Wildzerklüftete Klippen, Felsentore und Höhlen, dazwischen ein zauberhafter Sandstrand: Das ist die Praia do Camilo. Eine kurze Wanderung führt von Lagos aus direkt zu diesem verwunschen wirkenden Strand, der weit unten über eine Holztreppe zu erreichen ist. Ich habe die Algarve in Portugal besucht und mich auf den Weg nach Lagos gemacht, um die legendäre Küste der Umgebung zu erkunden.

Lohnt sich ein Besuch der Praia do Camilo?

Die Praia do Camilo bei Lagos gehört zweifellos zu den schönsten Stränden Portugals. Vielleicht ist es sogar der schönste? Ich jedenfalls konnte mich kaum sattsehen. Im Herbst war ich dort und hatte den Strand beinahe für mich alleine. Von oben habe ich den grandiosen Ausblick auf die großartigen Sandsteinklippen, zwei natürliche Felsbögen im Wasser und die beiden Sandbuchten genossen. In der Ferne locken der Meereshorizont und die im Osten liegende Küste von Portimao.

Die Holztreppe mit ihren 200 Stufen gehört an der Praia do Camilo einfach dazu, sie fügt sich gut in die Landschaft ein. Ich empfehle die Erkundung der Küste zu Fuß. Ab Lagos geht es eine knappe Stunde hinauf und hinab. Gegen Ende müsst ihr ein kurzes Stück an der Straße entlang, die Vorfreude steigt mit jedem Meter.

Und am Camilo-Strand ist der Spaß noch lange nicht vorbei: Gleich nebenan wartet das Kap Ponta da Piedade mit seinem Leuchtturm und den bizarren Felsen, umgeben vom tosenden Meer.

Instatipp: Einen tollen Blick auf den Strand genießt ihr rechts oberhalb, gleich hinter dem Parkplatz. Da sind aber brüchige Sandsteinfelsen, nicht zu nah an die Abbruchkante gehen! Natürlich hat auch die Aussicht von der Treppe etwas für sich, bei Instagram ist sie ein echter Hit. Denn die Treppe ist der perfekte Laufsteg, keine Frage!

Anreise nach Lagos

An die Algarve in der südwestlichen Ecke Europas kommt ihr entweder mit dem Flugzeug oder nach einer mehrtägigen Autofahrt. In Faro befindet sich der Flughafen der Algarve. Diese Stadt liegt etwa 80 Kilometer östlich von Lagos. Linienbusse brauchen für die Strecke knapp drei Stunden. Sie fahren beinahe jedes Ortszentrum an. Zugverbindungen gibt es ebenfalls. Auch von Lissabon aus ist Lagos gut zu erreichen.

Vom Stadtzentrum in Lagos könnt ihr an den Stränden und ein kurzes Stück an der Straße entlang bis zur Praia do Camilo laufen. Auf dem größten Teil der Strecke erlebt ihr die Küste hautnah. Falls ihr weniger Zeit habt oder schlecht zu Fuß seid, kommt ihr auch ganz bequem mit dem Auto zur Praia do Camilo. Oberhalb des Strandes gibt es einen Parkplatz. Richtung Ponta da Piedade fahren, nach etwa zwei Kilometern zeigt ein Wegweiser zum Strand!

Mit dem Nahverkehrsbus (Linie 2) kommt ihr vom Stadtzentrum bis zur Praia Dona Ana. Von dort aus geht es etwa einen Kilometer an der Straße entlang.

Wanderung von Lagos zur Praia do Camilo

Start:Lagos
Entfernung:ca. 3 km
Must-Do:Foto auf Holztreppe
Empfohlene Dauer:mindestens einen ganzen Tag
Beste Reisezeit:Frühjahr bis Herbst

Im historischen Zentrum von Lagos angekommen, habe ich mich zunächst dort umgesehen. Schmale steile Gassen, prachtvolle Kirchen und eine monumentale Stadtmauer prägen die Altstadt. Beim Castelo de Lagos direkt am Meer bin ich losgelaufen und habe etwa drei Kilometer zurückgelegt. Schuhe mit gutem Profil sind für die Trittsicherheit auf den Pfaden absolut sinnvoll. Bei meinem Besuch sind die Wege feucht und über mir ziehen sich dunkle Wolken zusammen.

