Es kann doch gar nicht besser werden. Das denke ich mir am Wilde Wasser Weg im Stubaital direkt zu Beginn. Schließlich stehe ich vor dem mächtigen Grawa-Wasserfall und staune über beeindruckende Wassermassen. Und trotzdem. Es wird besser. Und besser. Und immer besser. Die Wanderung bis zum Gletschertor am Sulzenauferner besticht durch landschaftliche Vielfalt.
Lohnt sich die Wanderung über den Wilde Wasser Weg im Stubai?
Fast ganz hinten, im hinteren Teil des Stubaitals, startet die Wanderung auf den Wilde Wasser Weg. Eine hölzerne Brücke markiert den Einstieg. Der Wanderweg führt über insgesamt 22 Kilometer stets am Fluss entlang. So kommt ihr immer näher an den imposanten Sulzenauferner heran.
Aufgeteilt ist die Tour in drei Etappen. Die erste Etappe führt in etwa 1,5 Stunden am Grawa-Wasserfall bergauf, die zweite schließt bis zur Sulzenauhütte an und die dritte verläuft von der Hütte zum Gletschertor. Die drei Etappen sind allerdings mit einer Gehzeit von 5 bis 6 Stunden an einem Tag machbar. Ihr könnt die Tour sogar noch erweitern. Und beispielsweise noch einen Abstecher zur Blauen Lacke anhängen, oder über das Peiljoch zum Stubaier Gletscher weiterwandern.
Instatipp: Steigt oberhalb des Gletschersees noch auf den vorgelagerten Grat vor dem finalen Aufstieg auf das Peiljoch auf. Dadurch blickt ihr von oben auf den See hinab und dahinter ist der Sulzenauferner eindrucksvoll zu sehen. Das ist eine tolle Foto-Perspektive.
Anreise zur Raffeine-Brücke im Stubaital
Höhenmeter: | 1.200 hm |
Strecke: | 9,7 km (einfach) |
Gehzeit: | 5,5 Stunden |
Einkehrtipp: | Sulzenau Hütte |
Beste Reisezeit: | Mai – Oktober |
Wir reisen mit dem PKW an. Von Innsbruck kommend sind es rund 45 Autominuten zum Parkplatz an der Raffeine-Brücke im Stubaital. Dazu folgen wir der A13 Richtung Brenner und verlassen die Autobahn an der Ausfahrt Schönberg. Dort wird eine Mautgebühr von 3,50 Euro fällig. Die müsst ihr sowohl bei der Einreise als auch bei der Abreise zahlen.
Schon ziemlich zu Beginn des Tals staune ich über die schneebedeckten, vergletscherten Bergflanken ganz hinten im Tal. Auf die halten wir immer weiter zu. Und das Gesamtbild mit den grünen Wiesen im Vordergrund und den eisigen Berghängen im Hintergrund wird mit jeder Minute spektakulärer. Im Frühsommer sieht das sogar noch beeindruckender aus als im Hochsommer.
Dann erreichen wir den kostenpflichtigen Parkplatz. Wenn ihr allerdings im Stubaital übernachtet, könnt ihr euch im Hotel eine Gästekarte ausstellen lassen. Wir legen unsere Gästekarte gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe und können somit kostenlos stehen.
In wenigen Minuten zum breitesten Wasserfall der Ostalpen
Vom Parkplatz wandern wir über einen gut ausgebauten, nicht allzu steilen Wanderweg bergauf. Dieses Teilstück ist auch mit dem Kinderwagen noch machbar. Und in weniger als 10 Minuten Gehzeit erreichen wir das sogenannte Grawa-Observatorium. So heißt es. Ich kann mir darunter erstmal gar nichts vorstellen. Erst als ich davor stehe, fällt mir die Kinnlade runter. Denn wie aus dem Nichts taucht plötzlich der gigantische Grawa-Wasserfall vor mir auf. Ich habe ihn zuvor nicht mal gehört.
Das ist mir nun fast unverständlich. Denn er gilt mit einer Breite von ca. 85 Metern als breitester Wasserfall der Ostalpen und gerade im Frühsommer, wenn der Schnee im Hochgebirge schmilzt, führt er wahnsinnig viel Wasser. Das donnert in verschiedenen Strängen in die Tiefe. Ein leichter Sprühnebel hängt in der Luft. Und am liebsten würde ich es so wie andere Besucher machen und auf den hölzernen Liegen Platz nehmen, um das Naturspektakel einfach zu genießen. Gut, dass ich das nicht tue. Denn es wird noch besser werden.
