Im Osten der griechischen Mittelmeerinsel Kreta liegt ein wahres Naturjuwel, welches euch einen spektakulären Einblick in die Wunderwelt Kretas bietet: die Richtis-Schlucht. Am Fuß der Bergkette, die sich einmal längs über die Insel zieht, liegt der Eingang zur Schlucht, die ein einzigartiges Ausflugsziel östlich der Hauptstadt Heraklion darstellt. Von hier aus schlängelt sie sich bis hinunter zum Meer. Ich nehme euch mit auf eine Tour in die Richtis-Schlucht.

Lohnt sich die Wanderung durch die Richtis-Gorge auf Kreta?

Die beeindruckende Richtis-Schlucht liegt in Lasithi im Norden zwischen Agios Nikolaos und Sitia. Ihr Anfangspunkt ist nahe dem Dorf Exo Mouliana, und sie mündet östlich von Kalabro am Richtis Strand. Die Distanz der Route misst ungefähr 3 km, wobei es einen Höhenunterschied von etwa 350 Metern vom Start bis zum Strand gibt. Selbst in den Sommermonaten führt die Schlucht ausreichend Wasser, welches von den Ortsansässigen verwendet wird.

Abwechslungsreicher könnte die Wanderung durch eine Schlucht wohl kaum sein! Ihr durchschreitet malerische Wälder mit alten knorrigen Olivenbäumen, lauft vorbei an duftenden Wildkräutern und überquert kleine Flüsse und Teiche: Für geübte Wanderer ist die Richtis-Schlucht mit ihren mittelschweren Routen ein wahres Eldorado – und bietet selbst im Hochsommer bei 40 Grad Außentemperatur, dank der schattigen Wege entlang der Wälder, einen idealen Ort für eine Wanderung. Unterschätzen solltet ihr die Strecke aber auf keinen Fall, denn es geht buchstäblich über Stock und Stein!

Fototipp: Den Wasserfall fotografiert ihr am besten direkt aus dem kleinen See heraus. So bekommt ihr die besten Perspektiven für eure Posts. Nutzt eventuell ein kleines Stativ, um eine gute Langzeitbelichtung vom Wasserfall machen zu können. Das Wasser sieht dann wie ein Nebelschleier aus..

Anreise zur Richtis-Schlucht

Lage:Östliches Kreta
Anreise:Auto
Must-See:Richtis-Wasserfall
Schwierigkeit:mittelschwer
Strecke:etwa 7 Kilometer

Die Richtis-Schlucht ist eines der Ziele auf Kreta, die ihr faktisch nur mit dem Auto erreichen könnt. Euer Startpunkt ist die Hauptstadt Heraklion. Von hier aus fahrt ihr auf der E45 bis zu einem kleinen Parkplatz, an welchem die Richtis Gorge, also Richtis-Schlucht, ausgeschildert ist.

Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden und ist rund 120 Kilometer lang. Plant aber lieber etwas mehr Zeit ein, da ihr auf der Strecke den ein oder anderen spektakulären Aussichtspunkt finden werdet, an dem sich ein kurzes Anhalten definitiv lohnt. Und: fahrt vorsichtig! Die Straßen sind teils sehr abenteuerlich und halten die ein oder andere Serpentine bereit.

Abstieg in die Richtis-Schlucht

Angekommen am Parkplatz, lauft ihr die ersten etwa 1,5 Kilometer auf einer Betonstraße, die euch immer weiter nach unten in Richtung der Schlucht bringt. Hier wirkt die Landschaft zwar schon imposant, bietet aber nicht im Ansatz einen Eindruck davon, was euch auf den nächsten Kilometern erwarten wird.

Mit leichtem Gefälle schlängelt sich hier der Weg, der gelegentlich auch von Autos befahren wird, nach unten. Ihr erreicht am Ende der Betonstraße ein Kassenhäuschen. Hier kauft ihr euer Ticket für den Eintritt ins Naturparadies – und erhaltet auch einen Flyer mit den Wanderwegen, die durch die Schlucht führen.

Durch die Lachanas-Brücke in den “Urwald” der Richtis-Schlucht

Nach wenigen Metern lauft ihr unter einer alten Brücke hindurch, die wie eine Art Portal den Eingang zur Richtis-Schlucht zu markieren scheint. Direkt dahinter geht es hinein ins Abenteuer. Zunächst wirkt der Wald, in dem ihr euch hier befindet, noch verhältnismäßig unspektakulär. Kleine Bäche führen am Wegesrand entlang, teils kreuzen sie den Weg. Mit einem kleinen Sprung ist man hier aber noch schnell und sicher auf der anderen Uferseite.

Die Wanderwege sind gut an Bäumen und Steinen mit Farben markiert. Verlaufen ist quasi unmöglich. Es geht weiter hinein in den Wald, vorbei an blühenden Oleanderbüschen, Oliven- und Feigenbäumen und Palmen. Leider sind die Feigen im Juli, als wir mit unserer Wandergruppe unterwegs waren, noch nicht reif. Überall riecht es nach Wildkräutern, die am Wegesrand in voller Blüte stehen. Es wirkt ein wenig so, als würde man mitten in einem Urwald stehen.

