Die marokkanische Kleinstadt Chefchaouen bietet eine tolle Fotoecke nach der nächsten. Die blauen Gässchen mit den bunten Blumentöpfen und Pflanzen, verschiedenen Waren wie Keramiken, Teppiche, Farbpulver oder Seifen und bunt verzierten Haustüren mit ihren Briefkästen sind wunderschön. Die ganze Stadt erinnert mich an einen Traum aus 1001 Nacht und lässt mich im wahrsten Sinne des Wortes ein blaues Wunder erleben.
Chefchaouen: Lohnt sich ein Besuch?
Die blaue Stadt liegt mitten im Rifgebirge im Norden Marokkos. Das Rifgebirge ist der nördliche Ausläufer des 350 km langen Atlasgebirges, das Marokko durchquert und auch Marrakesch weiter im Süden des Landes eine atemberaubende Berg-Kulisse beschert. Chefchaouen ist mit ca. 45.000 Einwohnern zwar eine Kleinstadt, in der allerdings in den Sommermonaten die Touristenströme nicht abreißen. Kein Wunder, das Städtchen versprüht viel Charme und die traditionelle Küche ist sogar Teil des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.
Ihr fragt euch sicherlich, warum die Stadt denn blau ist? Der Ursprung ist nicht ganz geklärt, aber wenn man durch Marokko reist, wird schnell klar, dass Marokkaner ein sehr abergläubisches Volk sind. Unter den Einwohnern Chefchaouens wird zumindest erzählt, dass die blaue Farbe vor bösen Geistern und großem Unheil schützen soll. Bleibt nur noch die Frage, warum sich die Farbe dann nur hier so deutlich durchgesetzt hat.
Instatipp: Nimm ein bisschen Kleingeld mit. Die Bewohner der am schönsten dekorierten Treppen und Gässchen verlangen Geld für das Fotomotiv. Für viele Marokkaner ist der kleine Obolus extrem viel Geld, das sie gut gebrauchen können. Ansonsten gibt es aber auch viele andere Foto-Motive, die kostenlos sind.
Anreise nach Chefchaouen
Der nächstliegende Flughafen von Chefchaouen ist in Tétouan, allerdings wird dieser nicht direkt aus Deutschland angeflogen und die Flüge dorthin sind viel teurer. Tanger, auch nur 85 Kilometer entfernt, ist die nächste Stadt mit einem Flughafen, der auch zu erschwinglichen Preisen aus Europa angeflogen wird.
In Tanger lohnt sich auch ein kleiner Abstecher in die Medina, also in die Altstadt, und zum Meer. Es fahren regelmäßig und mehrmals täglich größere Überlandbus-Unternehmen oder kleinere Buslinien von Tanger nach Chefchaouen. Die Route nach Chefchaouen führt über teils sehr verlassene Straßen und kurvenreiche Strecken mitten ins Rif-Gebirge. Wem leicht schlecht wird, der sollte für diese Strecke mit Reisemedizin vorplanen.
Alternativ könnt ihr auch einen Tagesausflug oder einen zwei- bis dreitägigen Aufenthalt von Fes aus planen. Die beliebte Stadt, die auf keinem Marokko-Trip fehlen darf, ist nur etwa 140 Kilometer entfernt und auch dieser Flughafen wird häufig aus Europa angeflogen. Auch von hier fahren regelmäßig Busse in etwa vier Stunden nach Chefchaouen. Es gibt überall örtliche Busterminals, wo ihr am zuverlässigsten eure Verbindungen tagesaktuell buchen könnt.


Unterkunft in der Medina im Voraus buchen
Der Altstadt-Kern einer arabischen (oft nordafrikanischen) Stadt wird als Medina bezeichnet. Diese ist häufig so eng bebaut, das sie nicht von Autos befahren werden kann. So ist es auch in Chefchaouen. Es sind einige Mofas, Roller oder Esel im Zentrum unterwegs. Bestes Fortbewegungsmittel für Touristen sind die eigenen Füße. Um alles in Reichweite zu haben, empfiehlt sich deshalb eine Unterkunft in der Medina.
Lage: | Nordmarokko, Rif-Gebirge |
Höhenlage: | 565 m |
Beliebtes Getränk: | Pfefferminztee |
Empfohlene Reisedauer: | 1-3 Tage |
Beste Reisezeit: | Frühling-Herbst |
Wer keine Lust hat bei der Ankunft am Busbahnhof all die Leute abzuwimmeln, die einem eine Unterkunft anbieten wollen, der kommt am besten schon mit einer Zimmerbuchung in der Hand an. So wird man die geschäftstüchtigen Marokkaner am ehesten wieder los und hat dabei noch nicht mal gelogen oder jemanden angemault.
