Am höchsten Punkt angekommen, reiße ich enthusiastisch die Arme in die Höhe. Von unten hätte ich nie gedacht, dass diese schroffen Felstürme der Kalkkögel in den Stubaier Alpen zu bezwingen seien. Es sah aus, als sei der Weg zum Gipfel des Steingrubenkogels nur erfahrenen Kletterern vorbehalten. Dazu zähle ich mich nicht. Und trotzdem stehe ich am Gipfelkreuz und staune über die geniale Aussicht weit ins Inntal hinein und in Richtung Innsbruck.

Lohnt sich der Klettersteig zum Steingrubenkogel?

Die Bergkette der Kalkkögel gehört zu den Stubaier Alpen in Tirol. Höchster Punkt ist die Schlicker Seespitze mit 2.804 m. Der 2.633 m hohe Steingrubenkogel ist der vierthöchste Gipfel der „Dolomiten Nordtirols“. So werden die Felstürme genannt, weil sie Ähnlichkeiten zu den italienischen Dolomiten aufweisen.

Die Tour zum Steingrubenkogel ist als schwierige Wanderung mit Klettersteigpassagen ausgeschrieben. Von der Kemater Alm geht es zuerst noch einfach, später über schwarze Bergwege steil nach oben. Insgesamt müssen 975 Höhenmeter überwunden werden. Die letzten 200 Höhenmeter müsst ihr über einen Klettersteig (Schwierigkeit B/C) zurücklegen.

Instatipp: Zwischendurch wartet eine einzeln aufragende Felsnadel im Klettersteig. Dort lohnt sich ein Foto besonders. Auch darüberhinaus bietet der Klettersteig geniale Perspektiven.

Anreise zur Kemater Alm bei Innsbruck

Von München nach Innsbruck sind es mit dem Auto knapp zwei Stunden Fahrzeit. Alternativ könnt ihr auch mit der Bahn oder mit dem FlixBus anreisen. Selbst die Anreise per Flugzeug ist möglich. Da ist vor allem die Landung super sehenswert, wenn ihr zwischen den Bergen den Flughafen anvisiert.

Um zum Steingrubenkogel zu gelangen, geht’s für uns dann per Auto aus der Innenstadt in Richtung Axams und weiter bergauf zur Kemater Alm. Der Weg zur Alm ist nur über eine kostenpflichtige Mautstraße befahrbar. Am unteren Ende der Mautstraße steht ein Automat, den hätten wir beinahe übersehen. Die Fahrt kostet 3,00 Euro.

Gigantische Felstürme am Horizont

Startpunkt:Kemater Alm
Strecke:8,4 km
Höhenmeter:975 m
Gehzeit:5,5 Std.
Beste Reisezeit:Mai bis Oktober

Alternativ könnt ihr den Fahrweg nach oben wandern. Die Forststraße führt idyllisch am Fluss entlang, vorbei an kleineren Wasserfällen, wenn das Wasser über Steinstufen schießt und durch malerische Blumenwiesen hindurch. Kurz vor der Kemater Alm ist das Ziel dann erstmals in seiner vollen Pracht auszumachen. Das ist der Moment, in dem ich mich frage, wie ich da hochkommen soll.

Schroff und unbezwingbar ragen die Felstürme in die Höhe. Wäre das ein Gemälde, würde die Szenerie kitschig wirken. Schließlich ist der Himmel tiefblau und bildet gemeinsam mit den grünen Wiesen ringsum einen starken Kontrast zu den grauen Felswänden. Kühe grasen friedlich neben der idyllischen Alm. Ich könnte ewig stehen und staunen. Doch es hilft nichts, es sind noch einige Höhenmeter zu bewältigen.

Trittsicherheit im Steilhang erforderlich

Einige Höhenmeter legen wir bereits auf dem Weg zur Adolf-Pichler-Hütte zurück. Bis dorthin geht es weiter über die Forststraße hinauf. Das Stück ist wohl am wenigsten spektakulär. Doch das macht nichts. Denn die Energie werden wir noch brauchen. Nämlich dann, wenn wir plötzlich vor einem riesigen, steil abfallenden Geröllfeld stehen.