So richtig “schluchtig” wirkt die Schlucht zu diesem Zeitpunkt irgendwie nicht. Das ändert sich zu einem späteren Zeitpunkt. Die Wanderroute wird immer spektakulärer. Zunächst geht aus dem Wald hinaus – und links und rechts sind die Felsmassive der Schlucht nun zum Greifen nah. Zwischendrin blühen verschiedene Pflanzen. Schmetterlinge und Zikaden begleiten unsere Gruppe.

Wir laufen durch einen ausgetrockneten Bachlauf – bei Temperaturen von rund 40 Grad im Schatten ist dies auch kaum verwunderlich, dass hier gegenwärtig kein Wasser fließt. Nach ein paar hundert Metern stehen wir im nächsten Teil der Wälder in der Richtis-Schlucht. Und hier wird es dann durchaus etwas “schluchtiger”.

Abwechslungsreiche Landschaft fast an jeder Ecke

Das Wasser ist zurück – und hat sich über Jahrtausende hinweg in den Fels gefressen. Die Wege führen nun über hölzerne Brücken über das Wasser. Die Bäche liegen einige Meter unter uns. Kleine Wasserfälle gibt es auch. Die Sonne fällt durch die Baumwipfel in das kristallklare Wasser. Kleine Krebse bevölkern die natürlichen Staustufen, die sich alle fünfzig oder hundert Meter gebildet haben.

Zwischendurch wird das Gelände immer unwegsamer. Teils müssen größere Felsen überklettert werden, die stellenweise recht speckig und dementsprechend rutschig sind. Festes Schuhwerk ist hier also keine Empfehlung, sondern eine absolute Pflicht! Stellenweise müsst ihr euch hier auch den Weg über den Bach mit geeigneten Trittsteinen suchen.

Wenig später wird die Landschaft wieder zunehmend karger. Es geht raus aus dem Wald und etwas weg vom Gewässer. Die typischen Büsche und Sträucher dominieren nun wieder das Bild. Dahinter ragen die Felsen in die Höhe. Ein hölzernes Geländer führt entlang des Weges. Darunter entdecken wir in etwa 30–40 Metern Tiefe erneut einen kleinen Urwald, der den Höhepunkt der Wanderung beherbergt: den Wasserfall in der Richtis-Schlucht. 

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Der faszinierende Richtis-Wasserfall

Über etliche Holzstufen geht es hinunter zum Wasserfall. Reichlich 30 Meter schießt das Wasser hier in einem kleinen See, der mitten im Wald liegt. Im Hochsommer führt der Wasserfall natürlich wesentlich weniger Wasser, als beispielsweise im Frühjahr. Das tut der Faszination aber keinen Abbruch! Es wirkt fast etwas unwirklich, wenn man die Landschaft nur wenige hundert Meter zuvor betrachtet.

Das glasklare Wasser ist herrlich kühl und bietet eine willkommene Erfrischung nach den rund 3,5 Kilometern Wanderung. Über Felsen hinweg schießt das Wasser unaufhörlich in die Tiefe. Die Felsen um den Wasserfall sind mit Unmengen an Moos bewachsen. Einige Wanderer nutzen den See, um ein Bad zu nehmen – was übrigens ausdrücklich nicht verboten ist! 

Wer möchte, kann der Schlucht noch weiter bis zum Meer folgen. Sie endet an einem kleinen Strand an der felsigen Küste. Wir entscheiden uns aber für den Rückweg und sind nach weiteren, spektakulären Schlucht-Impressionen nach insgesamt etwa drei Stunden zurück an unserem Ausgangspunkt.

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Fazit

Kreta gilt im Volksmund auch als die „Insel der Schluchten“. Über die ganze Insel verteilt findet ihr eine ganze Reihe an spektakulären Wanderwegen, die durch die Felswände führen. Die Richtis-Schlucht ist aber ganz sicher eine der spektakulärsten! Mit der grandiosen Landschaft, der herrlichen Natur und dem traumhaften Wasserfall bietet sie einfach alles, was man als Naturliebhaber benötigt, um glücklich zu sein. Besonders im Hochsommer solltet ihr aber unbedingt auf ausreichend Getränke achten. Die Route ist zudem für „Ab-und-zu”-Wanderer eher weniger geeignet. Eine entsprechende körperliche Fitness solltet ihr auf jeden Fall mitbringen.

Wenn ihr im Anschluss hungrig seid, dann empfehle ich euch auf dem Rückweg nach Heraklion das wirklich grandiose Restaurant Panorama. Von der Terrasse aus habt ihr einen traumhaften Blick über die Steilküste und das Meer. Oder ihr schaut euch das sehenswerte Sitia an, welches ihr nach etwa 20 Minuten Fahrt erreicht. An der Uferpromenade gibt es eine Vielzahl von guten Restaurants – und einen schönen Strand, an dem ihr euch nach der Wanderung durch die Richtis-Schlucht etwas abkühlen könnt.

Lage

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