertraut. In den Sommermonaten mit langen, hellen Nächten ist es natürlich schwierig, Milliarden von Sternen und Planeten zu sehen, aber nächtliche Touren fernab der städtischen Beleuchtung lohnen sich trotzdem.
Ideal sind jedoch die Monate September bis März, um den Sternenhimmel in klaren Nächten in seiner vollen Pracht zu bewundern. Und dann solltet ihr ausgeschlafen genug sein, um die eine oder andere Nacht „durchzumachen“.
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Volles Sternenhimmelprogramm mit Kenneth
Als Møn und Nyord zum International Dark Sky Park ernannt wurden, ließen sich einige Einheimische zu Guides ausbilden, um Besuchern den Sternenhimmel und die Dunkelheit näherzubringen. Ich treffe auf Nyord einen dieser Sternen-Guides, Kenneth, der mit seiner Frau das B&B Strågården betreibt.
Wir sitzen im Garten seines Hauses und warten bis nach 23 Uhr, bis sich die ersten Sterne zeigen. Kenneth malt mit seinen Worten Planeten und Sterne an den Himmel, sodass ich nicht nur Milliarden von Sternen, sondern auch den Schweif der Milchstraße vor meinem inneren Auge sehe. Mit einem Laserpointer zeichnet er den Großen Wagen und das Sommerdreieck an den Himmel. Je mehr sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, desto mehr Sterne und Planeten erkenne ich mit bloßem Auge.
Eine Fledermaus schwirrt vorbei, Mücken summen, ansonsten herrscht Stille. Ich träume davon, im August zurückzukehren, wenn besonders viele Sternschnuppen fallen. Kenneth unterbricht meine Gedanken: „Wusstest du, dass wir immer dieselbe Seite des Mondes sehen?“
Das wusste ich nicht, ebenso wenig, dass der Mond genau 28,4 Tage braucht, um die Erde zu umrunden. Nach einigen Stunden unter dem nächtlichen Sommerhimmel mit Kenneth habe ich das Gefühl, unglaublich viel gelernt zu haben, doch er schüttelt den Kopf. „Hier draußen wird mir immer bewusst, dass ich gar nichts weiß, selbst wenn ich ganz viel lerne.“
Nachtwanderung mit Guide auf Møn
Als ich die Biologin Susanne treffe, die als Nature Guide Møn arbeitet, wird mir schnell klar, dass es beim Dark Sky Park auf Møn um mehr geht als um schöne Fotos für soziale Medien. Susanne erklärt: „Ich möchte, dass die Menschen ihr egoistisches Bedürfnis, den Nachthimmel zu fotografieren, vergessen und sich auf die Natur einlassen.“ Ihr Ansatz gefällt mir.
Eine Nachtwanderung mit Susanne im Wald bei Møns Klint eröffnet mir eine neue Perspektive. Der Ruf eines Waldkauzes und das Bellen eines Rehs, das uns im Dunkeln wahrnimmt, sind beeindruckende Erlebnisse, die ich so noch nie erfahren habe. Der Wald verändert sich nachts, und als unsere Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, lädt Susanne mich zu zehn Minuten des Schweigens ein. In dieser Stille spüre ich den Wind, höre Regentropfen und das Rascheln eines Tieres im Gebüsch – ein intensives Erlebnis, das mir das Gefühl gibt, eins mit der Natur zu sein.
Einen Sternenhimmel habe ich in dieser Nacht nicht gesehen, aber Susanne hat ihr Ziel erreicht: Sie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Dunkelheit und ihre Bedeutung für Mensch und Tier zu schätzen. Dieser Abend hat meinen Blick für die Schönheit der Dunkelheit geschärft.
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Fazit
Meiner Meinung nach lohnt es sich, die Bedeutung von „Dark Sky“ mit einem ausgebildeten Guide wie Susanne oder Kenneth kennenzulernen, denn sie können viel über die Hintergründe und die Natur erzählen. Dabei finde ich gerade Susannes Gedanken wichtig, dass man nicht nur an die Instagram-würdigsten Fotos des Nachthimmels denkt, sondern sich mit allen Sinnen auf die Natur einlässt.
Mehr Informationen zum Thema International Dark Sky Park & Community gibt es in der Touristeninformation im Hauptort Stege auf Møn. Und wenn ihr schon auf Møn seid, verpasst nicht die Gelegenheit, eine Wanderung zu den Kreidefelsen Møns Klint zu unternehmen, die zu den schönsten Attraktionen Dänemarks gehören.
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