Da müssen wir hindurch. Aber nicht nur einmal, um es zu queren, sondern bis ganz nach oben. In Serpentinen schlängelt sich der Weg hinauf zur Alpenklubscharte. An einigen Stellen ist das Geröll so locker, dass ich mich auf jeden Schritt konzentrieren muss. Weder möchte ich ausrutschen, noch möchte ich etwas lostreten. Immerhin läuft unter mir zu diesem Zeitpunkt keiner. Trittsicherheit ist in dem Steilstück auf jeden Fall notwendig.

Dafür entschädigt die Aussicht schon in der Scharte. Es fühlt sich an, als seien wir schon mittendrin in den Dolomiten Nordtirols. Die Felswände sind zum Greifen nah.

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Schlüsselstelle: Kamin

Nachdem wir das Klettersteigset samt Helm angelegt haben, greifen wir den Fels endlich richtig an. Am Drahtseil geht es beschwingt nach oben. Zuerst noch relativ leicht. Ihr müsst nur in den Gehpassagen zwischendurch aufpassen, dass ihr den Markierungen nachgeht, sonst könnt ihr in schwierigeres Gelände kommen.

Der Klettersteig führt an steilen Abhängen entlang, um Felsnadeln herum und an einigen Stellen auch steil bergauf. Die schwierigste Stelle wartet im oberen Drittel auf mich. Bis dorthin hab ich mich zum Glück schon etwas „eingeklettert“ und mit dem Klettersteig ein wenig vertraut gemacht.

Durch einen Kamin führt ein C-Stück nach oben. Es ist mit Tritten und Griffen gut abgesichert. Dennoch bin ich hochkonzentriert und froh, diese Passage gemeistert zu haben. Hochwärts ging das sogar erstaunlich gut. Ich frag mich nur, wie das wohl beim Abstieg gleich aussehen wird. Denn es geht über den selben Weg auch wieder zurück.

Sensationelle Aussicht am Gipfel

Den Gedanken an den Abstieg schiebe ich aber erstmal beiseite. Man soll ja im Hier und Jetzt leben. Und im Hier und Jetzt gibt’s erstmal eine Gipfelpause. Während ich so genüsslich in einen knackigen Apfel beiße und den Blick schweifen lasse, merke ich erst, wie unfassbar weit man blicken kann.

Ich drehe mich um die eigene Achse. Da sehe ich weit ins Inntal hinein mit der Stadt Innsbruck ganz unten. Links davon ragt die Nordkette auf, rechts sehe ich den Patscherkofel, den ich eindeutig an der großen Antenne erkenne. Weiter nach rechts blickend, schaue ich in Olperer und Hochfeiler. Ganz im Hintergrund ist auch schemenhaft der Langkofel zu erkennen. Dort beginnen die echten Dolomiten.

Auf der anderen Seite schweifen die Augen über das Sellraintal. Die Lampsenspitze kann ich erkennen. In der Gegend war ich schon mal zum Skitourengehen. Und dann ist da noch das Wettersteinmassiv mit der Zugspitze zu erkennen. Wahnsinns Aussicht.

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Fazit

Die Wanderung zum Steingrubenkogel lohnt sich, wenn ihr schon öfter in den Bergen unterwegs wart und bereits erste Klettersteigerfahrung gesammelt habt. Da der Hinweg aber gleichbedeutend mit dem Rückweg ist, müsst ihr euch gegebenenfalls auf Gegenverkehr im Klettersteig einstellen. Das kann ungewohnt sein, aber es gibt genügend Möglichkeiten um auszuweichen und andere Kletterer durchzulassen.

Wenn ihr Staus oder zu viel Andrang vermeiden wollt, dann plant die Tour am besten unter der Woche und startet früh. So solltet ihr dem Ansturm entgehen. Bei Regen ist die Tour übrigens nicht zu empfehlen. Dann kann es glitschig werden.

Und wenn ihr am Ende hungrig zurückkommt, dann kehrt auf der Sonnenterrasse der Kemater Alm ein. Dort könnt ihr euch so hinsetzen, dass ihr beim Essen euer Tagesziel noch mal im Blick habt. Und auch, wenn ihr dann schon oben standet, so sieht es von unten noch immer beeindruckend aus. Versprochen.

Lage

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