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Idylle pur an der Sulzenau Alm
Wir folgen dem Weg, der sich nun steiler bergauf schlängelt. Über Leitern und Treppen folgen wir dem Anstieg durch den Wald. Uns empfangen Grüntöne in allen Nuancen. Farne und Moose leuchten um die Wette und so wirkt dieser Abschnitt beinahe märchenhaft. Nebenbei kommen wir an zwei weiteren Aussichtsplattformen vorbei und können über die Ausmaße des Grawa-Wasserfalls von oben staunen.
Nach etwa einer halben Stunde Gehzeit lassen wir den Wald hinter uns. Damit tauchen wir in eine ganz neue Szenerie ein. Denn plötzlich liegt vor uns ein weiter Talkessel. Umgeben von imposanten Bergflanken folgen wir dem glasklaren Fluss in der Mitte des Tals. Daneben grasen friedlich einige Ziegenherden. Wir befinden uns an der idyllischen Sulzenau Alm und halten geradewegs auf den nächsten Wasserfall zu. Denn vor uns donnert bereits der gleichnamige Sulzenaufall in die Tiefe.
Auch dort kommen wir nah heran. Der steile Weg verläuft in engen Serpentinen ganz nah an der spritzenden Gischt. Und ganz ehrlich: Das tut zu diesem Zeitpunkt der Tour richtig gut. Denn bis hier her bin ich schon ordentlich ins Schwitzen gekommen.
Abstecher zur Blauen Lacke
Einige Höhenmeter geht es noch bergauf bis zur Sulzenau Hütte. Dort könnt ihr auf ein kühles Getränk und eine Mahlzeit einkehren. Für uns folgt ab der Hütte ein kurzer Abstecher zur Blauen Lacke. Wir wandern über eine schmale Brücke hinweg und stehen rund 20 Minuten später vor dem leuchtend blauen Bergsee.
Das ist wahrlich eine Perle. Eingebettet zwischen Bergflanken, die zum Teil noch schneebedeckt sind, liegt der glasklare See zu unseren Füßen. Auf der anderen Uferseite wechseln sich pink blühende Alpenrosen mit aufgestapelten Steinmännchen ab. Das ist definitiv ein Ort, an dem ihr die Kamera zücken solltet, wenn ihr es bisher noch nicht getan habt.
Gigantischer Blick auf den Sulzenauferner
Haltet die Kamera am besten in der Hand. Denn das letzte Stück bis zum sogenannten Gletschertor vergeht wie im Flug. Zack. Plötzlich stehen wir vor dem eindrucksvollen Sulzenauferner. Steil erhebt er sich über unseren Köpfen. Die Mischung aus Eis und Fels wirkt schroff, wild, ursprünglich.
Unter der massiven Eisflanke hat sich ein riesiger See geformt. Der ist im Frühsommer noch teilweises gefroren. Riesige Eisschollen schwimmen auf der türkisleuchtenden Wasseroberfläche. So könnte es auch in Alaska aussehen, schießt es mir durch den Kopf. Die Szenerie ist gigantisch und ich kann kaum fassen, dass wir noch kurz vorher über leuchtend grüne, blühende Almwiesen spaziert sind.
Fazit
Genau diese Kontraste sind es, die die Tour so spannend machen. Es ist erstaunlich, wie abwechslungsreich die Wanderung ist. Ihr folgt dem Wasser in all seinen verschiedenen Formen. Zurück geht es übrigens über den selben Weg.
Alternativ könnt ihr auch noch eine Schippe draufsetzen und hinter dem Gletschertor über das Peiljoch aufsteigen. Das ist ein Teilstück des Stubaier Höhenwegs und so kommt ihr zur Dresdner Hütte und zur Mittelstation der Eisgratbahn. Dann könntet ihr noch auf den Stubaier Gletscher hinauffahren. Für den Weg bis zur Seilbahnstation solltet ihr allerdings nochmals rund 1-1,5 Stunden Gehzeit einplanen. Außerdem solltet ihr schwindelfrei und trittsicher sein.
Lage
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