Auf der Île Sainte-Marguerite kann man hier dem Trubel der Côte d’Azur entgehen, etwa beim Wandern durch den wunderschönen Pinienwald oder beim Schwimmen in einer der einsamen Buchten. Und auch Kulturfans kommen auf ihre Kosten, denn die Île Sainte-Marguerite hat eine einzigartige Geschichte. Ich mache all das bei einem Rundweg über die Mittelmeer-Insel.

Lohnt sich der Rundweg über die Île Sainte-Marguerite?

Die Île Sainte-Marguerite ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. In der Vergangenheit war sie ein Militärstützpunkt und eine Gefängnisinsel, auf der der wahrscheinlich berühmteste Gefangene der französischen Geschichte eingesperrt war. Sie gehört zur Îles de Lérins, einer Inselgruppe direkt vor Cannes, die mit der Fähre gut erreichbar ist. Bei einem Tagesausflug dort kann man nicht nur wandern und schwimmen, sondern auch in die faszinierende Geschichte der Insel eintauchen.

Die Île Sainte-Marguerite ist 3,2 Kilometer lang, aber nur 900 Meter breit. Sie ist komplett flach, hat im Inselinneren einen Pinienwald und am Rand viele Strände und Buchten. Ich mache einen 4,9 Kilometer langen Rundweg, der ohne Pausen etwa anderthalb Stunden dauert.

Fototipp: Das beste Foto könnt ihr am Fort Royal machen. Oben auf dem Turm, direkt an einer alten Kanone, habt ihr den perfekten Blick auf Cannes. Auch im Eco-Museum könnt ihr mit einer kleinen Actionkamera von den Figuren spektakuläre Fotos unter Wasser machen.

Anreise zur Île Sainte-Marguerite

Lage:Südlich von Cannes
Anreise:Fähre ab
Hafen Cannes
Länge:4,9 km
Gehzeit:1:15 h
Must-See:Fort Royale

Auf die Insel kommt ihr nur mit der Fähre ab Cannes. Über die südfranzösische Gemeinde mit knapp 75.000 Einwohnern redet man vor allem im Mai, wenn dort die Internationalen Filmfestspiele stattfinden. Ein Besuch lohnt sich aber das ganze Jahr über, wie an so vielen Orten hier in der Region: lange Strandpromenaden, eine alte Festung, viele „Boulangerie artisanale“ – Bäckereien, in der noch selbst gebacken wird. Da mache ich einen Stopp für mein Picknick auf der Île Sainte-Marguerite. Es lohnt sich, ein paar Baguettes und Pain-au-Chocolats dabeizuhaben, denn auf der Insel selbst gibt es bloß zwei Restaurants und einen Kiosk, der weitaus teurere Sandwiches anbietet.

Es ist früh am Morgen. Noch ist es in den engen Gassen mit den bunt bemalten Fassaden relativ ruhig. Der Hafen liegt im Süden von Cannes. Die Fähren legen hier an und die Tickets zur Insel gibt es hier auch. 16 Euro kosten Hin- und Rückfahrt zusammen. Die Fähre startet im Sommer von 7:30 Uhr an immer zur vollen und halben Stunde. In der Wintersaison sind etwas weniger Fähren unterwegs. Die Rückfahrt ist immer zur vollen Stunde möglich, spätestens um 19 Uhr. Hier könnt ihr euch übrigens auch für die Île Saint-Honorat entscheiden, eine Klosterinsel, die ebenfalls zur Inselgruppe Îles de Lérins gehört.

Das Leben an der Côte d’Azur spielt im Freien

Die Fähre ist schon abfahrbereit. Zum Glück habe ich einen Sonnenplatz erwischt. Rund zwanzig Minuten dauert die Fahrt, bis zu 300 Passagiere können stündlich überfahren. Wir erreichen den Hafen schnell. Das Meer glitzert im Sonnenlicht – azurblau, wie der Name verspricht.  Ich sehe die Festung schon vom Boot aus. Die Tagestouristen machen sich zum Aufbruch bereit, der Kapitän sagt uns per Lautsprecher noch einmal, wann die Fähren zurückfahren.

Ich möchte heute einen Rundweg machen, der mich an allen wichtigen Highlights vorbeiführt. Ich starte nach links, entlang der Nordküste, komme vorbei am Sandwich-Shop und an dem günstigeren der beiden Restaurants: Im L’Escale kostet ein Mittagessen zwischen 15 und 30 Euro. Vor allem gibt es Fisch. Direkt dahinter liegt das winzige Dorf: 15 kleine Häuser mit großen Gärten. Zwischen Kakteen, violetten, gelben und blauen Blumenranken sitzt eine Gruppe älterer Franzosen beim Aperitif zusammen. Einer von ihnen hat das Haus in dritter Generation geerbt. Früher lebten hier nämlich Fischer, weil die Bestände besser sind als auf dem Festland. Nach der letzten Fähre um 19 Uhr haben sie Sainte-Marguerite ganz für sich. Kinos und Bars gibt es hier natürlich nicht, dafür hat aber jeder ein Boot, Gesellschaftsspiele und Laufschuhe. 

