Wunderschön! Das ist es, was mir durch den Kopf schießt, als ich mich auf der Aussichtsplattform um 360 Grad drehe. Ich blicke auf eine Welt aus Eis und Schnee. Eine Welt, die gar nicht so weit weg ist, aber doch so unbezwingbar erscheint. Ich stehe am Jungfraujoch oberhalb des Aletschgletschers in der Schweiz. Neben mir ragen die bekannten Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau auf. Und ich befinde mich beinahe auf Augenhöhe mit den Giganten.

Lohnt sich die Bahnfahrt zum Jungfraujoch?

Auf einer Höhe von 3.454 m liegt der sogenannte Top of Europe. Damit ist es natürlich nicht der höchste Punkt Europas, denn der liegt bekanntlich auf dem Gipfel des Mont Blanc. Doch unter der Bezeichnung „Top of Europe“ ist die Bergstation samt Erlebniswelt am Jungfraujoch bekannt.

Oben könnt ihr auf der Sphinx-Aussichtsplattform umgeben von 4.000ern das Panorama genießen. Im Inneren des Gebäudes, das ihr über eine Zahnradbahn erreicht, gibt’s noch mehr zu entdecken. Da ist zum Beispiel der Eispalast mit seinen spiegelglatten Wänden und Böden oder die Alpine Sensation. In dem 250 Meter langen Gang wird über die Schwierigkeiten bei den Bauarbeiten aufgeklärt.

Auch einige Restaurants laden zum Verweilen ein. Zudem befindet sich ein Lindt-Shop in diesen eisigen Höhen und ihr könnt einem virtuellen Chocolatier beim Zubereiten der zartschmelzenden Tafeln und Pralinen über die Schulter blicken. Bevor ihr aber die Schokolade dann selbst genießt, solltet ihr erst noch den Snow Fun Park erkunden. Das Areal ist nur im Sommer geöffnet. Denn selbst in den Sommermonaten liegen die Temperaturen meist unter der Nullgradgrenze.

Lageplan


Alle Attraktionen am Jungfraujoch im Überblick. Zum Vergrößern der Karte bitte auf das Bild klicken.

© Jungfraubahnen

Instatipp: Besonders beeindruckend ist der Blick von der Aussichtsplattform. Allerdings ist es dort meist so kalt, dass die Finger schnell auskühlen. Wer mit dem Smartphone fotografiert sollte also auf jeden Fall Handschuhe mit Touch-Sensoren an den Fingerkuppen einpacken.

Anreise nach Grindelwald und Lauterbrunnen

Die Anreise ist ganz einfach mit der Bahn möglich. Dazu müsst ihr in Interlaken-Ost in die Berner-Oberland-Bahn einsteigen und nach Lauterbrunnen oder Grindelwald fahren. Von Lauterbrunnen bringt euch die Bahn zunächst bis zur Kleinen Scheidegg auf 2.061 m Höhe, wo sich ein großer Umsteigebahnhof befindet. Vor allem im Winter, wenn die Landschaft mit Schnee bedeckt ist, wirkt die Szenerie wie aus einer anderen Welt. Es herrscht ein geschäftiges Treiben, Züge rangieren um und zahlreiche Skifahrer wuseln umher.

Deutlich schneller ist die Auffahrt ab Grindelwald Terminal. Denn hier startet seit dem Winter 2020/21 die neue 3S-Bahn Eiger Express. Die Seilbahn schwebt förmlich an der Eiger-Nordwand vorbei und bringt euch innerhalb von 15 Minuten bis zur Bergstation Eigergletscher. Dort steigt ihr dann in die Jungfraubahn um. Für die Fahrzeit solltet ihr ab Interlaken-Ost ca. 1:40 Std. einplanen.

Es ist empfehlenswert, einen Sitzplatz zu reservieren. Gerade in der Hauptsaison und an den Wochenenden ist die Jungfraubahn erfahrungsgemäß ausgesprochen voll. Auch dann, wenn wir vielleicht keine Ferien haben. Denn die Auffahrt zum Top of Europe ist auch bei asiatischen Ausflugsgästen super beliebt.