Viele bieten auch einfach an, die Touristen zur gebuchten Unterkunft zu begleiten und den richtigen Weg durch das Gassengewirr der Medina zu zeigen. Für diesen Dienst möchten die meisten aber am Ende gern bezahlt werden. Sie freuen sich auch über sehr kleine Beträge. Wer nicht allzu knapp bei Kasse ist und ein paar Euro abdrücken kann, leistet hier einen hilfreichen Beitrag.
Manche freuen sich aber auch aus Neugier an dem Fremden oder aus reiner Gastfreundschaft daran, zu helfen und einen zu begleiten. Bei diesen Begegnungen kann man wahre Wunder erleben, wenn man diesen Menschen freundlich und offen gegenübertritt, ihren Status quo im Hinterkopf behält und sie nicht von vorn herein als Bettler abstempelt. Das sind nämlich die wenigsten.
Sommer ist die beste Reisezeit für Chefchaouen
Chefchaouen liegt mitten in den Bergen, entsprechend extrem können hier die Temperaturen sein. Im Winter kann sogar viel Schnee liegen, ähnlich wie im Atlasgebirge bei Marrakech. Tage, an denen die Grade unter Null sinken, kommen auch immer wieder vor. Da viele Unterkünfte im Low Budget und Mittelklasse-Bereich nicht über eine Heizung verfügen, empfiehlt sich das Reisen in den Wintermonaten, etwa von November bis März, nur mit sehr warmer Kleidung. Gebt euch keineswegs der falschen Annahme hin, dass es in Marokko immer schön warm ist weil es in Afrika liegt.
Im Sommer sind die Temperaturen in Chefchaouen recht angenehm im Gegensatz zum sonst doch sehr heißen Rest des Landes. Die besten Reisemonate für Chefchaouen sind daher April bis Oktober. Wer Wanderungen in der Umgebung plant, sollte auf jeden Fall festes Schuhwerk im Gepäck haben, am besten richtige Wanderschuhe.




Blau dominiert das Stadtbild
Ich liebe dieses charmante, kleine Städtchen. Schon die Busfahrt dorthin beginnt abenteuerlich, denn ich reise gerne mit den Locals und nicht mit den „Luxuslinern“. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch abenteuerlicher, denn im Bus wird man oftmals in sehr interessante Gespräche mit Einheimischen verwickelt oder erlebt skurrile Dinge, wie zum Beispiel den Transport von Hühnern oder einem Mofa im normalen Kofferraum des Busses.
Allerdings bin ich bei meiner Ankunft zuerst fast schon ein bisschen enttäuscht. Denn die Stadt auf den ersten Blick gar nicht so blau, wie erhofft. Außerhalb der Medina, wo der Busbahnhof liegt, ist die Stadt eher grau-weiß und selbst beim Blick von den umliegenden Hügeln auf die Stadt sind die Gebäude nicht durchgehend blau.
Erst in der Medina selbst ist die Farbe Blau aber definitiv sehr dominant. Das wird gleich beim Betreten der wunderschönen Altstadt deutlich. Und wie überall in Marokko tönen die Gesänge des Muezzins fünf Mal am Tag durch die Gassen. Und hier, mittendrin zwischen den liebevoll dekorierten Häusern und dem regen Treiben, fühle mich gleich richtig wohl.
Chefchaouen ist übrigens auch die Zentrale für das Cannabis Geschäft Marokkos, da dieses in den Bergen des Rifgebirges besonders gut gedeiht. Wundert euch deshalb nicht, wenn es teilweise intensiv danach riecht oder es euch gleich beim Betreten der Stadt schon angeboten wird. Wer Lust hat, sich das mal anzusehen, kann sogar der Einladung auf eine Cannabis-Farm folgen.
Durch die blauen Gassen treiben
Ich liebe es, mich in den verwinkelten Gassen der marokkanischen Medina treiben zu lassen und das zu machen, was einem gerade über den Weg läuft. Das können zum Beispiel Gespräche mit einem Bewohner und einem Verkäufer oder ein leckeres Essen in einem der vielen hübschen Restaurants und Cafés sein. Oder ihr lasst euch in eine spannende Diskussion verwickeln und erfahrt somit einiges über die marokkanische Gepflogenheiten.