Ich darf ein Blick in eines der Häuser werfen. Es ist etwa 50 Quadratmeter groß und sehr einfach gehalten: Zwei winzige Zimmer mit Stockbetten und eine Toilette gibt es hier, die Küche und die Dusche sind außerhalb. Das Leben an der Côte d’Azur spielt sich vor allem draußen ab.

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Der Mann mit der eisernen Maske

Am Rande des Dorfes liegt das Fort Royal, eine Burg aus dem 17. Jahrhundert, die damals als Staatsgefängnis diente. Der berühmteste Gefangene war der Mann mit der Eisernen Maske, der nach Anweisung des französischen Königs Ludwig der 14. dazu gezwungen wurde, sein Gesicht unter einer Maske zu verbergen. Der „Mann mit der eisernen Maske“ lebte elf Jahre im Fort Royal, ehe er Ende des 17. Jahrhunderts in die Pariser Bastille umsiedeln musste und dort im Jahr 1703 verstarb. Wer er war und warum er eingesperrt wurde – das ist bis heute unklar. 

Im Fort Royal auf der Île Sainte-Marguerite kann man noch die leere Zelle besichtigen. Die ist nicht besonders aufschlussreich, aber es ist toll, einmal dagewesen zu sein. Außerdem wird die Geschichte des Gefangenen und des Forts noch einmal sehr gut auf allen Sprachen erklärt. Deutsch ist auch dabei. Der Eintritt ins Fort Royal kostet 6 Euro und man kommt damit auch ins archäologische Museum im selben Gebäude. 

Das Eco-Musée: Museum unter Wasser

Ich übersehe die Treppe fast, die nur wenige Meter hinter dem Fort Royal zum Restaurant „La Guerite“ führt. Palmen, weiße Schirmchen, tiefblaues Meer, gut gekleidete Gäste. Bei Livemusik isst man hier Hummer, Garnelen und Trüffelpasta zu ordentlichen Preisen und genießt den Blick auf Cannes und die vielen Yachten im Wasser. Ein spontanes Essen bekommt man ohne Reservierung kaum. Aber ich bin ja versorgt. Oben gibt es einen Picknickplatz unter Pinien. 

Nach dem Mittagessen quere ich die Insel Richtung Südküste, die weit felsiger ist als der Norden. In den kleinen Buchten sitzen einige Leute in Gruppen. Kaum jemand badet, denn das Meer ist heute ungewöhnlich unruhig.

Mit ein bisschen Mut und der entsprechenden Ausrüstung kann man an der Südküste das Eco-Musée besichtigen, eine Arbeit des Künstlers Jason deClaires Taylor. Fünf Meter im Wasser stehen sechs Skulpturen aus neutralem Material, Gesichter von vier Frauen und zwei Männern aus Cannes. Das Material begünstigt die Ansiedlung von Algen, Korallen und Muscheln. Das Eco-Musée soll sich so in die Natur einfügen und sich gemeinsam mit ihr entwickeln. Der Besuch ist kostenlos, man muss nur den richtigen Ort finden und abtauchen.

Ich begnüge mich mit einem Blick übers Wasser. 1500 Meter Mittelmeer trennen die Südküste der Île Sainte-Marguerite von der Île Sainte-Honorat, der nächstgrößeren der Îles de Lérins. Es gibt noch ein paar weitere kleine Inselchen, die aber nicht von Fähren angesteuert werden. Auf dem schmalen Meeresstreifen zwischen den Inseln dümpeln bei normalem Wellengang Yachten herum. 

Die bewegte Geschichte der Île Sainte-Marguerite

Ich gehe nun in westliche Richtung bis zum „Point du Dragon“, einer niedrigen Aussichtsplattform, auf dem man auch noch einmal die gesamte Geschichte der Île Sainte-Marguerite nachlesen kann. Nach dem Mann mit der eisernen Maske wurden im Fort Royal protestantische Priester eingesperrt, auch einige Adlige und später im 19. Jahrhundert algerische Kolonialgefangene. 

In der Zeit, in der die Insel kein Gefängnis war, war sie ein Stützpunkt und wurde in verschiedenen Kriegen von verschiedenen Parteien eingenommen. Die Insel ist strategisch gut gelegen auf dem Seeweg zwischen Italien und Spanien und war deswegen sehr begehrt. Man findet altgriechische und römische Spuren, im 30-jährigen Krieg kamen die Spanier, die dann von den französischen Truppen besiegt wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Inseln von Italienern und schließlich von Deutschen besetzt. Ein deutscher Bunker ist übriggeblieben, ebenso wie eine spanische Ruine. 

Fazit

Ich bin fast am Ende des Rundwegs angekommen. Ich gehe wieder gen Norden und komme an einem wunderschönen Sandstrand vorbei – das ist eher selten an der Côte d’Azur. Direkt dahinter liegt der Hafen. Bevor ich zurückfahre, ist jetzt endlich Zeit zum Baden.

Die Île Sainte-Marguerite ist ein beliebtes und lohnendes Reiseziel, schließlich gibt es hier keine Autos und eine fast unberührte Natur. Etwa 200.000 Besucher kommen jedes Jahr zu diesem kleinen Paradies. Ob Geschichtsfan, Kulturliebhaber, Outdoor-Sportler oder Gourmet – hier ist für jeden etwas dabei. 

Lage

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