Ich stehe auf einem kleinen Felsgipfel und blicke hinunter auf den gut besuchten Heuberg. Zwei Wanderer klatschen gerade am Gipfelkreuz ab. Kurz zuvor war ich auch schon dort, aber jetzt genieße ich die Ruhe und meine Gipfeljause auf der Wasserwand. Unter mir liegt das langgezogene Inntal, in der Ferne erblicke ich die schneebedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen. Unsere heutige Rundtour führt über vier Gipfel der Chiemgauer Alpen – mit steilen Anstiegen, kleinen Kletterstellen und grandiosen Ausblicken – perfekt für einen Tag in den Bergen nahe Rosenheim.
Lohnt sich die Wanderung auf den Heuberg?




Der Heuberg ist einer der bekanntesten Gipfel der Chiemgauer Alpen – und das aus gutem Grund. Er bietet eine grandiose Aussicht ins Inntal, ist im Vergleich zu einigen Nachbargipfeln relativ leicht zu erreichen und schon früh im Jahr schneefrei.
Der Aufstieg ist von mehreren Ausgangspunkten aus möglich, und vor allem an sonnigen Wandertagen kann es recht voll werden. Umso lohnender ist die 4-Gipfel-Runde mit den weniger besuchten Gipfeln Kindlwand, Wasserwand und Kitzstein. Wer eine abwechslungsreiche Wanderung mit kleinen Klettereinlagen und Panoramablick sucht, wird bei dieser Tour auf jeden Fall belohnt!
Fototipp: Das beste Foto vom Heuberg mit Inntal-Blick machst du vom Gipfel der Wasserwand aus. Hier hast du einen freien Blick auf den Heuberg-Gipfel, das Inntal und bei guter Sicht bis zu den Zillertaler Alpen. Die besten Lichtverhältnisse für stimmungsvolle Bilder hast du am frühen Morgen oder späten Nachmittag, wenn die Sonne das Panorama in warmes Licht taucht.
Anreise nach Nußdorf am Inn
| Strecke: | 12,5 km |
| Höhenmeter: | 1.047 hm |
| Gehzeit: | 5,5 Stunden |
| Schwierigkeit: | mittel |
| Gipfelkreuz: | 1.338 m |
An Nußdorf am Inn seid ihr sicher schon einmal vorbeigefahren. Wenn ihr von Rosenheim über die Grenze nach Kufstein fahrt, liegt der kleine Ort direkt an der Autobahn – noch auf bayerischem Boden. Von München aus seid ihr bei der Anreise etwa eine Stunde über die Autobahn A8 mit Ausfahrt Brannenburg/Nußdorf unterwegs. Kostenlose Parkmöglichkeiten gibt es an der Festwiese in Nußdorf, dem Startpunkt der Tour.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Anreise etwas umständlicher. Die nächstgelegene Bahnstation ist in Brannenburg, von dort aus fährt ein Bus nach Nußdorf. Allerdings sind die Verbindungen nicht allzu häufig, weshalb die Anreise mit dem Auto aktuell zumindest deutlich praktischer ist.
Aufstieg über den steilen Bichleralm-Steig
Für die Heuberg-Rundtour braucht ihr keine besondere Ausrüstung, aber gutes Schuhwerk ist Pflicht. Wanderstöcke können auf den steilen Abschnitten oder – wie jetzt im Frühling – auf einigen Altschneefeldern hilfreich sein, sind aber kein Muss. Wir starten unsere Tour bei der Festwiese in Nußdorf und folgen zunächst der Landstraße, bevor wir am Waldrand auf den Bichleralm-Steig abbiegen. Hier sehen wir schon die ersten gelben Wegweiser mit der Aufschrift „Heuberg 2,5 Stunden“.
Der Steig ist von Anfang an steil und zieht sich in direkter Linie den Hang hinauf. Mehrmals überqueren wir eine Forststraße. Nach einer kurzen Verschnaufpause an der unbewirtschafteten Bichleralm mit herrlichem Blick ins Tal geht es in steilen Serpentinen weiter hinauf zum Kindlwand-Sattel – dem ersten kleinen Etappenziel der Tour.
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Durch eine schmale Felshöhle zum 1. Gipfel
Hier am Sattel haben wir die Wahl, ob wir direkt nach rechts zum Heuberg weitergehen oder einen kurzen Abstecher zur Kindlwand machen. Wir entscheiden uns für Letzteres und stehen nach wenigen Minuten bereits in sehr steilem, felsigem Gelände. Eine kurze, ausgesetzte Kletterstelle erfordert etwas Geschick, bevor wir durch eine schmale Felshöhle – wie durch ein verborgenes Tor – auf die andere Seite des Berges klettern.
Die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz der Kindlwand auf 1.229 m sind schnell zurückgelegt, und hier haben wir über einen Felsgrat einen spektakulären Blick hinunter nach Nußdorf und zum Inn. Doch lange bleiben wir nicht, denn die Rundtour mit drei weiteren Gipfeln wartet – also geht’s vorsichtig zurück zum Kindlwand-Sattel.
Schönster Ausblick zu schneebedeckten Gipfeln
In etwa 15 Minuten wandern wir nun zum Heuberg hinauf. Am Gipfelkreuz auf 1.338 Metern angekommen, wird schnell klar, warum dieser Berg so beliebt ist: Die Aussicht ins Inntal ist fantastisch! Die vielen Wanderer hier oben bestätigen aber auch, dass der Heuberg längst kein Geheimtipp mehr ist. Deshalb geht es direkt weiter zur Wasserwand.
Ein kurzer, etwas abgespeckter Klettersteig (A/B) führt uns auf die markante Felswand. Oben angekommen, genießen wir die wohl schönste Aussicht der gesamten Tour. Ich blicke in die Ferne, und der Ausblick reicht vom Gipfel des Großvenedigers bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Zillertals. Hier oben ist es ruhiger – der perfekte Ort für eine ausgiebige Gipfelrast und Jause.
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Fazit
Am Rückweg von der Wasserwand steigen wir wieder zum Heuberg ab. Mit einem kurzen Abstecher auf den Kitzstein ist unsere 4-Gipfel-Sammlung dann komplett. Nun geht es über einige rutschige Altschneefelder hinunter zur Deindl-Alm. Kaffee und Kuchen auf der Sonnenterrasse sind der perfekte Abschluss dieser tollen Tour, bevor es auf der teilweise asphaltierten Forststraße gemütlich zurück nach Nußdorf geht. Diese Strecke ist vor allem bei Mountainbikern sehr beliebt und ein cooler Tipp hier in der Region.
Wer noch mehr von den vielseitigen Chiemgauer Alpen sehen möchte, dem empfehle ich die Kampenwand mit ihrem 12 Meter hohen Gipfelkreuz oder den Hochgern mit einer süßen Mini-Kapelle am Gipfel. Lieber mal gemütlicher? Direkt gegenüber vom Heuberg ragt der bekannte Wendelstein mit Sendemasten auf – hier führt sogar eine Zahnrad- und Seilbahn hinauf.
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