Marokkaner sind zwar tief in ihrer Religion und Tradition verankert, der westlichen Kultur und den Touristen aber sehr aufgeschlossen und offen gegenüber, ja sogar sehr neugierig mehr davon zu erfahren. Als wichtige Einnahmequelle werden Touristen sehr behütet und sehr gut behandelt. Der kulturelle Austausch ist hier wirklich unglaublich beeindruckend – wenn man sich nur darauf einlässt.
Ich empfehle, sich einfach mal an einen Platz wie dem Place Outa El Hammam zu setzen und bei einem Pfefferminztee die Menschen zu beobachten und vielleicht ins Gespräch zu kommen. Wer mit einem offenen Auge durch die Straßen geht, kann viel entdecken. Die marokkanische Handwerkskunst zum Beispiel. Die Ledererzeugnisse, Teppiche, Seifen, ätherische Öle, tolle Gemälde, Lampen, Ponchos sind wunderschön.
Der Verkauf dieser Güter ist Lebensgrundlage für ganze Familien, das solltet ihr bei Verhandlungen immer im Hinterkopf behalten. Gleichzeitig solltet ihr auch nie ohne Verhandlungen kaufen, denn die Marokkaner lieben das Feilschen und sehen es fast als Beleidigung, wenn man dies nicht tut. Beim Handeln kommt man auch ganz einfach ins Gespräch, ist man sich sympathisch oder das Geschäft größer, steht einem gemeinsamen Tee nichts mehr im Wege. Dieser traditionelle Handel mit Gütern fühlt sich fast an wie eine Zeitreise in eine längst vergangene Epoche, die bei uns schon lange vorbei ist, in Marokko jedoch noch weiter lebt.
Der Tourismus an sich und der Verkauf von Handwerkskunst an die Touristen ist für viele Menschen die Lebensgrundlage und reicht gerade für ein Leben, das weit von europäischen Standards entfernt ist. Nehmt deshalb unbedingt ein paar Souvenirs mit, nicht aus blindem Konsum, sondern zur Unterstützung der marokkanischen Bevölkerung und als kleines Dankeschön für die Gastfreundschaft.
Wanderung zum Akchour-Wasserfall
Ein Ausflugstipps rundum Chefchaouen ist übrigens der Wasserfall Grand Cascades d’Akchour, der etwa 50 Meter über bizarre Felsformationen in die Tiefe stürzt. Dieser liegt etwa 30 Kilometer von Chefchaouen entfernt. Wer die Wanderung direkt in Chefchaouen selbst startet, muss gut fünf Stunden Zeit einplanen.
Alternativ könnt ihr mit dem Taxi zum Parkplatz in Akchour fahren und so die Wanderung um ca. zwei Stunden abkürzen. Kurz nach dem Parkplatz zweigt sich der Weg nach rechts und links auf. Rechts geht es in ca. 1,5 Stunden zur natürlichen, 25 Meter hohen Felsenbrücke, der Pont de Dieu (französisch für Brücke Gottes). Um zum Wasserfall zu gelangen, müsst ihr den Weg wieder zurückgehen und dann an der linken Abzweigung dem Weg für ca. drei Stunden folgen.
Ausschreibung und Ausbau der Wege sind nicht so gut und nicht immer familienfreundlich. Auf dem Weg findet ihr allerdings immer wieder schöne Wasserbecken, Naturpools und kleinere Wasserfälle, sodass ihr nicht nur mit einem Highlight belohnt werdet.
Fazit
Im Gegensatz zur Stadt-Hektik in Marrakech oder Fes ist Chefchaouen gefühlt eher ein entspanntes Städtchen. Nichtsdestotrotz gibt es viel zu entdecken, vor allem wenn man sich für die marokkanische Tradition und Kultur interessiert und sich ein bisschen Zeit nehmen möchte, tiefere Einblicke in die Stadt und das Leben seiner Bewohner zu gewinnen. Dies funktioniert allerdings am besten abseits des touristischen Place Outa El Hammam.
Wer einfach nur ein bisschen die Altstadt anschauen will, sollte mit einer Übernachtung gut auskommen. Wer auch die Umgebung ein wenig erkunden will und sich wirklich Zeit nehmen will, die Stadt zu genießen und Marokko kennen zu lernen, hier und da einen Pfefferminztee zu trinken oder ein typisches Hammam besuchen will, dem empfehle ich eine Aufenthaltsdauer von mindestens drei Nächten. Die hügelige Umgebung des Rifgebirges um die Stadt herum ist nämlich auch wunderschön und bietet tolle Spaziergänge und Wanderungen, die immer wieder schöne Panoramablicke auf die Stadt bieten.
Lage
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