Schon vom Berliner Hauptbahnhof aus sehe ich es: Eine futuristische Kuppel überragt das historische Reichstagsgebäude. Das wirkt beinahe so, als wäre ein gläsernes Raumschiff auf dem Sitz des Deutschen Bundestages gelandet. Ein besonderes Erlebnis ist es, den Plenarsaal von innen zu sehen und in der Glaskuppel ganz nach oben zu laufen. Sagenhafte Ausblicke über die alte und neue Mitte Berlins eröffnen sich mir bei Tag und bei Nacht. Begleitet mich beim Besuch des altehrwürdigen Berliner Reichstags, der heute ein Symbol des demokratischen Deutschland ist!

Lohnt sich ein Besuch des Reichstagsgebäudes in Berlin?

Als der Reichstag Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, herrschte in Deutschland noch ein Kaiser. Die eindrucksvolle Fassade mit monumentalen Säulen, Türmen und Giebeln nimmt Bezug auf die Antike und die Renaissance. Trotzdem ist der Berliner Reichstag im Inneren ein zeitgenössisches Bauwerk. Es ist ganz darauf abgestimmt, die Sitzungen des Deutschen Bundestages so transparent wie möglich abzuhalten. Nach vorheriger Anmeldung konnte ich bei einer Führung den Plenarsaal besuchen.

Für mich war die spektakuläre Glaskuppel eine absolute Überraschung. Sie ist einfach geniale Architektur. Beinahe psychedelisch waren von oben die Ausblicke auf die farbigen Lichter Berlins an einem winterlichen Abend. Dieses Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt müsst ihr einfach besucht haben.

Fototipp: Die Licht- und Schattenspiele in der Glaskuppel ergeben besonders bei Sonnenschein ziemlich interessante Fotomotive. Tagsüber ist ein ständiges Kommen und Gehen und Gewusel in der Kuppel. Das steigert die Effekte noch. Von der Dachterrasse aus ist der Blick über Berlin ungestört und reicht bei guter Sicht bis zum Stadtrand. Im Inneren dürft ihr übrigens nur für private Zwecke fotografieren.

Anreise zum Berliner Reichstag

Lage:Platz der Republik, Berlin-Tiergarten
Erbaut:1884–1894
Architekt:Paul Wallot
Führungen:nach Voranmeldung
Eintritt:frei (Personalausweis notwendig)

Zu Fuß kommt ihr vom Hauptbahnhof in etwa 15 Minuten zum Reichstagsgebäude. Dabei überquert ihr die Spree und passiert das Bundeskanzleramt.

Eine andere Möglichkeit ist der Spaziergang ab dem S-Bahnhof Friedrichstraße. Ihr lauft an der Spree entlang und richtet euch nach dem Wegweiser „Reichstagsufer“. Vom Brandenburger Tor aus ist der Weg am kürzesten, dort gibt es eine unterirdische S-Bahn-Station. Die Reichstagskuppel bietet schon von fern eine gute Orientierung.

Ihr könnt auch mit dem Bus direkt zum Reichstag fahren. Die Linie 100 verbindet den Alexanderplatz mit dem Bahnhof Zoo. Sie hält direkt vor dem Besucherpavillon, die Haltestelle heißt „Reichstag/Bundestag“.

Besuch des Reichstagsgebäudes unbedingt anmelden

Der Deutsche Bundestag ist die Legislative der Bundesrepublik Deutschland. Hier werden Debatten abgehalten und Gesetze beschlossen. Die Transparenz des Parlaments gehört zu den Grundbedingungen der Demokratie. Deshalb ist der Besuch des Deutschen Bundestages durch die Bevölkerung grundsätzlich erwünscht und kostenfrei. Sehr viele Schulklassen und Reisegruppen kommen zum Berliner Reichstag. Dieser wird von bis zu 3 Millionen Menschen pro Jahr besucht.

Notwendig ist, dass man im Vorfeld ein Online-Formular ausfüllt sowie das Datum und die Uhrzeit des Einlasses bucht. Dies gilt insbesondere dann, wenn ihr das Innere im Rahmen einer Führung erkunden oder einer Plenarsitzung als Gast beiwohnen wollt. Ihr bekommt nur dann Zutritt in das Reichstagsgebäude, wenn ihr einen Personalausweis dabei habt. Das Prozedere der Sicherheitschecks entspricht dem auf einem Flughafen.

Wenn ihr nur auf die Kuppel wollt, könnt ihr auch noch vor Ort im Pavillon einen kurzfristigen Termin buchen, je nach Verfügbarkeit. Der Deutsche Bundestag und die Glaskuppel sind barrierefrei zugänglich. Die Öffnungszeiten variieren und gelten maximal von 8 Uhr bis 21.45 Uhr. Ein Besuch der Kuppel kann aber auch aus Sicherheitsgründen kurzfristig storniert werden.

Grandioser Ausblick von der Glaskuppel des Reichstags

Am Fuße der 23,5 Meter hohen Kuppel gibt es eine Dachterrasse mit grandiosem Ausblick. Betretet ihr dieses von Norman Foster geschaffene neue Wahrzeichen Berlins, könnt ihr zunächst eine Ausstellung zur Geschichte des Reichstags anschauen.

Das absolute Highlight ist es dann, die spiralförmige Rampe hinaufzugehen. Ein vor Ort ausleihbarer Audioguide hilft euch dabei, die Gebäude in der Umgebung zu erkennen. Man sieht das Bundeskanzleramt, das Brandenburger Tor, den Fernsehturm, den Gendarmenmarkt, die Siegessäule und vieles mehr.

