Ochsen ziehen den Pflug über das Feld, wilde Hunde laufen über die Straße und kleine Häuser kauern sich an den Fuß der mächtigen Berge. An diesem Ort scheint es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Bei einer Reise durch Georgien und Armenien habe ich auch Ushguli im Kaukasus besucht und versuche hier, die besondere Atmosphäre dieses Bergdorfs einzufangen.
Lohnt sich ein Besuch in Ushguli im Kaukasus?
Ushguli befindet sich auf einer Höhe von 2.150 Metern im Großen Kaukasus und ist eines der bekanntesten Bergdörfer in Swanetien in Georgien. Bekannt ist es für seine typischen swanetischen Wehrtürme aus dem 10. Jahrhundert, die auch mittlerweile UNESCO-Welterbe sind und den Berg Schchara (5.201 m), dem dritthöchsten Gipfel des Großen Kaukasus und höchsten Berg Georgiens.
Instatipp: Alte Gebäude, Wehrtürme und Felder in einem engen Tal vor der Kulisse des mächtigen, schneebedeckten Gletschers. Dieses Panorama ist am besten geeignet, um Ushguli in seiner ganzen Schönheit zu zeigen.
Mit der Matruschka über die Bergstraße
Ich sag es gleich, für Menschen, denen im Auto schlecht wird, ist diese Fahrt sicher nichts. Ich bin übrigens einer davon – und leider ist der einzige Weg, Ushguli von Mestia zu erreichen, eine holperige Bergstraße, die zu meiner Reisezeit auch noch eine einzige Baustelle war.
Nach Ushguli startet ihr von Mestia, das ihr übrigens auch per Flugzeug erreichen könnt. Dort habt ihr die Wahl zwischen den öffentlichen Bussen, genannt Matruschka, oder einer privaten Agentur. Wenn ihr viel Zeit habt und sportlich seid, könnt ihr auch von Mestia nach Ushguli wandern.
Optimal ist meiner Meinung nach keine der Lösungen, denn die Abfahrtszeiten der Busse im Stadtzentrum sind ein schlichtes Mysterium und die privaten Fahrer rechnen für eure Bequemlichkeit ordentlich Zuschlag drauf. Auch wenn die Strecke nur 44 Kilometer lang ist, so dauert die Fahrt viel länger, als man zunächst denken würde.
Kleines Dörfchen mit sehr vielen Touristen
Einwohner: | ca. 200 |
Höhenlage: | 2.150 m |
Must-See: | Wehrtürme |
Must-Do: | Wandern |
Beste Reisezeit: | Jun bis Sep |
Als wir dann endlich nach 4 Stunden Fahrzeit in Ushguli ankomme und mein Magen eine Pause bekommt, sehe ich zuerst die typischen Wehrtürme, die ich bereits aus Mestia kenne.
Nein, eigentlich stimmt das nicht, denn zu allererst sehe ich Menschen. In der Hochsaison verdoppelt sich die Einwohnerzahl vom beschaulichen Ushguli nämlich, wegen der ganzen Touristen.
Als ich dann wieder laufen kann, sehe ich schmale Gassen, schiefe alte Häuser aus Stein und wilde Hunde auf den Straßen. Die ganze Szenerie duckt sich fast ängstlich unter den mächtigen Berg, der sich am Ende des Tals erhebt.
Alte Gassen und historische Wehrtürme
Geht auf jeden Fall ein paar Schritte in die alten Gassen hinein oder lauft vielleicht einfach ein bisschen ziellos umher, dann findet ihr das, was Ushguli so besonders macht. Ich habe Stille gefunden, zwischen den alten Steinhäusern, die schon Jahrhunderte kommen und gehen gesehen haben, und ein entschleunigtes Leben, das im Rest der Welt allmählich in Vergessenheit gerät.
Das Geheimnis um die Wehrtürme ist übrigens bis heute nicht komplett gelüftet. Früher galten sie als Schutz vor Katastrophen. Denn die 30 Meter hohen Türme waren nach einem Lawinenabgang die einzigen Gebäude, die noch aus dem Schnee herausragten. Bei Kriegen wurden sie zur Verteidigung genutzt, in dem man von oben Steine auf die Angreifer warf.
Viel Zeit blieb uns aber leider nicht, um die Ort zu erkunden, weil wir auf die Abfahrtszeiten zurück nach Mestia achten mussten. So viel zur Entschleunigung.
Wandern rund um Ushguli
Um die besondere Szenerie besser zu genießen, solltet ihr vorher gut planen.
So könnt ihr rund um Ushguli verschiedene Wandertouren unternehmen – dafür braucht ihr allerdings eine Unterkunft und die empfehle ich euch unbedingt im Voraus zu buchen, da Ushguli in der Hochsaison fast schon aus den Nähten platzt.
Als Tipp gilt zum Beispiel die Bergtour zum Schchara-Gletscher auf 2.450 Meter Höhe. Die 18 km lange Wanderung ist mittelschwer und es werden knapp 500 Höhenmeter überwunden.
Auch solltet ihr eure Reisezeit sehr genau wählen, denn von Ende Oktober bis März liegt in Ushguli Schnee – und damit meine ich nicht eine feine Pulverschicht, sondern bis zu 2 Meter.
Fazit
Auch wenn die Atmosphäre sehr besonders war, so erschien mir der ganze Weg bis nach Ushguli für ein paar Wehrtürme, die ihr auch in Mestia sehen könnt, sehr aufwendig. Anders mag es sicher sein, wenn ihr, im Gegensatz zu uns, mehrere Tage bleibt und dort wandert oder die gesamte Route von Mestia nach Ushguli zu Fuß geht.
Dann handelt es sich sicher um ein einmalgies Erlebnis, aber in unserer Variante war es sehr viel Zeit in einem Fahrzeug, mit nur wenig Zeit vor Ort. Durch die vielen Touristengruppe, die mit uns ankamen, wurde es leider auch nicht besser.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Webseite von Georgien
- Reisebericht Wanderung Mestia-Ushguli
- Wandern im Kaukasus: Lohnt es sich?
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