Murales Mexiko-Stadt: Monumentale Street-Art der Metropole

Ich weiß nicht, was ich im Kulturpalast „Bellas Artes“ erwartet habe, aber das Wandbild „El hombre controlador del universo“ aus dem Jahr 1933 übertrifft alles. Der Astronaut als Kontrolleur des Universums ist im Zentrum, um ihn herum sieht man Kapitalisten und Kommunisten, Krieg und Party, Krankheiten und Geburt. Der berühmte mexikanische Künstler Diego Rivera richtete sich mit seinen Murales an eine überwiegend analphabetische Bevölkerung. Und es gibt noch viel mehr davon in Mexiko-Stadt. Kommt mit durch die öffentliche Kunstausstellung der Metropole.

Lohnt sich die Murales-Tour durch Mexiko-Stadt?

Mexikanische Murales oder Wandmalereien sind eine faszinierende Kunstform, die tief in der kulturellen und politischen Geschichte Mexikos verwurzelt ist. Diese Wandgemälde sind oft großformatig und befinden sich an öffentlichen Orten wie Gebäuden, Mauern und Plätzen. Sie dienen nicht nur der ästhetischen Verschönerung, sondern erzählen auch Geschichten, reflektieren soziale und politische Anliegen und sind Ausdruck der Identität und des Stolzes einer Gemeinschaft.

Die bekanntesten Beispiele für mexikanische Murales stammen aus der Zeit der Mexikanischen Revolution (1910–1920), als Künstler wie Diego Rivera, David Alfaro Siqueiros und José Clemente Orozco mit Wandmalereien die sozialen Ungerechtigkeiten und politischen Kämpfe der Zeit thematisieren. Diese Künstler gehörten zur sogenannten „mexikanischen Muralismus“-Bewegung, die eine wichtige Rolle bei der Förderung der mexikanischen Identität und Kultur spielte. Noch heute ist Mexiko-Stadt voll von diesen monumentalen Kunstwerken. Vor allem Diego Rivera hat seine Spuren an so einigen Orten in der Stadt hinterlassen.

Fototipp: Es ist schwierig, die Murales so in Gänze zu fotografieren, ohne dass sie ihre beeindruckende Wirkung verlieren. Schießt lieber nur ein Foto für den Überblick und konzentriert euch anschließend auf Details und die reiche Symbolik der Bilder.

Anreise zu den Murals in Mexiko-Stadt

Bellas Artes:Av. Juarez S/N, Centro Histórico
Secretaría de Educación Pública :República de Argentina #28
Palacio Nacional:P.za de la Constitución S/N
Museo Mural Diego Rivera:Calle Colón Balderas s/n,
Colonia Centro
El cárcamo de Dolores:Av. Rodolfo Neri Vela,
Chapultepec

Ladet euch vorher eine Offline-Karte herunter, nutzt das WLAN oder eure mobilen Daten, dann geht es los durch die Stadt. Rechts findet ihr die wichtigsten Adressen, jetzt kommen nötige Hinweise zur Fortbewegung in Mexiko-Stadt.

Am günstigsten ist die U-Bahn (etwa 25 Cent pro Fahrt). Obwohl sie oft überfüllt ist, insbesondere zu Stoßzeiten, könnt ihr so vor allem weite Strecken überwinden. Ergänzt wird die U-Bahn durch den Metrobus mit dedizierten Fahrspuren. Taxis sind in Mexiko-Stadt allgegenwärtig. Prüft, ob sie offiziell sind und einen Taxameter haben. Alternativ bieten sich Fahrdienste wie Uber oder DiDi an.

In den letzten Jahren hat Mexiko-Stadt seine Fahrradinfrastruktur erheblich verbessert. So könnt ihr gut Verkehrsstaus vermeiden. Es gibt viele Fahrradwege und Verleihmöglichkeiten. Am besten, man kombiniert die verschiedenen Möglichkeiten sinnvoll und geht kurze Strecken zu Fuß.