Die Glaskuppel mit ihren Spiegeln, die das Tageslicht ins Parlamentsgebäude hinunter reflektieren, wirkt sehr futuristisch. Besonders faszinierend fand ich den Besuch an einem winterlichen Abend. In der Dunkelheit hatte ich wirklich das Gefühl, in einem Raumschiff zu sein und über den Dächern Berlins zu schweben.

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Geschichte des Reichstagsgebäudes

Im Deutschen Kaiserreich ab 1871 entschied vor allem der Monarch, wo es politisch lang ging. Die Parlamentarier des Reichstages hatten nur begrenztes Mitspracherecht. Frauen konnten weder gewählt werden noch selbst wählen.

Nur widerwillig stimmte der Kaiser dem Plan zu, ein repräsentatives Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Berlin zu bauen. 1894 war der Reichstag mit seinen vier Ecktürmen und der damaligen Kuppel aus Stahl und Glas fertiggestellt. Die Fassadenskulpturen und Reliefs stammen aus dieser Zeit.

Weimarer Republik und Reichstagsbrand

Bis heute prangt am Portalgiebel der Spruch „Dem deutschen Volke“. Er wurde nach langem Widerstand des Kaisers erst 1916 angebracht. Die Bevölkerung hatte jedoch erst ab dem 9. November 1918 wirklich etwas zu sagen, als Philipp Scheidemann von einem Balkon des Reichstags die Republik ausrief.

Hitzige Debatten fanden in der Zeit der Weimarer Republik hier statt. 1933 entmachteten die Nazis das Parlament mithilfe des Ermächtigungsgesetzes – ein Großteil der noch demokratisch gewählten Abgeordneten stimmte dem sogar zu.

Kurz zuvor war der Plenarsaal ausgebrannt. Die neuen Herrscher beschuldigten zwar einen holländischen Kommunisten, haben aber vielleicht selbst Brandstiftung begangen. Das Scheinparlament der Nazi-Diktatur tagte anderswo und während des Zweiten Weltkriegs ging die Zerstörung des Reichstagsgebäudes weiter.

Berliner Mauer und Wiedervereinigung

Während der deutschen Teilung verlief die Berliner Mauer direkt hinter der Ostfassade des Reichstags. Das unmittelbar benachbarte Brandenburger Tor war unerreichbar. Mit der Wende fiel die Mauer und die Idee, den Reichstag wieder zum deutschen Parlamentssitz zu machen, nahm Gestalt an.

Bonn wurde als Bundeshauptstadt von Berlin abgelöst und der Reichstag sollte umfassend saniert und umgebaut werden. Doch zuvor ließen Christo und Jeanne-Claude den Reichstag im Jahre 1995 verhüllen. Dieses Kunstereignis ist bis heute legendär.

Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude

Norman Foster wurde damit betraut, dem Inneren des traditionsreichen Gebäudes ein modernes Antlitz zu verleihen. Die gläserne Kuppel wurde sein Meisterwerk. Doch errichtete er sie eher widerwillig und nach der Grundidee eines anderen Architekten, Gottfried Böhm.

Seit 1999 tritt der Deutsche Bundestag im Berliner Reichstagsgebäude zusammen. Durch die Glaskuppel fällt Tageslicht in den Plenarsaal, der durch Debatten und Beschlüsse mit Leben erfüllt wird – und durch die Besuche der Bevölkerung.

Führungen durch das Reichstagsgebäude

Es gibt verschiedene spezialisierte Führungen durch das Innere des Reichstagsgebäudes. Auf allgemeinen Hausführungen seid ihr der Parlamentsgeschichte auf der Spur. Außerdem gibt es kindgerechte Familienführungen.

Bei Kunst- und Architekturführungen (vor allem am Wochenende) werden euch Werke aus der Kunstsammlung des Bundestages erläutert. Dazu gehören Arbeiten von Gerhard Richter, Georg Baselitz, Jenny Holzer und vielen mehr. Kontrovers diskutiert wurde die Arbeit von Hans Haacke, der mit seinem monumentalen Schriftzug „Der Bevölkerung“ den Begriff des „Deutschen Volkes“ kritisch hinterfragt.

Bei Führungen habt ihr auch die Chance, Spuren der Vergangenheit zu besichtigen. Beispielsweise haben sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg Graffiti im Mauerwerk der Reichstagsruine hinterlassen. Eine Online-Anmeldung ist für Führungen notwendig. Je früher ihr dran seid, desto freier seid ihr bei der Wahl des Termins.

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Fazit

Ein Besuch des Berliner Reichstags lohnt sich unbedingt und ist noch dazu kostenlos. Es erfordert nur etwas Organisation und eine Anmeldung im Vorfeld. Die Glaskuppel ist ein absolutes Must-See. Ein schöner Abschluss eures Besuches im Reichstag wäre es, im Restaurant Käfer mit seinem herrlichen Dachgarten einzukehren. Aber aufgepasst: Auch hier müsst ihr euch vorab anmelden!

In der Nähe des Reichstagsgebäudes befinden sich auch das Brandenburger Tor, die Prachtstraße Unter den Linden oder der geschichtsträchtige Bahnhof Friedrichstraße. Es passt außerdem hervorragend, einen Besuch des Reichstags mit einem Spaziergang im neuen Regierungsviertel an der Spree zu verbinden oder euch gleich im unmittelbar benachbarten Tiergarten zu erholen.

An die Opfer der Berliner Mauer erinnern das Mauer-Mahnmal und der Gedenkort „Weiße Kreuze“, der sich an der Straße zwischen Reichstag und Brandenburger Tor befindet. Weiter südlich schließt sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas an. Ein wirklich historisches Viertel.

Lage

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