Während ich meine Reise nach Kreta plante, stand ein Ausflug in die Samaria-Schlucht ganz oben auf meiner Liste. Wie beeindruckend die eng aneinander stehenden, senkrechten Felswände mit ihren tiefen Gräben wirklich sein würden, konnte ich mir zu Hause jedoch noch nicht vorstellen. Nach meiner Wanderung durch eine der längsten Schluchten Europas war ich absolut fasziniert von der Landschaft und dem traumhaften Ende der Tour an der Küste Kretas.

Lohnt sich die Wanderung durch die Samaria-Schlucht?

Die Samaria-Schlucht im Südwesten Kretas ist rund 17 Kilometer lang und führt über 1.200 Höhenmeter von dem Inselinneren bis an die Küste des Libyschen Meeres. In der Schlucht und schon auf dem Weg dorthin lerne ich eine ganz andere Seite Kretas kennen, als die der sonnigen Insel mit ihren zahlreichen wunderschönen Stränden. Die Schlucht schlängelt sich durch senkrechte Felswände, die eine Höhe von mehreren hundert Metern erreichen.

Nicht nur mich zieht dieses ganz spezielle Naturspektakel auf der griechischen Insel an: Im Sommer wandern bis zu 4.000 Menschen täglich durch die Schlucht. Und das, obwohl ein kleiner organisatorischer Aufwand mit der tagesfüllenden Tour verbunden ist, da es sich hierbei nicht um einen Rundweg handelt. Am Ende der Schlucht stehe ich vor der Küste des kleinen Dorfes Agia Roumeli und muss von hier aus mit der Fähre und einem Bustransfer zurück zum Ausgangsort der Tour. Dieser kleine Aufwand lohnt sich aber allemal für das, was die Samaria-Schlucht zu bieten hat.

Fototipp: Einer der bekanntesten Spots der Samaria-Schlucht ist das sogenannte „Eiserne Tor“, das insgesamt dritte Felsentor, welches auf der Wanderung durchlaufen wird. Es ist der schmalste Durchgang der Schlucht und gerade mal drei Meter breit. Bei dem Blick nach oben habe ich dort fast das Gefühl, dass sich die Felswände berühren würden. An dieser Stelle ist ein Foto ein absolutes Muss!

Anreise nach Xyloskalo auf Kreta

Lage:Westkreta
Höhenmeter:1.482 hm 
Gehzeit:5 Stunden
Eintritt:5 Euro p.P. (zzgl. Fähre)
Schwierigkeit:Mittelschwer

Der Ausgangspunkt der Tour liegt in Xyloskalo, einem kleinen Bergdorf auf Kreta. Ich fahre mit meinem Mietwagen dorthin und kann ihn vor dem Eingang des Nationalparks auf einem großen Parkplatz abstellen. Die Anfahrt führt über Serpentinenstraßen mit traumhaften Ausblicken.

Ohne Auto ist Xyloskalo auch über täglich fahrende Linienbusse von der Stadt Chania erreichbar. Wenn du die Samaria-Schlucht besuchen möchtest, solltest du darauf achten, wo deine Unterkunft auf Kreta liegt. Ich habe während meines Trips in Georgioupoli im Westen der Insel übernachtet und ungefähr anderthalb Stunden bis zum Anfang der Tour gebraucht. Bei einer noch weiteren Anreise sollte man früh genug losfahren, da es sich bei der Wanderung durch die Schlucht um eine Tagestour handelt und man nicht die letzte Fähre zurück verpassen sollte.

Kein Zutritt zur Samaria-Schlucht in den Wintermonaten

Die Wanderung durch die Samaria-Schlucht lohnt sich vor allem bei gutem Wetter und blauem Himmel. Bei Regen und Nässe kann sie sogar gefährlich werden oder der Nationalpark gar nicht geöffnet sein. Ich habe daher vorher das Wetter für meinen Aufenthalt im Frühjahr gecheckt und mir den sonnigsten Tag ausgesucht, um die Schlucht zu besuchen.

Wenn du jedoch im Hochsommer dort bist, kann es hilfreich sein, nicht am heißesten und sonnigsten Tag loszuwandern, da es auf der Route keine Verpflegungsmöglichkeiten gibt und du alle Wasserreserven in deinem Rucksack tragen musst. Auf dem Weg gibt es zwar Trinkwasserbrunnen, jedoch würde ich mich allein darauf nicht verlassen. Während der Wintermonate von November bis April ist der Nationalpark übrigens geschlossen und kann nicht durchwandert werden.

Für geübte Wanderer ist die Tour leicht zu begehen. Jedoch solltest du die Länge und die Höhenmeter nicht unterschätzen. Richtige Wanderschuhe und eine Kopfbedeckung gegen die Sonne gehören zu den absoluten Essentials für die Route durch die Samaria-Schlucht. Außerdem solltest du dir die Route bei Bedarf vorher herunterladen, da du in der Schlucht so gut wie keinen Handyempfang haben wirst.

Die Eintrittskarten und die Fähr- sowie Bustickets zum Rücktransport besorge ich am Eingang des Nationalparks. Um nicht in Zeitnot zu kommen, rechne ich etwas mehr als fünf Stunden für die Wanderung ein und buche meine Fähre dementsprechend.

Mit ausreichend Wasser und zahlreichen Snacks im Gepäck starte ich meine Wanderung. Ausreichend Verpflegung mitzunehmen ist auf dieser Tour dringend notwendig, da du über die gesamte Zeit an keiner Einkehrmöglichkeit vorbeikommen wirst. Erst am Ausgang der Schlucht gibt es ein Kiosk, ein paar Tavernen und Restaurants mit regionalen Speisen.

