Ich setze einen Schritt vor den anderen. Den Wald haben wir längst hinter uns gelassen. Stattdessen schrauben wir uns Spitzkehre um Spitzkehre eine weitläufige Bergflanke nach oben in Richtung Schönjöchl. Wir sind im idyllischen Lesachtal in Kärnten unterwegs. Das Gebiet nahe der italienischen Grenze gilt als Paradies für Skitourengeher. Und obwohl das so ist, sind wir ganz alleine unterwegs und können die verschlafene Winterlandschaft mit allen Sinnen genießen.
Lohnt sich die Skitour zum Schönjöchl im Lesachtal?
Das Lesachtal erstreckt sich in von Kärnten bis nach Osttirol. Eingebettet zwischen den Gailtaler Alpen, Ausläufern der Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen erstreckt sich das idyllische Tal, das als ausgesprochen naturbelassen gilt. Der Hauptkamm der Karnischen Alpen markiert gleichzeitig die Grenze nach Italien.
Dadurch ergeben sich rechts und links des Tales etliche Gipfelziele und Tourenmöglichkeiten. Insgesamt habt ihr die Wahl zwischen über 80 Skitouren in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Eine beliebte Vorzeigetour im mittleren Schwierigkeitsbereich ist die Tour zum Schönjöchl. Das Joch liegt neben der schroffen Steinwandgruppe und der nordseitig Aufstieg sorgt dafür, dass die Tour auch im Frühling noch schneesicher ist und gerne begangen wird Ab Obergail sind es rund 1.200 Höhenmeter.
Anreise ins Lesachtal
Wir sind aus München nach Kärnten angereist. Für die Fahrt bis ins Lesachtal solltet ihr mit dem PKW rund 4 Stunden einplanen. Wir passieren die Grenze nach Österreich am Grenzübergang Walserberg bei Salzburg. Ab da geht es dann über die österreichische Autobahn in Richtung Millstätter See. Denkt daran, dass ihr eine Vignette benötigt.
Nachdem wir die Autobahn verlassen haben, fahren wir etwa eine Stunde bis nach Kötschach-Mauthen. Ab dann wird es interessant. Das Navi zeigt noch 20 Kilometer bis nach Obergail an. Wir erreichen den Ausgangspunkt der Tour laut der Anzeige in 35 Minuten. Warum die Fahrzeit noch so lange ist, zeigt sich kurz darauf. Die Straße ist abenteuerlich. Wir kommen an vielen Serpentinen und Kurven vorbei. Vor einigen Kehren sind Spiegel aufgestellt, um Gegenverkehr rechtzeitig zu sehen. Denn neben den Steilkurven ist die Straße teilweise super eng. So wird bereits die Anreise zu einem kleinen Abenteuer.
Irgendwann erreichen wir schließlich Obergail. Wir fahren durch den Ort hindurch zur Hofschenke Mühlenstüberl. Direkt vor der Tür gibt’s einige kostenlose Parkplätze. Wir sind an diesem Tag das einzige Auto dort. Neben uns parkt nur noch der Bergführer. Ich kann mir aber vorstellen, dass das am Wochenende zu Haupturlaubszeiten deutlich voller aussieht.



Start mit Bergführer und kompletter LVS-Ausrüstung
Höhenmeter: | 1.250 m |
Strecke: | 5,9 km |
Dauer: | 4-5 Stunden |
Höchster Punkt: | 2.294 m |
Beste Reisezeit: | Nov-April |
Am Parkplatz ziehen wir die Felle auf und schnallen die Ski an. Verpflegung, warme Kleidung, Wechselshirt und die LVS-Ausrüstung, also Schaufel und Sonde, werden im Rucksack verstaut. Das LVS-Gerät trage ich am Körper unter der Jacke. Bevor es losgeht, überprüft Bergführer Peter, ob auch wirklich ein Signal gesendet wird.
Ich würde euch empfehlen, euch ebenfalls von einem ortskundigen Bergführer begleiten zu lassen. Zum einen weiß der, wo es langgeht und welche Route sich am besten für den Aufstieg eignet und zum anderen kann er die Lawinenlage im Gebiet besser einschätzen. An unserem Aufstiegstag herrscht laut Lawinenlagebericht die Warnstufe 2. Dadurch, dass es im Laufe des Tages allerdings wärmer werden soll, starten wir recht früh. Denn wir kommen an steilen Hängen vorbei, die der Bergführer so zügig wie möglich passieren möchte.