Direkt am Ufer passiere ich die Praia da Batata und die Praia dos Estudiantes. Die beiden Stadtstrände bieten schon einen tollen Vorgeschmack: Zwischen den Felsen liegen schmale Sandbuchten, die durch kleine Tunnel miteinander verbunden sind. Die Brandung hat so manchen Küstenabschnitt unterhöhlt, so dass zum Beispiel ein steiler Treppenabgang zur Praia do Pinhão gesperrt werden musste. Haltet euch an die Verbotsschilder: Wer sie ignoriert, riskiert nicht nur seine Gesundheit, sondern auch empfindliche Strafen!

Der Küstenpfad ist gesperrt

Schöne Pfade führen bis hinunter an die Praia Dona Ana. Dieser weitläufige Strand wird von steilen Klippen und felsigen Eilanden geprägt. Kormorane trocknen ihre Flügel in Sichtweite und Möwen wagen sich bis an meine Fußzehen. Richtung Meer ist die Aussicht einzigartig, aber oberhalb des Strandes befindet sich eines der größten Hotels der Algarve. Und das sieht ziemlich klotzig aus.

Der verlockende Küstenpfad Richtung Praia do Camilo ist gesperrt, also laufe ich die Straße hinauf und halte mich links. Rechts fällt die Bauruine eines riesigen Hotelflügels mit abgestorbenen Palmenstümpfen auf, die eher bizarren Charakter hat und an einen Lost Place denken lässt. Auf dem Weg riskiere ich einen Blick auf naturbelassenes, privates Küstengelände, das hoffentlich unbebaut bleiben wird. Manche Wanderer halten sich nicht an die Verbote und huschen durch die Felder. Die Straße zur Praia do Camilo zweigt nach links ab und nach ein paar Minuten bin ich da.

200 Holzstufen zum Traumstrand hinunter

Von oben wirkt der Camilo-Strand besonders schön: eine kleine, bezaubernde Sandbucht zwischen schroff aufragenden, im Sonnenlicht glitzernden Felsen. Imposante Klippen ragen aus dem Meer. Direkt am Strand sowie weiter draußen im Wasser gibt es zwei ziemlich fotogene Felsbögen. Als ich die Holztreppe hinabsteige, ergeben sich immer neue Aussichten auf diese zerklüftete Küste. Im Sommer dürfte der Strand sehr belebt sein, doch bei meinem Besuch verirren sich nur wenige Besucher an der Praia do Camilo und der benachbarten Praia da Boneca.

Unten gelange ich durch einen kleinen Felstunnel zu einer weiteren Sandbucht. Die rauschende Brandung klatscht krachend gegen die Felsen. Eine steife Brise begleitet meinen Aufenthalt am Strand, dann fängt es an zu regnen. An den steilen, von Rissen durchzogenen Sandsteinfelsen bilden sich Rinnsale, ab und zu rieseln kleine Felsbrocken nach unten. Mir wird klar, dass ich am Abhang keinen Schutz vor der Nässe suchen sollte und stelle mich in den Tunnel.

Unvergessliches Panorama auf den Atlantik

Nach einer halben Stunde reißt der Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Majestätisch überspannt ein Regenbogen die gesamte Küste. Lange verharre ich vor diesem unvergesslichen Panorama. Die Brandung, die Felsen, der kühle Wind und der wundervolle Regenbogen lassen mich an Irland denken. Im Augenblick liegt Ewigkeit!

Seid ihr im Sommer an der Algarve, ist eitel Sonnenschein angesagt, keine Frage. In der Nebensaison jedoch kann das Wetter rauer sein, so wie ich es erlebt habe. Aber gerade das hat mir diesen zeitlosen Moment eines grandiosen Regenbogens verschafft, der nur sehr langsam verblasst. Dann ist das Naturschauspiel vorbei. Nun möchte ich noch das weit in den Atlantik hinausragende Kap besuchen, das übersetzt „Spitze des Erbarmens“ heißt.