Die Preise variieren je nach Saison. Am günstigsten ist das Ticket Anfang November bis Mitte Dezember. Dann kostet eine einfache Fahrt ab Grindelwald 82 CHF. Das macht hin und zurück 164 CHF pro Person. Im Sommer liegt der Ticketpreis bei 214 CHF. Umgerechnet sind das knapp 200 Euro. Günstig ist die Auffahrt mit der Jungfraubahn also nicht. Hier findet ihr die aktuelle Preisliste für 2021.

Mit der Jungfraubahn zum Top of Europe

Höhe:3.454 m
Ticketpreis (hin/zurück):ab 164 CHF
Durchschnittstemperatur:-7,9 Grad
Zeitaufwand:ca. 4 Stunden
Beste Reisezeit:Ganzjährig

Die Jungfraubahn überwindet auf einer Länge von 9,34 Kilometern fast 1.400 Höhenmeter. Davon geht es rund 7 Kilometer durch einen Tunnel, der in den Eiger eingegraben ist. Platzangst sollte man deshalb wohl keine haben. An der Station Eismeer auf 3.160 m Höhe hält die Zahnradbahn für ein paar Minuten. Hier solltet ihr kurz aussteigen und einen Blick auf die grandiose Gletscherwelt mit ihren bläulich, zerfurchten Eisblöcken werfen.

Nach einer schier endlos langen Fahrt komme ich schließlich an Europas höchstgelegener Bahnstation auf 3.454 Meter Höhe an. Nicht ganz einfach, sich in dem großen Gebäude zurechtzufinden. Denn in jede Richtung weisen Schilder. Ich richte mich nach den Wegweisern in Richtung Eispalast. Dabei komme ich automatisch durch den 250 m langen Korridor der Alpine Sensation hindurch.

30 Gedenktafeln zieren die Wände. Ein Gefühl der Beklemmung macht sich in mir breit. Die Tafeln zeugen von den Opfern, die die Erschließung des Top of Europe gefordert hat. Es schadet sicher nicht, sich auch mal mit den Schattenseiten des Tunnelbaus auseinander zu setzen. Auch, wenn ich ein bisschen froh bin, als am Ende des Gangs schließlich die leuchtende, überdimensionierte Glaskugel auftaucht.

„Little Dreams of Switzerland“ steht auf dem Banner, das den hölzernen Fuß einer riesigen Glaskugel umfasst. Und im Inneren ist in typischer Schneekugel-Atmosphäre ein kitschiges Bild mit allen bekannten Klischees des Landes dargestellt. Genau SO stellt man sich wohl die Schweiz vor, wenn man sie nur aus Filmen und Erzählungen kennt.

Rundgang durch den Eispalast

Schon während der paar Meter durch die Ausstellung der Alpine Sensation hindurch ist die Kälte auf über 3.000 Metern Höhe deutlich zu spüren. Und das, obwohl ich mich hier noch im Inneren bewege. Den Temperaturunterschied solltet ihr vor allem im Sommer nicht unterschätzen. Packt euch also auf jeden Fall warme Kleidung ein. Auch Handschuhe und Mütze schaden nicht.

Ich bin auf jeden Fall froh über meinen Winterjacke. Denn als nächstes tauche ich in die glitzernde Welt des Eispalasts ein. Das ganze Jahr über herrscht im Inneren der Eishöhle konstant -3 Grad Celsius. Klar, sonst würde das Eis ja auch schmelzen.

Übrigens sind nicht nur die Wände und die Decke aus Eis, sondern auch der Boden ist eine spiegelglatte Oberfläche. Schuhe mit gutem Profil sind hier ratsam. Das sollten vor allem Wintersportler bedenken. Denn mit Skischuhen kann es auf der Eisfläche sehr rutschig werden. Wenn ihr also die Möglichkeit habt, dann tauscht sie noch im Tal gegen rutschfeste Winterstiefel. Das ist einerseits bequemer und andererseits benötigt ihr die Skiausrüstung am Jungfraujoch sowieso nicht. Von oben führt keine Piste ins Tal. Also auch die Ski könnt ihr getrost unten stehen lassen.

Ich für meinen Teil genieße die kleine Rutschpartie durch das Innere des beleuchteten Eispalasts. Teilweise bewege ich mich eher schlurfend vorwärts und genieße es dabei sogar ein bisschen, Mal nicht die Füße heben zu müssen. Künstler haben sich in den Nischen ausgetobt. So sind Tierskulpturen ins Eis geschlagen, die zum Teil täuschend echt wirken.

