Von weiter weg sehen die weißen Häuschen wie eine Ansammlung von Zelten aus. In Wirklichkeit sind die sogenannten Trulli in Alberobello aber massive Steinbauten. Allerdings wirkt es trotzdem so, als spazieren wir geradewegs durch eine Fantasiestadt oder Filmkulisse hindurch. Kaum zu glauben, dass in der italienischen Stadt in Apulien tatsächlich Menschen leben. So kann ich es kaum erwarten, mal einen Blick in das Innere eines Trullo zu werfen.
Lohnt sich ein Ausflug nach Alberobello?





Alberobello ist eine Kleinstadt im Süden Italiens in der Region Apulien. Die Stadt liegt im Inland, etwa 50 km südwestlich von Bari. Mit nur 12.000 Einwohnern ist Alberobello nicht besonders groß. Allerdings wurde die Ortschaft durch die Ansammlung der Trulli überregional bekannt.
Die idyllisch wirkenden Rundhäuser mit ihren Dächern, die an Zipfelmützen erinnern, sind Teil des UNESCO Weltkulturerbe. Trulli werden aus Naturstein erbaut, haben dicke Wände und nur kleine Fenster. Durch diese Bauweise hat sich die Bevölkerung vor der Sommerhitze in Süditalien geschützt. Im Winter hat der Effekt genau anders herum funktioniert, und die Wärme im Inneren länger gespeichert.
Fototipp: Ein toller Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen, ist die Terasse Santa Lucia. Hier könnt ihr die Trulli gut von oben ablichten. Ansonsten jagt hier ein Fotomotiv das nächste. Jedes Trullo für sich ist super fotogen. Für unterschiedliche Motive solltet ihr jeweils die Details fokussieren.
Anreise nach Alberobello
Lage: | Provinz Bari, Apulien |
Einwohner: | ca. 10.000 |
Größtes Trullo: | Trullo Sovrano |
Auszeichnung: | UNESCO-Weltkulturerbe |
Beste Reisezeit: | ganzjährig |
Von Bari, der Hauptstadt Apuliens, solltet ihr euch auf rund 1 Stunde Fahrt einstellen. Wir sind mit dem Bus angereist. Vom Bahnhof in Bari pendeln Reisebusse etwa im zweistündigen Rhythmus ins nahegelegene Alberobello. Der Bus, den wir genommen haben, hat unterwegs nur einen Stopp gemacht, ansonsten sind wir durchgefahren. Damit war die Anreise sehr komfortabel und auch verhältnismäßig kostengünstig. Es ist ratsam, die Tickets vorab online zu buchen.
Allerdings konnten wir uns nicht auf die Location-Tags der Bushaltestellen bei Google Maps verlassen. In Bari startet der Bus hinter dem Bahnhof, also nicht auf der Seite, die zur Innenstadt zeigt. In Alberobello hält er ebenfalls am Bahnhof, diesmal aber davor. Die Ortsmarkierung bei Google liegt etwa drei Straßenkreuzungen entfernt (Stand 2023), was gerade bei der Rückfahrt zu ein bisschen Unbehagen geführt hat, ob der Bus nun wirklich wieder am Ausgangspunkt hält.
Alternativ könnt ihr natürlich auch per Mietwagen oder mit dem eigenen PKW anreisen. Dann spart ihr euch gegebenenfalls den Fußweg von 10 Minuten, den wir vom Bahnhof noch zur Trulli-Innenstadt zurückgelegt haben, müsst dafür aber eine Parkfläche finden. Die engen Gassen zwischen den Trulli sind größtenteils autofrei.
Erster Blick auf die weißen Häuschen
Schon aus dem Busfenster kann ich das eine oder andere Trullo am Straßenrand ausmachen. Trotzdem bin ich nicht auf den Blick eingestellt, der mich in Alberobello erwartet. Am Bahnhof ist noch nichts von der besonderen Architektur zu sehen. Ein paar Meter weiter, auf der Aussichtsterrasse der Santa Lucia, sieht es dann ganz anders aus. Vor uns liegen unzählige Trulli. Auf dem gesamten Gegenhang sind nur weiße, runde Häuschen mit kegelförmigen Dächern zu erkennen. Ich wusste zwar, dass es hier einige geben soll, aber dass Teile der Stadt nur aus Trulli bestehen, überrascht mich dennoch.
Obwohl die Dächer aus massiven Steinen bestehen, wirkt es, als schauen wir geradewegs auf eine Zeltstadt hinab. Wir genießen den Blick eine Weile, zücken die Handys, um etliche Fotos zu schießen und gehen dann näher ran. Es ist ein bewölkter Tag im April und gegen Nachmittag ist sogar Regen angesagt. Dadurch ist die Stadt heute verhältnismäßig leer. An sonnigen Tagen in der Ferienzeit soll es hier deutlich trubeliger zugehen.