Bellas Artes: 17 Murales von sieben Künstlern

Kurz vorab: Dieser Text wird euch keineswegs einen vollständigen Überblick über die Murales von Mexiko-Stadt geben. Hier sollen eher punktuell einige der wichtigsten Orte herausgehoben werden. Wir beginnen im Stadtzentrum, wo wir gleich drei Orte zu Fuß abklappern können.

Erst einmal geht es in den Kulturpalast Bellas Artes, der seine eigene Metrostation hat, aber auch von der Metro-Station Hidalgo aus bei einem Fußweg durch den Alameda-Park erreicht werden kann. Das Palacio de Bellas Artes, also der Palast der Schönen Künste, ist eines der kulturellen Wahrzeichen von Mexiko-Stadt.

Architektonisch beeindruckt das Gebäude mit einer Mischung aus Neoklassizismus und Art déco, im Inneren mit Kunst und Kultur. Wir lassen Bühnenaufführungen und Fotoausstellungen einmal außen vor und konzentrieren uns auf die beeindruckenden Wandmalereien im zweiten und dritten Stock. 

Vertreten sind berühmte mexikanische Künstler wie David Alfaro Siqueiros, José Clemente Orozco und Diego Rivera. Hier solltet ihr mindestens eine halbe Stunde einplanen, bei den Murales kann man nämlich durchaus tief einsteigen.

Da ich mich in diesem Text aufgrund der Menge an Bildern beschränken muss, soll es im Folgenden nur um eines der Wandbilder gehen, und zwar das wahrscheinlich bedeutendste in Bellas Artes: „El hombre controlador del universo“.

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El hombre controlador del universo im Detail

In der Mitte des Gemäldes steht ein Arbeiter, der mit einer Maschine das Universum kontrolliert. Diese zentrale Figur symbolisiert die Macht des Menschen, die Naturgesetze zu beherrschen und das Schicksal des Universums zu lenken.

Auf der linken Seite des Gemäldes werden die Auswirkungen der kapitalistischen Gesellschaft dargestellt. Charles Darwin steht für die Wissenschaft, eine steinerne Skulptur repräsentiert die Religion. Darüber hinaus werden Szenen von Klassenkampf und Krieg gezeigt, die auf die sozialen und politischen Spannungen dieser Zeit hinweisen.

Die rechte Seite des Gemäldes zeigt die sozialistische Welt und ihre Führer wie Lenin, Karl Marx und Leo Trotzki. Die Darstellung der Roten Armee und die Einigkeit der Arbeiterklasse, symbolisiert durch die Arbeiter auf dem Roten Platz, unterstreichen die Ideale des Sozialismus und den Kampf für eine gerechtere Gesellschaft.

Insgesamt ist „El hombre controlador del universo“ ein kraftvolles Kunstwerk, das die Komplexität der menschlichen Erfahrung und die Suche nach sozialer Gerechtigkeit und Fortschritt widerspiegelt. Ihr seht, das Bild ist sehr detailreich und durchdacht – und auch die rund ein Dutzend weiteren Murales haben einen breiten Hintergrund. Es lohnt sich, euch von den Guides vor Ort Hintergrundinfos geben lassen.

Zu Fuß zum Nationalpalast und zur Secretaría de Educación Pública

Ich schlendere durch die Fußgängerzone und erreiche bald den Nationalpalast. Diego Riveras Wandgemälde hier zeigen die Geschichte Mexikos von der präkolumbianischen Zeit bis zur Revolution. Sie illustrieren bedeutende Ereignisse und historische Persönlichkeiten und beleuchten soziale und politische Themen wie die Kolonialherrschaft, den Kampf um die Unabhängigkeit und die Revolution.

Wieder haben Riveras Darstellungen eine klare politische Dimension und zeigen den Konflikt zwischen Unterdrückung und Befreiungskämpfen. Am Ende visualisiert er eine kommunistische Zukunft als Antwort auf soziale Ungerechtigkeiten und Ausbeutung.