Weitere paradiesische Strände im Umkreis

An der Straße entlang dauert es nur ein paar Minuten von der Praia do Camilo zur einen Kilometer entfernten Ponta da Piedade. Ich entscheide mich, auf dem naturbelassenen Küstenbereich hinüberzulaufen und mich von dem Gewirr schmaler Pfade leiten zu lassen. Direkt am Steilufer ist der Weg gesperrt, doch bei einem kleinen Bauernhof gibt es einen Pfad.

Immer wieder komme ich zu schmalen Felsvorsprüngen, wunderschön bewachsenen Hängen und zu Bäumen, die als „Sturmflüchter“ ganz schief aussehen. Hier kann man stundenlang umher wandern und sich von der wilden Landschaft begeistern lassen. Weitere kleine Strände wie die Praia dos Pinheiros und die Praia da Balança locken.

Atemberaubendes Kap mit Leuchtturm

Der Leuchtturm an der Ponta da Piedade ist niedrig, aber ziemlich fotogen. Lasst den Parkplatz hinter euch! Zur Wahl stehen die gesicherten Bohlenwege mit Geländer oder Trampelpfade, die teils bis nahe an den Klippenrand führen. Die Küste sieht ziemlich angeknabbert aus und das ist sie auch. Schmale Felsnadeln und bizarre Türme ragen aus dem Meer, zerklüftete Höhlen durchlöchern die Klippen.

Der Atlantik leistet seit Äonen ganze Arbeit: Der Sandstein ist porös, man sollte Respekt vor der Natur haben und sich der Gefahren bewusst sein. Ein „noch atemberaubenderes Instagram-Selfie“ kann ins Auge gehen. Knapp hinter dem Bohlenweg gähnt ein beinahe kreisrundes Loch, gefährlich versteckt es sich hinter einem Gebüsch.

Ich bin gerade noch rechtzeitig an der Ponta da Piedade: Zwischen einem Wolkengebirge erhasche ich die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs. Auf den Wegen könnte ich weiterwandern und bis zur Praia do Canavial bei Porto de Mos gelangen. Eine Steilküste lockt in der Ferne.

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Fazit

Besonders spannend ist es, an der Algarve auf der „Rota Vicentina“ zu wandern. Einzelne Etappen des Küstenwegs führen von Lagos bis nach Sagres und zum sturmumtosten Westkap Portugals, dem Cabo de Sao Vicente. Dort ist Europa zu Ende.

In der  Altstadt von Lagos lohnt sich ein Besuch des Museu Municipal, das die Geschichte dieser Seefahrerstadt beleuchtet. Von dort aus könnt ihr die prächtige Igreja de Santo António betreten, die mit goldüberzogenen Schnitzereien prahlt, die so gar nicht zu dem einfachen Leben des Franziskaners Antonius von Padua passen wollen, dem diese Kirche geweiht ist.

Wollt ihr in Lagos surfen oder einfach nur einen Badetag einlegen, dann auf zur kilometerlangen Meia Praia im Osten. Dort stören keine Felsen das Vergnügen.

Ein absolutes Must-Do ist die Kayak- oder Schiffstour zu den zerklüfteten Felsenküsten. Hier bieten sich ganz andere Perspektiven als von Land aus. Eine Bootfahrt könnt ihr vom Hafen in Lagos aus oder auch direkt von der Ponta da Piedade aus unternehmen. Grotten, Höhlen und Felsvorsprünge mit so sprechenden Namen wie „Kamelkopf“, „Schornstein“ oder „Kathedrale“  werden von den kleinen Ausflugsbooten angefahren.

Ich habe so eine Tour gebucht, allerdings bei sehr starkem Seegang. Um Haaresbreite hat der Bootsführer an den kantigen Steinen vorbei navigiert, da stockt einem der Atem und die Begeisterung steigt. Wird schon gutgehen, hoffe ich! Seid ihr im Sommer hier, ist es wahrscheinlich weniger stürmisch. Dann habt ihr ziemlich viel Gesellschaft an der Algarve, dafür sind die Wassertemperaturen zum Baden ideal. So oder so: Es lohnt sich in jedem Fall!

Praktische Links

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