Je nachdem, wie die Verhältnisse sind, würde ich auch Harscheisen einpacken. Im oberen Bereich hätte ich mir gewünscht, welche dabeizuhaben. Denn da war der Aufstieg sehr eisig und die Eisen, die wie Schneeketten für die Ski funktionieren, hätten mir auf den letzten Metern wahrscheinlich mehr Sicherheit geben.
Leichter Start über die Forststraße
Zuallererst ist es noch leicht. Vom Parkplatz folgen wir der Forststraße. Die führt zu Beginn noch ohne größere Steigung in den Wald hinein. Perfekt, find ich. Zwar macht man somit am Anfang kaum Höhenmeter, aber es ist super, um sich an die Bewegung zu gewöhnen. Für mich ist die Tour zum Schönjöchl nämlich die erste Tour der Saison.
Also schlurfe ich Schritt für Schritt durch den Wald nach oben. Die Muskeln werden langsam warm. Und sobald es etwas steiler wird und wir über mehrere Serpentinen aufsteigen, ist das auch kein Problem. Ich komme nicht großartig ins Schnaufen und bin erstaunt, wie schnell wir den Wald hinter uns gelassen haben. Ein paar Höhenmeter haben wir dabei im Handumdrehen auch schon gemacht. Rund 350 hm liegen nun bereits hinter uns. So könnte es doch weitergehen.
Zumindest eine Weile ist das auch noch so. Die Forststraße lassen wir allerdings hinter uns und steigen dafür über weitläufige, hügelige Almwiesen auf. Dabei folgen wir der gut sichtbaren Spur, die Skitourengeher vor uns angelegt haben.


Steiler Anstieg zum Ziel
Dann ist es vorbei mit der Entspannung. Streckenmäßig haben wir auf Höhe der Enderberger Hütte bereits die Hälfte geschafft. Der Großteil der Höhenmeter kommt nun noch. Ich folge dem Rücken des Bergführers, der sich schier mühelos den Hang hocharbeitet. Bei mir ist das nicht ganz so mühelos. Ich merke, wie sich mein Puls beschleunigt und ich beim Atmen deutlich hörbar schnaufe.
Das bekommt Peter mit und gibt mir prompt einen Tipp an die Hand, wie ich die Höhenmeter zum Ziel leichter schaffe: Beim Skitourengehen sei es nicht wichtig, das Tempo gleichbleibend zu halten, sondern mit einem gleichmäßigen Puls aufzusteigen. Das bedeutet, dass man langsamer gehen soll, sobald es steiler wird. Nagut, gesagt – getan. Ich drossle die Geschwindigkeit ein bisschen und lege den Schneckengang ein. Macht nichts, Hauptsache ich komme oben an.
Unzählige Spitzkehren später ist es dann endlich soweit. Ich stehe am Schönjöchl auf knapp 2.300 Meter Höhe und genieße die Aussicht. Von hier oben blicken wir bereits nach Italien. Neben uns ragt die Steinwand (2.520 m) auf, wir blicken über die Avanza-Gruppe und auch der Monte Peralba (2.694 m) mit seiner eindrucksvollen Form wirkt zum Greifen nah. Hier kann ich nun guten Gewissens sagen: Der Blick über die wilde Bergwelt entschädigt für den Aufstieg.
Fazit
Und nach der Pause geht es natürlich auf Ski zurück. Je nach Schneelage lässt sich der erste Teil sehr gut fahren. Es ist zum Abfahren nicht allzu steil. Die letzten Meter führen dann wieder unspektakulär über die Forststraße zum Parkplatz.
Beeindruckend fand ich, dass über wir den gesamten Tag niemandem begegnet sind. Ganz allein in der Bergwelt unterwegs zu sein, ist immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Ganz was anderes als ein Tag auf der Piste. Und wenn es euch trotzdem mal so geht, dass ihr lieber einen abfahrtsorientierten Tag in euren Winterurlaub einbauen möchtet, liegt das Skigebiet Nassfeld nur gut eine Autostunde entfernt. Im größten Skigebiet Kärntens könnt ihr euch dann zwischendurch auf 110 Pistenkilometer freuen und die Muskulatur, die beim Aufstieg benötigt wird, im Sessellift ausruhen.
Und wenn ihr noch mehr Touren sucht, ist vielleicht auch der Aufstieg zu den Wasserköpfen interessant. Die Tour startet auch aus Obergail und nach dem gemächlichen Start über die Forststraße geht es dann nach links weg. Ebenfalls empfehlenswert ist die Skitour durchs Valentintal zum Rauchkofel. Am besten mit einem kurzen Abstecher zum Wolayersee.
Lage
Praktische Links
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