Webcam


Live-Bilder aus der Jungfrau Region. Standort der Webcam: Lauberhorn, 2.315 m. Zum Vergrößern der Cam bitte auf das Bild klicken. Du wirst auf Panomax weitergeleitet.

Hochgefühl an der Sphinx-Aussichtsplattform

Dann aber wird es Zeit, auch die Bergwelt zu genießen. Dazu geht es nach draußen. Auf die Sphinx-Aussichtsplattform. Sobald ich die Tür öffne, schlägt mir ein eisiger Wind entgegen. Das Gebäude, das nun hinter mir liegt, ist komplett vereist. Schnee ist an die Fassade gepresst. Eiszapfen bahnen sich den Weg vom Dach und von anderen überhängenden Elementen. Willkommen in der Welt der Extreme.

Bergsteigen ist ja nicht nur wegen der technischen Schwierigkeiten anstrengend und herausfordernd. Gerade im hochalpinen Bereich, wo Wind und Kälte es unwirtlich werden lassen, wird es anspruchsvoll. So stehe ich fröstelnd auf der Aussichtsplattform und beneide keinen der Alpinisten, die heute vielleicht auf dem Weg zu einem der Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau sind. Die legendäre Eiger Nordwand ist wahrscheinlich auch Nicht-Bergsteigern ein Begriff. Aber auch die anderen beiden Berge üben eine unsichtbare Anziehung auf Alpinisten aus.

Und obwohl ich nicht tauschen will, kann ich nachvollziehen, warum das so ist. Die Welt hier oben wirkt ganz anders als die Lebenswirklichkeit im Tal. Die Berge, bedeckt mit Eis und Schnee, sind unberechenbar und wild. Natürlich und mächtig. Es ist eine Herausforderung für jeden Alpinisten und es sorgt für eine kurze Zeit der Sprachlosigkeit für beinahe jeden, der die Aussichtsplattform betritt. Fast jeder nimmt sich zuerst die Zeit zum Staunen.

Denn wir sind hier oben über den Wolken. Die Sonne scheint und Schneekristalle sorgen für ein sanftes Flimmern in der Luft. Es wirkt magisch. Und gigantisch. Denn nicht nur die Gipfel sind eindrucksvoll. Auch der Blick auf den riesigen Aletschgletscher, den größten Gletscher der Alpen, werde ich wohl nicht mehr vergessen.

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Fazit

Wenn man mal vom Preis absieht, lohnt sich die Auffahrt zum Jungfraujoch auf jeden Fall. Schon während der Auffahrt kam so ein wohliges Gefühl der Vorfreude auf. Oben angekommen hat mich vor allem der Blick von der Aussichtsplattform überwältigt. Lasst euch auf jeden Fall ausreichend Zeit und lasst die Umgebung auf euch wirken. Es ist ein Ort, den ihr noch lange in Erinnerung halten werdet.

Auch die künstlerischen Skulpturen im Eispalast fand ich super. Die Shops im Inneren der Bergstation habe ich hingegen nicht besucht und bräuchte ich so auch nicht. Wenn ich einkaufen gehen möchte, würde ich das eher unten im Tal machen.

Allerdings ist die Auffahrt ziemlich teuer. Gerade für mehrköpfige Familien wird das eine kostspielige Angelegenheit. Wenn euch der Preis also nicht abschreckt, dann checkt am besten zuvor noch mal die Webcams. Es ist super ärgerlich, wenn ihr dann oben stehen würdet und alles wäre bewölkt und diesig. Diese „once-in-a-lifetime“-Erfahrung solltet ihr euch auf jeden Fall für schönes Wetter aufheben!

Denkt auch daran, dass das Jungfraujoch sehr beliebt ist. Es ist eine der Top-Attraktionen der Schweiz und international bekannt. Am entspanntesten ist es also in der Zwischensaison und unter der Woche. Ich war im Winter unterwegs und bin bereits mit der ersten Bahn nach oben gefahren. Da war es noch relativ ruhig. Außerdem hatte ich danach noch ausreichend Zeit zum Skifahren.

Lage

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