Von hier laufe ich nur sieben Minuten zur Secretaría de Educación Pública. Der Eintritt hier ist kostenlos. Der gesamte Innenhof ist über drei Stockwerke mit Diego Rivera’s Wandgemälden versehen. Die Werke im Erdgeschoss sind von den verschiedenen geografischen Regionen Mexikos inspiriert.

Einige Wandgemälde zeigen Szenen aus der Passion Christi, da Rivera der Meinung war, dass seine Botschaft aufgrund der Religiosität der Menschen auf diese Weise besser verstanden wird. Die Bilder im zweiten Stockwerk widmet der Künstler der intellektuellen Arbeit, der Wissenschaft und der Künste in Mexiko. In der dritten Ebene hingegen verherrlicht Rivera die Helden der Arbeit und der revolutionären Kämpfe.

Ein besonderer Fokus liegt auf den Wandgemälden von Cuauhtémoc, Felipe Carrillo Puerto, Emiliano Zapata und Otilio Montaño. Im Festhof werden die Traditionen, volkstümlichen Feste und religiösen Praktiken des mexikanischen Volkes dargestellt. An der Nordwand dieses Innenhofs befinden sich zwei weitere Fresken von Diego Rivera.

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Das Unterwasser-Mural im Carcamó Museum

Ich habe mir viel Zeit genommen. Heute schaffe ich keine weiteren Murals mehr – auch weil Museen in Mexiko-Stadt früh schließen. Aber ich mache mich am nächsten Tag auf für einen Besuch im großen Innenstadt-Wald Chapultepec. Hier gibt es auch einige Museen, darunter das Carcamó Museum.

Im 20. Jahrhundert war das Gebäude Teil des Wassersystems, das Wasser in die Stadt transportierte. Diego Rivera wurde beauftragt, die weltweit einzigartigen Unterwasser-Wandgemälde zu schaffen, darunter das berühmte Werk „Wasser, Quelle des Lebens“.

Auf dem Boden sieht man unzählige Mikroorganismen, die auf bunten Bändern in stilisierter Form dargestellt sind. An den Wänden entsteht daraus Leben hin zu Menschen, die aus dem Wasser aufsteigen: Ein schwarzer Mann und eine asiatisch anmutende, schwangere Frau, was Riveras These zum Ursprung der Welt widerspiegeln könnte.

Die soziale Erzählung des Wandgemäldes beginnt am oberen Ende des Tunnels mit zwei großen Arbeiterhänden, die Wasser in die Stadt bringen. Ein Ingenieur gibt einer älteren Frau zu trinken, ein Arbeiter bohrt mit Maschinen Felsen an, um Wasser zu gewinnen, während zwei weitere Arbeiter einer Familie Wasser anbieten.

Ein Mädchen trinkt und so weiter. Wasser ist ganz offensichtlich das zentrale Element dieses Bildes und ich kann mir vorstellen, dass das Ganze im Wasser eine unglaubliche Wirkung hatte. Aber um das Werk zu schonen, befindet es sich heute im Trockenen.

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Fazit

Mexiko, das ist nicht nur Tacos und Tequila. Man sollte sich auch Zeit nehmen, um in Geschichte und Kultur einzutauchen – ein Mural-Rundgang ist dafür genau das Richtige und das geht nirgendwo besser als in Mexiko-Stadt. Die mexikanischen Murales zeichnen sich oft durch ihre lebendigen Farben, ihre starke Symbolik und monumentale Größe aus. Sie können historische Ereignisse, Legenden, kulturelle Traditionen, den Kampf der Arbeiterklasse, die indigene Kultur und viele andere Themen darstellen.

Man könnte hier der Tage verbringen und nur Murales anschauen, so viele gibt es zu sehen. Manche findet man an ganz unscheinbaren Orten wie Metro-Stationen (z. B. Santa Anita, Centro Médico) oder an der Fassade der UNAM, eine der wichtigsten Universitäten hier. Für andere muss man ein Museum besuchen und natürlich Eintritt bezahlen (z. B. für das Museo Mural Diego Rivera). Mein Tipp: Mindestens Bellas Artes und die Secretaría de Educación Pública besuchen.

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