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Abstieg in die Samaria-Schlucht

Hinter dem Eingang in den Nationalpark beginnt meine Wanderung durch die Samaria-Schlucht auf einem gut ausgebauten Pfad, der erst über Serpentinen einige Höhenmeter hinabführt. Immer wieder warnen Schilder vor Steinschlag und machen noch einmal deutlich, dass die nächsten Stunden von steilen und steinigen Felsen geprägt sein werden.

In der Ferne kann ich die umliegenden Gipfel sehen, bevor es endgültig tief hinab in die Schlucht geht. Nach ungefähr einer halben Stunde komme ich zur ersten Quelle und kann mir immer besser vorstellen, was mich gleich erwarten wird. Bis hierhin ist die Wanderung noch absolut einfach machbar.

Ich musste keine steilen Wege passieren oder über Steine auf die andere Seite des Flusses klettern. Das ändert sich jetzt ein wenig, allerdings bleibt alles im Rahmen des Möglichen. Oft reichen kleine Sprünge aus, um auf die andere Uferseite zu gelangen, oder provisorische Brücken helfen mir dabei.

Die ersten Eindrücke meiner Wanderung sind geprägt von einer sehr grünen Umgebung und dem Geruch von Kiefern und Zypressen, was je nach Reisezeit jedoch stark variieren kann. Außerdem fallen mir immer wieder Steinböcke auf, die zu den berühmtesten tierischen Bewohnern der Schlucht gehören.

Neben vielen kleinen Kapellen komme ich auch immer wieder an Rastplätzen vorbei, von denen einige mit einem Trinkwasserbrunnen ausgestattet sind. Sollte der Wasservorrat doch schneller leergegangen sein als gedacht, lässt er sich hier in der Regel wieder auffüllen.

Das verlassene Dorf Samaria

Nach etwa der Hälfte der Wanderung erreiche ich das Dorf Samaria, das bis in die 1960er Jahre noch bewohnt war. Die verlassenen Häuser der wenigen ehemaligen Bewohner bieten einen faszinierenden Einblick in das Leben in der Schlucht vor vielen Jahrzehnten. Einige Infotafeln klären über die historischen Hintergründe der ehemaligen Holzfällersiedlung auf.

Hier legen viele Besucher eine Pause ein und nutzen die Bänke, um sich kurz auszuruhen. Ich finde es beeindruckend, wie detailliert hier noch nachvollziehbar ist, wie sich das Leben in diesem Dorf abgespielt hat. Mir ist es dort jedoch zu voll, weshalb ich meine Tour fortsetze und mich auf den Weg zu dem für mich spannendsten Teil der Route mache: dem „Eisernen Tor“.

Durch das „Eiserne Tor“ der Samaria-Schlucht

Die Schlucht wird zunehmend schmaler und die Felsen, die die Schlucht begrenzen, steiler und höher. Am „Eisernen Tor“ bin ich dann an der engsten Stelle der Schlucht angekommen. Zwischen den begrenzenden Felswänden liegen hier gerade mal drei Meter. Wirklich beeindruckend.

Kein Wunder, dass sich die Touristenmassen hier drängen und alle das perfekte Foto in dem schmalen Durchgang schießen wollen. Ich schieße mein Foto und mache mich weiter auf den restlichen Weg durch die Schlucht. Meine Freude auf eine kleine Abkühlung am Ende der Route im Meer wächst mittlerweile, da die Sonne für ziemlich hohe Temperaturen sorgt und ich bereits einige Zeit auf den Beinen bin.

Hinter dem „Eisernen Tor“ wandere ich weiter in Richtung Ausgang der Schlucht. Der restliche Weg ist nicht zu unterschätzen und zieht sich ganz schön in die Länge. Über eine geteerte Straße geht es dann die letzte halbe Stunde des Weges weiter, bis ich die Anfänge des Dorfes Agia Roumeli sehen kann.

Ich habe noch ein wenig Zeit, bis meine Fähre ablegt und kann daher noch eine Stunde in dem kleinen Ort verbringen. In Agia Roumeli angekommen, schlendere ich ein wenig an der Küste des Libyschen Meers entlang und halte meine Füße ins Wasser. Die Abkühlung habe ich dringend gebraucht, bevor es gleich auf die Fähre geht, um zurück zum Ausgangspunkt der Tour zu kommen. Die Bootsfahrt rundet das Erlebnis für mich perfekt ab und ich genieße die kurze Zeit auf dem Meer.

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Fazit

Als ich meine Reise nach Kreta plante, war mir nicht klar, dass mich in der Samaria-Schlucht eine so atemberaubende Natur erwarten würde. Ich kannte die Insel vor allem für ihre schönen Strände und wurde mir erst in den Tagen auf der Insel bewusst, wie viele andere Seiten Kreta zu bieten hat. Die Samaria-Schlucht zählt dabei zu meinem absoluten Highlight, das ich in jede Kreta-Reise integrieren würde. Auch wenn der Tag ein wenig Planung bedarf und auch die körperliche Anstrengung nicht zu unterschätzen ist, ist ein Besuch der Schlucht jede Mühe wert! Wenn du zeitlich flexibel bist, würde ich dir definitiv empfehlen, die Schlucht außerhalb der sehr heißen und hoch frequentierten Sommermonate zu bewandern.

Abgesehen von der Samaria-Schlucht gibt es auf Kreta noch viele weitere Schluchten mit spektakulären Wanderwegen zu entdecken. Wenn du also nach der Samaria-Schlucht noch Lust auf weitere Schluchten-Abenteuer hast, wirst du auf Kreta definitiv fündig! Die Samaria-Schlucht ist mit ihrer Länge und den enorm hohen und steilen Felswänden aber eines der außergewöhnlichsten Erlebnisse, die du auf dieser Insel machen kannst.

Lage

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