Spaziergang durch die engen Gassen
Nehmt euch ausreichend Zeit, den urigen Ort zu erkunden. Wir schlendern durch Straßen mit Kopfsteinpflaster und haben Glück, in den meisten Gassen nahezu alleine unterwegs zu sein. Allerdings hat das Wetter auch einen Nachteil: Bei Regen wird der Untergrund super rutschig, dann ist Vorsicht geboten. Vor allem, weil der Ort am Hang liegt. Ich bin dankbar, nicht auf die Sandalen, sondern auf Schuhe mit guter Profilsohle zurückgegriffen zu haben.
Rechts und links von uns liegen etliche kleine Hauseingänge. Jedes Trullo ist für sich gesehen nicht sehr groß. Die Türen sind auch eher niedrig angesetzt. Und fast alle Häuser sind mit schönen Motiven und kleinen Deko-Elementen verziert. Selbst die Dächer sind teilweise mit Symbolen verziert. Sie sollten wohl vormals den Bewohnern Schutz, Gesundheit, Glück, etc. zusichern. Alles wirkt liebevoll, sauber und gut in Schuss.
In einige Trulli kann man sogar einen Blick ins Innere werfen. Das geht zum Beispiel in den zahlreichen Shops, in denen manchmal nur Souvenirs und an anderer Stelle Kunsthandwerk oder andere handgemachte Schätze verkauft werden. Außerdem gibt’s einige Feinkostgeschäfte und Cafés und wir probieren uns durch den lokalen Wein. Auch dafür lohnt es sich, nicht mit dem Auto anzureisen.





Einblick in Trullo-Museum und Trullo-Kirche
Allerdings geben die Shops natürlich keinen Einblick in das echte Leben in einem Trullo. Deshalb gibt es vor Ort auch ein Museum. Da lohnt es sich, das Trullo Sovrano zu besuchen. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert und eine Besonderheit ist, dass es sich über zwei Etagen erstreckt. Im Inneren gibt es eine Treppe ins Obergeschoss und hier könnt ihr sehen, wie die Menschen früher gelebt haben. Die Einrichtung und Raumaufteilung der damaligen Zeit ist beibehalten worden. Es ist, als unternehmen wir eine kleine Zeitreise.
Wenn man die engen Räume mal aus der Nähe sieht, ist es umso erstaunlicher, dass viele der umliegenden Trulli sogar noch bewohnt sein sollen. Zumindest weisen Klingelschilder und gepflegte Hofeinfahrten darauf hin. Allerdings sind einige der schneeweißen Häuschen mittlerweile wohl auch vergrößert und erweitert worden.
Weiter oben, an einem der höchsten Punkte des Rione Monti-Viertels, gibt es dann sogar noch eine Trullo-Kirche. Die Chiesa Trullo di Sant’Antonio erstrahlt in genau demselben Weiß wie all die kleineren Gebäude auch. Es sieht aus, als seien hier verschiedene Trulli ineinander verschmolzen. So fügt sich die Kirche, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, mit ihrer 21 Meter hohen Hauptkuppel perfekt in das Ortsbild ein.
Fazit
Ich würde einen Ausflug nach Alberobello auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich gehe mit guten Erinnerungen und zahlreichen Postkartenmotiven auf meinem Handy nach Hause. Und obwohl man durch die Gassen recht schnell durchgelaufen ist, finde ich es fast schade, nachmittags wieder weiterzufahren. Beim nächsten Mal würde ich mir wohl noch eine Ferienwohnung in einem Trullo (ja, das gibt’s) für eine Nacht mieten. Das ist auch dann empfehlenswert, wenn ihr das Städtchen in Ruhe genießen wollt. Denn dann könnt ihr entweder spät abends oder früh morgens, am besten noch vor 9:00 Uhr, weitestgehend alleine durch die Gassen streifen.
Einzig ein gutes Restaurant habe ich nicht entdeckt. Ich war zwar Essen, aber bin dazu in einem Touri-Lokal eingekehrt und die bestellte Pasta war okay, aber sicher nicht herausragend. All die anderen Gaststätten rundherum, die ich gesehen habe, sahen auch nach typischen Touristen-Kneipen aus. Die Weinbar hingegen war super. Es wird also wahrscheinlich auch ein tolles Restaurant irgendwo geben. Wenn ihr eins findet, teilt es doch gerne in einem Kommentar mit uns.
Falls ihr länger in der Gegend seid, solltet ihr unbedingt noch nach Polignano a Mare, südlich von Bari weiterreisen. Diese Stadt ist auf einer Steilküste direkt am Meer erbaut. Außerdem befindet sich ganz in der Nähe Sassi di Matera, eine der ältesten Städte der Welt.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Webseite: Italien
- Reise- und Sicherheitshinweise: Italien
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